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Hochwassermarke

Was ist eine Hochwassermarke?

Eine Hochwassermarke (englisch: High Water Mark) ist im Bereich des Investmentmanagements der höchste Wert, den ein Anlagefonds oder ein Anlegerkonto jemals erreicht hat. Dieser Begriff ist insbesondere bei der Berechnung von Performancegebühren relevant, die von Fondsmanagern erhoben werden. Sie dient als Schutzmechanismus für Anleger, um sicherzustellen, dass Gebühren nur für tatsächliche neue Gewinne und nicht für die Erholung von vorherigen Verlusten gezahlt werden. Die Hochwassermarke ist somit ein zentraler Bestandteil der Vergütungsstruktur vieler alternativer Anlagen, insbesondere von Hedgefonds.

Geschichte und Ursprung

Das Konzept der Hochwassermarke entstand in der Finanzwelt mit der Entwicklung von Performance-basierten Vergütungsmodellen, insbesondere im Hedgefonds-Sektor. In den frühen Tagen der Hedgefonds, als Manager begannen, einen Anteil an den erwirtschafteten Gewinnen zu erhalten (typischerweise im Rahmen einer "2 und 20"-Gebührenstruktur, d.h. 2 % Verwaltungsgebühren und 20 % Performancegebühren), wurde die Notwendigkeit eines Mechanismus deutlich, der Anleger vor wiederholten Gebühren auf dieselben Gewinne schützt. Ohne eine Hochwassermarke könnten Fondsmanager beispielsweise nach einem Verlust Gebühren für die Erholung des Fonds auf seinen früheren Wert erheben, ohne tatsächlich neue Gewinne für den Anleger generiert zu haben.

Die Einführung der Hochwassermarke sollte das Interesse von Managern und Anlegern besser angleichen, indem sichergestellt wird, dass Manager nur dann eine Performancegebühr erhalten, wenn sie den höchsten bisherigen Nettoinventarwert (NAV) des Fonds übertreffen. Dies fördert ein nachhaltiges Risikomanagement und zielt darauf ab, dass Manager sich auf langfristiges Wachstum und nicht auf kurzfristige Schwankungen konzentrieren. Die Alternative Investment Management Association (AIMA) stellt fest, dass 97 % der Fondsmanager eine Hochwassermarke bei der Gestaltung ihrer Performancegebühren verwenden, was ihre weite Verbreitung und Bedeutung in der Branche unterstreicht.

Wichtigste Erkenntniss5e

  • Die Hochwassermarke ist der höchste Wert, den ein Investmentfonds oder ein Konto jemals erreicht hat.
  • Sie schützt Anleger davor, Performancegebühren für die Erholung von Verlusten oder für bereits vergütete Gewinne zu zahlen.
  • Performancegebühren werden erst dann fällig, wenn der Wert des Fonds die Hochwassermarke überschreitet.
  • Dieses Prinzip gleicht die Interessen von Fondsmanagern und Anlegern an, indem es Manager dazu anregt, kontinuierlich positive Renditen zu erzielen.
  • Sie ist ein Standardbestandteil der Gebührenstrukturen vieler alternativer Anlageformen, insbesondere von Hedgefonds.

Formel und Berechnung

Die Hochwassermarke selbst ist kein Wert, der berechnet wird, sondern vielmehr ein Referenzpunkt, der sich dynamisch an den höchsten bisher erreichten Portfoliowert anpasst. Die Berechnung der Performancegebühr in Verbindung mit der Hochwassermarke lässt sich wie folgt darstellen:

Ist der aktuelle Nettoinventarwert (NAV) höher als die Hochwassermarke, so basiert die Performancegebühr auf dem Gewinn über der Hochwassermarke. Wenn der aktuelle NAV unter der Hochwassermarke liegt, wird keine Performancegebühr erhoben.

Die Formel für die Berechnung des gewinnbasierten Anteils der Performancegebühr, wenn die Hochwassermarke überschritten wird, ist:

Performancegebu¨hr=(Aktueller NAVHochwassermarke)×Prozentsatz der Performancegebu¨hr\text{Performancegebühr} = (\text{Aktueller NAV} - \text{Hochwassermarke}) \times \text{Prozentsatz der Performancegebühr}

Dabei gilt:

  • Aktueller NAV: Der aktuelle Nettoinventarwert pro Anteil des Fonds.
  • Hochwassermarke: Der höchste bisher erreichte Nettoinventarwert pro Anteil des Fonds.
  • Prozentsatz der Performancegebühr: Der vertraglich vereinbarte Prozentsatz, der auf die neuen Gewinne angewendet wird.

Liegt der Aktuelle NAV unter der Hochwassermarke, ist die Performancegebühr gleich Null. Die Hochwassermarke wird immer dann auf den neuen, höheren Wert angepasst, wenn ein neuer Höchstwert erreicht wird.

Interpretation der Hochwassermarke

Die Hochwassermarke wird als kritischer Schwellenwert in der Anlageperformance interpretiert. Für Anleger bedeutet sie eine Garantie, dass sie nicht doppelt für dieselbe Performance zahlen müssen. Wenn ein Fondsmanager nach einer Periode der Underperformance den Wert des Portfolios wieder auf ein früheres Hoch bringt, aber die Hochwassermarke nicht überschreitet, erhält er für diese Erholung keine Performancegebühren. Erst wenn der Fonds einen neuen Höchstwert erreicht, werden Gebühren auf die darüber liegenden Gewinne erhoben.

Diese Interpretation ist entscheidend für die Vertrauensbildung zwischen Anlegern und Fondsmanagern. Sie motiviert Manager, nicht nur Gewinne zu erzielen, sondern auch den Kapitalerhalt zu wahren und Verluste schnellstmöglich auszugleichen, bevor weitere Performancegebühren anfallen. Ein Fonds, der über lange Zeit unter seiner Hochwassermarke bleibt, zeigt an, dass er Schwierigkeiten hat, konsistente neue Gewinne zu erzielen, was für Anleger ein Warnsignal sein kann.

Hypothetisches Beispiel

Nehmen wir an, Sie investieren 1.000.000 € in einen Hedgefonds, der eine Performancegebühr von 20 % über der Hochwassermarke erhebt, zusätzlich zu einer jährlichen Verwaltungsgebühr (die hier der Einfachheit halber ignoriert wird).

  • Start: Ihr Investment beträgt 1.000.000 €. Die anfängliche Hochwassermarke ist 1.000.000 €.
  • Jahr 1: Der Fonds steigt um 20 % auf 1.200.000 €.
    • Gewinn = 1.200.000 € - 1.000.000 € = 200.000 €.
    • Performancegebühr = 200.000 € * 20 % = 40.000 €.
    • Ihr Kontowert nach Gebühren = 1.200.000 € - 40.000 € = 1.160.000 €.
    • Die neue Hochwassermarke wird auf 1.200.000 € gesetzt, da dies der höchste Wert war, bevor die Performancegebühr abgezogen wurde (die Gebühr ist eine Verteilung des Gewinns, nicht eine Reduzierung des Höchststandes für die HWM-Definition).
  • Jahr 2: Der Fonds fällt um 10 % von 1.200.000 € auf 1.080.000 €.
    • Da der Wert unter die Hochwassermarke von 1.200.000 € gefallen ist, wird keine Performancegebühr fällig. Die Hochwassermarke bleibt bei 1.200.000 €.
  • Jahr 3: Der Fonds erholt sich und steigt von 1.080.000 € auf 1.250.000 €.
    • Der Fonds hat die frühere Hochwassermarke von 1.200.000 € überschritten.
    • Gewinn über der Hochwassermarke = 1.250.000 € - 1.200.000 € = 50.000 €.
    • Performancegebühr = 50.000 € * 20 % = 10.000 €.
    • Ihr Kontowert nach Gebühren = 1.250.000 € - 10.000 € = 1.240.000 €.
    • Die neue Hochwassermarke wird auf 1.250.000 € gesetzt.

Dieses Beispiel zeigt, wie die Hochwassermarke Sie als Anleger vor der Zahlung von Performancegebühren schützt, bis der Fonds einen neuen Höchstwert erreicht hat.

Praktische Anwendungen

Die Hochwassermarke ist eine weit verbreitete Klausel in den Gebührenstrukturen von Hedgefonds und anderen alternativen Anlagevehikeln. Ihre primäre Anwendung liegt in der Festlegung, wann Fondsmanager Anspruch auf eine Performancegebühr haben.

  • Hedgefonds und Private Equity: Sie wird typischerweise in den Verträgen von Hedgefonds und Private-Equity-Fonds verwendet, die Performance- oder Incentive-Gebühren erheben. Sie stellt sicher, dass Manager nur für neue Gewinne über dem bisherigen Höchststand der Assets Under Management vergütet werden. Dies schützt die Anleger vor der Zahlung von Gebühren für eine bloße Erholung des Fonds nach einem Verlust.
  • Anlegerinteresse: Aus Anlegersicht ist die Ho4chwassermarke ein wichtiges Instrument zum Schutz des Kapitalerhalts und zur Vermeidung überhöhter Gebühren. Sie fördert eine bessere Interessenübereinstimmung zwischen dem Anleger und dem Fondsmanager, da der Manager nur dann Performancegebühren erhält, wenn er das Kapital des Anlegers über seinen bisherigen Höchststand hinaus wachsen lässt.
  • Risikomanagement: Indirekt kann die Hochwassermarke auch das Risikomanagement von Fondsmanagern beeinflussen. Wenn ein Fonds nach einem Verlust unter die Hochwassermarke fällt, hat der Manager einen starken Anreiz, das ursprüngliche Niveau wieder zu erreichen, um wieder Performancegebühren zu verdienen. Dies kann zu einer vorsichtigeren Anlagestrategie führen, um nicht erneut unter die Hochwassermarke zu fallen.

Einschränkungen und Kritik

Obwohl die Hochwassermarke einen wichtigen Anlegerschutz bietet, ist sie nicht ohne Einschränkungen oder Kritikpunkte. Einer der Hauptkritikpunkte ist, dass sie einen Fondsmanager demotivieren kann, wenn der Fonds weit unter seiner Hochwassermarke liegt (der sogenannte "Under Water"-Zustand). In solchen Fällen kann es lange dauern, bis der Fonds die Hochwassermarke wieder erreicht, was bedeutet, dass der Manager über einen längeren Zeitraum keine Performancegebühren verdient. Dies könnte dazu führen, dass Manager übermäßig Risiken eingehen, um die Hochwassermarke schneller zu erreichen, oder dass sie den Fonds verlassen, um einen neuen Fonds ohne die Last einer bestehenden Hochwassermarke aufzulegen.

Ein weiterer Aspekt ist die Volatilität des Marktes. In sehr volatilen Zeiten kann ein Fonds häufig über und unter seiner Hochwassermarke schwanken. Obwohl die Hochwassermarke Gebühren auf die Erholung verhindert, bedeutet dies auch, dass Performancegebühren nur auf die "Spitze" der Gewinne erhoben werden, was bei häufigen Rückschlägen die Einnahmen des Managers stark reduzieren kann. Einige argumentieren auch, dass die Hochwassermarke allein nicht ausreicht, um die Interessen von Managern und Anlegern vollständig in Einklang zu bringen, und dass zusätzliche Mechanismen wie Hurdle Rates oder Clawback-Bestimmungen notwendig sein könnten. Dennoch bleibt die Hochwassermarke ein fundamentaler Pfeiler in der Gestaltung von Performancegebühren.

Hochwassermarke vs. Schwellenwert (Hurdle Rate)

Die Begriffe Hochwassermarke und Schwellenwert (Hurdle Rate) werden häufig im Zusammenhang mit 2Performancegebühren verwendet, bezeichnen aber unterschiedliche Schutzmechanismen für Anleger.

MerkmalHochwassermarke (High Water Mark)Schwellenwert (Hurdle Rate)
DefinitionDer höchste Wert, den ein Fonds jemals erreicht hat.Eine Mindestrendite, die ein Fonds erzielen muss, bevor Gebühren anfallen.
ZweckVerhindert die Zahlung von Performancegebühren für die Erholung von Verlusten oder für bereits vergütete Gewinne.Stellt sicher, dass Gebühren nur für überdurchschnittliche Returns gezahlt werden.
AnwendungDer Fonds muss den vorherigen Höchstwert übertreffen, um Gebühren auszulösen.Der Fonds muss eine vordefinierte prozentuale Rendite überschreiten.
BeispielWenn der Fonds von 100 € auf 120 € fällt und dann auf 110 € steigt, fallen keine Gebühren an, bis 120 € überschritten sind.Wenn der Schwellenwert 5 % beträgt und der Fonds 8 % erzielt, werden Gebühren nur auf die zusätzlichen 3 % erhoben (bei Soft Hurdle Rate auf die gesamten 8 %).
BeziehungKann in Kombination mit einem Schwellenwert verwendet werden.Kann in Kombination mit einer Hochwassermarke verwendet werden.

Während die Hochwassermarke den Anleger vor der Zahlung doppelter Gebühren für die gleiche Performance schützt, stellt der Schwellenwert sicher, dass der Manager nur dann eine Performancegebühr erhält, wenn er eine bestimmte Mindestrendite erzielt, unabhängig davon, ob dies ein neuer Höchstwert ist oder nicht. Beide Mechanismen können im Gebührenvertrag eines Fonds miteinander kombiniert werden.

FAQs

1. Warum ist die Hochwassermarke für Anleger wichtig?

Die Hochwassermarke ist für Anleger wichtig, da sie sicherstellt, dass Sie nicht für die Wiederherstellung von Verlusten oder für Gewinne bezahlen müssen, die Ihr Fonds bereits erzielt und für die möglicherweise schon Gebühren angefallen sind. Sie schützt Ihr Kapital, indem sie den Fondsmanager dazu verpflichtet, einen neuen Rekordwert zu erreichen, bevor er eine Performancegebühr erhält.

2. Wie beeinflusst die Hochwassermarke die Motivation von Fondsmanagern?

Die Hochwassermarke motiviert Fondsmanager dazu, kontinuierlich positive Renditen zu erzielen und Verluste zu vermeiden. Wenn ei1n Fonds unter seine Hochwassermarke fällt, erhält der Manager keine Performancegebühren, bis dieser Wert wieder überschritten wird. Dies schafft einen starken Anreiz, das Portfolio effektiv zu verwalten und auf Wertsteigerung hinzuarbeiten.

3. Gibt es Fonds, die keine Hochwassermarke verwenden?

Obwohl die Hochwassermarke in vielen Hedgefonds und bei Managern mit Performancegebühren weit verbreitet ist, gibt es einige Ausnahmen. Bestimmte Fondsstrukturen oder individuelle Vereinbarungen können alternative Gebührenmodelle verwenden, die keine Hochwassermarke beinhalten. Es ist jedoch ein Standard in der Branche, insbesondere in volatilen Märkten, um Anleger zu schützen.

4. Was passiert, wenn ein Fonds über einen längeren Zeitraum unter seiner Hochwassermarke bleibt?

Wenn ein Fonds über einen längeren Zeitraum unter seiner Hochwassermarke bleibt, bedeutet dies, dass der Fondsmanager keine Performancegebühren erhält. Dies kann die Rentabilität des Managers beeinträchtigen und könnte im Extremfall dazu führen, dass Manager den Fonds schließen oder Anlagestrategien anpassen. Für Anleger bedeutet dies, dass sie keine leistungsabhängigen Gebühren zahlen, solange keine neuen Höchststände erreicht werden.

5. Unterscheidet sich die Hochwassermarke bei verschiedenen Anlageklassen?

Das Grundprinzip der Hochwassermarke bleibt über verschiedene Anlageklassen hinweg gleich, aber ihre Anwendung ist am häufigsten und relevantesten in Bereichen mit Performance- oder Incentive-Gebühren, wie z.B. bei Hedgefonds, Private-Equity-Fonds und einigen Managed Accounts. Bei traditionellen Investmentfonds, die in der Regel nur eine Managementgebühr auf das verwaltete Vermögen erheben, spielt die Hochwassermarke keine Rolle.

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