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Bewertungsmultiplikator

What Is Bewertungsmultiplikator?

Ein Bewertungsmultiplikator ist ein Finanzkennzahl, die zur Schätzung des Wertes eines Unternehmens oder Vermögenswerts verwendet wird, indem sein Marktwert ins Verhältnis zu einem bestimmten Finanzwert wie dem Gewinn, Umsatz oder EBITDA gesetzt wird. Im Bereich der Unternehmensbewertung dienen Bewertungsmultiplikatoren als vereinfachendes Werkzeug, um eine schnelle Einschätzung des Wertes eines Unternehmens im Vergleich zu ähnlichen Unternehmen oder Branchendurchschnitten zu erhalten. Sie basieren auf der Prämisse, dass vergleichbare Unternehmen unter ähnlichen Marktbedingungen ähnliche Bewertungen aufweisen sollten. Der Bewertungsmultiplikator ist eine beliebte Methode für Analysten und Investoren, um eine Einschätzung über die relative Bewertung einer Gesellschaft zu erhalten.

History and Origin

Die Analyse mittels Multiplikatoren ist eine der ältesten Methoden der Unternehmensbewertung. Ihre Prinzipien waren bereits im 19. Jahrhundert gut verstanden und wurden im 20. Jahrhundert von US-Gerichten häufig angewendet. Das eng verwandte Konzept der „Vergleichsunternehmensanalyse“ (comparable company analysis) wurde in den 1930er Jahren von Ökonomen der Harvard Business School eingeführt. Obwohl die Beliebtheit von Multiplikatoren im Laufe der Zeit durch Methoden wie Discounted Cash Flow (DCF) zugunsten direkterer, marktbasierter Verfahren abgenommen hat, bleiben sie ein grundlegendes Werkzeug in der Finanzanalyse.

Key Takeaways

  • Ein Bewertungsmultiplikator ist eine Verhältniszahl, die den Marktwert eines Unternehmens zu einer Kennzahl seiner finanziellen Leistung ins Verhältnis setzt.
  • Gängige Multiplikatoren umfassen das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das Unternehmenswert-EBITDA-Verhältnis (EV/EBITDA) und das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV).
  • Multiplikatoren ermöglichen einen schnellen Vergleich der Bewertung eines Unternehmens mit Wettbewerbern oder Branchendurchschnitten.
  • Ihre Interpretation erfordert ein tiefes Verständnis der zugrunde liegenden finanziellen Kennzahlen und der spezifischen Branche des Unternehmens.
  • Trotz ihrer Einfachheit sind Bewertungsmultiplikatoren anfällig für Marktstimmungen und können durch unterschiedliche Rechnungslegungspraktiken verzerrt werden.

Formula and Calculation

Der Bewertungsmultiplikator ist nicht eine einzelne Formel, sondern ein Oberbegriff für verschiedene Verhältnisse. Die allgemeine Formel für einen Multiplikator lautet:

Bewertungsmultiplikator=Marktwert des Vermo¨genswertsFinanzielle Kennzahl\text{Bewertungsmultiplikator} = \frac{\text{Marktwert des Vermögenswerts}}{\text{Finanzielle Kennzahl}}

Einige der am häufigsten verwendeten Bewertungsmultiplikatoren sind:

  • Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV):
    [
    \text{KGV} = \frac{\text{Aktueller Aktienkurs}}{\text{Gewinn pro Aktie}}
    ]
    Dieses Verhältnis gibt an, wie viel ein Aktionär bereit ist, für jede Einheit des Gewinns des Unternehmens zu zahlen.

  • Unternehmenswert-EBITDA-Verhältnis (EV/EBITDA):
    [
    \text{EV/EBITDA} = \frac{\text{Unternehmenswert (Enterprise Value)}}{\text{EBITDA}}
    ]
    Hierbei ist der Unternehmenswert (Enterprise Value, EV) die Marktkapitalisierung zuzüglich Fremdkapital abzüglich Barmittel. Dieses Verhältnis ist nützlich, um Unternehmen mit unterschiedlichen Kapitalstrukturen zu vergleichen, da es zins- und steuerunabhängig ist.

  • Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV):
    [
    \text{KUV} = \frac{\text{Marktkapitalisierung}}{\text{Umsatz}}
    ]
    Dieses Verhältnis wird oft für junge oder wachstumsstarke Unternehmen verwendet, die möglicherweise noch keinen stabilen Gewinn erzielen.

Die Auswahl des passenden Multiplikators hängt stark von der Branche, dem Geschäftsmodell und dem Stadium der Unternehmensentwicklung ab.

Interpreting the Bewertungsmultiplikator

Die Interpretation eines Bewertungsmultiplikators erfordert Kontext. Ein hoher Multiplikator kann darauf hindeuten, dass ein Unternehmen von Anlegern als wachstumsstark oder als qualitativ hochwertig angesehen wird, während ein niedriger Multiplikator auf eine Unterbewertung, geringere Wachstumsaussichten oder ein höheres Risikoprofil hindeuten könnte. Um aussagekräftige Rückschlüsse zu ziehen, wird ein Bewertungsmultiplikator in der Regel mit den Multiplikatoren vergleichbarer Unternehmen innerhalb derselben Branche, historischen Multiplikatoren des Unternehmens selbst oder Branchendurchschnitten verglichen.

Ein Unternehmen mit einem KGV von 25 mag teuer erscheinen, ist aber möglicherweise angemessen bewertet, wenn Wettbewerber in derselben Wachstumsbranche ein durchschnittliches KGV von 30 aufweisen. Umgekehrt könnte ein Unternehmen mit einem KGV von 10, das scheinbar günstig ist, tatsächlich überbewertet sein, wenn seine Gewinne sinken oder es sich in einem schrumpfenden Markt befindet. Die Analyse muss stets die spezifischen Umstände und Zukunftsaussichten berücksichtigen, nicht nur die nackte Zahl.

Hypothetical Example

Stellen Sie sich vor, Sie bewerten zwei fiktive Softwareunternehmen, TechCo A und TechCo B, die beide in der gleichen Branche tätig sind und ähnliche Geschäftsmodelle aufweisen.

TechCo A:

  • Marktkapitalisierung: 100 Millionen Euro
  • Jahresgewinn: 5 Millionen Euro

Das KGV von TechCo A wäre:

KGVTechCo A=100000000 €5000000 €=20\text{KGV}_{\text{TechCo A}} = \frac{100\,000\,000 \text{ €}}{5\,000\,000 \text{ €}} = 20

TechCo B:

  • Marktkapitalisierung: 120 Millionen Euro
  • Jahresgewinn: 4 Millionen Euro

Das KGV von TechCo B wäre:

KGVTechCo B=120000000 €4000000 €=30\text{KGV}_{\text{TechCo B}} = \frac{120\,000\,000 \text{ €}}{4\,000\,000 \text{ €}} = 30

Auf den ersten Blick könnte man meinen, TechCo A sei günstiger, da es ein niedrigeres KGV (20) als TechCo B (30) aufweist. Eine genauere Analyse würde jedoch Faktoren wie die Wachstumsaussichten, das Risikoprofil und die Qualität des Gewinns berücksichtigen. Wenn TechCo B beispielsweise ein wesentlich höheres erwartetes Gewinnwachstum oder eine stabilere Marktposition hat, könnte der höhere Bewertungsmultiplikator gerechtfertigt sein. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, bei Investitionsentscheidungen über die reine Kennzahl hinaus zu blicken.

Practical Applications

Bewertungsmultiplikatoren finden vielfältige Anwendungen in der Finanzwelt:

  • Fusionen und Übernahmen (M&A): Bei der Akquisition von Unternehmen helfen Multiplikatoren, den fairen Wert des Zielunternehmens schnell einzuschätzen, indem sie mit kürzlich getätigten Transaktionen in der Branche verglichen werden.
  • Aktienanalyse: Finanzanalysten nutzen Multiplikatoren wie das KGV oder EV/EBITDA, um zu beurteilen, ob eine Aktie im Vergleich zu ihren Wettbewerbern oder dem Gesamtmarkt unter- oder überbewertet ist. Eine Umfrage unter CFA Institute Mitgliedern ergab, dass fast 93 Prozent der Analysten einen marktbasierten Multiplikatoransatz zur Bewertung verwenden, wobei das KGV mit 88 Prozent die beliebteste Kennzahl war, gefolgt vom EV/EBITDA-Multiple.
  • Portfolio-Management: Multiplikatoren können eingesetzt werden, um die relative Att4raktivität verschiedener Wertpapiere für Investitionsentscheidungen innerhalb eines Portfolios zu bewerten.
  • Private Equity und Venture Capital: Im Bereich nicht-börsennotierter Unternehmen werden Multiplikatoren oft verwendet, um den Wert von Start-ups oder reiferen Privatunternehmen zu schätzen, insbesondere wenn keine öffentlichen Marktpreise verfügbar sind.
  • Regulierungs- und Rechnungslegungszwecke: Auch für die Bestimmung des beizulegenden Zeitwerts ("Fair Value") von Vermögenswerten im Rahmen von Rechnungslegungsstandards oder regulatorischen Anforderungen können Multiplikatoren herangezogen werden. Die SEC-Regel 2a-5 zur Bestimmung des Fair Value durch Fonds erlaubt beispielsweise die Nutzung von Multiplikatoren wie dem Kurs-Umsatz-Verhältnis oder dem Unternehmenswert-Umsatz-Verhältnis für Unternehmen in der Frühphase.

Limitations and Criticisms

Obwohl Bewertungsmultiplikatoren ein intuitives und schnelles [Bewertungs3methoden](https://diversification.com/term/bewertungsmethoden) darstellen, unterliegen sie wichtigen Einschränkungen:

  • Mangelnde Vergleichbarkeit: Die größte Herausforderung besteht darin, wirklich "vergleichbare" Unternehmen zu finden. Selbst innerhalb derselben Branche können Unternehmen erhebliche Unterschiede in Bezug auf Risikoprofil, Wachstumsaussichten, Kapitalstruktur, Rechnungslegungspraktiken und geografische Ausrichtung aufweisen. Diese Unterschiede können die Aussagekraft eines direkten Multiplikatorvergleichs stark beeinträchtigen. Forschungsergebnisse zeigen, dass Multiplikatoren fast immer eine breite Streuung aufweisen, was Bewertungen mittels Multiplikatoren sehr diskutabel macht.
  • Anfälligkeit für Marktstimmung: Multiplikatoren spiegeln die aktuelle Marktstimmung wider. Wenn der Ges2amtmarkt über- oder unterbewertet ist (z. B. während einer Blase oder eines Abschwungs), können auf Multiplikatoren basierende Bewertungen ebenfalls verzerrt sein. Ein auf historischen Multiplikatoren basierender Ansatz birgt Risiken, wenn der Marktkontext, etwa das Zinsniveau, sich signifikant verändert hat.
  • Momentaufnahme: Ein Bewertungsmultiplikator bietet eine statische Momentaufnahme des Wertes und berücksichtig1t nicht die dynamischen Veränderungen in den Free Cash Flows, dem Wachstum oder den Renditen eines Unternehmens über die Zeit.
  • Rechnungslegungsunterschiede: Unternehmen können unterschiedliche Rechnungslegungsstandards oder -methoden verwenden, was die Vergleichbarkeit der zugrunde liegenden Finanzkennzahlen (z. B. Gewinn oder Eigenkapital) und damit die Multiplikatoren selbst verzerrt.
  • Fehlende Sensibilität für spezifische Annahmen: Im Gegensatz zu Discounted Cash Flow (DCF)-Modellen erlauben Multiplikatoren keine detaillierte Modellierung spezifischer Annahmen über zukünftiges Wachstum, Kapitalkosten oder Cashflows, was zu weniger präzisen Bewertungen führen kann.

Bewertungsmultiplikator vs. Discounted Cash Flow (DCF)

Der Bewertungsmultiplikator und die Discounted Cash Flow (DCF)-Analyse sind zwei der prominentesten Bewertungsmethoden in der Finanzwelt, die jedoch auf unterschiedlichen Philosophien basieren.

Ein Bewertungsmultiplikator ist ein relatives Bewertungsverfahren. Es bewertet ein Unternehmen, indem es dessen finanzielle Kennzahlen (wie Gewinn oder Umsatz) mit den entsprechenden Kennzahlen und Multiplikatoren von vergleichbaren Unternehmen multipliziert. Dies ist oft schnell und intuitiv verständlich, da es direkt auf Marktpreisen und Branchennormen basiert. Die Einfachheit ist sowohl eine Stärke als auch eine Schwäche, da sie eine schnelle Einschätzung ermöglicht, aber auch eine Übervereinfachung komplexer Realitäten sein kann.

Im Gegensatz dazu ist die Discounted Cash Flow (DCF)-Analyse ein intrinsisches Bewertungsverfahren. Sie schätzt den Wert eines Unternehmens auf der Grundlage seiner prognostizierten zukünftigen Free Cash Flows, die auf ihren Barwert diskontiert werden. Diese Methode erfordert detaillierte Prognosen und Annahmen über das Geschäft, was sie komplexer, aber potenziell präziser macht, da sie den "wahren" oder inneren Wert eines Unternehmens unabhängig von der aktuellen Marktstimmung zu bestimmen versucht. Während Multiplikatoren für einen schnellen Vergleich und die Einschätzung der relativen Bewertung nützlich sind, bietet der DCF-Ansatz eine fundiertere Perspektive auf den absoluten Wert, basierend auf den operativen Fundamentaldaten des Unternehmens.

FAQs

1. Wann sollte man einen Bewertungsmultiplikator verwenden?

Bewertungsmultiplikatoren eignen sich besonders gut für schnelle Einschätzungen, den Vergleich von Unternehmen innerhalb derselben Branche und für Szenarien, in denen eine detaillierte DCF-Analyse zu zeitaufwändig oder aufgrund fehlender Daten schwierig wäre, wie bei einer ersten Due Diligence.

2. Welcher ist der beste Bewertungsmultiplikator?

Es gibt keinen "besten" Bewertungsmultiplikator; die Wahl hängt von der Branche, dem Geschäftstyp und den Zielen der Bewertung ab. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist weit verbreitet, aber das EV/EBITDA-Verhältnis wird oft für Vergleiche zwischen Unternehmen mit unterschiedlichen Kapitalstrukturen bevorzugt. Für junge Unternehmen ohne Gewinn kann das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) relevanter sein.

3. Woher bekommt man die Daten für Bewertungsmultiplikatoren?

Die Daten für Bewertungsmultiplikatoren stammen typischerweise aus öffentlich zugänglichen Finanzberichten von Unternehmen (wie Jahres- oder Quartalsberichten), Finanzdatenbanken, spezialisierten Finanzinformationsdiensten und Marktdatenanbietern. Für Branchen- oder Sektormultiplikatoren veröffentlichen Finanzinstitutionen und akademische Einrichtungen oft entsprechende Übersichten.

4. Können Bewertungsmultiplikatoren zur Bewertung von Start-ups verwendet werden?

Ja, Bewertungsmultiplikatoren können auch zur Bewertung von Start-ups verwendet werden, obwohl dies komplexer ist, da direkte vergleichbare Unternehmen oft fehlen und Start-ups selten positive Gewinne oder EBITDA aufweisen. In solchen Fällen werden oft Umsatz- oder Wachstumsmultiplikatoren (z.B. Kurs-Umsatz-Verhältnis oder Verhältnis des Unternehmenswerts zu den Abonnentenzahlen) verwendet, basierend auf den Multiplikatoren von ähnlichen, aber reiferen, Unternehmen oder jüngsten Finanzierungsrunden in der Branche.

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