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Existenzgrundung

Existenzgründung: Definition, Beispiel und Anwendungsbereiche

Existenzgründung bezeichnet den Prozess, eine berufliche Selbstständigkeit aufzubauen und sich damit eine eigene wirtschaftliche Grundlage zu schaffen. Im weiteren Sinne ist es die Gründung eines Unternehmens, wobei der Fokus stark auf der Sicherung der persönlichen Existenz und der Schaffung eines Arbeitsplatzes für den oder die Gründerin liegt. Dieses Konzept ist ein Kernbestandteil des Entrepreneurship und spielt eine entscheidende Rolle in der Dynamik einer Volkswirtschaft.

Eine Existenzgründung kann viele Formen annehmen, von der Eröffnung eines Kleinunternehmens über die Tätigkeit als Freiberufler bis hin zur Übernahme eines bestehenden Geschäfts. Sie erfordert eine sorgfältige Planung, die Erstellung eines tragfähigen Geschäftsmodells und eine solide Finanzierung.

Geschichte und Ursprung

Das Konzept der Existenzgründung ist untrennbar mit der Geschichte des Unternehmertums und der Entwicklung von Wirtschaftsordnungen verbunden. Während die Idee, eine eigene Erwerbstätigkeit aufzunehmen, so alt ist wie die Zivilisation selbst, hat die systematische Förderung und das Verständnis von Existenzgründungen in modernen Volkswirtschaften erst in den letzten Jahrhunderten an Bedeutung gewonnen.

Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg und mit dem Wiederaufbau vieler europäischer Länder spielte die Ermutigung zur Selbstständigkeit eine wichtige Rolle für das Wirtschaftswachstum. In Deutschland beispielsweise wurden über Jahrzehnte hinweg verschiedene staatliche Programme und Institutionen etabliert, um Menschen beim Schritt in die Selbstständigkeit zu unterstützen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sieht Existenzgründungen als "Motor der Wirtschaft" und setzt sich aktiv für die Stärkung des Unternehmergeistes ein, unter anderem durch Initiativen wie die Gründungswoche Deutschland.

Key Takeaways

  • Definiti3on: Existenzgründung ist der Prozess des Aufbaus einer beruflichen Selbstständigkeit zur Sicherung der eigenen wirtschaftlichen Existenz.
  • Planung: Ein detaillierter Businessplan ist entscheidend für den Erfolg, da er Geschäftsidee, Markt, Finanzierung und Organisation umfasst.
  • Finanzierung: Gründer benötigen ausreichend Kapital zur Deckung von Anfangsinvestitionen und laufenden Kosten. Staatliche Fördermittel können hierbei unterstützen.
  • Risiken: Existenzgründungen sind mit Risiken behaftet, darunter finanzielle Unsicherheit, Marktvolatilität und hohe Arbeitsbelastung.
  • Wirtschaftliche Bedeutung: Existenzgründungen tragen maßgeblich zur Schaffung von Arbeitsplätzen, zur Innovation und zum wirtschaftlichen Wettbewerb bei.

Formula and Calculation

Existenzgründung selbst ist kein numerischer Wert, der mit einer spezifischen Formel berechnet wird. Vielmehr erfordert sie eine Reihe von finanziellen Kalkulationen und Analysen, um die Rentabilität und Liquidität des Vorhabens zu bewerten. Schlüsselbereiche der Berechnung umfassen:

  • Anlaufkosten: Summe der einmaligen Ausgaben für die Gründung (z.B. Genehmigungen, Erstausstattung).
  • Betriebskosten: Schätzung der regelmäßigen Ausgaben (z.B. Miete, Gehälter, Material).
  • Umsatzprognose: Erwartete Einnahmen basierend auf Marktanalyse und Preisgestaltung.
  • Break-Even-Analyse: Ermittlung des Punktes, an dem Einnahmen die Gesamtkosten decken.

Ein grundlegendes Element ist die Deckungsbeitragsrechnung, die dazu dient, den Beitrag eines Produkts oder einer Dienstleistung zur Deckung der Fixkosten zu ermitteln.

Deckungsbeitrag (DB)=Umsatzerlo¨se pro Einheitvariable Kosten pro Einheit\text{Deckungsbeitrag (DB)} = \text{Umsatzerlöse pro Einheit} - \text{variable Kosten pro Einheit}

Break-Even-Punkt (Menge)=FixkostenDeckungsbeitrag pro Einheit\text{Break-Even-Punkt (Menge)} = \frac{\text{Fixkosten}}{\text{Deckungsbeitrag pro Einheit}}

Diese Berechnungen sind essenziell, um die finanzielle Tragfähigkeit einer Existenzgründung zu beurteilen.

Interpreting the Existenzgründung

Die Interpretation einer Existenzgründung erfolgt nicht in Form eines einzelnen Wertes, sondern durch die ganzheitliche Betrachtung des zugrunde liegenden Geschäftskonzepts und der persönlichen Voraussetzungen des Gründers. Eine erfolgreiche Existenzgründung zeichnet sich durch die Fähigkeit aus, ein tragfähiges Angebot zu entwickeln, das einen Marktbedarf deckt und langfristig profitable Einnahmen generiert.

Die Analyse einer Existenzgründung umfasst typischerweise die Bewertung folgender Aspekte:

  • Geschäftsidee: Ist die Idee innovativ, realisierbar und gibt es eine ausreichende Nachfrage?
  • Marktpotential: Wie groß ist der Zielmarkt und welche Wettbewerbsfaktoren sind zu beachten?
  • Ressourcen: Verfügt der Gründer über die notwendigen Fähigkeiten, Kontakte und das anfängliche Kapital?
  • Rechtsform: Welche Rechtsform (z.B. Einzelunternehmen, GmbH) ist für das Vorhaben am besten geeignet, unter Berücksichtigung von Haftung und Steuern?
  • Finanzierungsplan: Ist die Finanzierung über Eigenkapital, Darlehen oder Fördermittel gesichert und realistisch kalkuliert?

Eine positive Interpretation liegt vor, wenn all diese Elemente schlüssig in einem Businessplan zusammengeführt werden und realistische Erfolgsaussichten bestehen.

Hypothetisches Beispiel

Angenommen, eine ausgebildete Webdesignerin, Frau Schmidt, möchte sich selbstständig machen. Ihr Ziel ist die Existenzgründung eines Kleinunternehmens, das lokale Firmen bei der Erstellung und Pflege ihrer Online-Präsenz unterstützt.

Schritt 1: Geschäftsidee und Marktanalyse
Frau Schmidt identifiziert, dass viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in ihrer Region zwar eine Online-Präsenz wünschen, aber nicht die internen Ressourcen für professionelles Webdesign haben. Sie bietet maßgeschneiderte, kostengünstige Lösungen an. Eine erste Marktanalyse zeigt einen ungedeckten Bedarf.

Schritt 2: Businessplan und Finanzierung
Sie erstellt einen detaillierten Businessplan, in dem sie ihre Dienstleistungen, Preisgestaltung, Marketingstrategie und Finanzprognosen festlegt. Für die Anschaffung von Software und Hardware sowie zur Deckung der Lebenshaltungskosten in den ersten Monaten benötigt sie 15.000 Euro. Sie beantragt einen Teil davon als Gründerdarlehen bei ihrer Bank und nutzt einen kleineren Betrag aus Eigenersparnissen als [Kapital].

Schritt 3: Umsetzung
Nach Genehmigung des Darlehens meldet Frau Schmidt ihr Gewerbe an, richtet ihr Heimbüro ein und beginnt mit der Akquise erster Kunden. Sie setzt auf Mundpropaganda und lokale Netzwerke, um ihr Unternehmen bekannt zu machen.

Schritt 4: Erfolgskontrolle
Nach sechs Monaten überprüft Frau Schmidt ihre Umsätze und Ausgaben. Sie stellt fest, dass ihre Einnahmen die variablen Kosten decken und sie kurz davorsteht, den Break-Even-Punkt zu erreichen. Durch kontinuierliche Unternehmensführung und Anpassung ihres Angebots kann sie ihre Existenzgründung erfolgreich stabilisieren.

Practical Applications

Existenzgründungen sind vielfältig und in nahezu allen Wirtschaftsbereichen zu finden. Ihre praktischen Anwendungen reichen von individuellen Freiberuflern bis hin zu kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Handwerk, Dienstleistung oder Handel.

  • Dienstleistungssektor: Viele Existenzgründungen finden im Dienstleistungsbereich statt, wie Beratungsunternehmen, IT-Dienstleister, Designer oder Therapeuten. Diese erfordern oft geringeres Start-Kapital und basieren stark auf den Fachkenntnissen des Gründers.
  • Handwerk und Gastronomie: Handwerksbetriebe wie Bäckereien oder Schreinereien sowie Restaurants und Cafés sind klassische Beispiele für Existenzgründungen, die oft an lokale Bedürfnisse angepasst sind.
  • Handel: Der Einzelhandel, ob physisch oder online, bietet Möglichkeiten für Gründer, Produkte direkt an Verbraucher zu vertreiben.
  • Freie Berufe: Ärzte, Anwälte, Architekten oder Künstler gründen ihre Existenzgründung als Freiberufler, die spezifischen rechtlichen und steuerlichen Regelungen unterliegen.

Regierungen weltweit fördern Existenzgründungen aufgrund ihrer Bedeutung für die Wirtschaft. In Deutschland wurden im Jahr 2024 etwa 585.000 Existenzgründungen verzeichnet. Dabei spielten Förderbanken wie die KfW eine entscheidende Rolle, indem sie zinsgünstige Kredite und Programme zur Unterstützung bereitstellen. Darüber hinaus bietet die Bundesagentur für Arbeit unter bestimmten Voraussetzungen den Gründungszuschuss an, um Arbeitslose beim Schritt in die Selbstständigkeit zu unterstützen.

Limitations and Criticisms

Obwohl Existenzgründungen als Motor für Wirtschaftswachstum und Innovation gelten, sind sie auch mit erheblichen Herausforderungen und Kritikpunkten verbunden.

  • Hohes Ausfallrisiko: Viele Neugründungen scheitern in den ersten Jahren. Statistisch gesehen überleben weniger als 60 Prozent der Existenzgründungen die ersten drei Jahre am Markt. Gründe dafür können unzureichende Finanzierung, mangelnde Marktanalyse, fehlendes Risikomanagement oder unzureichende Managementfähigkeiten sein.
  • Bürokratische Hürden: Insbesondere in Ländern mit komplexen Vorschriften können administrative Auflagen und Genehmigungsverfahren den Gründungsprozess erschweren und Gründer überfordern.
  • Finanzierungsengpässe: Trotz bestehender Förderprogramme ist es für viele Gründer schwierig, ausreichend Kapital zu sichern, insbesondere wenn sie keine Sicherheiten oder ein geringes Eigenkapital vorweisen können.
  • Arbeitsbelastung und Stress: Der Aufbau einer Existenzgründung erfordert oft einen hohen persönlichen Einsatz, lange Arbeitszeiten und erhebliche mentale Belastung, was zu Burnout führen kann.
  • Strukturelle Ungleichheiten: Kritiker weisen darauf hin, dass der Zugang zu Gründungsressourcen und -förderung nicht immer gleich ist, was beispielsweise Frauen oder Menschen mit Migrationshintergrund benachteiligen kann. Die OECD untersucht und analysiert diese Ungleichheiten im Rahmen ihrer Arbeit zu KMU und Unternehmertum.

Diese Limitierungen erfordern eine kontinuierliche Anpassung der politischen Rahmenbedingungen und Unterstützungsstrukturen, um ein nachhaltig gründerfreundliches Umfeld zu schaffen.

Existenzgründung vs. Unternehmensgründung

Während die Begriffe Existenzgründung und Unternehmensgründung oft synonym verwendet werden, gibt es konzeptionelle Unterschiede, die insbesondere in Deutschland relevant sind.

MerkmalExistenzgründungUnternehmensgründung
Primäres ZielSicherung der persönlichen Existenz des GründersSchaffung einer neuen wirtschaftlichen Einheit zur Gewinnerzielung und zum Wachstum
UmfangHäufig Einzelunternehmen, Freiberufler, KleinunternehmenKann alle Größenordnungen umfassen, von Start-ups bis zu großen Gesellschaften
FokusPersönliche Arbeitsplatzschaffung, Sicherung des EinkommensSkalierbarkeit, Markterschließung, Mitarbeiterwachstum
RechtsformOft Einzelunternehmen, GbR, FreiberuflerHäufiger Kapitalgesellschaften (UG, GmbH, AG) oder Personengesellschaften mit mehreren Partnern
MotivationOft Wunsch nach Selbstbestimmung, UnabhängigkeitUmsetzung einer Geschäftsidee mit hohem Wachstumspotenzial, Erschließung neuer Märkte

Die Existenzgründung ist in gewisser Weise eine spezifische Form der Unternehmensgründung, bei der die Person des Gründers und die Sicherung seiner Lebensgrundlage im Vordergrund stehen. Eine Unternehmensgründung kann ein breiteres Spektrum abdecken, einschließlich der Gründung großer, skalierbarer Unternehmen mit dem Ziel, schnell zu wachsen und viele Mitarbeiter zu beschäftigen. Die Übergänge sind jedoch fließend, und eine erfolgreiche Existenzgründung kann sich im Laufe der Zeit zu einem größeren Unternehmen entwickeln.

FAQs

Was ist ein Businessplan und warum ist er wichtig für die Existenzgründung?

Ein Businessplan ist ein schriftliches Dokument, das die Geschäftsidee, Ziele, Strategien und Finanzprognosen einer Existenzgründung detailliert darlegt. Er ist von entscheidender Bedeutung, da er als Fahrplan für den Gründer dient, potenzielle Investoren oder Banken überzeugt und eine strukturierte Planung des gesamten Vorhabens ermöglicht.

Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es für Existenzgründer?

Existenzgründer können verschiedene Finanzierungsquellen nutzen. Dazu gehören Eigenkapital (eigene Ersparnisse), Fremdkapital (Bankkredite), staatliche Fördermittel und Zuschüsse (z.B. KfW-Darlehen, Gründungszuschuss der Bundesagentur für Arbeit), sowie, in manchen Fällen, Beteiligungskapital von Business Angels oder Venture-Capital-Gebern. Die Wahl der Finanzierungsart hängt stark von der Art und Größe der Existenzgründung ab.

Welche Rolle spielen Beratungsangebote bei der Existenzgründung?

Beratungsangebote, oft von Kammern, Wirtschaftsverbänden oder spezialisierten Beratern angeboten, spielen eine sehr wichtige Rolle. Sie helfen Gründern bei der Erstellung des Businessplans, der Wahl der richtigen Rechtsform, der Klärung rechtlicher und steuerlicher Fragen sowie der Beantragung von Fördermitteln. Studien zeigen, dass Gründer, die Beratungsangebote in Anspruch nehmen, eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit haben.

Was sind die größten Herausforderungen bei einer Existenzgründung?

Zu den größten Herausforderungen gehören die Sicherstellung einer ausreichenden Finanzierung, die Bewältigung bürokratischer Anforderungen, die Gewinnung und Bindung von Kunden, das Risikomanagement unerwarteter Probleme sowie die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben aufgrund der hohen Arbeitsbelastung. Ein fundierter Businessplan und die Inanspruchnahme externer Unterstützung können helfen, diese Hürden zu meistern.

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