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Externe kosten

Was sind Externe Kosten?

Externe Kosten sind jene Kosten, die durch die wirtschaftliche Tätigkeit einer Partei entstehen, aber von Dritten getragen werden, die weder direkt an der Transaktion beteiligt sind noch dafür entschädigt werden. Diese Kosten werden auch als negative Externe Effekte bezeichnet und sind ein zentrales Konzept in der Volkswirtschaftslehre, insbesondere im Bereich der Umweltökonomie. Sie stellen eine Form des Marktversagen dar, da der Marktpreis eines Gutes oder einer Dienstleistung nicht die gesamten gesellschaftlichen Kosten widerspiegelt, die mit seiner Produktion oder seinem Konsum verbunden sind. Beispiele für Externe Kosten sind Umweltverschmutzung durch Fabriken, Lärmbelästigung durch Flugzeuge oder Verkehrsstaus. Das Verständnis externer Kosten ist entscheidend, um die tatsächlichen gesellschaftlichen Auswirkungen von Wirtschaftstätigkeiten zu bewerten und effizientere Ressourcenallokation zu fördern.

Geschichte und Ursprung

Das Konzept der Externen Kosten und externer Effekte wurde maßgeblich von dem britischen Ökonomen Arthur Cecil Pigou in seinem 1920 erschienenen Werk "The Economics of Welfare" entwickelt. Pigou baute 9auf den Ideen von Alfred Marshall auf und argumentierte, dass in Fällen, in denen private Kosten und soziale Kosten auseinanderfallen, der Markt kein effizientes Ergebnis liefert. Er stellte fe8st, dass die Produzenten ihre Entscheidungen auf der Grundlage ihrer privaten Kosten treffen, ohne die zusätzlichen Kosten zu berücksichtigen, die der Gesellschaft durch ihre Aktivitäten entstehen. Um dieses Marktv7ersagen zu korrigieren, schlug Pigou eine Steuer auf Aktivitäten vor, die negative externe Effekte verursachen – die sogenannte Pigou-Steuer. Diese Steuer sollte6 die externen Kosten "internalisieren", d.h. sie in den Marktpreis einbeziehen, um eine gesellschaftlich wünschenswertere Menge der Produktion zu erreichen und die Effizienz zu erhöhen.

Kernpunkte

  • E5xterne Kosten sind ungeplante Kosten, die von Dritten getragen werden, die nicht an der Transaktion beteiligt sind, welche diese Kosten verursacht hat.
  • Sie entstehen, weil der Preismechanismus des Marktes die tatsächlichen sozialen Kosten eines Gutes oder einer Dienstleistung nicht vollständig erfasst.
  • Typische Beispiele umfassen Umweltverschmutzung, Lärm und Gesundheitsprobleme, die durch wirtschaftliche Aktivitäten verursacht werden.
  • Das Konzept ist zentral für das Verständnis von Marktversagen und die Rechtfertigung staatlicher Regulierung oder Besteuerung zur Internalisierung dieser Kosten.
  • Das Ziel der Internalisierung externer Kosten ist es, eine gesellschaftlich optimale Produktion und einen Konsum zu erreichen und die Nachhaltigkeit zu fördern.

Formel und Berechnung

Externe Kosten sind ein Bestandteil der Sozialen Kosten einer Aktivität. Die Formel zur Bestimmung der Sozialen Kosten (MSC – Marginal Social Cost) lautet:

MSC=MPC+MECMSC = MPC + MEC

Wo:

  • (MSC) = Soziale Grenzkosten (Marginal Social Cost) – Die Gesamtkosten für die Gesellschaft, die durch die Produktion einer zusätzlichen Einheit entstehen.
  • (MPC) = Private Grenzkosten (Marginal Private Cost) – Die direkten Kosten für den Produzenten einer zusätzlichen Einheit. Dies sind die internen Kosten, die ein Unternehmen in seinen Finanzberichten ausweist.
  • (MEC) = Externe Grenzkosten (Marginal External Cost) – Die Kosten, die Dritten durch die Produktion einer zusätzlichen Einheit auferlegt werden, und die nicht vom Produzenten getragen werden.

Diese Formel verdeutlicht, dass die privaten Kosten, die der Produzent trägt, nur einen Teil der Soziale Kosten darstellen, wenn externe Kosten vorhanden sind. Nur wenn die externen Kosten null sind, entsprechen die privaten Kosten den sozialen Kosten. Das Verständnis der Grenzkosten ist hierbei entscheidend.

Interpretation der Externen Kosten

Die Interpretation der externen Kosten erfordert eine sorgfältige Kosten-Nutzen-Analyse. Wenn externe Kosten hoch sind, deutet dies darauf hin, dass die Gesellschaft einen erheblichen Preis für die private wirtschaftliche Aktivität zahlt, der nicht im Marktpreis des Produkts enthalten ist. Dies führt dazu, dass das Gut überproduziert und übermäßig konsumiert wird, da es für die Käufer künstlich billig erscheint.

Ein hohes Maß an externen Kosten kann ein Indikator fü4r erhebliche Marktversagen sein, bei dem die Allokation von Ressourcen durch den freien Markt nicht zu einem gesellschaftlich wünschenswerten Ergebnis führt. Ökonomen argumentieren, dass die Internalisierung dieser Kosten durch Mechanismen wie Steuern, Quoten oder handelbare Genehmigungen die Marktteilnehmer dazu anregen kann, die vollen sozialen Kosten ihrer Handlungen zu berücksichtigen und somit eine effizientere und nachhaltigere Produktion zu fördern.

Hypothetisches Beispiel

Stellen Sie sich ein Kohlekraftwerk vor, das Strom für eine nahegelegene Stadt erzeugt. Die privaten Kosten des Kraftwerks umfassen die Ausgaben für Kohle, Personal, Wartung und Anlage. Wenn das Kraftwerk jedoch Strom produziert, stößt es auch Schadstoffe wie Schwefeldioxid und Feinstaub in die Luft aus.

Diese Umweltverschmutzung verursacht zusätzliche Kosten, die nicht vom Kraftwerk, sondern von der umliegenden Bevölkerung getragen werden: erhöhte Gesundheitskosten durch Atemwegserkrankungen, geringere landwirtschaftliche Erträge aufgrund sauren Regens und verminderte Lebensqualität durch schlechte Luft. Diese zusätzlichen Kosten sind die externen Kosten.

Würden beispielsweise für jede erzeugte Kilowattstunde Strom 0,02 € an externen Kosten durch Umweltverschmutzung anfallen, und die privaten Kosten 0,08 € betragen, dann lägen die tatsächlichen sozialen Kosten der Stromerzeugung bei 0,10 € pro Kilowattstunde. Ohne Internalisierung der externen Kosten würde das Kraftwerk und die Konsumenten die 0,02 € nicht direkt berücksichtigen, was zu einer Überproduktion von Strom und zu viel Umweltverschmutzung führen könnte.

Praktische Anwendungen

Externe Kosten sind in verschiedenen Bereichen relevant und werden zunehmend in Politik und Wirtschaft berücksichtigt:

  • Umweltpolitik: Eine der häufigsten Anwendungen ist die Regulierung von Umweltverschmutzung. Regierungen erheben Pigou-Steuer (z.B. CO2-Steuern) oder schaffen Emissionshandelssysteme, um Unternehmen dazu zu bringen, die externen Kosten ihrer Umweltemissionen zu internalisieren. Die US Environmental Protection Agency (EPA) schätzt beispielsweise die sozialen Kosten von Treibhausgasen, wie Kohlenstoffdioxid, Methan und Lachgas, um die wirtschaftlichen Schäden durch den Klimawandel zu quantifizieren. Diese Schätzungen können politischen Entscheidungsträgern helfen, die Vorteile von Klimaschutzmaßnahmen zu bewerten.
  • Gesundheitspolitik: Externe Kosten spielen auch eine Rolle bei der Besteuerung von Gütern3 wie Tabak und Alkohol, die erhebliche Gesundheitskosten für die Gesellschaft verursachen, welche über die direkten Konsumenten hinausgehen und oft durch öffentliche Gesundheitssysteme getragen werden.
  • Stadtplanung und Verkehr: Verkehrsstaus sind ein klassisches Beispiel für externe Kosten, da sie Zeitverlust und zusätzliche Kraftstoffkosten für Dritte verursachen. Mautgebühren oder City-Maut-Systeme sind Versuche, diese externen Kosten zu internalisieren und den Verkehrsfluss zu optimieren.
  • Finanzanalyse und Nachhaltigkeit: Unternehmen, die ihre externen Kosten reduzieren, können langfristig von einem besseren Ruf, geringeren regulatorischen Risiken und einer höheren Nachhaltigkeit profitieren. Einige Unternehmen beginnen, interne Kohlenstoffpreise festzulegen, um die Auswirkungen von Emissionen auf ihre Geschäftsmodelle zu bewerten.

Einschränkungen und Kritik

Obwohl das Konzept der externen Kosten grundlegend für die Umweltökonomie ist, gibt es auch Einschränkungen und Kritikpunkte:

  • Messprobleme: Eine der größten Herausforderungen bei der Anwendung des Konzepts der externen Kosten ist die genaue Quantifizierung dieser Kosten. Viele externe Effekte, wie der Wert eines sauberen Himmels oder die Kosten von Artensterben, sind nicht direkt am Markt handelbar und daher schwer zu monetarisieren. Studien haben gezeigt, dass die Monetarisierung der tatsächlichen externen Auswirkungen komplex ist und die Ergebn2isse je nach Methode und Annahmen stark variieren können.
  • Informationsasymmetrien: Es ist oft schwierig, alle relevanten Informationen über die externen Auswirkungen 1einer Aktivität zu sammeln und zu verarbeiten. Wer ist betroffen? In welchem Ausmaß? Über welchen Zeitraum? Diese Fragen sind oft schwer zu beantworten.
  • Transaktionskosten: Der Coase-Theorem, formuliert von Ronald Coase, schlägt vor, dass private Parteien Externalitäten durch Verhandlungen lösen könnten, wenn die Transaktionskosten null sind. In der Realität sind Transaktionskosten jedoch selten null, insbesondere wenn viele Parteien betroffen sind oder Eigentumsrechte nicht klar definiert sind. Dies behindert oft eine private Lösung für externe Kosten und macht staatliche Regulierung notwendig.
  • Politische Umsetzung: Die Implementierung von Maßnahmen zur Internalisierung externer Kosten, wie Steuern oder Verbote, kann auf politischen Widerstand stoßen, insbesondere von Interessengruppen, die durch solche Maßnahmen beeinträchtigt werden könnten.

Externe Kosten vs. Soziale Kosten

Obwohl eng miteinander verbunden, sind "Externe Kosten" und "Soziale Kosten" nicht identisch.

  • Externe Kosten (oder negative Externalitäten) sind der Teil der Gesamtkosten einer wirtschaftlichen Aktivität, der von Dritten getragen wird, die nicht an der Transaktion beteiligt sind und dafür nicht entschädigt werden. Sie sind also die "versteckten" oder "ausgelagerten" Kosten. Ein Beispiel ist die Verschmutzung der Atemluft durch eine Fabrik, die zu Atemwegserkrankungen bei Anwohnern führt. Die Behandlungskosten sind externe Kosten.
  • Soziale Kosten sind die Gesamtkosten einer wirtschaftlichen Aktivität für die Gesellschaft als Ganzes. Sie setzen sich zusammen aus den privaten Kosten (die Kosten, die der Produzent oder Konsument direkt trägt, z.B. Produktionskosten, Kaufpreis) und den externen Kosten. Die Formel ist Soziale Kosten = Private Kosten + Externe Kosten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass externe Kosten eine Komponente der Soziale Kosten sind. Das Ziel der Politik ist es oft, externe Kosten zu internalisieren, um sicherzustellen, dass die privaten Kosten die wahren Soziale Kosten besser widerspiegeln und somit die Effizienz der Ressourcenallokation zu verbessern.

FAQs

Was ist der Unterschied zwischen internen und externen Kosten?

Interne Kosten sind die direkten Ausgaben, die ein Unternehmen oder eine Einzelperson für die Produktion oder den Konsum eines Gutes trägt, wie Material, Arbeit oder Betriebskosten. Externe Kosten sind dagegen die indirekten Kosten, die Dritten auferlegt werden, die nicht an der Transaktion beteiligt sind, wie Umweltverschmutzung oder Lärmbelästigung.

Warum sind externe Kosten ein Problem für den Markt?

Externe Kosten führen zu Marktversagen, weil der Marktpreis eines Gutes oder einer Dienstleistung nicht die vollen Soziale Kosten widerspiegelt. Dies kann zu einer Überproduktion von Gütern mit negativen externen Effekten führen, da sie für die Verursacher künstlich billig erscheinen und die Gesellschaft einen Teil der Kosten trägt.

Wie können externe Kosten reduziert oder internalisiert werden?

Externe Kosten können durch verschiedene Maßnahmen internalisiert werden, um sie in den Entscheidungsprozess der Verursacher einzubeziehen. Dazu gehören Pigou-Steuer (z.B. CO2-Steuern), Regulierung (z.B. Emissionsgrenzwerte), die Zuweisung von Eigentumsrechten oder die Schaffung von Märkten für Öffentliche Güter (z.B. Emissionshandelssysteme). Das Ziel ist es, die Verursacher für die von ihnen erzeugten Kosten verantwortlich zu machen.

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