Was ist ein Forwardkontrakt?
Ein Forwardkontrakt ist ein individuell zugeschnittenes Finanzderivat, bei dem sich zwei Parteien verpflichten, einen bestimmten Basiswert zu einem festgelegten Preis an einem zukünftigen Datum zu kaufen oder zu verkaufen. Als Teil der Kategorie der Derivate ermöglicht der Forwardkontrakt, Preisrisiken im Finanzmarkt zu steuern. Im Gegensatz zu standardisierten Börsengeschäften werden Forwardkontrakte außerbörslich (Over-the-Counter, OTC) gehandelt, was eine hohe Flexibilität bei der Gestaltung von Menge, Qualität und Fälligkeitsdatum ermöglicht. Beide Vertragsparteien sind zur Erfüllung des Kontrakts verpflichtet, unabhängig von der zukünftigen Preisentwicklung des Basiswerts.
Geschich40te und Ursprung
Die Wurzeln des Derivatehandels, zu dem auch der Forwardkontrakt gehört, reichen weit zurück und sind eng mit dem Bedarf an Absicherung in der Landwirtschaft verbunden. Eine der frühesten und bekanntesten Formen des organisierten Termingeschäfts entstand im 17. Jahrhundert in Japan mit der Dōjima-Reisbörse in Osaka. Diese Börse, die offiziell 1730 lizenziert wurde, ermöglichte es Reisproduzenten und -händlern, Verträge über zukünftige Reislieferungen zu festen Preisen abzuschließen, um sich gegen Preisschwankungen abzusichern. Obwohl es sich hierbei st38, 39reng genommen um frühe Futures-Kontrakte handelte, legten diese Vereinbarungen den Grundstein für die Entwicklung unstandardisierter, bilateraler Forwardkontrakte, die sich über Jahrhunderte in verschiedenen Märkten etablierten, um spezifische Bedürfnisse von Handelspartnern zu erfüllen, die individuelle Konditionen benötigten, die von einer standardisierten Börse nicht geboten werden konnten.
Wichtige Erkenntnisse
- Ein Forwardkontrakt ist eine private, anpassbare Vereinbarung zwischen zwei Parteien über den Kauf oder Verkauf eines Basiswerts zu einem zukünftigen Zeitpunkt zu einem vorher festgelegten Preis.
- Er wird außerbörslich (OTC) geh37andelt, was im Gegensatz zu standardisierten Börsengeschäften wie Futures eine hohe Flexibilität in Bezug auf Menge, Qualität und Lieferdatum bietet.
- Beide Parteien sind vertraglich zur E36rfüllung des Forwardkontrakts verpflichtet, unabhängig davon, wie sich der Marktpreis des Basiswerts bis zum Fälligkeitsdatum entwickelt.
- Forwardkontrakte werden häufig zur [Absi35cherung](https://diversification.com/term/absicherung) gegen Preisrisiken oder zur Spekulation eingesetzt.
- Das [Kontrahentenrisiko](https://diversif[33](https://www.ig.com/de/trading-glossar/forward-kontrakt-definition), 34ication.com/term/kontrahentenrisiko) ist ein wesentlicher Aspekt von Forwardkontrakten, da keine zentrale Clearingstelle die Erfüllung der Verpflichtungen garantiert.
Formel und Berechnung
Der Forwardpreis ei31, 32nes Forwardkontrakts wird so berechnet, dass keine Arbitragemöglichkeiten zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses bestehen. Für einen Basiswert ohne Erträge (wie Dividenden oder Zinsen) unter Berücksichtigung eines risikofreien Zinssatzes lässt sich der Forwardpreis (F) wie folgt ermitteln:
Wo:
- (F) = Forwardpreis
- (S) = Aktueller Kassakurs (Spot Price) des Basiswerts
- (r) = Risikofreier Zinssatz (auf Jahresbasis)
- (T) = Zeit bis zum Fälligkeitsdatum des Kontrakts (in Jahren oder als Bruchteil eines Jahres)
Diese Formel berücksichtigt die Opportunitätskosten, die entstehen, wenn man den Basiswert heute kaufen und halten würde, anstatt ihn in der Zukunft über den Forwardkontrakt zu erwerben.
Interpretation des Forwardkontrakts
Die Interpretation eines Forwardkontrakts hängt von der Perspektive der beteiligten Partei ab. Für den Käufer (Long-Position) ist der Forwardkontrakt eine Verpflichtung, den Basiswert zum vereinbarten Lieferpreis zu kaufen. Wenn der zukünftige Kassakurs des Underlyings am Fälligkeitsdatum höher ist als der im Forwardkontrakt festgelegte Preis, erzielt der Käufer einen Gewinn. Ist der Kassakurs niedriger, entsteht ein Verlust. Umgekehrt verhält es sich für den Verkäufer (Short-Position): Er verpflichtet sich, den Basiswert zu liefern. Ein Gewinn entsteht, wenn der zukünftige Kassakurs unter dem vereinbarten Forwardpreis liegt, während ein Verlust eintritt, wenn der Kassakurs höher ist. Forwardkontrakte können zur Spekulation auf zukünftige Preisbewegungen oder zur Reduzierung von Unsicherheiten durch das Festlegen eines zukünftigen Preises genutzt werden.
Hypothetisches Beispiel
Angenommen, ein Landwirt in den USA erwartet in sechs Monaten eine große Ernte von 10.000 Tonnen Mais und möchte sich gegen einen möglichen Preisverfall absichern. Der aktuelle Kassakurs für Mais beträgt 150 USD pro Tonne. Der Landwirt schließt einen Forwardkontrakt mit einem Getreidehändler ab, um in sechs Monaten 10.000 Tonnen Mais zu einem Lieferpreis von 152 USD pro Tonne zu verkaufen.
- Vertragsabschluss: Heute, der Landwirt (Verkäufer) und der Getreidehändler (Käufer) vereinbaren einen Forwardkontrakt über 10.000 Tonnen Rohstoffe (Mais) zu 152 USD/Tonne, lieferbar in sechs Monaten.
- Szenario 1: Maispreis fällt. Sechs Monate später beträgt der Kassakurs für Mais 145 USD pro Tonne. Der Landwirt liefert die 10.000 Tonnen Mais an den Händler und erhält den vertraglich vereinbarten Preis von 152 USD pro Tonne, also insgesamt 1.520.000 USD. Hätte er den Mais zum aktuellen Kassakurs verkauft, hätte er nur 1.450.000 USD erhalten. Er hat somit einen Gewinn von 70.000 USD aus dem Forwardkontrakt erzielt, da er 7 USD pro Tonne über dem aktuellen Marktpreis verkauft hat.
- Szenario 2: Maispreis steigt. Sechs Monate später beträgt der Kassakurs für Mais 158 USD pro Tonne. Der Landwirt liefert die 10.000 Tonnen Mais zum vereinbarten Preis von 152 USD pro Tonne. Er erhält 1.520.000 USD. Hätte er keinen Forwardkontrakt gehabt, könnte er den Mais für 1.580.000 USD auf dem Markt verkaufen. Er hat somit einen Verlust von 60.000 USD aus dem Forwardkontrakt, da er 6 USD pro Tonne unter dem aktuellen Marktpreis verkauft hat.
Dieses Beispiel zeigt, wie ein Forwardkontrakt eine Preissicherheit schafft, entweder zum Schutz vor Verlusten oder auf Kosten potenzieller Gewinne.
Praktische Anwendungen
Forwardkontrakte finden in verschiedenen Bereichen der Finanzwelt und Wirtschaft Anwendung:
- Absicherung von Rohstoffpreisen: Unternehmen, die große Mengen an Rohstoffen wie Öl, Gas oder Agrarprodukte kaufen oder verkaufen, nutzen Forwardkontrakte, um sich gegen zukünftige Preisschwankungen abzusichern. Ein Produzent kann einen zukünftigen Verkaufspreis festlegen, während ein Verbraucher einen zukünftigen Einkaufspreis fixieren kann.
- Devisenabsicherung: International tätige Unternehmen setzen Forwardkontrakte ein, um das Währungsrisiko bei zukünftigen Einnahmen oder Ausgaben in Fremdwährung zu minimieren. Sie können den Wechselkurs für eine zukünftige Transaktion (z.B. den Kauf von Devisen) festlegen und so Unsicherheiten bei der Budgetplanung reduzieren.
- Zinsmanagement: Obwohl es spezifische Instrumente wie Zinsswaps gibt, können Forward Rate Agreements (FRAs), eine Form des Forwardkontrakts, zur Absicherung gegen zukünftige Zinsbewegungen verwendet werden.
- Regulierung des OTC-Derivatemarktes: Die Natur von Forwardkontrakten als außerbörsliche (OTC) Instrumente hat die Regulierungslandschaft beeinflusst. Nach der Finanzkrise 2008 wurde die Notwendigkeit einer besseren Regulierung des OTC-Derivatemarktes deutlich. In den USA führte dies zur Verabschiedung des Dodd-Frank Wall Street Reform and Consumer Protection Act im Jahr 2010, der darauf abzielt, die Transparenz zu erhöhen und systemische Risiken im OTC-Markt zu reduzieren. Regulierungsbehörden wie die Federal Reserve 27, 28, 29spielen eine Rolle bei der Umsetzung dieser Reformen.
Einschränkungen und Kritikpunkte
Trotz ihrer Flexibilität und ihrer Nützlichkeit für die Absicherung weisen Forwar26dkontrakte mehrere wichtige Einschränkungen und Kritikpunkte auf:
- Kontrahentenrisiko: Da Forwardkontrakte bilateral und außerbörslich (OTC) gehandelt werden, besteht ein inhärentes Kontrahentenrisiko. Dies ist das Risiko, dass eine der Parteien ihren Verpflichtungen aus dem Vertrag nicht nachkommt. Im Gegensatz zu börsengehandelten Terminkontrakten, bei denen eine Clearingstelle als Vermittler fungiert und das Ausfallrisiko minimiert, gibt es bei Forwardkontrakten keine solche Absicherung. Dieses Risiko wurde insbesondere in der Finanzkrise 2008 deutlich. Die [Bank of England](https://www.bankofengland.co.uk/financi[23](https://vertexaisearch.cloud.google.com/grounding-api-redirect/AUZIYQHWTa-V_-h9vkffo29XBsH2oAbjjATLTOgT2Iv0M9vgtKEAwgd7-hV-MjjyO7MISjVSRGBRHHWMevXWwwVqFj9mMpTXMk_cMuyBXd4ezN4zTTXE9pu-1ycehespbGpvdV07cu7zcIN0B19RpJfkK6PtqelCrwLuBw1OcpW5Rvs9BPLWaBE8bLGLgAGlOFi4v40Ezct_s8oRNlgYkF0HDAbGmY6zj5BTyFbu), 24, 25al-stability/financial-stability-report/2021/july-2021/box-b-the-evolution-of-counterparty-risk) hat die Entwicklung und das Management des Kontrahentenrisikos im Finanzsystem untersucht.
- Geringe Liquidität: Aufgrund ihrer maßgeschneiderten Natur sind Forwardkontrakte in der Regel nicht sehr liquide. Es kann schwierig sein, einen Forwardkontrakt vor dem Fälligkeitsdatum zu liquidieren oder eine Gegenpartei für eine offsetting-Transaktion zu finden, da die Bedingungen spezifisch für die ursprünglichen Parteien sind. Dies kann zu Problemen führen, wenn sich die Bedürfnisse einer Partei ändern oder sie aus dem Kontrakt aussteigen möchte.
- Mangel an Transparenz: Der OTC-Handel bedeutet auch einen Mangel an Transparenz im Vergleich zu börsengehandelten Instrumenten. Die Preise und Volumina von Forwardkontrakten sind nicht öffentlich zugänglich, was die Preisfindung erschweren und es für Regulierungsbehörden schwieriger machen kann, den Markt zu überwachen.
- Keine Mark-to-Market-Bewertung: Forwardkontrakte werden in der Regel bis zum Fälligkeitsdatum gehalten und nicht täglich marktgerecht bewertet und abgerechnet (Mark-to-Market). Dies kann dazu führen, dass unrealisierte Gewinne oder Verluste bis zur Abwicklung verborgen bleiben und zu einem plötzlichen, großen Cashflow-Ereignis am Fälligkeitsdatum führen.
Forwardkontrakt vs. Terminkontrakt
Der Forwardkontrakt und der Terminkontrakt (oft als Futures-Kontrakt bezeichnet) sind beides derivative Instrumente, die eine Vereinbarung zum Kauf oder Verkauf eines Basiswerts zu einem festgelegten Preis an einem zukünftigen Datum darstellen. Trotz ihrer Ähnlichkeiten gibt es entscheidende Unterschiede, die ihre Anwendung und Risikoprofile prägen:
Merkmal | Forwardkontrakt | Terminkontrakt (Futures) |
---|---|---|
Handelsplatz | Außerbörslich (OTC) gehandelt, private Vereinbarung. | Börsengehandelt an regulierten Börsen. |
Standardisierung | Nicht standardisiert, anpassbar an spezifische Bedürfnisse. | Hoch standardi21, 22siert (Menge, Qualität, Lieferdatum). |
19, 20Liquidität | Geringere Liquidität, da maßges17, 18chneidert und nicht öffentlich handelbar. | Hohe Liquid15, 16ität durch Standardisierung und Börsenhandel. |
Risikomanagement | Direktes Kontrahentenrisiko zwischen den Parteien. | Kontrahentenrisiko wird durch ein14e zentrale Clearingstelle eliminiert. |
Abrechnung | Einmalige Abrechnung am [Fälligkeitsdatum](https://diversification.[12](https://vertexaisearch.cloud.google.com/grounding-api-redirect/AUZIYQHWTa-V_-h9vkffo29XBsH2oAbjjATLTOgT2Iv0M9vgtKEAwgd7-hV-MjjyO7MISjVSRGBRHHWMevXWwwVqFj9mMpTXMk_cMuyBXd4ezN4zTTXE9pu-1ycehespbGpvdV07cu7zcIN0B19RpJfkK6PtqelCrwLuBw1OcpW5Rvs9BPLWaBE8bLGLgAGlOFi4v40Ezct_s8oRNlgYkF0HDAbGmY6zj5BTyFbu), 13com/term/faelligkeitsdatum) (physisch oder Barausgleich). | Tägliche Abre10, 11chnung (Mark-to-Market) mit Margenausgleich. |
Regulierung | Geringere oder keine Regulierung aufgrund der privaten Natur. | Starke Regulierung durch Aufsichtsbehörden wie die CFTC. |
Diese Unterschiede, insbesondere in Bezug auf Standardisierung und Handelsplatz, sind ausschlaggebend für die Wahl zwischen einem Forwardkontrakt und einem Terminkontrakt, abhängig von den individuellen Anforderungen an Flexibilität, Liquidität und Risikobereitschaft. Die CME Group bietet eine detaillierte Gegenüberstellung dieser Kontrakttypen.
##9 FAQs
1. Ist ein Forwardkontrakt immer mit physischer Lieferung verbunden?
Nein, ein Forwardkontrakt kann entweder durch physische Lieferung des Basiswerts oder durch einen Barausgleich am Fälligkeitsdatum erfüllt werden. Bei einem Barausgleich zahlen die Parteien lediglich die Differenz zwischen dem vereinbarten Forwardpreis und dem aktuellen Kassakurs des Basiswerts.
2. Was ist der Hauptvorteil eines Forwardkontrakts?
Der Hauptvorteil eines Forwardkontrakts liegt in seiner hohen Anpassbarkeit. Parteien können die Bedingungen des Kontra7, 8kts – wie Menge, Qualität, Lieferdatum und den Basiswert – genau auf ihre spezifischen Bedürfnisse zuschneiden, was bei standardisierten Instrumenten wie Terminkontrakten nicht möglich ist.
3. Was passiert, wenn eine Partei in einem Forwardkontrakt ausfällt?
Wenn eine Partei in einem Forwardkontrakt ausfällt (d.h. ihren Verpflichtungen nicht nachkommt), ist die ander5, 6e Partei dem Kontrahentenrisiko ausgesetzt. Da es keine zentrale Clearingstelle gibt, die die Erfüllung des Kontrakts garantiert, kann die nicht-ausfallende Partei finanzielle Verluste erleiden und muss möglicherweise rechtliche Schritte einleiten, um den Schaden einzutreiben.
4. Können Forwardkontrakte vor dem Fälligkeitsdatum geschlossen werden?
Ja, Forwardkontrakte können in der Regel vor dem [Fälligkeitsdatum](https://diversification.com/term/faelligkei[3](https://www.ig.com/se/trading-ordlista/forwardkontrakt-definition), 4tsdatum) geschlossen werden. Dies geschieht in der Regel durch den Abschluss eines offsetting-Kontrakts mit dem ursprünglichen Kontrahentenrisiko oder durch die Vereinbarung einer vorzeitigen Auflösung. Dies ist jedoch nicht immer so einfach wie bei börsengehandelten Optionskontrakten oder Futures, da die Liquidität von Forwardkontrakten geringer ist und eine erneute Verhandlung erforderlich sein kann.1, 2