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Investitionsrunde

Was ist eine Investitionsrunde?

Eine Investitionsrunde ist ein spezifischer Prozess, bei dem ein Unternehmen, typischerweise ein Start-up oder ein wachstumsstarkes Unternehmen, Kapital von externen Investoren beschafft. Diese Kapitalbeschaffung erfolgt in aufeinanderfolgenden Phasen, die als "Runden" bezeichnet werden und oft mit Buchstaben (z.B. Seed-Runde, Serie A, Serie B) oder Namen wie "Pre-Seed-Runde" gekennzeichnet sind. Innerhalb der Venture Capital-Branche sind Investitionsrunden die primäre Methode für junge Unternehmen, um Eigenkapital für ihre Expansion, Produktentwicklung und Marktdurchdringung zu erhalten. Jede Investitionsrunde ist in der Regel durch eine bestimmte Unternehmensbewertung und die Menge des gesammelten Kapitals definiert, wobei neue oder bestehende Investoren Anteile am Unternehmen im Austausch für Barmittel erhalten.

Geschichte und Ursprung

Die Struktur der modernen Investitionsrunden ist eng mit der Entwicklung des Venture Capital verbunden, das seine Wurzeln im Nachkriegsamerika hat. Vor den 1940er Jahren stammte Risikokapital hauptsächlich von wohlhabenden Familien oder einzelnen Investoren. Ein entscheidender Wendepunkt war die Gründung der American Research and Development Corporation (ARDC) im Jahr 1946 durch Georges Doriot, einem Professor an der Harvard Business School, sowie Karl Compton, Ralph Flanders und Merrill Griswold. Ziel der ARDC war es, Kapital in neue, technologiebasierte Unternehmen zu lenken, die aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgingen. Die ARDC gilt als die erste institutionelle Private-Equity-Investitionsgesellschaft, die Gelder von anderen Quellen als nur vermögenden Familien annahm und damit den Grundstein für die heutige Struktur von Investitionsrunden legte.

Die1 wichtigsten Erkenntnisse

  • Eine Investitionsrunde ist ein formalisierter Prozess, bei dem Start-ups oder Wachstumsunternehmen Kapital von externen Investoren beschaffen.
  • Jede Runde ist durch eine bestimmte Bewertung und die Höhe des aufgenommenen Kapitals gekennzeichnet.
  • Investitionsrunden sind entscheidend für die Start-up-Finanzierung und ermöglichen es Unternehmen, ihre Wachstumsziele zu erreichen.
  • Die frühzeitige Annahme von Kapital kann zur Verwässerung der Anteile bestehender Eigentümer führen.
  • Die Struktur der Investitionsrunden hat sich aus der Entwicklung des Venture Capital in der Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelt.

Formel und Berechnung

Während eine Investitionsrunde selbst keine einzelne universelle Formel aufweist, sind die Bewertung des Unternehmens und die Preisfestsetzung pro Aktie zentrale Berechnungen, die in jeder Runde durchgeführt werden. Der Wert des Unternehmens vor der Investition (Pre-Money-Bewertung) und nach der Investition (Post-Money-Bewertung) sind entscheidend.

Die Post-Money-Bewertung ergibt sich aus der Addition des investierten Kapitals zur Pre-Money-Bewertung:

Post-Money-Bewertung=Pre-Money-Bewertung+Investiertes Kapital\text{Post-Money-Bewertung} = \text{Pre-Money-Bewertung} + \text{Investiertes Kapital}

Der Preis pro Aktie für die neue Investitionsrunde wird berechnet, indem die Pre-Money-Bewertung durch die Anzahl der ausstehenden Aktien vor der Finanzierung geteilt wird:

Preis pro Aktie=Pre-Money-BewertungAnzahl der ausstehenden Aktien (Pre-Money)\text{Preis pro Aktie} = \frac{\text{Pre-Money-Bewertung}}{\text{Anzahl der ausstehenden Aktien (Pre-Money)}}

Die Anzahl der neuen Aktien, die an Investoren ausgegeben werden, ergibt sich aus dem investierten Kapital geteilt durch den Preis pro Aktie:

Anzahl neuer Aktien=Investiertes KapitalPreis pro Aktie\text{Anzahl neuer Aktien} = \frac{\text{Investiertes Kapital}}{\text{Preis pro Aktie}}

Die prozentuale Beteiligung der Investoren in der aktuellen Runde wird berechnet als:

Prozentuale Beteiligung=Anzahl neuer AktienAnzahl der ausstehenden Aktien (Post-Money)\text{Prozentuale Beteiligung} = \frac{\text{Anzahl neuer Aktien}}{\text{Anzahl der ausstehenden Aktien (Post-Money)}}

Diese Berechnungen sind grundlegend für die Bestimmung der Anteile und der Gesamtkapitalrendite für die Investoren.

Interpretation der Investitionsrunde

Investitionsrunden sind mehr als nur das Sammeln von Geld; sie sind Indikatoren für den Fortschritt und das Potenzial eines Unternehmens. Jede Runde signalisiert einen neuen Meilenstein in der Entwicklung des Unternehmens und spiegelt das Vertrauen der Investoren in das Geschäftsmodell und die Managementfähigkeiten wider. Eine erfolgreiche Investitionsrunde bestätigt die Validität der Unternehmensgründung und das Wachstumspotenzial. Die Bedingungen der Runde, wie die Bewertung und die Zusammensetzung der Investoren (z.B. die Beteiligung prominenter Business Angel oder Venture-Capital-Firmen), können die zukünftige Glaubwürdigkeit und die Fähigkeit des Unternehmens, weiteres Kapital zu beschaffen, erheblich beeinflussen. Eine höhere Bewertung in einer späteren Investitionsrunde deutet darauf hin, dass das Unternehmen an Wert gewonnen und seine Meilensteine erreicht hat.

Hypothetisches Beispiel

Angenommen, ein junges Technologieunternehmen, "InnovateTech", sucht seine Serie A Investitionsrunde. Vor dieser Runde wird InnovateTech mit 10 Millionen Euro bewertet und hat 10 Millionen ausstehende Aktien, was einem Preis pro Aktie von 1 Euro entspricht. InnovateTech möchte in dieser Runde 5 Millionen Euro aufnehmen.

Ein führendes Venture-Capital-Unternehmen, "GrowthFund", erklärt sich bereit, die 5 Millionen Euro zu investieren.

  1. Pre-Money-Bewertung: 10 Millionen Euro
  2. Investiertes Kapital: 5 Millionen Euro
  3. Post-Money-Bewertung: 10 Millionen Euro (Pre-Money) + 5 Millionen Euro (Investition) = 15 Millionen Euro.
  4. Preis pro Aktie: Da die Pre-Money-Bewertung 10 Millionen Euro beträgt und 10 Millionen Aktien ausstehen, ist der Preis pro Aktie 1 Euro. GrowthFund kauft also neue Aktien zu diesem Preis.
  5. Anzahl neuer Aktien: 5 Millionen Euro / 1 Euro pro Aktie = 5 Millionen neue Aktien.
  6. Gesamtzahl der Aktien nach der Finanzierung: 10 Millionen (bestehende) + 5 Millionen (neu) = 15 Millionen Aktien.
  7. Prozentuale Beteiligung von GrowthFund: 5 Millionen (neue Aktien) / 15 Millionen (Gesamtzahl) = 33,33%.

In dieser Investitionsrunde hat GrowthFund 33,33% von InnovateTech erworben, und die Gesamtbewertung des Unternehmens ist auf 15 Millionen Euro gestiegen. InnovateTech kann nun die 5 Millionen Euro nutzen, um seine Expansionspläne umzusetzen, wie z.B. die Einstellung neuer Mitarbeiter oder die Skalierung seiner Operationen, was letztendlich seine Liquidität stärkt.

Praktische Anwendungen

Investitionsrunden sind das Lebenselixier des modernen Venture Capital-Ökosystems und finden in verschiedenen Sektoren Anwendung. Sie sind grundlegend für:

  • Start-ups und Wachstumsunternehmen: Die Hauptanwendung ist die Finanzierung von Unternehmen in frühen Phasen, die noch keinen Zugang zu traditionellen Bankkrediten oder dem öffentlichen Kapitalmarkt haben. Dies umfasst alles von Tech-Startups bis hin zu Biotech-Unternehmen.
  • Expansion und Skalierung: Durch Investitionsrunden können Unternehmen das notwendige Kapital aufnehmen, um in neue Märkte zu expandieren, ihre Produktpalette zu erweitern oder ihre Betriebsabläufe zu skalieren.
  • Regulatorische Compliance: Private Investitionsrunden, insbesondere in den USA, müssen bestimmte regulatorische Anforderungen erfüllen. So ermöglicht beispielsweise die SEC Regulation D Unternehmen, Kapital durch private Platzierungen zu beschaffen, ohne die volle Registrierung bei der US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) zu benötigen, sofern bestimmte Bedingungen erfüllt sind.
  • Strategische Partnerschaften: Investitionsrunden bringen oft nicht nur Kapital, sondern auch strategisches Fachwissen und Netzwerke von den beteiligten Private Equity-Firmen oder anderen institutionellen Investoren mit sich.
  • Finanzielle Berichterstattung und Prognosen: Die erfolgreiche Durchführung von Investitionsrunden beeinflusst die finanzielle Berichterstattung und die Prognosen eines Unternehmens, da die zusätzlichen Mittel in die Bilanzen einfließen und Wachstumsprognosen untermauern. Laut einem Bericht von Bain & Company verzeichnete die globale Venture-Capital-Finanzierung im zweiten Quartal 2025 einen Rückgang von 17 % gegenüber dem Vorquartal, wobei die USA 64 % der globalen Finanzierung ausmachten, was die Widerstandsfähigkeit ihres Ökosystems zeigt.

Einschränkungen und Kritik

Obwohl Investitionsrunden für viele Unternehmen unverzichtbar sind, bringen sie auch Einschränkungen und Kritikpunkte mit sich. Einer der Hauptkritikpunkte ist die Verwässerung der Anteile bestehender Eigentümer, insbesondere der Gründer. Mit jeder neuen Investitionsrunde geben die ursprünglichen Aktionäre einen Teil ihrer Eigentumsanteile ab, um neues Kapital aufzunehmen.

Weitere Einschränkungen umfassen:

  • Hohe Bewertungsdruck: Unternehmen, die in Investitionsrunden Kapital aufnehmen, stehen oft unter erheblichem Druck, hohe Bewertungen zu rechtfertigen und schnelle Wachstumsziele zu erreichen, was zu einer übermäßigen Risikobereitschaft führen kann.
  • Kontrollverlust: Mit jeder Runde erhalten neue Investoren typischerweise Sitze im Verwaltungsrat oder andere Formen der Kontrolle, was die Entscheidungsfreiheit der Gründer einschränken kann. Das Term Sheet, ein Eckpfeiler einer jeden Investitionsrunde, legt diese Kontrollrechte sowie andere Bedingungen fest.
  • Langer und aufwendiger Prozess: Die Durchführung einer Investitionsrunde erfordert eine intensive Due Diligence durch die Investoren und kann langwierig und ressourcenintensiv sein, was wertvolle Zeit und Energie vom Kerngeschäft abzieht.
  • Selektive Finanzierung: Venture Capital ist nicht für jedes Unternehmen geeignet. Investoren in Investitionsrunden konzentrieren sich typischerweise auf Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial und skalierbaren Geschäftsmodellen, wodurch viele andere vielversprechende Unternehmen vom Zugang zu diesem Kapital ausgeschlossen werden. Eine Analyse der Harvard Business School weist darauf hin, dass die Risikokapitalfinanzierung nur ein "sehr schmales Band technologischer Innovationen" unterstützt, die den Anforderungen institutioneller Risikokapitalgeber entsprechen. Dies kann dazu führen, dass wichtige Innovationen, die eine längere Entwicklungszeit oder andere Finanzierungsstrukturen benötigen, übersehen werden.

Investitionsrunde vs. Finanzierungsrunde

Die Begriffe "Investitionsrunde" und "Finanzierungsrunde" werden oft synonym verwendet, obwohl es einen subtilen Unterschied in ihrer Konnotation gibt. Eine Investitionsrunde (Investment Round) bezieht sich spezifisch auf einen abgeschlossenen Vorgang, bei dem Investoren Kapital im Austausch für Anteile an einem Unternehmen bereitstellen. Der Fokus liegt auf der Bewertung und der Kapitaleinbringung zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Eine Finanzierungsrunde (Funding Round) hingegen ist ein etwas breiterer Begriff, der den gesamten Prozess der Kapitalbeschaffung umschreibt, einschließlich der Verhandlungen, der Festlegung der Bedingungen und der schrittweisen Erhöhung des Kapitals. Während jede Investitionsrunde eine Finanzierungsrunde ist, kann eine Finanzierungsrunde auch Aspekte wie die Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen umfassen, die sich erst später in Eigenkapital umwandeln. Im Wesentlichen ist die Investitionsrunde der formale Abschluss einer Phase innerhalb des umfassenderen Prozesses einer Finanzierungsrunde.

FAQs

Was ist der Unterschied zwischen einer Seed-Runde und einer Serie-A-Runde?

Die Seed-Runde ist die früheste offizielle Investitionsrunde für ein Start-up und dient dazu, erste Konzepte zu validieren und ein Minimum Viable Product (MVP) zu entwickeln. Das Kapital kommt oft von Business Angel oder sehr frühen Venture-Capital-Firmen. Eine Serie-A-Runde folgt, wenn das Unternehmen bereits ein funktionierendes Produkt oder Dienstleistung und erste Markttraktion hat. Hierbei geht es oft um die Skalierung des Geschäftsmodells.

Wie wird die Bewertung in einer Investitionsrunde bestimmt?

Die Unternehmensbewertung in einer Investitionsrunde wird durch Verhandlungen zwischen dem Unternehmen und den Investoren festgelegt. Sie hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter das Wachstumspotenzial, die Marktgröße, die Traktion (z.B. Nutzerzahlen, Umsatz), das Team, die Technologie und vergleichbare Transaktionen am Markt. Investoren nutzen oft Bewertungsmodelle wie die Discounted Cash Flow (DCF)-Methode oder die Venture Capital Methode.

Welche Arten von Investoren beteiligen sich typischerweise an Investitionsrunden?

In frühen Phasen (Pre-Seed, Seed) sind dies oft Business Angels, Family Offices und spezialisierte Mikro-VC-Fonds. In späteren Runden (Serie A, B, C und weiter) beteiligen sich größere Venture-Capital-Firmen, Private Equity-Firmen, Unternehmens-Venture-Capital (CVC) und manchmal auch Hedgefonds oder Pensionsfonds.

Was ist eine Exit-Strategie im Kontext von Investitionsrunden?

Eine Exit-Strategie ist der Plan der Investoren, ihre Beteiligung an einem Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt zu monetarisieren. Gängige Exit-Strategien sind ein Börsengang (Initial Public Offering, IPO), eine Übernahme durch ein größeres Unternehmen (M&A) oder ein Secondary Sale, bei dem Investoren ihre Anteile an andere Investoren verkaufen. Investoren tätigen Investitionen in Runden mit der Erwartung, dass das Unternehmen letztendlich einen erfolgreichen Exit erreicht, der ihnen eine attraktive Rendite auf ihr Fremdkapital und Eigenkapital ermöglicht.

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