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Bankenreserven

Was sind Bankenreserven?

Bankenreserven sind die liquiden Mittel, die Geschäftsbanken entweder in ihren Tresoren als Bargeld halten oder auf Konten bei der Zentralbank hinterlegen. Sie sind ein grundlegendes Konzept der Monetären Ökonomie und spielen eine zentrale Rolle für die Stabilität des Finanzsystems sowie für die Umsetzung der Monetäre Politik. Diese Reserven dienen in erster Linie dazu, die Zahlungsverpflichtungen der Banken zu erfüllen, beispielsweise wenn Kunden Geld abheben oder Überweisungen tätigen.

Geschichte und Ursprung

Die Praxis, Reserven zu halten, reicht bis zu den ersten Geschäftsbanken im frühen 19. Jahrhundert zurück. Damals gab jede Bank eigene Banknoten aus, die oft nur regional zirkulierten. Der Austausch dieser Noten zwischen verschiedenen Regionen war kostspielig und riskant, da Informationen über die tatsächlich vorhandenen Gelder bei anderen Banken fehlten. Mit der Einführung nationaler Bankgesetze, wie dem National Bank Act von 1863 in den Vereinigten Staaten, wurden formelle Reserveanforderungen auf nationaler Ebene etabliert, um die Banknoten und Einlagen zu sichern. Das Gesetz forderte von Banken, die unter nationaler Charta operierten, eine Reserve von 25 % gegen sowohl Noten- als auch Einlagenverbindlichkeiten.

Die Schaffung 15von Zentralbanken, wie des Federal Reserve Systems in den USA im Jahr 1913, veränderte die Rolle der Bankenreserven erheblich. Die Federal Reserve Act sah vor, dass Mitgliedsbanken Reserven in Form von Federal Reserve Notes oder Einlagenkonten bei ihrer lokalen Reservebank halten mussten. Ursprünglich sol14lten diese Reserven die Liquidität der Banken gewährleisten und die Geldmenge kontrollieren. Im Laufe der Zeit w13andelte sich die Begründung für Reserveanforderungen; sie wurden eher zu einem ergänzenden Instrument der Geldpolitik, das die Auswirkungen von Offenmarktgeschäfte und Diskontpolitik verstärkt. Eine umfassende historis12che Betrachtung der Rationalen und Funktionen von Reserveanforderungen ist in einer Publikation der Federal Reserve Bank of Richmond verfügbar.

Wichtige Erkenntnisse11

  • Bankenreserven sind Bargeld und Einlagen von Geschäftsbanken bei der Zentralbank.
  • Sie dienen der Sicherstellung der Liquidität und der Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen.
  • Zentralbanken nutzen Bankenreserven als Instrument der Monetäre Politik zur Steuerung der Geldmenge.
  • Die Höhe der Bankenreserven wird durch die Mindestreservepflicht (sofern vorhanden) und durch Überschussreserven bestimmt.
  • Regulierungsrahmen wie Basel III haben erhebliche Auswirkungen auf die Kapitalanforderungen und damit indirekt auf die gehaltenen Bankenreserven.

Formel und Berechnung

Traditionell wurden Bankenreserven in zwei Komponenten unterteilt: erforderliche Reserven und Überschussreserven.

  1. Erforderliche Reserven (Required Reserves): Der Mindestbetrag, den eine Bank gemäß der Mindestreservepflicht der Zentralbank halten muss. Dies wird als Prozentsatz der bestimmten Einlagen berechnet.
  2. Überschussreserven (Excess Reserves): Der Betrag der Reserven, den eine Bank über die erforderlichen Reserven hinaus hält.

Die Formel für die gesamten Bankenreserven (Total Reserves) lautet:

Total Reserves=Required Reserves+Excess Reserves\text{Total Reserves} = \text{Required Reserves} + \text{Excess Reserves}

Dabei wird die Mindestreservepflicht (Reserve Requirement Ratio, RRR) wie folgt berechnet:

Required Reserves=Deposits×RRR\text{Required Reserves} = \text{Deposits} \times \text{RRR}

In vielen Ländern, einschließlich der Vereinigten Staaten, wurde die Mindestreservepflicht jedoch abgeschafft oder auf Null gesetzt, wie die Federal Reserve dies im März 2020 tat., In solchen Systemen bestehen die Bankenre10serven fast ausschließlich aus Überschussreserven.

Interpretation der Bankenreserven

Die Höhe der Bankenreserven kann als Indikator für die Liquidität im Bankensystem und die Haltung der Zentralbank bezüglich der Monetäre Politik interpretiert werden. Hohe Überschussreserven können darauf hindeuten, dass Banken über reichlich Liquidität verfügen, was unter normalen Umständen die Kreditvergabe fördern könnte. Wenn eine Zentralbank die Zinsen auf Überschussreserven anpasst, beeinflusst sie die Anreize für Banken, diese Liquidität entweder zu halten oder zu verleihen. Die Entwicklung der Reserven ist auch ein wichtiger Bestandteil der Bilanz der Zentralbank und wird von Marktteilnehmern genau verfolgt, um die geldpolitische Ausrichtung zu verstehen.

Hypothetisches Beispiel

Angenommen, die Zentralbank ei9nes Landes hat eine Mindestreservepflicht von 10 % für Sicht Einlagen festgelegt. Bank Alpha verfügt über 100 Millionen Euro an Sicht Einlagen.

  1. Berechnung der erforderlichen Reserven:
    Erforderliche Reserven = 100 Millionen Euro * 10 % = 10 Millionen Euro.

  2. Situation 1: Bank Alpha hält genau die erforderlichen Reserven.
    Bank Alpha hält 10 Millionen Euro in ihrem Zentralbankkonto. Die Kreditvergabe der Bank ist durch die verbleibenden 90 Millionen Euro begrenzt, die sie als Kredite ausgeben kann.

  3. Situation 2: Bank Alpha hält Überschussreserven.
    Wenn Bank Alpha 12 Millionen Euro bei der Zentralbank hält, dann sind 10 Millionen Euro davon erforderliche Reserven und 2 Millionen Euro sind Überschussreserven. Diese 2 Millionen Euro könnten potenziell für zusätzliche Kreditvergabe genutzt werden, was die Geldmenge beeinflussen würde.

Dieses Beispiel illustriert, wie Bankenreserven direkt die Fähigkeit einer Bank zur Kreditvergabe beeinflussen und somit die Breite der Wirtschaftsaktivität.

Praktische Anwendungen

Bankenreserven sind in mehreren Bereichen von entscheidender Bedeutung:

  • Monetäre Politik: Zentralbanken nutzen die Steuerung von Bankenreserven, um ihre Monetäre Politik umzusetzen. Durch Offenmarktgeschäfte (Kauf oder Verkauf von Wertpapieren) oder die Anpassung des Diskontsatzes (Zinssatz für Kredite über das Discount-Fenster) können sie die Menge der verfügbaren Reserven im Bankensystem beeinflussen und somit die kurzfristigen Zinssätze und die Kreditvergabe steuern.
  • Bankenliquidität und Stabilität: Bankenreserven stellen eine primäre Quelle für die Liquidität einer Bank dar. Sie ermöglichen es Banken, unerwartete Abhebungen von Einlagen zu bewältigen und den täglichen Zahlungsverkehr reibungslos abzuwickeln, was zur Aufrechterhaltung der Stabilität des Finanzsystems beiträgt.
  • Finanzregulierung: Internationale Regulierungsrahmen wie Basel III legen Kapitalanforderungen und Liquiditätsstandards für Banken fest. Obwohl Basel III nicht direkt die traditionelle Mindestreservepflicht betrifft, fördert es das Halten von hochqualitativen liquiden Vermögenswerten, zu denen auch Zentralbankreserven gehören, um die Widerstandsfähigkeit der Banken in Zeiten von Stress zu erhöhen.,

Einschränkungen und Kritikpunkte

Die Effektivität und die Rolle von Bankenreserven als geldpol8itisches Instrument haben sich im Laufe der Zeit gewandelt und sind Gegenstand von Debatten. Historisch gesehen wurde die Mindestreservepflicht als Weg zur Sicherung der Bankliquidität und zur Begrenzung der Kreditvergabe angesehen. Es zeigte sich jedoch, dass sie die Bankliquidität nur begrenzt garantieren konnte und Bankenläufe weiterhin auftraten.

In einem System mit reichlich Überschussreserven), wie es in vielen großen Volkswirtschaften nach der Finanzkrise von 2008 der Fall war und insbesondere nachdem die Federal Reserve ihre Mindestreservepflicht auf Null setzte, verliert die traditionelle Mindestreservepflicht ihre Bedeutung als direkter Hebel für die Geldmenge., Stattdessen steuern Zentralbanken die Zinsen oft durch die Verzinsung der Reserven. Kritiker weisen darauf 6hin, dass eine zu starke Abhängigkeit von hohen Überschussreserven die Komplexität der geldpolitischen Steuerung erhöhen kann.

Darüber hinaus warnen Institutionen wie der Internationale Währungsfonds (IWF), dass die Unabhängigkeit der Zentralbank entscheidend für die Aufrechterhaltung der Finanzstabilität ist., Politische Eingriffe oder die Erosion der Glaubwürdigkeit einer Zentralbankr4albank) könnten die Wirksamkeit der Geldpolitik, einschließlich der Steuerung der Bankenreserven, untergraben und zu Instabilität führen. Der IWF bewertet regelmäßig die globalen Finanzsystem-Risiken, auch im H3inblick auf Banken und die Geldpolitik.,

Bankenreserven vs. Geldmenge

Obwohl Bankenreserven und die Geldmenge en2g1 miteinander verbunden sind, stellen sie unterschiedliche Konzepte dar.

MerkmalBankenreservenGeldmenge
DefinitionLiquide Mittel, die Banken in ihren Tresoren oder bei der Zentralbank halten.Gesamtwert der liquiden Vermögenswerte in einer Volkswirtschaft (Bargeld und Einlagen).
ZweckGewährleistung der Bankliquidität; Instrument der Monetäre Politik.Maß für die wirtschaftliche Aktivität und die Preisstabilität.
InhaberGeschäftsbanken (und andere Depository Institutions).Haushalte, Unternehmen und der Staat.
BeeinflussungDirekt durch die Zentralbank (z.B. über Offenmarktgeschäfte).Indirekt durch die Monetäre Politik, die die Kreditvergabe der Banken beeinflusst.

Bankenreserven sind eine Komponente, die es Banken ermöglicht, Einlagen zu halten und Kredite zu vergeben, wodurch die Geldmenge in der Wirtschaft geschaffen oder beeinflusst wird. Eine Erhöhung der Reserven, insbesondere der Überschussreserven, kann die Fähigkeit der Banken zur Kreditvergabe erweitern, während eine Reduzierung diesen Prozess einschränken kann.

FAQs

Warum halten Banken Reserven?

Banken halten Reserven hauptsächlich, um die Abhebungen und Zahlungen ihrer Kunden zu decken und um gesetzliche Anforderungen oder interne Liquiditätsziele zu erfüllen. Sie sind entscheidend für die tägliche Funktionsweise des Bankgeschäfts.

Was ist der Unterschied zwischen erforderlichen Reserven und Überschussreserven?

Erforderliche Reserven sind der Mindestbetrag, den eine Bank laut Mindestreservepflicht der Zentralbank halten muss. Überschussreserven sind die zusätzlichen Reserven, die eine Bank über dieses gesetzliche Minimum hinaus hält.

Wie beeinflussen Bankenreserven die Wirtschaft?

Bankenreserven beeinflussen die Wirtschaft, indem sie die Fähigkeit der Banken zur Kreditvergabe und damit die Geldmenge im Umlauf steuern. Wenn Banken mehr Reserven haben und bereit sind, diese zu verleihen, kann dies die Kreditmärkte lockern, die Investitionen ankurbeln und das Wirtschaftswachstum fördern.

Zahlen Zentralbanken Zinsen auf Bankenreserven?

Viele Zentralbanken, einschließlich der Federal Reserve, zahlen Zinsen auf die Reserven, die Geschäftsbanken bei ihnen halten. Dies ist ein wichtiges Instrument der Monetäre Politik, um die kurzfristigen Zinssätze im Finanzsystem zu beeinflussen.

Hat die Abschaffung der Mindestreservepflicht die Bankenreserven bedeutungslos gemacht?

Nein. Obwohl die Mindestreservepflicht in einigen Ländern, wie den USA, auf Null gesetzt wurde, bleiben Bankenreserven von großer Bedeutung. Banken halten weiterhin erhebliche Überschussreserven, um Liquidität zu gewährleisten, und Zentralbanken nutzen andere Mechanismen, wie die Verzinsung dieser Reserven, um die Monetäre Politik zu steuern.