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Devisentermingeschaeft

Was ist ein Devisentermingeschäft?

Ein Devisentermingeschäft ist ein bindender Vertrag zum Kauf oder Verkauf einer bestimmten Menge einer Währung zu einem festgelegten Wechselkurs an einem zukünftigen Datum. Es handelt sich um ein Over-the-Counter (OTC)-Finanzinstrument und gehört zur breiteren Kategorie der Derivate. Im Gegensatz zu einem Kassageschäft, bei dem der Austausch von Währungen sofort erfolgt, wird bei einem Devisentermingeschäft der Austausch für eine zukünftige Abwicklung vereinbart. Dieses Instrument wird häufig von Unternehmen und Investoren genutzt, um sich gegen Wechselkursrisiko abzusichern oder um auf zukünftige Wechselkursbewegungen zu spekulieren.

Geschichte und Ursprung

Die Notwendigkeit von Devisentermingeschäften und anderen Instrumenten zur Absicherung von Währungsschwankungen entstand mit der Entwicklung des internationalen Handels. Während feste Wechselkurssysteme wie das Bretton Woods System bis in die frühen 1970er Jahre dominierten, begrenzten sie die Volatilität, aber nicht die Notwendigkeit, zukünftige Devisentransaktionen zu planen. Mit dem Übergang zu flexiblen Wechselkursen ab den 1970er Jahren und der zunehmenden Globalisierung des Handels und der Finanzmärkte, wuchs der Bedarf an ausgefeilteren Absicherungsinstrumenten erheblich. Die Entwicklung des außerbörslichen (OTC) Derivatemarktes, zu dem Devisentermingeschäfte gehören, wurde maßgeblich durch die International Swaps and Derivatives Association (ISDA) gefördert, die standardisierte Rahmenwerke wie das ISDA Master Agreement schuf, um Rechtssicherheit und Effizienz bei diesen komplexen Transaktionen zu gewährleisten.

Wichtige Erkenntnisse

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  • Ein Devisentermingeschäft ist ein maßgeschneiderter OTC-Vertrag zum Kauf oder Verkauf einer Währung zu einem zukünftigen Datum.
  • Es legt den Wechselkurs und das Fälligkeitsdatum zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses fest.
  • Devisentermingeschäfte werden hauptsächlich zur Hedging von Wechselkursrisiken eingesetzt.
  • Im Gegensatz zu Terminkontrakten sind Devisentermingeschäfte nicht standardisiert und werden nicht an einer Börse gehandelt.
  • Die Abwicklung erfolgt am Fälligkeitsdatum als Barzahlung oder physischer Austausch der Währungen.

Formel und Berechnung

Der Terminwechselkurs für ein Devisentermingeschäft wird unter Berücksichtigung des aktuellen Kassakurses und der Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungen berechnet. Dies ist bekannt als Zinsparität. Die Formel zur Berechnung des Terminwechselkurses ((F)) lautet:

F=S×1+(rd×T360)1+(rf×T360)F = S \times \frac{1 + (r_d \times \frac{T}{360})}{1 + (r_f \times \frac{T}{360})}

Wobei:

  • (F) = Terminwechselkurs
  • (S) = Kassakurs
  • (r_d) = Zinssatz der Basiswährung (inländischer Zinssatz)
  • (r_f) = Zinssatz der Kurswährung (ausländischer Zinssatz)
  • (T) = Anzahl der Tage bis zur Fälligkeit

Diese Berechnung reflektiert die Arbitrage-Möglichkeiten, die bei einer Abweichung von der Zinsparität entstehen würden. Ein ähnliches Konzept findet sich auch bei einem Zinstermingeschäft.

Interpretation des Devisentermingeschäfts

Ein Devisentermingeschäft wird hauptsächlich als Instrument zur Absicherung interpretiert. Wenn ein Unternehmen beispielsweise weiß, dass es in drei Monaten 1 Million US-Dollar erhalten wird und befürchtet, dass der US-Dollar gegenüber dem Euro an Wert verlieren könnte, kann es ein Devisentermingeschäft abschließen, um diese US-Dollar zu einem heute vereinbarten Kurs in Euro umzutauschen. Dies eliminiert die Unsicherheit des zukünftigen Wechselkurses und fixiert den Wert der Transaktion in der Heimatwährung des Unternehmens.

Die am Devisentermingeschäft beteiligten Parteien sind in der Regel eine Bank und ein Kunde, oder zwei Finanzinstitute. Die Preisgestaltung basiert auf den aktuellen Marktbedingungen des Devisenmarkt und den Zinssätzen der beteiligten Währungen. Die Höhe des Vertrags, bekannt als Notionaler Betrag, spielt eine zentrale Rolle bei der Bestimmung der zukünftigen Zahlungsverpflichtungen.

Hypothetisches Beispiel

Angenommen, ein deutsches Unternehmen, "Alpha GmbH", erwartet in sechs Monaten eine Zahlung von 500.000 USD für exportierte Waren. Alpha GmbH möchte das Risiko eines fallenden USD-Kurses minimieren. Der aktuelle Kassakurs beträgt 1 EUR = 1,10 USD. Der 6-Monats-Zinssatz für EUR beträgt 2,0 % p.a., und für USD beträgt er 4,0 % p.a.

Alpha GmbH schließt ein Devisentermingeschäft mit ihrer Bank ab:

  1. Vereinbarung: Alpha GmbH verkauft 500.000 USD und kauft EUR zu einem festen Terminwechselkurs in sechs Monaten.
  2. Berechnung des Terminwechselkurses:
    F=1,10×1+(0,02×180360)1+(0,04×180360)=1,10×1+0,011+0,02=1,10×1,011,021,0902F = 1,10 \times \frac{1 + (0,02 \times \frac{180}{360})}{1 + (0,04 \times \frac{180}{360})} = 1,10 \times \frac{1 + 0,01}{1 + 0,02} = 1,10 \times \frac{1,01}{1,02} \approx 1,0902
    Der vereinbarte Terminwechselkurs beträgt also ca. 1,0902 USD pro EUR.
  3. Zukünftige Abwicklung: In sechs Monaten, am Abwicklungsdatum, wird Alpha GmbH 500.000 USD an die Bank liefern und dafür 500.000 USD / 1,0902 USD/EUR ≈ 458.631,44 EUR erhalten. Unabhängig davon, wie der Kassakurs in sechs Monaten tatsächlich steht, ist der Betrag in Euro für Alpha GmbH fixiert.

Praktische Anwendungen

Devisentermingeschäfte sind unverzichtbare Instrumente im internationalen Finanzwesen.

  • Absicherung im Export- und Importgeschäft: Unternehmen nutzen Devisentermingeschäfte, um sich vor Währungsschwankungen bei zukünftigen Einnahmen oder Ausgaben in Fremdwährung zu schützen. Dies ermöglicht eine präzise Kalkulation von Kosten und Erlösen.
  • Kapitalflüsse und Investitionen: Investmentfonds oder multinationale Konzerne, die Gewinne aus ausländischen Operationen repatriieren oder in ausländische Vermögenswerte investieren, können Devisentermingeschäfte nutzen, um den Wert ihrer zukünftigen Kapitalflüsse zu sichern.
  • Zinssatz-Arbitrage: Obwohl weniger verbreitet für typische Unternehmen, können Finanzinstitute Devisentermingeschäfte nutzen, um Zinsdifferenzen zwischen Ländern auszunutzen, indem sie in einer Währung mit niedrigem Zinssatz Kredite aufnehmen und in einer Währung mit hohem Zinssatz investieren, während sie gleichzeitig das Wechselkursrisiko absichern.
  • Marktüberwachung: Institutionen wie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) erfassen in ihrer BIS Triennial Survey den Umfang von Devisentermingeschäften und anderen Devisenderivaten, um die Größe und Struktur der globalen Devisenmärkte zu analysieren.

Einschränkungen und Kritikpunkte

Trotz ihrer Vorteile bergen Devisentermingeschäfte auch Risiken und unterliege2n Einschränkungen:

  • Gegenparteirisiko: Da es sich um OTC-Geschäfte handelt, besteht das Risiko, dass die Gegenpartei ihren Verpflichtungen nicht nachkommt. Dieses Risiko wurde insbesondere während der globalen Finanzkrise 2008 in den Fokus gerückt, wie eine Untersuchung des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu Counterparty Risk in OTC-Derivatemärkten zeigt.
  • Illiquidität: Da Devisentermingeschäfte maßgeschneidert sind, können sie weniger liquide sein als standardisierte Te1rminkontrakte oder Devisenoptionen. Es kann schwierig oder kostspielig sein, ein Devisentermingeschäft vor dem Fälligkeitsdatum aufzulösen oder zu übertragen.
  • Opportunitätskosten: Wenn der Kassakurs am Fälligkeitsdatum günstiger ist als der vereinbarte Terminwechselkurs, entgeht dem Nutzer des Devisentermingeschäfts ein potenzieller Gewinn. Die Absicherung eliminiert nicht nur das Verlustrisiko, sondern auch die Chance auf positive Währungseffekte.
  • Komplexität und Kosten: Die Bewertung und Verwaltung von Devisentermingeschäften erfordert Fachwissen. Kleinere Unternehmen ohne eigene Finanzabteilung können Schwierigkeiten haben, die damit verbundenen Implikationen vollständig zu verstehen. Während es keine täglichen Margenausgleich wie bei Futures gibt, können Kreditfazilitäten oder andere Sicherheiten erforderlich sein.

Devisentermingeschäft vs. Devisenoptionsgeschäft

Sowohl das Devisentermingeschäft als auch das Devisenoptionsgeschäft sind Derivate, die im Devisenmarkt eingesetzt werden, um sich gegen Währungsschwankungen abzusichern oder zu spekulieren, unterscheiden sich jedoch grundlegend in ihrer Verpflichtung und Flexibilität.

MerkmalDevisentermingeschäftDevisenoptionsgeschäft
VerpflichtungBindender Vertrag: Beide Parteien müssen die Transaktion am Fälligkeitsdatum abwickeln.Wahlrecht: Der Käufer hat das Recht, aber nicht die Pflicht, die Transaktion auszuführen. Der Verkäufer ist verpflichtet, wenn der Käufer sein Recht ausübt.
KostenEs fallen keine Vorauszahlungen an, außer ggf. Sicherheitsleistungen oder Kreditlinien. Der Kurs ist fixiert.Es wird eine Prämie (Optionspreis) im Voraus gezahlt.
FlexibilitätGeringe Flexibilität: Der vereinbarte Kurs ist fix.Hohe Flexibilität: Ermöglicht Absicherung nach unten bei gleichzeitiger Partizipation an positiven Kursentwicklungen.
RisikoprofilEliminiert Währungsrisiko vollständig, schließt aber auch Gewinnchancen aus.Begrenztes Verlustrisiko für den Käufer (Prämie), unbegrenztes Verlustrisiko für den Verkäufer.

Ein Devisentermingeschäft bietet vollständige Planungssicherheit für den zukünftigen Wechselkurs, während eine Devisenoption die Möglichkeit offenlässt, von günstigen Kursbewegungen zu profitieren, allerdings gegen Zahlung einer Prämie. Ein Währungsswap ist ein weiteres verwandtes Instrument, das den Austausch von Kapital und Zinszahlungen in verschiedenen Währungen über einen bestimmten Zeitraum hinweg beinhaltet.

FAQs

Was ist der Hauptzweck eines Devisentermingeschäfts?
Der Hauptzweck eines Devisentermingeschäfts ist die Absicherung gegen das Wechselkursrisiko. Es ermöglicht Unternehmen und Einzelpersonen, einen zukünftigen Wechselkurs für eine Transaktion zu fixieren und so die Unsicherheit über den Wert zukünftiger Fremdwährungsflüsse zu beseitigen.

Handelt es sich bei einem Devisentermingeschäft um ein börsengehandeltes Produkt?
Nein, ein Devisentermingeschäft ist ein Over-the-Counter (OTC)-Produkt, was bedeutet, dass es direkt zwischen zwei Parteien (in der Regel über eine Bank) gehandelt und an ihre spezifischen Bedürfnisse angepasst wird. Es wird nicht an einer organisierten Börse gehandelt, im Gegensatz zu standardisierten Terminkontrakten (Futures).

Wie unterscheidet sich ein Devisentermingeschäft von einem Kassageschäft?
Der Hauptunterschied liegt im Abwicklungszeitpunkt. Ein Kassageschäft wird nahezu sofort abgewickelt (normalerweise innerhalb von zwei Geschäftstagen), während ein Devisentermingeschäft die Abwicklung zu einem zukünftigen, im Voraus festgelegten Abwicklungsdatum vorsieht.

Spielt der Libor oder andere Referenzzinssätze eine Rolle bei Devisentermingeschäften?
Ja, Referenzzinssätze spielen eine indirekte, aber wichtige Rolle. Der Terminwechselkurs eines Devisentermingeschäfts wird durch die Zinsdifferenz zwischen den beiden beteiligten Währungen beeinflusst, basierend auf dem Prinzip der Zinsparität. Früher war der Libor ein weit verbreiteter Referenzzinssatz, der in solchen Berechnungen verwendet wurde, auch wenn er zunehmend durch alternative Referenzzinssätze ersetzt wird. Der Internationale Währungsfonds überwacht solche Entwicklungen im globalen Finanzsystem.