Was ist Bruttowertschöpfung?
Die Bruttowertschöpfung (BWS), im Englischen oft als Gross Value Added (GVA) bezeichnet, ist ein zentrales Aggregat der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) und gehört zum Bereich der Makroökonomie. Sie misst den Mehrwert, der in einem Produktionsprozess innerhalb eines bestimmten Zeitraums und Wirtschaftsgebietes geschaffen wird. Im Wesentlichen ergibt sich die Bruttowertschöpfung aus der Differenz zwischen dem Produktionswert der erzeugten Güter und Dienstleistungen und dem Wert der Vorleistungen, die für deren Herstellung aufgewendet wurden. Sie ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einzelner Wirtschaftssektoren oder einer gesamten Volkswirtschaft, bewertet zu Herstellungspreisen.
Gesc39, 40hichte und Ursprung
Die Konzepte zur Messung der gesamtwirtschaftlichen Leistung, aus denen sich die Bruttowertschöpfung und andere volkswirtschaftliche Aggregate entwickelten, reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück. Schon damals wurden erste Berechnungen des Volkseinkommens und Vermögens in England durchgeführt. Die moderne 37, 38Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, wie wir sie heute kennen, wurde jedoch maßgeblich durch die Konzepte des Wirtschaftskreislaufs von Ökonomen wie François Quesnay, Karl Marx und John Maynard Keynes beeinflusst.
Internationale36 Standards wie das "System of National Accounts" (SNA) der Vereinten Nationen (aktuelle Version SNA 2008) und das "Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen" (ESVG 2010), das für die Mitgliedstaaten der Europäischen Union verbindlich ist, legen die Definition und Berechnung der Bruttowertschöpfung fest. Diese Systeme sorgen für eine harmonisierte und vergleichbare Darstellung der Wirtschaftsleistung über Ländergrenzen hinweg.
Key Takeaways
- 35 Die Bruttowertschöpfung ist ein Maß für den in einem Produktionsprozess geschaffenen Mehrwert.
- Sie wird als Differenz zwischen dem Produktionswert und den Vorleistungen berechnet.
- Die Bruttowertschöpfu33, 34ng wird in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zur Analyse der Leistung einzelner Wirtschaftssektoren verwendet.
- Sie ist eine wichtige 32Komponente bei der Berechnung des Bruttoinlandsprodukts.
- Die Bruttowertschöpfun31g ermöglicht Einblicke in die Produktivität und die Struktur einer Wirtschaft.
Formula und Calculation
Die Bruttowertschöpfung wird primär durch Abzug der Vorleistungen vom Produktionswert ermittelt.
Die grundlegende Formel lautet29, 30:
Dabei gilt:
- Produktionswert: Der Gesamtwert aller in einer Periode produzierten Waren und Dienstleistungen eines Unternehmens oder eines Wirtschaftsgebietes.
- Vorleistungen: Die Werte28 der Güter und Dienstleistungen, die im Produktionsprozess verbraucht oder umgewandelt wurden (z.B. Rohstoffe, Energie, eingekaufte Dienstleistungen).
Die Bruttowertschöpfung wird in 27der Regel zu Herstellungspreisen bewertet. Dies bedeutet, dass die auf Güter zu zahlenden Steuern (sogenannte Gütersteuern) nicht enthalten sind, aber empfangene Gütersubventionen berücksichtigt werden.
Interpreting the Bruttowertschöpfu25, 26ng
Die Interpretation der Bruttowertschöpfung liefert wesentliche Einblicke in die Struktur und Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Eine hohe Bruttowertschöpfung in einem Sektor deutet auf dessen bedeutenden Beitrag zur Gesamtleistung hin. Sie dient als Standardmaß für die Wertschöpfung eines Wirtschaftssektors oder einer Region innerhalb eines Landes.
Analysten und politische Entscheidungsträger nutzen die Bruttowertschöpfung, um die Entwicklung der Produktivität und die Bedeutung verschiedener Wirtschaftsbereiche zu beurteilen. Wenn beispielsweise die Bruttowertschöpfung im Dienstleistungssektor steigt, während sie im produzierenden Gewerbe stagniert, kann dies auf einen Strukturwandel in der Wirtschaft hinweisen. Die Bruttowertschöpfung ist somit eine wichtige Kenngröße für Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zur Analyse regionaler Wirtschaftsentwicklung und struktureller Veränderungen.
Hypothetical Example
Betrachten wir ein hypothetis24ches Unternehmen, eine Möbelfabrik, das Holz zu Regalen verarbeitet.
Angenommene Werte für einen bestimmten Zeitraum:
- Produktionswert (Verkauf der fertigen Regale): 1.000.000 Euro
- Vorleistungen (Kauf von Holz, Leim, Schrauben, Energie, Maschinenwartung): 400.000 Euro
Um die Bruttowertschöpfung des Unternehmens zu berechnen, ziehen wir die Vorleistungen vom Produktionswert ab:
Die Bruttowertschöpfung dieses Unternehmens beträgt 600.000 Euro. Dieser Betrag repräsentiert den Wert, den die Möbelfabrik durch ihre Produktionstätigkeit zusätzlich zu den eingekauften Vorleistungen geschaffen hat. Er steht zur Verfügung, um Arbeitsleistung (Löhne und Gehälter), Kapital (Gewinne, Zinsen), Abschreibungen und Produktionssteuern zu vergüten.
Practical Applications
Die Bruttowertschöpfung findet in verschiedenen Bereichen der Wirtschafts- und Finanzanalyse praktische Anwendung:
- Wirtschaftsstrukturanalyse: Sie ermöglicht die Bewertung des Beitrags einzelner Wirtschaftssektoren (z.B. Landwirtschaft, Industrie, Dienstleistungen) zur gesamten Wirtschaftsleistung. Dies ist entscheidend für politische Entscheidungen zur Förderung oder Umstrukturierung bestimmter Branchen. So kann beispielsweise der Tourismussektor maßgeblich zur regionalen Brut23towertschöpfung beitragen, wie aktuelle Daten für Nordrhein-Westfalen belegen.
- Regionalanalyse: Die Bruttowertschöpfung wird auf regionaler Ebene e22rmittelt, um die wirtschaftliche Dynamik und Entwicklung in verschiedenen Bundesländern oder Gebieten zu vergleichen. Dies hilft bei der Identifizierung von Wachstumsregionen und bei der zielgeric20, 21hteten Verteilung von Fördergeldern.
- Produktivitätsmessung: Da die Bruttowertschöpfung den geschaffenen Wert pro Einheit der eingesetzten Faktoren misst, ist sie eine Grundlage für die Analyse der Produktivität.
- Wirtschaftspolitik: Regierungen nutzen Bruttowertschöpfungsdaten zur Formulierung von Wirtschaftspolitiken, zur Prognose des Wirtschaftswachstums und zur Bewertung der Auswirkungen von Maßnahmen wie Subventionen oder Steueränderungen.
Limitations and Criticisms
Obwohl die Bruttowertschöpfung eine wichtige Kennzahl ist, hat sie wie alle volkswirtschaftlichen Aggregate bestimmte Limitationen und steht in der Kritik:
- Erfassungsprobleme: Die Bewertung der Bruttowertschöpfung im öffentlichen Sektor ist methodisch anspruchsvoll, da staatliche Leistungen oft keinen Marktpreis haben. Dies kann zu Messproblemen und Verzerrungen führen.
- Kein Wohlfahrtsmaß: Ähnlich wie das Bruttoinlandsprodukt erfasst die Bruttowertschöpfung nur Markttransaktionen und berücksichtigt keine nicht-marktbezogenen Aktivitäten wie unbezahlte Arbeit, ehrenamtliche Tätigkeiten oder Umweltschäden. Sie ist kein direktes Maß für den gesellschaftlichen Wohlstand oder die Lebensqualität. Kritiker weisen darauf hin, dass rein monetäre Indikatoren die tatsächliche Wohlfahrt nicht umfassen18d abbilden.
- Abgrenzungsprobleme bei Vorleistungen: Die genaue Abgrenzung von Vorleistungen kann komplex sein, insbesondere bei der Berücksichtigung von Investitionen, die über mehrere Perioden genutzt werden.
- Datenrevisionen: Die Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, einschließlich der Bruttowertschöpfung, unterliegen regelmäßigen Revisionen durch die statistischen Ämter, was zu rückwirkenden Anpassungen der veröffentlichten Zahlen führen kann.
Bruttowertschöpfung vs. Bruttoinlandsprodukt
Die Bruttowertschöpfung (BWS) und das [Bruttoinlandsprodukt](h15, 16ttps://diversification.com/term/bruttoinlandsprodukt) (BIP) sind eng miteinander verbunden, stellen aber unterschiedliche Aspekte der Wirtschaftsleistung dar. Die BWS misst den in den Produktionsprozessen geschaffenen Mehrwert und wird in der Regel zu Herstellungspreisen bewertet, das heißt ohne Gütersteuern, aber einschließlich Gütersubventionen. Das Bruttoinlandsprodukt hingegen ist die Summe der Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche, zuzüglich der Güter12, 13, 14steuern (wie Mehrwertsteuer) und abzüglich der Gütersubventionen.
Die Beziehung lässt sich wie folgt darstellen:
\text{Bruttoinlandsprodukt} = \text{Bruttowertschöpfung} + \text{Güters[^10^](https://welt-der-bwl.de/Bruttowertsch%C3%B6pfung), [^11^](https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Glossary:Gross_domestic_product_(GDP)/de)teuern} - \text{Gütersubventionen}Während die Bruttowertschöpfung vor allem die Leistung aus der Produktionsperspektive, oft nach Sektoren aufgeschlüsselt, darstellt, bietet das Bruttoinlandsprodukt ein Gesamtbild der gesamten wirtschaftlichen Leistung eines Landes, bewertet zu Marktpreisen. Die Bruttowertschöpfung ist somit eine Vorstufe zum BIP und wird insbesondere zur Analyse der Beiträge einzelner Sektoren herangez8, 9ogen, während das BIP häufig für internationale Vergleiche und als Indikator für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung verwendet wird.
FAQs
Was ist der Hauptunterschied zwischen Bruttowertschöpfung und Nettowertschöpfung?
Der Hauptunterschied liegt in der Berück6, 7sichtigung von Abschreibungen. Die Bruttowertschöpfung ist der Mehrwert vor Abzug der Abschreibungen (Wertverzehr von Kapitalgütern), während die Nettowertschöpfung die Bruttowertschöpfung abzüglich der Abschreibungen darstellt. Die Nettowertschöpfung ist somit ein näherungsweiser Wert für das Volkseinkommen.
Wofür wird die Bruttowertschöpfung verwendet?
Die Bruttowertschöpfung wird verwendet, um den Beitrag einzelner Wirtschaftssektoren oder Regionen zur gesamten Wirtschaftsleistung zu messen. Sie hilft bei der Analyse von Produktivität, Strukturwandel und ist eine wichtige Grundlage für die Berechnung des Bruttoinlandsprodukts in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.
Warum wird die Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen bewertet?
Die Bewertung zu Herstellungspreisenungspreise) bedeutet, dass die direkten Steuern auf Produkte (wie Mehrwertsteuer) nicht inbegriffen sind, während Subventionen auf Produkte hinzugerechnet werden. Dies soll den reinen Wert der im Produktionsprozess geschaffenen Leistung widerspiegeln, bevor indirekte Steuern und Subventionen berücksichtigt werden, die den Endverbraucherpreis beeinflussen.
Gibt es Kritik an der Bruttowertschöpfung?
Ja, wie bei allen volkswirtschaftlichen Kennzahlen gibt es auch an der Bruttowertschöpfung Kritik. Sie erfas2, 3st hauptsächlich den monetären Wert von Gütern und Dienstleistungen, die auf Märkten gehandelt werden, und vernachlässigt nicht-marktliche Aktivitäten oder externe Effekte wie Umweltverschmutzung. Daher ist sie kein umfassendes Maß für den gesellschaftlichen Wohlstand oder die Lebensqualität.1