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Digitale resilienz

Was ist Digitale Resilienz?

Digitale Resilienz ist die Fähigkeit einer Organisation, ihre Geschäftsprozesse und -funktionen angesichts von Störungen in der Technologie-Infrastruktur kontinuierlich aufrechtzuerhalten. Sie gehört zur breiteren Kategorie des Risikomanagements und konzentriert sich speziell auf die Robustheit und Anpassungsfähigkeit eines Unternehmens gegenüber digitalen Bedrohungen und Ausfällen. Dies umfasst nicht nur die Abwehr von Cyberangriffen, sondern auch die Fähigkeit, sich von Systemausfällen, Datenkorruption oder anderen technologiebedingten Zwischenfällen schnell zu erholen. Eine hohe Digitale Resilienz ist für moderne Unternehmen, insbesondere im Finanzsektor, unerlässlich, um ihre Geschäftsmodelle zu schützen und das Vertrauen der Kunden zu wahren.

Geschichte und Ursprung

Das Konzept der Digitalen Resilienz hat sich mit der zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft und der Finanzmärkte entwickelt. Ursprünglich lag der Fokus vieler Organisationen auf Informationssicherheit und der Prävention von Cyberangriffen. Mit der Zeit wurde jedoch deutlich, dass Prävention allein nicht ausreicht. Unternehmen erkannten, dass trotz bester Sicherheitsmaßnahmen Störungen auftreten können, sei es durch menschliches Versagen, Naturkatastrophen oder hochentwickelte Cyberbedrohungen.

Die Notwendigkeit einer umfassenderen Strategie führte zur Entwicklung der Digitalen Resilienz, die über die reine Abwehr hinausgeht und die Fähigkeit zur schnellen Wiederherstellung und Anpassung betont. Insbesondere im Finanzseektor wurde die Digitale Resilienz zu einem zentralen Thema für Regulierungsbehörden. Ein wichtiger Meilenstein ist der Digital Operational Resilience Act (DORA) der Europäischen Union, der am 17. Januar 2025 in Kraft tritt. DORA wurde eingeführt, um die digitale operationelle Resilienz von Finanzunternehmen zu stärken und sicherzustellen, dass sie IKT-Störungen (Informations- und Kommunikationstechnologie) wie Cyberangriffen oder Systemausfällen standhalten, darauf reagieren und sich davon erholen können.

Wichtige Erkenntnisse

  • 9, 10, 11Digitale Resilienz ist die Fähigkeit einer Organisation, ihre kritischen Funktionen auch bei digitalen Störungen aufrechtzuerhalten und sich schnell zu erholen.
  • Sie ist entscheidend für Unternehmen, deren Betrieb stark von digitalen Technologien abhängt, insbesondere im Finanzsektor.
  • Digitale Resilienz geht über reine Cybersicherheit hinaus und umfasst auch Aspekte wie Geschäftskontinuität und Katastrophenwiederherstellung.
  • Regulierungsbehörden weltweit legen zunehmend Wert auf Digitale Resilienz, um die Finanzstabilität zu schützen.
  • Ein umfassender Ansatz erfordert die Integration von Digitaler Resilienz in das gesamte Risikomanagement einer Organisation.

Interpretation der Digitalen Resilienz

Die Digitale Resilienz wird nicht als Einzelwert gemessen, sondern als ein Zustand oder eine Eigenschaft, die durch die Implementierung robuster Prozesse, Technologien und personeller Fähigkeiten erreicht wird. Die Interpretation erfolgt qualitativ anhand der Bewertung verschiedener Faktoren:

  • Identifizierung kritischer Abhängigkeiten: Ein Unternehmen muss seine wichtigsten digitalen Assets, Systeme und die Abhängigkeiten von Drittanbietern verstehen. Dies ist entscheidend, um den potenziellen Einfluss eines Systemausfalls oder einer Cyberbedrohung auf kritische Dienstleistungen zu bewerten.
  • Wiederherstellungszeit (Recovery Time Objective, RTO) und Wiederherstellungspunkt (Recovery Point Objective, RPO): Diese Metriken geben an, wie schnell Systeme nach einem Vorfall wiederhergestellt werden können und wie viel Datenverlust maximal akzeptabel ist. Eine kurze RTO und ein geringer RPO deuten auf eine höhere Digitale Resilienz hin.
  • Regelmäßige Tests: Die Fähigkeit zur Wiederherstellung muss regelmäßig getestet werden, um sicherzustellen, dass die Pläne im Ernstfall funktionieren.

Unternehmen mit hoher Digitaler Resilienz können auch bei schwerwiegenden Zwischenfällen das Vertrauen ihrer Stakeholder aufrechterhalten und den finanziellen Schaden minimieren. Dies trägt zur gesamten Finanzstabilität bei.

Hypothetisches Beispiel

Ein mittelgroßes Finanzdienstleistungsunternehmen, "Fintech Innovations GmbH", ist stark auf seine Online-Handelsplattform angewiesen, die von Cloud-Diensten eines Drittanbieters gehostet wird. Eines Tages kommt es bei diesem Cloud-Anbieter zu einem schwerwiegenden Ausfall, der die Plattform von Fintech Innovations GmbH lahmlegt.

Ohne Digitale Resilienz könnte dieser Ausfall zu einem längeren Stillstand führen, den Kunden den Zugang zu ihren Konten verwehren und erhebliche finanzielle Verluste sowie Reputationsschäden verursachen.

Dank ihrer Digitalen Resilienz hat Fintech Innovations GmbH jedoch präventiv folgende Maßnahmen ergriffen:

  1. Redundante Infrastruktur: Sie unterhalten eine Notfall-Datenbank bei einem anderen Cloud-Anbieter, die kontinuierlich gespiegelt wird.
  2. Detaillierte Geschäftskontinuitätspläne: Es gibt klar definierte Schritte für den Fall eines Ausfalls des Hauptanbieters, einschließlich der Aktivierung der Notfall-Infrastruktur.
  3. Regelmäßige Übungen: Das IT- und Krisenmanagement-Team führt vierteljährlich Simulationen von Ausfällen durch, um die Wirksamkeit ihrer Notfallpläne zu testen und zu verbessern.

Als der Ausfall eintritt, kann Fintech Innovations GmbH innerhalb von 30 Minuten auf ihre redundante Infrastruktur umschalten, wodurch die Handelsplattform mit minimaler Unterbrechung und geringem Datenverlust wieder online ist. Dies minimiert den Betriebsrisiko und schützt das Unternehmen vor weitreichenden negativen Folgen.

Praktische Anwendungen

Digitale Resilienz findet in zahlreichen Bereichen der Finanzwelt und darüber hinaus Anwendung:

  • Finanzdienstleistungen: Banken, Investmentfirmen und Versicherungen müssen sicherstellen, dass ihre Transaktionssysteme, Kundendatenbanken und Kommunikationskanäle selbst bei Cyberangriffen oder Systemausfällen funktionsfähig bleiben. Die Europäische Union hat mit dem Digital Operational Resilience Act (DORA) spezifische Anforderungen für die digitale operationelle Resilienz im Finanzsektor festgelegt.
  • Lieferketten (Supply Chains): Im [Supply-Chain-Management](https://diversif[6](https://www.eiopa.europa.eu/digital-operational-resilience-act-dora_en), 7, 8ication.com/term/supply-chain-management) ist die Digitale Resilienz entscheidend, um Unterbrechungen durch digitale Angriffe auf Logistiksysteme oder Bestandsdatenbanken zu vermeiden, die zu erheblichen Lieferverzögerungen und finanziellen Einbußen führen könnten.
  • Kritische Infrastrukturen: Energieversorger, Telekommunikationsunternehmen und Transportnetze müssen ihre digitalen Systeme gegen Angriffe schützen und resilient gestalten, um die Versorgungssicherheit und öffentliche Ordnung zu gewährleisten.
  • Datenschutz und Compliance: Die Digitale Resilienz umfasst auch den Schutz sensibler Daten und die Einhaltung von Vorschriften wie der DSGVO oder spezifischen Finanzmarktgesetzen. Ein resilienter Ansatz stellt sicher, dass Datenschutz-Verpflichtungen auch unter Stressbedingungen eingehalten werden.
  • Zentralbanken und Aufsichtsbehörden: Der Internationale Währungsfonds (IWF) betont die Notwendigkeit, die Cyberresilienz des Finanzsektors durch nationale Cyberstrategien, entsprechende regulatorische Rahmenwerke und Informationsaustausch zu stärken, um makrofinanzielle Stabilitätsrisiken zu mindern. Die OECD hebt ebenfalls hervor, dass die Digitalisierung im Finanzbereich Auswirkungen auf die 5Finanzstabilität und Resilienz hat und entsprechende politische Maßnahmen erfordert.

Einschränkungen und Kritik

Obwohl Digitale Resilienz als entscheidend für die moderne Wirtsc4haft gilt, gibt es auch Herausforderungen und Kritikpunkte:

  • Kosten und Komplexität: Die Implementierung umfassender Digitaler Resilienz-Strategien kann teuer und technisch komplex sein, insbesondere für kleinere Unternehmen oder solche mit älteren IT-Systemen.
  • Kontinuierliche Anpassung: Die Bedrohungslandschaft entwickelt sich ständig weiter, was bedeutet, dass Digitale Resilienz keine einmalige Errungenschaft ist, sondern einen fortlaufenden Prozess der Anpassung und Verbesserung erfordert.
  • Abhängigkeit von Drittanbietern: Viele Unternehmen lagern Teile ihrer digitalen Infrastruktur an Cloud-Anbieter oder andere Dienstleister aus. Die Digitale Resilienz hängt dann stark von der Resilienz dieser Drittanbieter ab, was eine zusätzliche Ebene des Risikomanagements erfordert.
  • Mangelnde Standardisierung: Trotz Bemühungen wie DORA gibt es weltweit keine vollständig harmonisierten Standards für Digitale Resilienz, was die Compliance für international tätige Unternehmen erschweren kann.
  • Grenzen der Prävention: Das Weltwirtschaftsforum (WEF) weist darauf hin, dass vollständige Cybersicherheit nicht erreichbar ist und Organisationen eine breitere Sicht auf Cyberrisiken einnehmen müssen. Die Digitale Resilienz muss daher das "Worst-Case-Szenario" berücksichtigen, bei dem Angriffe erfolgreich sind, und sich auf die Minimierung des Impacts konzentrieren.

Digitale Resilienz vs. Cybersicherheit

Obwohl [Cybersicherheit](https://diversification.com/term/cybersicherhe[2](https://www.weforum.org/stories/2024/11/cyber-resilience-risk-threat-attack-defence-cybersecurity-cybercrime/), 3it) und Digitale Resilienz oft synonym verwendet werden, gibt es einen wichtigen Unterschied.

MerkmalCybersicherheitDigitale Resilienz
Primäres ZielSchutz vor Cyberbedrohungen und unbefugtem Zugriff.Aufrechterhaltung kritischer Funktionen trotz Störungen.
FokusPrävention von Angriffen und Schutz von Daten.Fähigkeit zur Abwehr, Reaktion, Erholung und Anpassung.
UmfangKonzentriert sich auf Bedrohungen aus dem Cyberspace.Umfasst alle digitalen Störungen (Cyber, techn. Ausfälle, Naturkatastrophen).
Frage"Wie können wir Angriffe verhindern?""Wie können wir trotz eines Angriffs oder Ausfalls weiterarbeiten?"

Cybersicherheit ist eine wesentliche Komponente der Digitalen Resilienz. Eine starke Cyberabwehr reduziert die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Angriffs. Die Digitale Resilienz erkennt jedoch an, dass kein System absolut undurchdringlich ist und konzentriert sich darauf, die Auswirkungen von Störungen zu minimieren und den Betrieb so schnell wie möglich wiederherzustellen. Das Weltwirtschaftsforum betont, dass Cyberresilienz nicht dasselbe ist wie Cybersicherheit; jedoch ist Cybersicherheit unerlässlich, um Cyberresilienz zu erreichen.

FAQs

Was sind die Kernbestandteile der Digitalen Resilienz?

Die Kernbestandteile umfassen Risikomanagement für IKT-Systeme, Management von IKT-bezogenen Vorfällen (einschließlich Klassifizierung und Berichterstattung), Tests der digitalen operationellen Resilienz, Management von IKT-Drittparteirisiken und den Austausch von Informationen über Cyberbedrohungen.

Warum ist Digitale Resilienz im Finanzsektor so wichtig?

Der Finanzsektor ist stark digitalisiert und miteinander verbunden. Ein Ausfall bei einem Finanzinstitut könnte weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Finanzstabilität haben. Digitale Resilienz stellt sicher, dass kritische Finanzdienstleistungen auch bei schwerwiegenden Störungen aufrechterhalten werden können.

Welche Rolle spielen Drittanbieter bei der Digitalen Resilienz?

Drittanbieter, insbesondere jene, die kritische IKT-Dienstleistungen (wie Cloud-Plattformen oder Rechenzentren) anbieten, sind ein wesentlicher Bestandteil der digitalen Lieferkette eines Unternehmens. Die Resilienz eines Unternehmens hängt maßgeblich von der Resilienz und den Sicherheitsmaßnahmen seiner Drittanbieter ab, weshalb deren Management und Überwachung ein Kernaspekt der Digitalen Resilienz sind. Das Supply-Chain-Management digitaler Dienste ist hierbei von großer Bedeutung.

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