Skip to main content
← Back to B Definitions

Belegungsquote

Was ist die Belegungsquote?

Die Belegungsquote, auch bekannt als Auslastungsquote oder Okkupationsrate, ist eine zentrale Kennzahl im Bereich der Immobilienfinanzierung und des Gastgewerbes. Sie misst den Anteil der verfügbaren Einheiten oder Kapazitäten, die über einen bestimmten Zeitraum tatsächlich genutzt oder vermietet wurden. Diese Kennzahl gibt Aufschluss über die Effizienz der Asset-Nutzung und ist ein wichtiger Indikator für die operative Performance von Immobilien wie Hotels, Bürogebäuden, Wohneinheiten oder Lagerflächen. Eine hohe Belegungsquote deutet in der Regel auf eine starke Nachfrage und eine effektive Betriebsführung hin.

Geschichte und Ursprung

Das Konzept der Belegungsquote ist so alt wie die gewerbliche Vermietung von Raum und Dienstleistungen. Im Hotelgewerbe, einem der prominentesten Anwendungsbereiche, wurde die Erfassung der Gästeauslastung frühzeitig wichtig, um Einnahmen zu prognostizieren und die Rentabilität zu steuern. Mit der Entwicklung komplexerer Immobilienmärkte und der Professionalisierung von Immobilieninvestitionen im 20. Jahrhundert wurde die Belegungsquote auch für andere Asset-Klassen wie Büro- und Wohnimmobilien zu einer Standardmetrik. Heute ist sie ein integraler Bestandteil der Marktanalyse und dient als verlässlicher Indikator für die wirtschaftliche Gesundheit eines Sektors. Das U.S. Census Bureau beispielsweise erhebt bereits seit 1956 vierteljährliche Schätzungen zur Miet- und Eigenheimerleerstandsquote, was die langfristige Bedeutung solcher Kennzahlen unterstreicht.

Kernpunkte

  • 9, 10 Die Belegungsquote misst den prozentualen Anteil der genutzten Kapazität an der gesamten verfügbaren Kapazität.
  • Sie ist eine fundamentale Kennzahl zur Bewertung der Performance von Immobilien und Gastgewerbebetrieben.
  • Eine hohe Belegungsquote kann auf starke Nachfrage und effiziente Betriebsführung hinweisen.
  • Die Belegungsquote wird zur finanziellen Prognose, zur Bewertung von Investitionen und zum Risikomanagement eingesetzt.
  • Sie ist sensibel gegenüber Wirtschaftszyklen und Marktbedingungen.

Formel und Berechnung

Die Belegungsquote wird als Prozentsatz berechnet. Die allgemeine Formel lautet:

Belegungsquote=(Anzahl der belegten EinheitenAnzahl der insgesamt verfu¨gbaren Einheiten)×100%\text{Belegungsquote} = \left( \frac{\text{Anzahl der belegten Einheiten}}{\text{Anzahl der insgesamt verfügbaren Einheiten}} \right) \times 100\%

Dabei gilt:

  • Anzahl der belegten Einheiten: Dies ist die Gesamtzahl der Mieteinheiten (z.B. Hotelzimmer, Wohnungen, Quadratmeter Bürofläche), die über einen bestimmten Zeitraum tatsächlich belegt oder vermietet waren.
  • Anzahl der insgesamt verfügbaren Einheiten: Dies ist die maximale Kapazität, die für die Belegung zur Verfügung steht.

Interpretation der Belegungsquote

Die Interpretation der Belegungsquote hängt stark vom jeweiligen Sektor und den Marktbedingungen ab. Im Hotellerie-Bereich gilt eine Belegungsquote von 70% oder mehr oft als sehr gut, da sie auf eine hohe Auslastung der Zimmer und potenziell höhere Rendite schließen lässt. Im Bereich der Wohnimmobilien können selbst geringfügig niedrigere Quoten auf einen gesunden Markt hinweisen, während eine Quote von 95% oder mehr oft als "Vollauslastung" betrachtet wird, da immer ein gewisser natürlicher Leerstand aufgrund von Mieterwechseln oder Renovierungen besteht.

Bei Büro- oder Einzelhandelsflächen kann eine hohe Belegungsquote ebenfalls auf einen robusten Markt hindeuten, während eine sinkende Belegungsquote in diesen Segmenten, wie sie beispielsweise im US-Büromarkt im Jahr 2025 prognostiziert wird, auf veränderte Arbeitsweisen oder eine Abschwächung der Wirtschaft hindeuten kann. Die Federal Reserve Bank of St. Louis beobachte7, 8t beispielsweise Hotelbelegungsraten als Indikatoren für die allgemeine Wirtschaftstätigkeit. Die Belegungsquote ist somit ein Barometer für di5, 6e Nachfrage und das Angebot in einem bestimmten Immobiliensegment.

Hypothetisches Beispiel

Angenommen, ein neues Bürogebäude in einer Großstadt verfügt über 200 Büroeinheiten. Im ersten Quartal nach der Fertigstellung wurden 150 dieser Einheiten vermietet.

Zur Berechnung der Belegungsquote für dieses Quartal wird die Formel angewendet:

Belegungsquote=(150 belegte Einheiten200 verfu¨gbare Einheiten)×100%\text{Belegungsquote} = \left( \frac{150 \text{ belegte Einheiten}}{200 \text{ verfügbare Einheiten}} \right) \times 100\%
Belegungsquote=0,75×100%\text{Belegungsquote} = 0,75 \times 100\%
Belegungsquote=75%\text{Belegungsquote} = 75\%

Dieses Gebäude hat somit eine Belegungsquote von 75% für das erste Quartal. Dies wäre ein positiver Start für ein neues Gebäude, da es zeigt, dass ein Großteil der Fläche bereits Mietverträge abgeschlossen hat und Einnahmen generiert.

Praktische Anwendungen

Die Belegungsquote findet in verschiedenen Bereichen der Finanzwelt und Immobilienwirtschaft Anwendung:

  • Immobilienbewertung: Bei der Bewertung von Gewerbe- und Wohnimmobilien spielt die Belegungsquote eine entscheidende Rolle, da sie direkt den potenziellen Cashflow aus Mieteinnahmen beeinflusst. Eine Immobilie mit hoher Belegungsquote ist in der Regel wertvoller.
  • Hotel- und Gastgewerbe-Management: Im Hotelbereich ist die Belegungsquote eine der wichtigsten Kennzahlen zur Messung des Geschäftserfolgs. Sie beeinflusst Preisstrategien, Personalplanung und Marketingentscheidungen. Aktuelle Daten zeigen, dass die US-Hotelbranche im Juli 2025 mit gemischten Belegungsraten zu kämpfen hatte, mit regionalen Unterschieden.
  • Marktanalyse: Analysten nutzen Belegungsquoten, um die Gesun4dheit von Immobilienmärkten zu beurteilen. Hohe Quoten in einem Sektor können auf eine robuste Wirtschaft und attraktive Investitionsmöglichkeiten hindeuten, während niedrige Quoten auf Überangebot oder geringe Nachfrage hinweisen können. Zum Beispiel erreichte die Leerstandsquote für Industrieimmobilien in den USA im zweiten Quartal 2024 mit 6,1 % den höchsten Stand seit neun Jahren, obwohl die Gesamtleerstandsrate historisch niedrig blieb.
  • Kreditvergabe und Finanzierung: Banken und andere Kreditgeber prüfen3 die Belegungsquote sorgfältig, wenn sie Kredite für Immobilienprojekte vergeben. Eine stabile und hohe Belegungsquote reduziert das Ausfallrisiko für den Kreditgeber.

Einschränkungen und Kritikpunkte

Obwohl die Belegungsquote eine wertvolle Kennzahl ist, hat sie auch Einschränkungen:

  • Qualität der Belegung: Die Belegungsquote allein sagt nichts über die Qualität der Mieteinnahmen aus. Eine hohe Belegungsquote bei niedrigen Mietpreisen ist weniger wünschenswert als eine geringfügig niedrigere Quote bei Premium-Mietpreisen.
  • Momentaufnahme vs. Trend: Eine einzelne Belegungsquote ist nur eine Momentaufnahme. Wichtiger ist die Entwicklung der Quote über die Zeit, um Trends und saisonale Schwankungen zu erkennen. Beispielsweise zeigten die Belegungsraten in US-Hotels im November 2024 zwar einen monatlichen Rückgang, aber leichte jährliche Verbesserungen.
  • Definition von "verfügbar": Die Definition von "verfügbar" kann variieren. Manchma2l werden Einheiten, die sich in Renovierung befinden oder bewusst leer stehen, um den Mietwert zu steigern, in die Berechnung einbezogen, was die scheinbare Belegungsquote verringern kann.
  • Makroökonomische Faktoren: Die Belegungsquote kann stark von externen, makroökonomischen Faktoren wie Zinssätzen, Inflation oder einer Rezession beeinflusst werden. Eine Studie zeigte, dass wirtschaftliche Politikunsicherheit einen negativen Einfluss auf die Hotelbelegung hat, wobei die Konsumentenstimmung eine vermittelnde Rolle spielt.

Belegungsquote vs. Leerstandsquote

Die Belegungsquote und die Leerstandsquote sind zwei Seiten derselben Medaille und werden oft in Verbindung miteinander betrachtet. Während die Belegungsquote den Prozentsatz der belegten oder genutzten Einheiten angibt, misst die Leerstandsquote den Prozentsatz der ungenutzten oder nicht vermieteten Einheiten.

Leerstandsquote=(Anzahl der leerstehenden EinheitenAnzahl der insgesamt verfu¨gbaren Einheiten)×100%\text{Leerstandsquote} = \left( \frac{\text{Anzahl der leerstehenden Einheiten}}{\text{Anzahl der insgesamt verfügbaren Einheiten}} \right) \times 100\%

Die Summe aus Belegungsquote und Leerstandsquote ergibt immer 100% (sofern alle Einheiten entweder belegt oder leerstehend sind und keine anderen Kategorien existieren). Wenn die Belegungsquote eines Hotels 75% beträgt, dann liegt die Leerstandsquote bei 25%. Beide Kennzahlen sind entscheidend für die Bewertung der Kapazitätsauslastung und der Marktdynamik, wobei die Wahl zwischen beiden oft eine Frage der Perspektive ist – die Belegungsquote betont die Nutzung, die Leerstandsquote den ungenutzten Raum.

FAQs

Warum ist die Belegungsquote wichtig für Investoren?

Für Immobilieninvestoren ist die Belegungsquote ein direkter Indikator für die Ertragsfähigkeit einer Immobilie. Eine hohe und stabile Belegungsquote bedeutet in der Regel zuverlässige Mieteinnahmen und damit einen positiven Cashflow, was die Attraktivität der Investition erhöht.

Wie oft wird die Belegungsquote gemessen?

Die Messfrequenz der Belegungsquote kann je nach Branche variieren. Im Hotelgewerbe wird sie oft täglich, wöchentlich und monatlich erfasst. Bei Wohn- oder Gewerbeimmobilien sind monatliche, quartalsweise oder jährliche Erfassungen üblicher, da Mietverträge längerfristig sind und sich die Belegung nicht so schnell ändert.

Was ist eine "gute" Belegungsquote?

Eine "gute" Belegungsquote ist relativ und hängt stark von der Art der Immobilie, dem geografischen Standort, der Jahreszeit (im Gastgewerbe) und den aktuellen Marktbedingungen ab. Im Hotelbereich sind 70-80% oft ein Zielwert, während bei Wohnimmobilien über 95% als nahezu vollständig belegt gelten. Es ist wichtig, die Quote im Kontext des jeweiligen Marktes und des Durchschnitts für ähnliche Objekte zu betrachten.