Was ist Geschäftsbankengeld?
Geschäftsbankengeld, auch als Giralgeld bekannt, ist die Form des Geldes, die von Geschäftsbanken im Rahmen ihrer Kreditvergabe geschaffen wird. Es repräsentiert den überwiegenden Teil der Geldmenge in einer modernen Wirtschaft und gehört zur Kategorie der Geldtheorie. Anders als Bargeld oder Reserven der Zentralbank, existiert Geschäftsbankengeld hauptsächlich in elektronischer Form als Einlagen auf den Konten von Privatpersonen und Unternehmen. Wenn eine Geschäftsbank einen Kredit vergibt, schreibt sie dem Konto des Kreditnehmers einen entsprechenden Betrag gut, wodurch neues Geschäftsbankengeld entsteht.
Gesch10ichte und Ursprung
Die Entstehung des Geschäftsbankengeldes ist eng mit der Entwicklung des Bankwesens und des Finanzsystems verbunden. Ursprünglich basierte Geld oft auf physischen Gütern wie Gold oder Silber. Mit der Zeit entwickelten sich Banken, die diese Edelmetalle als Einlagen hielten und dafür Quittungen ausstellten. Diese Quittungen wurden zunehmend als Zahlungsmittel akzeptiert. Der entscheidende Schritt zur heutigen Form des Geschäftsbankengeldes erfolgte, als Banken begannen, Kredite zu vergeben, die über ihre physischen Gold- oder Silbereinlagen hinausgingen, indem sie einfach Buchungseinträge auf den Konten der Kreditnehmer vornahmen. Dies war möglich9, da nur ein kleiner Teil der Einlagen gleichzeitig abgehoben wurde. Das moderne Verständnis der Geldschoepfung durch Geschäftsbanken, insbesondere durch die Kreditvergabe, wird heute von Zentralbanken wie der Bank of England aktiv kommuniziert.
Wichtige Erkenn8tnisse
- Geschäftsbankengeld entsteht primär durch die Kreditvergabe von Geschäftsbanken.
- Es existiert überwiegend in elektronischer Form als Bankguthaben.
- Es macht den Großteil der gesamten Geldmenge in einer modernen Volkswirtschaft aus.
- Die Schaffung von Geschäftsbankengeld ist ein Schlüsselelement der Geldpolitik.
- Die Menge des Geschäftsbankengeldes wird indirekt durch die Zentralbank beeinflusst.
Formel und Berechnung
Geschäftsbankengeld selbst hat keine direkte mathematische Formel im Sinne einer statischen Berechnung, da es dynamisch durch wirtschaftliche Aktivitäten entsteht und vergeht. Seine Entstehung ist vielmehr ein Prozess, der durch die Ausweitung der Bilanz einer Bank bei der Kreditvergabe beschrieben wird.
Wenn eine Bank einen Kredit von Betrag ( L ) vergibt, erhöht sich ihr Vermögenswert (der Kreditanspruch gegenüber dem Schuldner) und gleichzeitig ihre Verbindlichkeit (die Gutschrift auf dem Konto des Kreditnehmers). Dies kann schematisch wie folgt dargestellt werden:
Bankbilanz vor Kreditvergabe:
Aktiva | Passiva |
---|---|
Reserven | Einlagen |
Bestehende Kredite | Eigenkapital |
Bankbilanz nach Kreditvergabe ( L ):
Aktiva | Passiva |
---|---|
Reserven | Einlagen + ( L ) (neues Geschäftsbankengeld) |
Bestehende Kredite | Eigenkapital |
Neue Kredite ( L ) |
Dabei ist zu beachten, dass die Bank nicht einfach existierende Einlagen weiterverleiht, sondern durch die Kreditvergabe neue Einlagen, also neues Geschäftsbankengeld, schafft.
Interpretation des Geschäftsbankengeldes
Geschäftsbankengeld ist der Motor für Wirtschaftswachstum und Investitionen. Seine Interpretation hängt maßgeblich von der Perspektive ab:
- Aus Sicht des Nutzers: Für Privatpersonen und Unternehmen ist Geschäftsbankengeld der Großteil ihres verfügbaren Geldes, das sie für Transaktionen nutzen. Es manifestiert sich in Kontoguthaben, die über Debit- oder Kreditkarten sowie Überweisungen genutzt werden.
- Aus Sicht der Bank: Für Geschäftsbanken sind die von ihnen geschaffenen Einlagen eine Verbindlichkeit, während die vergebenen Kredite Vermögenswerte darstellen. Das Management dieser Bilanz ist entscheidend für ihre Rentabilität und Stabilität.
- Aus Sicht der Zentralbank: Die Zentralbank beobachtet die Entwicklung des Geschäftsbankengeldes genau, da es einen direkten Einfluss auf die Inflation und die gesamte Wirtschaftstätigkeit hat. Sie versucht, die Menge des Geschäftsbankengeldes indirekt über die Festlegung des Zinssatzes und andere geldpolitische Instrumente zu steuern.
Hypothetisches Beispiel
Angenommen, Sie möchten ein neues Auto kaufen und nehmen dafür einen Kredit über 30.000 Euro bei Ihrer Geschäftsbank auf. Die Bank überprüft Ihre Kreditwürdigkeit und genehmigt den Kredit. Anstatt Ihnen physisches Bargeld zu geben, schreibt die Bank Ihrem Girokonto einfach 30.000 Euro gut. In diesem Moment wurde neues Geschäftsbankengeld in Höhe von 30.000 Euro geschaffen. Dieses Geld existierte vorher nicht in dieser Form als Einlage auf Ihrem Konto.
Sie nutzen dieses neu geschaffene Geld, um das Auto zu bezahlen. Der Autohändler erhält die 30.000 Euro auf sein Bankkonto, und das Geschäftsbankengeld zirkuliert weiter im Finanzsystem. Wenn Sie später beginnen, den Kredit an die Bank zurückzuzahlen, wird dieser Prozess umgekehrt, und das entsprechende Geschäftsbankengeld wird aus dem System "gelöscht" oder "zerstört", da Ihre Einlagen sinken und die Schuld gegenüber der Bank abgebaut wird.
Praktische Anwendungen
Geschäftsbankengeld ist die dominierende Form d7es Geldes in modernen Volkswirtschaften und findet in nahezu allen Aspekten des Wirtschaftslebens Anwendung:
- Alltägliche Transaktionen: Die meisten Zahlungen, ob online, per Karte oder Überweisung, erfolgen mit Geschäftsbankengeld.
- Unternehmensfinanzierung: Unternehmen nehmen Kredite von Geschäftsbanken auf, um Investitionen zu tätigen, Betriebsabläufe zu finanzieren oder Expansionen vorzunehmen. Dies führt zur Schaffung von Geschäftsbankengeld, das dann in die Wirtschaft fließt.
- Konsumfinanzierung: Verbraucher nutzen Geschäftsbankengeld durch Konsumentenkredite, Hypotheken und Kreditkarten, um Güter und Dienstleistungen zu erwerben.
- Geldpolitik: Zentralbanken steuern die Gesamtmenge des Geschäftsbankengeldes im System indirekt durch die Festlegung von Leitzinsen, die die Kreditvergabe der Geschäftsbanken beeinflussen. Sie können auch durch Maßnahmen wie die Quantitative Lockerung die monetaere Basis beeinflussen, die sich auf das Geschäftsbankengeld auswirkt.
- Internationale Transaktionen: Auch im internationalen Handel und bei Kapitalströmen 6wird überwiegend Geschäftsbankengeld verwendet, da Banken die Abwicklung von grenzüberschreitenden Zahlungen erleichtern.
Einschränkungen und Kritikpunkte
Obwohl Geschäftsbankengeld für das Funktionieren einer modernen Wirtschaft unerlässlich ist, gibt es auch Einschränkungen und Kritikpunkte:
- Potenzial für Inflation: Eine unkontrollierte Geldschoepfung durch Geschäftsbanken, insbesondere wenn sie nicht durch eine entsprechende Produktion von Gütern und Dienstleistungen im Wirtschaftswachstum ausgeglichen wird, kann zu Inflation führen. Dies ist ein zentrales Anliegen der Zentralbank, die die 5Geldmenge durch ihre Geldpolitik zu steuern versucht.
- Prozyklizität des Kreditzyklus: Die Kreditvergabe der Banken und damit die Schaffung von Geschäftsbankengeld kann prozyklisch wirken, d.h., sie verstärkt Konjunkturzyklen. In Boomphasen wird viel Kredit vergeben, was die Überhitzung fördert; in Rezessionen schränken Banken die Kreditvergabe ein, was die Wirtschaft weiter bremsen kann.
- Finanzielle Instabilität: Eine übermäßige oder rücksichtslose Kreditvergabe kann zu Blasenbildungen in Vermögensmärkten und letztlich zu Finanzkrisen führen, was die Finanzstabilität gefährdet. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer effektiven Bankenregulierung.
- Verlust des Zentralbankeinflusses: In Zeiten sehr niedriger Zinssaetze oder unkonventioneller geldpolitischer Maßnahmen kann der direkte Einfluss der Zentralbank auf die Geldschoepfung durch Geschäftsbanken begrenzt sein.
Geschäftsbankengeld vs. Zentralbankgeld
Geschäftsbankengeld und Zentralbankgeldralbankgeld) sind die beiden Hauptformen des Geldes in einer modernen Volkswirtschaft, die jedoch unterschiedliche Funktionen und Merkmale aufweisen:
Merkmal | Geschäftsbankengeld (Giralgeld) | Zentralbankgeld (Monetäre Basis) |
---|---|---|
Schöpfer | Geschäftsbanken (z.B. durch Kreditvergabe) | Zentralbank (z.B. durch Druck von Bargeld oder Gutschrift von Reserven) |
Form | Überwiegend elektronische Einlagen (Sichtguthaben) | Bargeld (Banknoten und Münzen) und Reserven von Geschäftsbanken bei der Zentralbank |
Zugang | Allgemein zugänglich für Privatpersonen und Unternehmen | Direkter Zugang nur für Geschäftsbanken und den Staat (Bargeld für die Öffentlichkeit) |
Verwendung | Großteil der alltäglichen Transaktionen | Hauptsächlich für Interbanken-Zahlungen und als gesetzliches Zahlungsmittel (Bargeld) |
Haftung | Verbindlichkeit der Geschäftsbank | Verbindlichkeit der Zentralbank |
Während Zentralbankgeld die Basis des Geldsystems bildet, ist Geschäftsbankengeld die weitaus größere und im Alltag relevantere Geldform. Geschäftsbanken halten Zentralbankgeld als Reserven, um ihre Zahlungsverpflichtungen untereinander zu erfüllen oder um Bargeldabhebungen zu ermöglichen. Die Europäische Zentralbank (EZB) liefert eine detaillierte Erklärung zur Geldschöpfung durch Geschäftsbanken im Vergleich zu Zentralbankgeld.
FAQs
Wie wird Geschäftsbankengeld geschaffen?
Geschäftsbankengeld wird hauptsächlich geschaffen, wenn Geschäftsbanken Kredite vergeben. Wenn eine3 Bank einem Kunden einen Kredit gewährt, schreibt sie den entsprechenden Betrag auf dessen Konto gut. Diese Gutschrift erhöht die Einlagen des Kunden und schafft damit neues Geld im Wirtschaftssystem.
Kann jede Bank unbegrenzt Geschäftsbankengeld schaffen?
Nein, Geschäftsbanken können nicht unbegrenzt Geld schaffen. Sie unterliegen verschiedenen Beschrän2kungen. Dazu gehören die Nachfrage nach Krediten, die Kreditwürdigkeit der Antragsteller, der Wettbewerb zwischen Banken und vor allem die Geldpolitik der Zentralbank, die den Zinssatz und die Verfügbarkeit von Reserven beeinflusst. Auch die Mindestreserve und die Bankenregulierung spielen eine Rolle.
Was passiert mit Geschäftsbankengeld, wenn ein Kredit zurückgezahlt wird?
Wenn ein Kredit zurückgezahlt wird, wird das entsprechende Geschäftsbankengeld aus dem System genommen. Der Kreditnehmer überweist Geld von seinem Konto an die Bank, wodurch seine Einlagen reduziert werden. Da diese Einlagen das von der Bank geschaffene Geld darstellen, wird es bei der Rückzahlung effektiv "gelöscht".1