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Geburtenrate

Was ist die Geburtenrate?

Die Geburtenrate ist eine demografische Kennzahl, die die Anzahl der Lebendgeborenen pro 1.000 Einwohner innerhalb eines bestimmten Zeitraums, typischerweise eines Jahres, in einer Region oder einem Land angibt. Als Teil der Makroökonomie und der Bevölkerungsstatistik ist die Geburtenrate ein entscheidender Indikator für die Dynamik einer Bevölkerung und hat weitreichende Auswirkungen auf eine Volkswirtschaft. Sie beeinflusst unter anderem das zukünftige Wirtschaftswachstum, die Zusammensetzung der Arbeitskräfte und die Nachhaltigkeit von Sozialversicherungen.

Geschichte und Ursprung

Die Erfassung und Analyse von Geburtenraten ist eng mit der Entwicklung der Demografie als Wissenschaft verbunden. Schon früh erkannten Staaten die Notwendigkeit, Bevölkerungsdaten zu sammeln, um die Größe und Struktur ihrer Bevölkerung zu verstehen. Die systematische Erfassung von Geburten begann in vielen Ländern mit der Einführung von Kirchenbüchern und später staatlichen Registern. Die Kennzahl der "rohen Geburtenrate" (crude birth rate) als Verhältnis der Geburten zur Gesamtbevölkerung ist eine grundlegende Methode, die seit Langem angewendet wird. Diese Maßzahl hilft dabei, den Beitrag von Lebendgeburten zur Bevölkerungsentwicklung eines Landes zu quantifizieren. Moderne Statistikämter wie das Statistische Bundesamt in Deutschland oder Eurostat in de27r Europäischen Union sammeln und veröffen26tlichen umfassende Daten zur Geburtenrate, die eine detaillierte Analyse historischer Trends und internationaler Vergleiche ermöglichen. So sanken die Geburtenraten in der EU zwischen 1961 und 2023 erheblich, wobei 2023 ein historischer Tiefstand erreicht wurde.

Wichtige Erkenntn25isse

  • Die Geburtenrate ist eine grundlegende demografische Kennzahl, die die Anzahl der Lebendgeburten pro 1.000 Einwohner pro Jahr misst.
  • Sie ist ein wichtiger Indikator für das Bevölkerungswachstum und den Demografischen Wandel eines Landes.
  • Eine niedrige Geburtenrate kann langfristige Herausforderungen für die Wirtschaft, insbesondere für Rentensysteme und den Arbeitsmarkt, mit sich bringen.
  • Faktoren wie wirtschaftliche Bedingungen, Bildung, gesellschaftliche Normen und staatliche Familienpolitik beeinflussen die Geburtenrate maßgeblich.
  • Die Analyse der Geburtenrate ist entscheidend für die langfristige wirtschaftliche Planung und die Gestaltung von Fiskalpolitik.

Formel und Berechnung

Die rohe Geburtenrate (engl. crude birth rate) wird berechnet, indem die Anzahl der Lebendgeburten in einem bestimmten Zeitraum (normalerweise ein Jahr) durch die durchschnittliche Gesamtbevölkerung in diesem Zeitraum geteilt und das Ergebnis mit 1.000 multipliziert wird.

Die Formel lautet:

Geburtenrate=Anzahl der LebendgeburtenDurchschnittliche Gesamtbevo¨lkerung×1.000\text{Geburtenrate} = \frac{\text{Anzahl der Lebendgeburten}}{\text{Durchschnittliche Gesamtbevölkerung}} \times 1.000

Dabei gilt:

  • Anzahl der Lebendgeburten: Die Gesamtzahl der lebend geborenen Kinder im betrachteten Zeitraum.
  • Durchschnittliche Gesamtbevölkerung: Die Bevölkerungszahl zur Jahresmitte oder der arithmetische Mittelwert der Bevölkerungszahl zu Beginn und am Ende des Zeitraums. Dies dient dazu, Bevölkerungsänderungen im Laufe des Jahres zu berücksichtigen.

Das Ergebnis wird üblicherweise in 24Promille (‰) angegeben, was die Anzahl der Geburten pro 1.000 Einwohner darstellt.

Interpretation der Geburtenrate

Die Interpretation der Geburtenrate erfordert Kontext, da sie allein keine vollständige Aussage über die Bevölkerungsentwicklung oder die wirtschaftliche Gesundheit eines Landes liefert. Eine hohe Geburtenrate deutet auf eine wachsende Bevölkerung und potenziell ein hohes zukünftiges Humankapital hin, kann aber in Kombination mit unzureichenden Ressourcen zu Armut und Engpässen führen. Umgekehrt signalisiert eine niedrige Geburtenrate eine schrumpfende und alternde Bevölkerung, was langfristig Herausforderungen für die Altersvorsorge und das Arbeitskräfteangebot darstellen kann.

Das sogenannte "Bestandserhaltungsniveau" liegt23 bei etwa 2,1 Kindern pro Frau, um eine Bevölkerung bei gleichbleibender Sterblichkeit und ohne Zuwanderung stabil zu halten. Viele Industrieländer, darunter Deutschland und d22ie meisten OECD-Länder, liegen deutlich unter diesem Wert. Dies bedeutet, dass ihre Bevölkerungen ohne Migrati21on schrumpfen würden. Ein Blick auf die Daten des Statistischen Bundesamtes zeigt beispielsweise, dass die Geburtenrate in Deutschland im Jahr 2023 bei 1,35 Kindern pro Frau lag, was einen weiteren Rückgang im Vergleich zum Vorjahr darstellt.

Hypothetisches Beispiel

Angenommen, in einem fikt20iven Land namens "Wachstumland" leben am 1. Juli 2025 insgesamt 10 Millionen Menschen. Im Laufe des Jahres 2025 werden in Wachstumland 120.000 Lebendgeburten registriert.

Zur Berechnung der Geburtenrate für Wachstumland im Jahr 2025 gehen wir wie folgt vor:

  1. Anzahl der Lebendgeburten: 120.000
  2. Durchschnittliche Gesamtbevölkerung: 10.000.000

Nun wenden wir die Formel an:

Geburtenrate=120.00010.000.000×1.000=0,012×1.000=12\text{Geburtenrate} = \frac{120.000}{10.000.000} \times 1.000 = 0,012 \times 1.000 = 12

Die Geburtenrate in Wachstumland für das Jahr 2025 beträgt 12 Promille (‰) oder 12 Geburten pro 1.000 Einwohner. Dies bedeutet, dass in Wachstumland im Jahr 2025 pro 1.000 Einwohner 12 neue Babys geboren wurden. Diese Rate kann verwendet werden, um das zukünftige Wirtschaftspotenzial des Landes besser einzuschätzen.

Praktische Anwendungen

Die Geburtenrate ist ein essenzieller Indikator in verschiedenen Bereichen der Wirtschaftsanalyse und politischen Planung:

  • Sozialsysteme und Renten: Eine sinkende Geburtenrate führt zu einer alternden Bevölkerung, was die Finanzierung von Rentensystemen und Gesundheitssystemen unter Druck setzt. Weniger Beitragszahler müssen eine wachsende Zahl von Leistungse19mpfängern finanzieren, was zu höheren Sozialabgaben oder Leistungskürzungen führen kann. Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen der Einführung von Rentensystemen und sinkenden Geburtenraten, da Kinder weniger als "Altersvorsorge" benötigt werden.
  • Arbeitsmarkt und Wirtschaftswachstum: Eine niedrige Geburtenrate kann zu einem Rückgang der Arbeitskräfte führen, was wiederum das potenzielle Bruttoinlandsprodukt (BIP) und die Innovationsfähigkeit eines Landes beeinträchtigen kann. Unternehmen könnten Schwierigkeiten haben, qualifiziertes Personal zu finden17, was zu Engpässen im Arbeitsmarkt und zu Lohninflation führen kann.
  • Konsum und Investitionen: Die Altersstruktur einer Bevölkerung beeinflusst die Konsumausgaben und die Sparquote. Eine alternde Gesellschaft tendiert zu einem veränderten Konsumverhalten (z.B. mehr Gesundheitsdienstleistungen, weniger Bildungsausgaben) und kann die gesamte Nachfragestruktur einer Wirtschaft verändern.

Einschränkungen und Kritik

Obwohl die Geburtenrate ein weit verbreiteter demografischer Indikator ist, weist sie bestimmte Einschränkungen auf und ist Gegenstand von Kritik:

  • Fehlende Differenzierung: Die rohe Geburtenrate berücksichtigt nicht die Alters- und Geschlechtsstruktur der Bevölkerung. Eine hohe Geburtenrate in einem Land mit vielen jungen Frauen im gebärfähigen Alter is16t anders zu interpretieren als dieselbe Rate in einem Land mit einer geringeren Anzahl potenzieller Mütter. Detailliertere Maße wie die zusammengefasste Geburtenziffer (Total Fertility Rate, TFR) oder altersspezifische Geburtenziffern bieten hier präzisere Einblicke.
  • Momentaufnahme: Die Geburtenrate ist eine Momentaufnahme und kann durch kurzfristig15e Ereignisse (z.B. Wirtschaftskrisen, Pandemien) beeinflusst werden, ohne einen langfristigen Trend widerzuspiegeln. Eine kurzfristige Steigerung oder ein Rückgang muss nicht zwangsläufig auf eine nachhaltige14 Veränderung der Familienplanung hindeuten.
  • Sozioökonomische Faktoren: Die Geburtenrate korreliert stark mit sozioökonomischen Faktoren wie Bildung, Einkommen, Zugang zu Gesundheitsversorgung und Familienplanung. Diese zugrundeliegenden Faktoren sind oft komplex und können nicht allein aus der Geburtenrate a13bgeleitet werden. In wohlhabenden Ländern sind die Geburtenraten in den letzten Jahrzehnten stetig gesunken, was auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen ist, darunter Einkommenswachstum, höhere Bildung und Veränderungen in sozialen Normen.
  • Politische Maßnahmen: Während Regierungen versuchen, mit familienpolitischen Maßnahmen Einflus12s auf die Geburtenrate zu nehmen (z.B. Elterngeld, Kinderbetreuung), reichen diese laut OECD oft nicht aus, um die demografischen Herausforderungen zu meistern. Die Wirksamkeit solcher Maßnahmen ist oft verzögert und schwer zu isolieren.

Geburtenrate vs. Sterber11ate

Die Geburtenrate und die Sterberate sind zwei fundamentale demografische Kennzahlen, die zusammen die natürliche Bevölkerungsentwicklung eines Landes bestimmen. Während die Geburtenrate die Anzahl der Lebendgeburten pro 1.000 Einwohner in einem bestimmten Zeitraum angibt, misst die Sterberate (oder Mortalität) die Anzahl der Todesfälle pro 1.000 Einwohner im selben Zeitraum.

Der wesentliche Unterschied liegt in dem Phänomen, das sie beschreiben: Die Geburtenrate misst den Zuwachs 10einer Bevölkerung durch neue Individuen, während die Sterberate den Verlust von Individuen durch Tod erfasst. Die Differenz zwischen Geburtenrate und Sterberate wird als natürlicher Bevölkerungssaldo bezeichnet. Ist die Geburtenrate höher als die Sterberate, wächst die Bevölkerung natürlich. Ist sie niedriger, schrumpft sie (wie es in Deutschland seit 1972 der Fall ist). Beide Raten sind entscheidend für die Analyse des Demografischen Wandels und haben weitreichende Auswirkungen auf eine Volkswirtschaft, von der Zusammensetzung der Arbeitskräfte bis zur Nachhaltigkeit von Sozialsystemen.

FAQs

Warum ist die Geburtenrate für die Wirtschaft wichtig?

Die Geburtenrate ist für die Wirtschaft entscheidend, da sie die zukünftige Größe und Struktur der Arbeitskräfte, die Zusammensetzung der Konsumausgaben und die Finanzierbarkeit von Sozialsystemen wie Rentensysteme beeinflusst. Eine niedrige Geburtenrate kann langfristig zu Fachkräftemangel und Belastungen für die Sozialsysteme führen.

Was ist ein "Bestandserhaltungsniveau" der Geburtenrate?

Das Bestandserhaltungsniveau der Geburtenrate, auch als Ersatzniveau 8bezeichnet, ist die Anzahl der Kinder pro Frau, die erforderlich ist, um eine Bevölkerung langfristig stabil zu halten, unter Annahme konstanter Sterblichkeit und ohne Migration. Dieser Wert liegt in den meisten Industrieländern bei etwa 2,1 Kindern pro Frau.

Welche Faktoren beeinflussen die Geburtenrate?

Die Geburtenrate wird von einer Vielzahl von sozioökonomischen, kulturellen und p7olitischen Faktoren beeinflusst. Dazu gehören der Bildungsstand, das Einkommen, der Zugang zu Gesundheitsversorgung und Familienplanung, die Rolle der Frau in der Gesellschaft, staatliche Familienpolitik (wie Elterngeld und Kinderbetreuung) sowie wirtschaftliche und soziale Unsicherheiten.

Ist eine sinkende Geburtenrate immer schlecht für die Wirtschaft?

Eine sinkende Geburtenrate stellt die [Wirtschaft](https://diver[5](https://www.pharmazeutische-zeitung.de/fertility-gap-groesser-denn-je-157865/), 6sification.com/term/wirtschaft) vor Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die Alterung der Bevölkerung und die Finanzierung von Sozialsystemen. Allerdings können Produktivitätssteigerungen, Zuwanderung und eine längere Erwerbstätigkeit einiger der negativen Effekte abmildern. Es hängt von der Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft und der Politik ab, wie stark die Auswirkungen letztendlich sind.

Wo finde ich aktuel4le Daten zur Geburtenrate in Deutschland oder der EU?

Aktuelle und historische Daten zur Geburtenrate in Deutschland finden sich auf der Website des Statistischen Bundesamtes. Für die Europäische Union bietet Eurostat umfassende Statistiken zur Fertilität. Internationale Vergleiche und Daten für OECD-Länder sind bei de3r OECD verfügbar.1

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