Baseler Abkommen
Das Baseler Abkommen ist eine Reihe internationaler Empfehlungen für die Bankenregulierung, die vom Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS) herausgegeben werden. Diese Abkommen sollen die Finanzstabilität weltweit durch die Stärkung der Kapitaladäquanz von Banken verbessern und einheitliche Mindestanforderungen an deren Eigenkapital festlegen. Die Hauptziele der Baseler Abkommen bestehen darin, das Risikomanagement von Banken zu verbessern, die Widerstandsfähigkeit des globalen Bankensystems gegenüber finanziellen Schocks zu erhöhen und einen fairen Wettbewerb zwischen international tätigen Banken zu gewährleisten.
Geschichte und Ursprung
Die Baseler Abkommen gehen auf die Gründung des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht (BCBS) im Jahr 1974 zurück, als die Zentralbankgouverneure der Gruppe der Zehn (G10) den Ausschuss ins Leben riefen. Der Ausschuss ist die primäre globale Standardinstanz für die aufsichtsrechtliche Regulierung von Banken und bietet ein Forum für die regelmäßige Zusammenarbeit in Bankaufsichtsfragen. Sein Sekretariat ist bei der Bank for International Settlements (BIS) in Basel, Schweiz, angesiedelt.
Das erste Baseler13, 14 Abkommen, bekannt als Basel I, wurde 1988 eingeführt. Es konzentrierte sich hauptsächlich auf das Kreditrisiko und legte eine Mindestkapitalanforderung von 8 % des risikogewichteten Vermögens fest. In den frühen 2000er Jahren wurde Basel I durch Basel II abgelöst, das 2004 veröffentlicht wurde. Basel II erweiterte den Fokus um das Operationelles Risiko und das Marktrisiko und führte die "Drei Säulen" der Bankenaufsicht ein: Mindestkapitalanforderungen, aufsichtliche Überprüfung und Marktdisziplin.
Die globale Finanzkrise von 2007-2008 offenbarte Schwächen im internationalen Regulierungsrahmen und führte zur Entwicklung von Basel III. Dieses Abkommen wurde im November 2010 vereinbart und zielt darauf ab, die Qualität und Quantität des Eigenkapitals von Banken zu erhöhen, die Hebelwirkung zu reduzieren und neue Standards für die Liquiditätsrisiko-Deckung einzuführen. Die Umsetzung von Basel III wurde weltweit, einschließlich in den Vereinigten Staaten, schrittweise vorangetrieben, wobei die Regulierungsbehörden die Vorschriften anpassen.
Kernpunkte
- Die Baseler Abkommen11 sind internationale Standards für die Bankenregulierung, die vom Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS) entwickelt wurden.
- Sie zielen darauf ab, die Finanzstabilität durch die Festlegung von Mindestanforderungen an das Eigenkapital von Banken zu verbessern.
- Die Abkommen umfassen Basel I, Basel II und Basel III, wobei jede Iteration auf den vorherigen aufbaut und das Risikomanagement verfeinert.
- Basel III, die jüngste und umfassendste Version, erhöht die Eigenkapitalanforderungen und führt Standards für Liquidität und Verschuldung ein.
- Obwohl die Baseler Abkommen nicht rechtsverbindlich sind, verpflichten sich die Mitgliedsländer freiwillig zu deren Umsetzung in nationales Recht.
Interpretation der Baseler Abkommen
Die Basel10er Abkommen werden von Finanzinstituten und Regulierungsbehörden weltweit interpretiert und angewendet, um die Einhaltung der globalen Standards für das Risikomanagement und die Kapitalisierung sicherzustellen. Die zentralen Elemente der Abkommen, insbesondere die Kapitalanforderungen, werden herangezogen, um die Fähigkeit einer Bank zu bewerten, unerwartete Verluste zu absorbieren und die Finanzstabilität aufrechtzuerhalten.
Die Interpretation konzentriert sich oft auf die Berechnung der risikogewichteten Aktiva (RWA) und die daraus resultierenden Kapitaladäquanz-Quoten. Banken nutzen komplexe interne Modelle oder standardisierte Ansätze, um ihre Risikopositionen in Bezug auf Kreditrisiko, Marktrisiko und Operationelles Risiko zu bestimmen. Die Regulierungsbehörden überprüfen diese Berechnungen und stellen sicher, dass die Banken die von den Baseler Abkommen vorgeschriebenen Mindestanforderungen erfüllen. Die kontinuierliche Anpassung und Verfeinerung der Abkommen, wie beim "Basel III Endgame", zielt darauf ab, die Konsistenz der Interpretationen und die Robustheit des Systems weiter zu verbessern.
Hypothetisches Beispiel
Angenommen, eine Bank, "Globale Spa9rkasse", unterliegt den Bestimmungen von Basel III. Um die Einhaltung zu demonstrieren, muss die Bank ihre Kapitaladäquanz nachweisen.
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Bestimmung des risikogewichteten Vermögens (RWA): Globale Sparkasse verfügt über eine Reihe von Vermögenswerten:
- Unternehmenskredite im Wert von 1 Milliarde Euro mit einem Risikogewicht von 100 %.
- Hypothekendarlehen im Wert von 500 Millionen Euro mit einem Risikogewicht von 35 %.
- Staatsanleihen im Wert von 200 Millionen Euro mit einem Risikogewicht von 0 %.
Das RWA für Unternehmenskredite beträgt (1,Mrd. \times 100% = 1,Mrd.,EUR).
Das RWA für Hypothekendarlehen beträgt (500,Mio. \times 35% = 175,Mio.,EUR).
Das RWA für Staatsanleihen beträgt (200,Mio. \times 0% = 0,EUR).
Das gesamte risikogewichtete Vermögen der Globale Sparkasse beträgt (1,Mrd. + 175,Mio. + 0 = 1.175,Mio.,EUR).
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Berechnung des Common Equity Tier 1 (CET1) Kapitals: Das CET1-Kapital der Globale Sparkasse, welches das hochwertigste Eigenkapital darstellt, beläuft sich auf 100 Millionen Euro.
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Berechnung der CET1-Quote:
Die CET1-Quote wird berechnet als:
Für Globale Sparkasse:
Unter Basel III liegt die Mindest-CET1-Quote bei 4,5 %. Da die Globale Sparkasse eine CET1-Quote von 8,51 % aufweist, übertrifft sie die 8Mindestanforderungen der Baseler Abkommen und gilt als ausreichend kapitalisiert.
Praktische Anwendungen
Die Baseler Abkommen finden breite Anwendung in der globalen Finanzwelt und beeinflussen maßgeblich die Art und Weise, wie Banken betrieben und überwacht werden.
- Bankenregulierung und Aufsicht: Nationale Regulierungsbehörden nutzen die Baseler Abkommen als Grundlage für ihre nationalen Gesetze und Vorschriften zur Bankenaufsicht. Beispielsweise hat das Federal Reserve Board der Vereinigten Staaten Regeln zur Umsetzung der Basel III-Kapitalvorschriften finalisiert, um sicherzustellen, dass US-Banken starke Kapitalpositionen aufrechterhalten.
- **Risikomanagement in Banken:7 Banken integrieren die Prinzipien der Abkommen in ihre internen Risikomanagement-Rahmenwerke, um Kreditrisiko, Marktrisiko und Operationelles Risiko zu messen, zu überwachen und zu mindern. Dies beeinflusst Kreditvergabepraktiken, Handelsaktivitäten und Betriebsstrategien.
- Internationale Harmonisierung: Die Abkommen fördern eine globale Angleichung der Bankenregulierung, was den grenzüberschreitenden Bankenbetrieb erleichtert und ein "Wettrennen nach unten" bei den Regulierungsstandards verhindert.
- [Finanzstabilität](https://diversification. und Systemisches Risiko-Minderung: Die gestärkten Kapital- und Liquiditätsanforderungen, insbesondere unter Basel III, tragen dazu bei, die Widerstandsfähigkeit des gesamten Finanzsystems zu verbessern und das Systemisches Risiko von Bankausfällen einzudämmen. Die Standards sollen sicherstellen, dass Banken auch in Stressphasen Kredite an kreditwürdige Hau6shalte und Unternehmen vergeben können.
- Investorenvertrauen: Die Einhaltung der Baseler Abkommen signalisiert den Anlegern die Robu5stheit und Sicherheit einer Bank, was für das Vertrauen in den Finanzsektor entscheidend ist.
Einschränkungen und Kritikpunkte
Trotz ihrer weitreichenden Bedeutung und positiven Auswirkungen sind die Baseler Abkommen nicht ohne Einschränkungen und Kritik.
Eine häufige Kritik betrifft die Komplexität der Vorschriften. Insbesondere Basel II und Basel III führten zu einer erheblichen Zunahme der Komplexität der Regelwerke, was für Banken und Regulierungsbehörden gleichermaßen eine Herausforderung darstellt. Diese Komplexität kann die Kosten für die Einhaltung erhöhen und möglicherweise zu unbeabsichtigten Schlupflöc4hern führen.
Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf die Abhängigkeit von internen Modellen zur Berechnung der risikogewichteten Aktiva. Obwohl diese Modelle Flexibilität bieten und auf die spezifischen Risikoprofile der Banken zugeschnitten sind, können sie auch zu Inkonsistenzen zwischen Banken führen und Raum für "Regulierungsarbitrage" schaffen, bei der Banken Risikogewichte manipulieren, um Kapitalanforderungen zu senken. Die "Output Floor"-Regel in Basel III wurde eingeführt, um diese Diskrepanzen zu begrenzen.
Darüber hinaus wurde kritisiert, dass die Baseler Abkommen möglicherweise prozyklische Auswirkungen haben könnten. In Zei3ten des wirtschaftlichen Abschwungs, wenn Verluste steigen, könnten strengere Kapitalanforderungen Banken dazu zwingen, die Kreditvergabe zu reduzieren, was die Rezession weiter verschärft. Dies könnte wiederum das Systemisches Risiko erhöhen, anstatt es zu mindern.
Schließlich gibt es Debatten über die globale Umsetzung. Obwohl die Abkommen international vereinbart werden, liegt die Umsetzung in der Verantwortung der nationalen Regulierungsbehörden. Dies führt zu Abweichungen in der Anwendung und kann das angestrebte "Level Playing Field" untergraben. So gab es beispielsweise in den USA und der EU Verzögerungen und Debatten über die vollständige Umsetzung der finalen Basel III-Reformen, was die Konsistenz der globalen Regulierung beeinträchtigen kann.
Baseler Abkommen vs. Eigenkapitalanforderungen
Die Begriffe "Baseler Abkommen" und "Eigenkapitalanforderungen" sind eng miteinander verbunden, aber nicht austauschbar. Die Baseler Abkommen sind die umfassenden internationalen Rahmenwerke und Empfehlungen, die von dem Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS) entwickelt wurden, um die weltweite Bankenregulierung zu harmonisieren und die Finanzstabilität zu fördern. Sie legen die Prinzipien und Methoden fest, nach denen Banken ihr Risikomanagement gestalten und ihre Kapitalisierung aufrechterhalten sollten.
Eigenkapitalanforderungen hingegen sind spezifische Vorschriften innerhalb dieser Baseler Rahmenwerke (oder nationaler Gesetze, die auf ihnen basieren), die vorschreiben, wie viel Eigenkapital eine Bank im Verhältnis zu ihren risikogewichteten Aktiva vorhalten muss. Sie sind ein zentraler und vielleicht der wichtigste Bestandteil der Baseler Abkommen, aber nicht das gesamte Abkommen. Die Baseler Abkommen umfassen auch Prinzipien für die aufsichtliche Überprüfung, die Marktdisziplin, die Liquiditätsrisiko-Messung und die Hebelwirkung-Begrenzung, die über die bloße Festlegung von Kapitalquoten hinausgehen. Kurz gesagt: Die Baseler Abkommen sind der Regulierungsrahmen, während die Eigenkapitalanforderungen eine Schlüsselkomponente dieses Rahmens darstellen.
FAQs
Was ist der Zweck der Baseler Abkommen?
Der Hauptzweck der Baseler Abkommen besteht darin, die Finanzstabilität weltweit zu stärken, indem einheitliche Standards für die Bankenregulierung festgelegt werden. Sie sollen sicherstellen, dass Banken über ausreichend Eigenkapital verfügen, um Verluste zu absorbieren und die Risiken im Finanzsystem zu mindern.
Welche sind die drei Säulen von Basel II?
Basel II basiert auf drei Säulen:
- Mindestkapitalanforderungen: Festlegung des Kapitals, das Banken zur Deckung von Kreditrisiko, Marktrisiko und Operationelles Risiko halten müssen.
- Aufsichtliche Überprüfung: Eine Überprüfung des internen Risikomanagements und der Kapitaladäquanz einer Bank durch die Aufsichtsbehörden.
- Marktdisziplin: Förderung der Transparenz durch Offenlegung von Informationen, die es den Marktteilnehmern ermöglichen, die Risikoprofile einer Bank zu bewerten.
Sind die Baseler Abkommen gesetzlich bindend?
Nein, die Baseler Abkommen sind international vereinbarte Empfehlungen und Standards, die nicht direkt gesetzlich bindend sind. Ihre Wirksamkeit beruht auf der freiwilligen Verpflichtung der Mitgliedsländer, diese Standards in ihre nationalen Gesetze und Vorschriften zu integrieren. Dies wird vom Basler Ausschuss überwacht.
Was ist der Unterschied zwischen Basel II und Basel III?
Basel III ist eine Weiterentwicklung von Basel II, die als Reaktion auf die globale Finanzkrise eingeführt wurde. Es erhöht die Qualität und Quantität der Eigenkapital-Anforderungen erheblich, führt einen Leverage Ratio (Verschuldungsgrad) ein, um die Hebelwirkung zu begrenzen, und führt neue Standards für die Liquiditätsrisiko-Steuerung ein, wie die Liquidity Coverage Ratio (LCR) und die Net Stable Funding Ratio (NSFR).1