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Herstellungsgemeinkosten

Was sind Herstellungsgemeinkosten?

Herstellungsgemeinkosten (Manufacturing Overhead) sind alle indirekten Kosten, die bei der Produktion von Gütern anfallen und nicht direkt einem spezifischen Produkt zugeordnet werden können. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der Kostenrechnung und umfassen Ausgaben, die für den Betrieb einer Fertigungsstätte notwendig sind, aber nicht direkt die Materialien oder die direkte Arbeitszeit zur Herstellung eines Produkts darstellen. Dazu gehören beispielsweise die Miete für die Fabrik, Abschreibungen auf Maschinen, Stromkosten für die Produktion oder die Gehälter des Aufsichtspersonals. Die Erfassung und Zuweisung von Herstellungsgemeinkosten ist entscheidend, um die wahren Produktionskosten zu ermitteln und fundierte Entscheidungen bezüglich Preisgestaltung und Gewinnmarge zu treffen.

Geschichte und Ursprung

Die Notwendigkeit, Herstellungsgemeinkosten systematisch zu erfassen und zuzuordnen, entstand maßgeblich während der Industriellen Revolution. Mit dem Aufkommen von Massenproduktion und großen Fabriken wurden indirekte Kosten wie die Nutzung von Maschinen, die Wartung von Anlagen und das Management komplexer Produktionsprozesse immer signifikanter. Während vor dieser Zeit die direkte Kosten für Material und Arbeit den Großteil der Gesamtkosten ausmachten, führte die zunehmende Anlagenintensität dazu, dass Unternehmen umfassendere Methoden zur Kostenanalyse benötigten. Die Entwicklung der Kostenrechnung und spezifischer Methoden zur Verrechnung von Gemeinkosten ermöglichte es Unternehmen, ihre Rentabilität genauer zu bewerten und effizientere Betriebsentscheidungen zu treffen. Dies war ein fortlaufender Prozess, der sich im Laufe der Zeit mit der Komplexität der Fertigung weiterentwickelte.

Wichtige Erkennt15, 16nisse

  • Herstellungsgemeinkosten sind indirekte Kosten, die für die Produktion notwendig sind, aber nicht direkt einem einzelnen Produkt zugerechnet werden können.
  • Sie umfassen sowohl Fixkosten (z.B. Miete) als auch Variable Kosten (z.B. indirekte Materialien).
  • Die genaue Erfassung und Verteilung von Herstellungsgemeinkosten ist entscheidend für die Produktkostenkalkulation, Preisgestaltung und Rentabilitätsanalyse.
  • Die Verteilung erfolgt oft mithilfe eines Gemeinkostenzuschlagssatzes, basierend auf einem geeigneten Verteilungsschlüssel.
  • Fehlerhafte Zuweisung kann zu verzerrten Produktkosten und ineffizienten Geschäftsentscheidungen führen.

Formel und Berechnung

Die Herstellungsgemeinkosten selbst sind eine Summe verschiedener Ausgaben. Um sie auf Produkte oder Kostenstellen zu verteilen, wird oft ein Gemeinkostenzuschlagssatz verwendet. Die Gesamtherstellungsgemeinkosten können wie folgt ermittelt werden:

Gesamte Herstellungsgemeinkosten=Indirekte Materialien+Indirekte Arbeitskra¨fte+Andere indirekte Fertigungskosten\text{Gesamte Herstellungsgemeinkosten} = \text{Indirekte Materialien} + \text{Indirekte Arbeitskräfte} + \text{Andere indirekte Fertigungskosten}

Indirekte Materialien: Materialien, die nicht direkt im Endprodukt enthalten sind oder deren Zurechnung unwirtschaftlich wäre (z.B. Schmierstoffe, Reinigungsmittel).
Indirekte Arbeitskräfte: Löhne und Gehälter für Personal, das nicht direkt am Fertigungsprozess beteiligt ist (z.B. Produktionsleiter, Hausmeister, Qualitätskontrolleure).
Andere indirekte Fertigungskosten: Alle weiteren Kosten, die der Produktion zugerechnet werden, aber nicht direkt sind (z.B. Abschreibungen auf Maschinen, Miete für die Fabrik, Stromkosten für die Produktion, Versicherungen).

Zur Zuweisung dieser Kosten zu Produkten oder Aufträgen wird häufig ein Gemeinkostenzuschlagssatz berechnet:

Gemeinkostenzuschlagssatz=Gescha¨tzte Gesamte HerstellungsgemeinkostenGescha¨tzte Gesamte Verteilungsgrundlage\text{Gemeinkostenzuschlagssatz} = \frac{\text{Geschätzte Gesamte Herstellungsgemeinkosten}}{\text{Geschätzte Gesamte Verteilungsgrundlage}}

Die Verteilungsgrundlage kann beispielsweise direkte Arbeitsstunden, Maschinenstunden oder direkte Materialkosten sein. Nach der Berechnung wird der Zuschlagssatz auf die tatsächliche Nutzung der Verteilungsgrundlage pro Produkt angewendet, um die zugewiesenen Herstellungsgemeinkosten pro Einheit zu erhalten. Die Anwendung dieser Kalkulationsschemata ist ein zentraler Aspekt der Kostenrechnung.

Interpretation der Herstellungsgemeinkosten

Die Interpretation der Herstellungsgemeinkosten ist entscheidend für die Unternehmensführung und strategische Entscheidungen. Ein hoher Anteil an Herstellungsgemeinkosten im Verhältnis zu den gesamten Produktionskosten kann auf eine hohe Anlagenintensität hinweisen oder darauf, dass ein Unternehmen stark automatisierte Prozesse nutzt. Eine effiziente Verwaltung dieser Kosten kann die Wettbewerbsfähigkeit erheblich verbessern.

Das Verständnis der Herstellungsgemeinkosten ermöglicht es Managern, die Profitabilität einzelner Produkte genauer zu beurteilen und fundierte Entscheidungen über die Preisgestaltung zu treffen. Wenn die Herstellungsgemeinkosten pro Einheit zu hoch sind, kann dies darauf hindeuten, dass der Produktionsprozess ineffizient ist oder dass die Produktionsmenge nicht ausreicht, um die Fixkosten optimal zu verteilen. Eine sorgfältige Kostenanalyse und eine präzise Zuweisung zu Kostenstellen sind unerlässlich, um die tatsächlichen Kosten der Wertschöpfung zu verstehen und Potenziale für Kostensenkungen zu identifizieren.

Hypothetisches Beispiel

Angenommen, eine Möbelmanufaktur, "Holz & Form GmbH", stellt Tische und Stühle her. Für den kommenden Monat schätzt das Unternehmen die folgenden Herstellungsgemeinkosten:

  • Miete für die Fabrik: 5.000 €
  • Abschreibung für Maschinen: 3.000 €
  • Strom für Maschinen und Beleuchtung: 2.000 €
  • Gehälter des Werkstattmeisters und des Reinigungspersonals (indirekte Arbeitskräfte): 4.000 €
  • Indirekte Materialien (Schleifpapier, Leim, Schrauben für allgemeine Nutzung): 1.000 €

Die geschätzten gesamten Herstellungsgemeinkosten belaufen sich somit auf 5.000 € + 3.000 € + 2.000 € + 4.000 € + 1.000 € = 15.000 €.

Die Geschäftsleitung entscheidet, die direkten Arbeitsstunden als Verteilungsgrundlage zu nutzen, da der Einsatz von Maschinen und indirektem Personal stark an die manuelle Arbeit gekoppelt ist. Für den kommenden Monat werden insgesamt 1.000 direkte Arbeitsstunden geschätzt.

Der Gemeinkostenzuschlagssatz beträgt:

Gemeinkostenzuschlagssatz=15.0001.000Stunden=15€ pro direkter Arbeitsstunde\text{Gemeinkostenzuschlagssatz} = \frac{15.000 \, \text{€}}{1.000 \, \text{Stunden}} = 15 \, \text{€ pro direkter Arbeitsstunde}

Wenn nun ein Tisch 5 direkte Arbeitsstunden benötigt, werden ihm 5 Stunden * 15 €/Stunde = 75 € an Herstellungsgemeinkosten zugewiesen. Ein Stuhl, der 2 direkte Arbeitsstunden benötigt, erhält 2 Stunden * 15 €/Stunde = 30 € an zugewiesenen Herstellungsgemeinkosten. Diese Zuweisung ermöglicht es Holz & Form, die Produktionskosten pro Einheit genauer zu ermitteln und realistische Verkaufspreise zu kalkulieren.

Praktische Anwendungen

Herstellungsgemeinkosten sind in der Unternehmenswelt von zentraler Bedeutung für verschiedene Funktionen:

  • Produktkostenkalkulation: Sie ermöglichen die Bestimmung der vollen Produktionskosten pro Einheit, was für die Preisgestaltung und die Bewertung des Lagerbestands nach Rechnungslegungsstandards wie GAAP unerlässlich ist.
  • Budgetierung und Budgetierungskontrolle: Unternehmen nutzen die Schätzung und Kontrolle von Herstellungsgemeinkosten, um Budgets zu planen und Abweichungen zu analysieren. Dies hilft bei der Kostenkontrolle und Effizienzsteigerung.
  • Rentabilitätsanalyse: Durch die Zuweisung von Gemeinkosten zu einzelnen Produkten oder Produktlinien können Manager deren wahre Gewinnmarge bewerten und entscheiden, welche Produkte gefördert oder eingestellt werden sollten.
  • Entscheidungsfindung: Informationen über Herstellungsgemeinkosten sind entscheidend für Make-or-Buy-Entscheidungen, die Einführung neuer Produkte oder die Ermittlung des Break-Even-Analyse Punktes.
  • Wettbewerbsfähigkeit: Eine effiziente Verwaltung der Betriebskosten, einschließlich der Herstellungsgemeinkosten, kann die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens auf dem Markt stärken. Statistiken zur Fertigungsleistung, wie sie beispielsweise vom US Bureau of Labor Statistics bereitgestellt werden, können globale Kostentrends aufzeigen und die Bedeutung einer effektiven Gemeinkostenverwaltung unterstreichen. Die US-Industrieproduktion, die regelmäßig von der Federal Reserve gemessen wird, ist ein Beispiel für die makroökonomische Di11, 12, 13, 14mension der Fertigungsaktivität, in der die genaue Kostenkontrolle, einschließlich der Herstellungsgemeinkosten, von immenser Bedeutung ist.

Einschränkungen und Kritik

Trotz ihrer Bedeutung unterliegen Herstellungsgemeinkosten und ihre Zuweisung einigen Einschränkunge5, 6, 7, 8, 9, 10n und Kritikpunkten:

  • Willkürliche Zuweisung: Eine der größten Herausforderungen ist die Auswahl einer geeigneten Verteilungsgrundlage. Da Indirekte Kosten nicht direkt einem Produkt zugeordnet werden können, ist jede Zuweisungsmethode bis zu einem gewissen Grad willkürlich. Dies kann zu Verzerrungen der Produktkosten führen und Manager zu suboptimalen Entscheidungen verleiten. Studien haben gezeigt, dass Unternehmen aufgrund ungenauer Kostenkalkulationen oft nicht wissen, wie hoch ihre tatsächlichen Kosten sind.
  • Komplexität: In komplexen Fertigungsumgebungen mit einer Vielzahl von Produkten und Prozessen kann die genaue Erfassung und Zuweisung4 aller Herstellungsgemeinkosten sehr aufwendig sein. Dies erfordert ausgefeilte Kalkulationsschemata.
  • Fehlende direkte Kausalität: Die Annahme, dass eine einzelne Verteilungsgrundlage (z.B. direkte Arbeitsstunden) die Gemeinkosten kausal treibt, ist oft eine Vereinfachung. Moderne Produktionsprozesse sind oft maschinenintensiv, wobei die Betriebsstunden der Maschinen eine relevantere Grundlage darstellen könnten als die Arbeitsstunden.
  • Anreizprobleme: Wenn Manager die Kosten einer Kostenstelle basierend auf zugewiesenen Gemeinkosten bewerten, kann dies Anreize für kurzfristige Optimierungen schaffen, die dem Unternehmen langfristig schaden (z.B. Reduzierung von Wartung zur Senkung der zugewiesenen Gemeinkosten).
  • Verzerrte Entscheidungen: Basierend auf verzerrten Produktkosten, die durch ungenaue Gemeinkostenverteilung entstehen, könnten Unternehmen Produkte einstellen, die tatsächlich profitabel sind, oder solche fördern, die in Wirklichkeit Verluste verursachen. Die Schwierigkeit, Gemeinkosten genau zuzuordnen, kann die Preisgestaltung und die Entscheidungen über die Kapazitätsauslastung erheblich beeinflussen und somit die Rentabilität mindern.

Herstellungsgemeinkosten vs. Direkte Kosten

Der Hauptunterschied zwischen Herstellungsgemeinkosten und Direkte Kosten liegt in ihrer Zurechenbarkeit zu einem Produkt.

MerkmalHerstellungsgemeinkosten (Manufacturing Overhead)Direkte Kosten (Direct Costs)
ZurechenbarkeitIndirekt; können nicht direkt einem Produkt zugeordnet werden.Direkt; können einem spezifischen Produkt eindeutig zugeordnet werden.
BeispieleMiete, Strom, Abschreibungen, indirekte Arbeitskräfte, indirekte Materialien.Rohmaterialien, Löhne der direkt produzierenden Arbeitskräfte.
ErfassungSammeln in Kostenstellen, dann Zuweisung mittels Verteilungsschlüsseln.Direkte Erfassung pro Produkteinheit.
VerhaltenKann fixe oder variable Komponenten enthalten.Typischerweise variable pro Einheit.

Während Direkte Kosten (wie Rohstoffe und direkte Arbeitslöhne) unmittelbar und messbar in die Herstellung eines Produkts einfließen, sind Herstellungsgemeinkosten unterstützende Ausgaben, die für den gesamten Produktionsprozess anfallen. Sie sind notwendige Indirekte Kosten, deren genaue Zuweisung auf Produkte eine Herausforderung darstellt und oft eine willkürliche Komponente beinhaltet, im Gegensatz zu den direkt zurechenbaren Kosten.

FAQs

1. Warum sind Herstellungsgemeinkosten wichtig?

Herstellungsgemeinkosten sind wichtig, weil sie einen erheblichen Teil der gesamten Produktionskosten ausmachen können. Ohne ihre genaue Berücksichtigung wäre die wahre Kostenbasis eines Produkts unbekannt, was zu falschen Preisentscheidungen und einer verzerrten Einschätzung der Gewinnmarge führen würde. Sie sind auch für die Erstellung korrekter Finanzberichte nach Rechnungslegungsstandards unerlässlich.

2. Sind Herstellungsgemeinkosten immer Fixkosten?

Nein, Herstellungsgemeinkosten können sowohl Fixkosten als auch [Vari1, 2able Kosten](https://diversification.com/term/variable-kosten) enthalten. Beispiele für Fixkosten sind Miete oder Maschinenabschreibungen, die unabhängig von der Produktionsmenge anfallen. Variable Komponenten könnten Stromkosten sein, die mit zunehmender Produktion steigen, oder indirekte Materialien, deren Verbrauch mit der Ausbringungsmenge variiert.

3. Was ist der Unterschied zwischen Herstellungsgemeinkosten und Verwaltungsgemeinkosten?

Herstellungsgemeinkosten beziehen sich spezifisch auf alle indirekten Kosten, die im Zusammenhang mit dem Produktionsprozess anfallen. Verwaltungsgemeinkosten (Administrative Overhead) hingegen sind indirekte Kosten, die mit der allgemeinen Führung eines Unternehmens verbunden sind, aber nicht direkt der Produktion oder dem Verkauf zuzuordnen sind. Beispiele hierfür sind Gehälter der Geschäftsleitung, Bürobedarf oder die Miete für das Verwaltungsgebäude.

4. Wie können Unternehmen Herstellungsgemeinkosten kontrollieren?

Unternehmen können Herstellungsgemeinkosten durch eine Reihe von Maßnahmen kontrollieren, darunter regelmäßige Kostenanalyse, Implementierung von Effizienzprogrammen (z.B. Lean Manufacturing), bessere Budgetierung und Budgetkontrolle, Verhandlungen mit Lieferanten für indirekte Materialien und Dienstleistungen sowie Investitionen in moderne, energieeffizientere Maschinen zur Reduzierung von Betriebskosten wie Strom.

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