Handelsschaffung: Definition, Beispiel, und FAQs
Handelsschaffung ist ein zentrales Konzept in der internationalen Ökonomie, das die positiven Auswirkungen der Wirtschaftsintegration auf das Handelsvolumen und die Wohlfahrt beschreibt. Sie tritt auf, wenn die Bildung eines Handelsabkommen oder einer Zollunion zu einer Umstellung der Produktion von ineffizienten inländischen Produzenten zu effizienteren Produzenten innerhalb der neu geschaffenen Handelszone führt. Dies resultiert in einer effizienteren Allokation von Ressourcen und einem potenziellen Gewinn an Konsumentenrente.
History and Origin
Das Konzept der Handelsschaffung wurde maßgeblich von dem kanadischen Wirtschaftswissenschaftler Jacob Viner in seinem 1950 erschienenen Werk "The Customs Union Issue" entwickelt. Viner war einer der ersten, der die komplexen Wohlfahrtseffekte von Zollunionen und Freihandelszoneen systematisch analysierte. Vor Viner konzentrierte sich die traditionelle Handelstheorie hauptsächlich auf die Vorteile des Komparativer Vorteil zwischen Ländern mit vollständigem Freihandel. Viner's bahnbrechende Arbeit zeigte, dass die Bildung regionaler Handelsblöcke nicht immer zu einer optimalen globalen Ressourcenallokation führen muss und sowohl positive als auch negative Effekte haben kann. Er identifizierte Handelsschaffung als einen dieser positiven Effekte, der die Wohlfahrt der beteiligten Länder steigern kann, indem er den Handel von teureren internen Produzenten zu günstigeren Produzenten innerhalb des Blocks verlagert.
Key Ta3, 4, 5keaways
- Handelsschaffung beschreibt eine Effizienzsteigerung durch die Bildung von Handelsabkommen.
- Sie entsteht, wenn Zölle innerhalb eines Blocks gesenkt werden und Handel von teureren heimischen Produzenten zu günstigeren Partnern verlagert wird.
- Das Konzept wurde von Jacob Viner in den 1950er Jahren entwickelt und ist fundamental für die Analyse der Wirtschaftsintegration.
- Handelsschaffung führt typischerweise zu einer Steigerung der Gesamtwohlfahrt und der Produzentenrente in den beteiligten Ländern.
- Sie unterscheidet sich von der Handelsumlenkung, die negative Wohlfahrtseffekte haben kann.
Interpreting Handelsschaffung
Handelsschaffung wird als Indikator für den positiven Beitrag eines Handelsabkommen zur ökonomischen Effizienz und Wohlfahrt interpretiert. Wenn Handelsschaffung auftritt, bedeutet dies, dass Verbraucher in den Mitgliedsländern Zugang zu günstigeren Gütern erhalten, da Importe nun von effizienteren Lieferanten innerhalb des Blocks statt von ineffizienteren inländischen Produzenten bezogen werden. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie ihre Exporte zu den Partnerländern steigern können, wenn sie einen komparativen Vorteil haben. Ein hoher Grad an Handelsschaffung signalisiert, dass ein Abkommen seine beabsichtigten Vorteile in Bezug auf die Spezialisierung und den effizienteren Ressourceneinsatz erfüllt.
Hypothetical Example
Stellen Sie sich vor, Land A und Land B schließen ein Freihandelsabkommen ab. Vor dem Abkommen produzierte Land A ein bestimmtes Gut X selbst zu Kosten von 10 Euro pro Einheit, während Land B dasselbe Gut zu 8 Euro pro Einheit produzieren konnte. Die Weltmarktpreise für Gut X lagen bei 7 Euro pro Einheit. Land A hatte jedoch einen Schutzzoll von 4 Euro auf Importe von Gut X, was den Import aus Land B auf 12 Euro und aus dem Rest der Welt auf 11 Euro verteuerte. Daher produzierte Land A Gut X im Inland.
Mit dem Freihandelsabkommen entfällt der Zoll zwischen Land A und Land B. Nun kann Land A Gut X zollfrei von Land B zu 8 Euro importieren. Da dies günstiger ist als die eigene inländische Produktion zu 10 Euro, wird Land A die Produktion von Gut X im Inland reduzieren und stattdessen von Land B importieren. Dies ist ein Fall von Handelsschaffung: Der Handel mit Gut X wird von einem ineffizienten Produzenten (Land A selbst) zu einem effizienteren Produzenten (Land B) innerhalb der neuen Handelszone verlagert. Die Verbraucher in Land A profitieren von einem niedrigeren Preis (8 Euro statt 10 Euro), was ihre Konsumentenrente erhöht.
Practical Applications
Handelsschaffung ist ein entscheidender Faktor bei der Bewertung der Auswirkungen von Regional Trade Agreements (RTAs) und anderen Formen der Wirtschaftsintegration. Sie zeigt sich in verschiedenen realen Szenarien:
- Regionalblöcke: Die Europäische Union (EU) ist ein klassisches Beispiel. Die Beseitigung interner Zölle und nichttarifärer Barrieren führte dazu, dass Mitgliedsländer Importe von Partnern bezogen, die zuvor teurer von eigenen, weniger effizienten Produzenten stammten. Dies steigerte die Spezialisierung und Effizienz innerhalb des Blocks.
- Wachstum und Armutsreduzierung: Internationale Organisationen wie der Internationale Währungsfonds (IWF) betonen die Rolle der Handelsliberalisierung, zu der die Handelsschaffung beiträgt, bei der Förderung von Wirtschaftswachstum und Armutsreduzierung weltweit. Offenere Volkswirtschaften, die die Vorteile der Handelsschaffung nutzen, neigen dazu, schneller zu wachsen.
- Entwicklungspolitik: Für Entwickl2ungsländer kann die Teilnahme an Handelsabkommen, die zur Handelsschaffung führen, den Zugang zu günstigeren Vorleistungen und Konsumgütern ermöglichen und gleichzeitig ihre Exporte von Gütern, in denen sie einen Komparativer Vorteil besitzen, steigern.
Limitations and Criticisms
Obwohl Handelsschaffung positive Wohlfahrtseffekte verspricht, gibt es Einschränkungen und Kritikpunkte bei der Anwendung und Interpretation des Konzepts:
- Messung und Isolierung: Es ist oft schwierig, die tatsächliche Handelsschaffung in der Realität eindeutig zu messen und von anderen Faktoren zu isolieren, die das Handelsvolumen beeinflussen, wie z.B. Wirtschaftswachstum, technologische Fortschritte oder Wechselkursschwankungen. Datenanalysen nach der Einführung von Handelsabkommen müssen diese komplexen Wechselwirkungen berücksichtigen.
- Handelsumlenkung: Die größte Kritik und Einschränkung ist, dass Handelsabkommen nicht nur zu Handelsschaffung, sondern auch zu Handelsumlenkung führen können. Wenn ein Abkommen zu einer Verlagerung des Handels von einem effizienteren Produzenten außerhalb des Blocks zu einem weniger effizienten, aber präferenzbegünstigten Produzenten innerhalb des Blocks führt, spricht man von Handelsumlenkung, die die globale Wohlfahrt mindern kann. Studien, die beispielsweise die Auswirkungen des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA) untersuchen, haben sowohl Handelsschaffung als auch potenzielle Handelsumlenkung analysiert.
- Verzerrungen und Subventionen: Trotz Handelsabkommen können Marktverzerrungen, wie beispielsweise inländische Subventionen oder nichttarifäre Handelshemmnisse, die potenziellen Vorteile der Handelsschaffung einschränken oder gar aufheben. Das idealisierte Modell der Handelsschaffung geht von einer effizienten Anpassung der Produktion aus, die in der Realität durch politische oder strukturelle Faktoren behindert werden kann.
Handelsschaffung vs. Handelsumlenkung
Handelsschaffung und Handelsumlenkung sind zwei Konzepte, die oft im Zusammenhang mit der Bewertung von Handelsabkommen genannt werden und von Jacob Viner geprägt wurden. Sie beschreiben die zwei entgegengesetzten Effekte, die bei der Bildung einer Zollunion oder Freihandelszone auftreten können.
Handelsschaffung ist ein wohlfahrtssteigernder Effekt, der auftritt, wenn die Reduzierung von Zöllen innerhalb eines Handelsblocks dazu führt, dass ein Land seine Importe von einem weniger effizienten inländischen Produzenten auf einen effizienteren Produzenten innerhalb des neu gebildeten Blocks verlagert. Die Beseitigung von Handelshemmnissen ermöglicht es, dass Waren von der kostengünstigsten Quelle innerhalb des Blocks bezogen werden, was die Effizienz und die Konsumentenrente erhöht.
Im Gegensatz dazu ist Handelsumlenkung ein potenziell wohlfahrtsmindernder Effekt. Sie tritt auf, wenn die Bildung eines Handelsblocks dazu führt, dass der Handel von einem effizienteren Produzenten außerhalb des Blocks zu einem weniger effizienten Produzenten innerhalb des Blocks umgeleitet wird. Dies geschieht, weil der effizientere Produzent außerhalb des Blocks aufgrund weiterhin bestehender Außenzölle teurer wird als der präferenzbegünstigte, aber weniger effiziente Produzent innerhalb des Blocks. Die Handelsumlenkung kann zu einer suboptimalen globalen Ressourcenallokation und einem Rückgang der Gesamtwohlfahrt führen, da sie den Handel weg von der Quelle mit den niedrigsten Produktionskosten bewegt.
FAQs
Was ist das Hauptziel von Handelsschaffung?
Das Hauptziel von Handelsschaffung ist die Steigerung der ökonomischen Effizienz und der Wohlfahrt der beteiligten Länder durch die Neuausrichtung des Handelsflusses hin zu effizienteren Produzenten innerhalb eines neu gebildeten Handelsblocks. Es soll die Spezialisierung fördern und die Vorteile des Komparativer Vorteil besser nutzen.
Wie profitieren Verbraucher von Handelsschaffung?
Verbraucher profitieren von Handelsschaffung, da sie Zugang zu günstigeren und oft qualitativ besseren Produkten erhalten. Die Abschaffung von Zöllen innerhalb des Handelsblocks führt dazu, dass Importe von effizienteren Partnern die teurere inländische Produktion ersetzen, was die Preise senkt und die Konsumentenrente erhöht.
Kann Handelsschaffung ohne formelle Handelsabkommen stattfinden?
Handelsschaffung im Sinne von Viner's Theorie bezieht sich spezifisch auf die Effekte, die durch die Reduzierung von Zöllen und anderen Handelshemmnissen im Rahmen formeller Handelsabkommen (wie Freihandelszonen oder Zollunionen) entstehen. Während globale Handelsliberalisierung oder technologische Fortschritte auch zu effizienteren Handelsmustern führen können (Globalisierung), ist der Begriff der Handelsschaffung eng mit der bewussten Schaffung präferenzieller Handelsbeziehungen verbunden.
Welche Rolle spielt Protektionismus im Zusammenhang mit Handelsschaffung?
Protektionismus, in Form von Zöllen oder anderen Handelshemmnissen, verhindert Handelsschaffung, indem er den Handel von effizienteren ausländischen Produzenten ablenkt und inländische, weniger effiziente Produzenten schützt. Die Bildung eines Handelsblocks mit Handelsschaffung zielt darauf ab, diese protektionistischen Barrieren zwischen den Mitgliedsländern zu überwinden, auch wenn sie gegenüber Nicht-Mitgliedern bestehen bleiben können.