Was ist Angebotsüberschuss?
Ein Angebotsüberschuss, auch bekannt als Überschussangebot, tritt in der Volkswirtschaftslehre auf, wenn die Menge eines Gutes oder einer Dienstleistung, die zu einem bestimmten Preis angeboten wird, die tatsächlich nachgefragte Menge übersteigt. Dieses Phänomen ist ein zentrales Konzept in der Mikroökonomie und der Analyse des Marktgleichgewichts. Ein Angebotsüberschuss entsteht typischerweise, wenn der aktuelle Preis über dem Gleichgewichtspreis liegt, dem Punkt, an dem Angebot und Nachfrage sich schneiden. In solchen Fällen können die Produzenten ihre gesamte angebotene Menge nicht verkaufen, was zu unverkauften Beständen führt.
Geschichte und Ursprung
Das Konzept von Angebot und Nachfrage, aus dem sich das Verständnis des Angebotsüberschusses ableitet, hat seine Wurzeln in den frühen ökonomischen Gedanken. Philosophen wie John Locke und Ökonomen wie Adam Smith legten im 17. und 18. Jahrhundert die Grundlagen für die Idee, dass der Preis eines Gutes von der Verfügbarkeit und dem Verlangen danach beeinflusst wird. Die formale Darstellung und Popularisierung der Angebots- und Nachfragekurven, die das Marktgleichgewicht und damit auch Ungleichgewichte wie den Angebotsüberschuss grafisch veranschaulichen, wird jedoch maßgeblich dem englischen Ökonomen Alfred Marshall zugeschrieben. In seinem wegweisenden Werk Alfred Marshalls „Principles of Economics“ aus dem Jahr 1890 entwickelte er die modernen Diagramme, die noch heute verwendet werden, um das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage zu erklären und Punkte des Überschusses oder Mangels zu identifizieren. Marshalls Ansatz integrierte16, 17 sowohl die Kosten der Produktion (Angebotsseite) als auch den Nutzen für die Konsumenten (Nachfrageseite) in einem einzigen analytischen Rahmen und festigte das Verständnis, wie Märkte zu oder von ihrem Gleichgewicht abweichen können.
Wichtige Erkenntnisse
- E15in Angebotsüberschuss tritt auf, wenn die angebotene Menge die nachgefragte Menge zu einem gegebenen Preis übersteigt.
- Er signalisiert in der Regel, dass der Marktpreis über dem Gleichgewichtspreis liegt.
- Ein dauerhafter Angebotsüberschuss kann zu fallenden Preisen oder unverkauften Beständen führen.
- Regierungsinterventionen, wie Preiskontrollen in Form von Mindestpreisen, können einen Angebotsüberschuss künstlich erzeugen oder verstärken.
- Das Konzept ist grundlegend für das Verständnis von Preisbildung und Marktdynamik in der Mikroökonomie.
Formel und Berechnung
Ein Angebotsüberschuss ist keine traditionelle Formel im Sinne einer mathematischen Berechnung, sondern eine Bedingung, die durch den Vergleich von angebotener und nachgefragter Menge bei einem bestimmten Preis bestimmt wird. Er tritt auf, wenn:
[
\text{Angebotsmenge (Qs)} > \text{Nachfragemenge (Qd)}
]
Hierbei gilt:
- ( Qs ) steht für die Menge der Güter oder Dienstleistungen, die Anbieter zu einem bestimmten Preis auf den Markt bringen möchten.
- ( Qd ) steht für die Menge der Güter oder Dienstleistungen, die Käufer zu diesem Preis erwerben möchten.
Der Umfang des Angebotsüberschusses lässt sich als die Differenz zwischen der angebotenen und der nachgefragten Menge ausdrücken:
[
\text{Angebotsüberschuss} = Qs - Qd
]
Diese Differenz zeigt an, wie viele Einheiten eines Gutes unverkauft bleiben würden, wenn der Preis über dem Gleichgewichtspreis fixiert wäre.
Interpretation des Angebotsüberschusses
Ein Angebotsüberschuss signalisiert, dass der Markt nicht im Gleichgewicht ist und der aktuelle Preis wahrscheinlich zu hoch ist, um alle produzierten Güter abzusetzen. In einem freien Marktmechanismus übt ein Angebotsüberschuss einen Abwärtsdruck auf die Preise aus. Anbieter, die ihre Produkte nicht verkaufen können, werden tendenziell ihre Preise senken, um die überschüssigen Bestände loszuwerden. Diese Preissenkung stimuliert die Nachfrage und reduziert gleichzeitig das Anreizsystem für Produzenten, so viel anzubieten. Dieser Prozess dauert an, bis der Markt einen neuen Gleichgewichtspreis erreicht hat, bei dem die angebotene Menge der nachgefragten Menge entspricht. Das Ausmaß des Angebotsüberschusses kann auch als Indikator für potenzielle Marktversagen oder Ineffizienzen dienen, insbesondere wenn der Überschuss durch externe Faktoren wie staatliche Eingriffe oder unzureichende Marktanpassungen bedingt ist.
Hypothetisches Beispiel
Stellen Sie sich den Markt für Bio-Brot in einer kleinen Stadt vor.
- Szenario: Die lokale Bäckerei "Brotliebe" produziert 1.000 Laibe Bio-Brot pro Tag und verkauft sie zu einem Preis von 5 Euro pro Laib. Bei diesem Preis stellen die Konsumenten jedoch fest, dass ihnen das Brot zu teuer ist, und sie kaufen nur 700 Laibe pro Tag.
- Angebotsüberschuss: Hier entsteht ein Angebotsüberschuss von 300 Laiben (1.000 angebotene Laibe - 700 nachgefragte Laibe). Die Bäckerei hat jeden Tag 300 Laibe übrig, die nicht verkauft werden.
- Auswirkungen: Um diesen Angebotsüberschuss zu reduzieren, könnte "Brotliebe" versuchen, den Preis auf beispielsweise 4 Euro pro Laib zu senken. Bei diesem niedrigeren Preis könnten die Konsumenten bereit sein, 900 Laibe zu kaufen, während die Bäckerei ihre Produktion vielleicht auf 950 Laibe anpasst. Der Überschuss wäre dann nur noch 50 Laibe. Dies zeigt, wie der Marktmechanismus durch Preisanpassungen versucht, den Überschuss abzubauen und das Angebot der Nachfrage anzupassen.
Praktische Anwendungen
Ein Angebotsüberschuss manifestiert sich in verschiedenen realen Wirtschaftsbereichen und hat weitreichende Auswirkungen auf Märkte, Produzenten und Konsumenten.
- Landwirtschaft: Historisch gesehen waren landwirtschaftliche Märkte anfällig für Angebotsüberschüsse. Durch gute Ernten oder staatliche Förderprogramme kann das Angebot landwirtschaftlicher Produkte die Nachfrage übersteigen. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union führte beispielsweise in der Vergangenheit zu "Milchseen" und "Butterbergen" aufgrund von garantierte Abnahmepreisen, die über dem Marktgleichgewicht lagen. Solche Überschüsse erforderten teure Lagerhaltung oder Exportsubventionen.
- Rohstoffmärkte: De10, 11, 12, 13, 14r Ölmarkt ist ein prominentes Beispiel, wo ein Angebotsüberschuss, oft beding9t durch erhöhte Förderung oder reduzierte globale Nachfrage, zu starken Preisrückgängen führen kann. Die U.S. Energy Information Administration (EIA) analysiert regelmäßig die globale Rohölproduktionskapazität und Überschuss, die einen Indikator für die Marktspannung und die Auswirkungen auf die Ölpreise darstellt.
- Arbeitsmärkte: Auf dem Arbeitsmarkt kann ein Angebotsüberschuss in Form von Arbeitslosigkeit auftreten, wenn d7, 8as Angebot an Arbeitskräften bestimmte Qualifikationen die Nachfrage der Unternehmen übersteigt.
- Staatliche Interventionen: Regierungen können durch das Festlegen von Mindestpreisen (Preisuntergrenzen) in bestimmten Sektoren ungewollt einen Angebotsüberschuss verursachen, um Produzenten zu schützen. Während dies die Einkommensstabilität für Produzenten sichern kann, führt es oft zu Überschussproduktion und kann die Effizienz des Marktes beeinträchtigen.
Diese Beispiele zeigen, dass Angebotsüberschüsse in verschiedenen Märkten auftreten und sowohl natürliche Marktdynamiken als auch 4, 5, 6politische Entscheidungen widerspiegeln können.
Einschränkungen und Kritik
Obwohl der Angebotsüberschuss ein klares Indikator für ein Marktungleichgewicht ist, birgt seine Analyse bestimmte Einschränkungen und ist Gegenstand von Kritik. Die einfache Darstellung eines Angebotsüberschusses geht oft von einem idealisierten, perfekten Markt aus, in dem Informationen sofort verfügbar sind und Marktteilnehmer rational handeln. In der Realität sind Märkte jedoch komplexer.
Eine Hauptkritik betrifft die Rolle von Preiskontrollen, insbesondere von Mindestpreisen. Während diese darauf abzielen, Produzenten (z.B. Landwirte oder Arbeitnehmer durch Mindestlöhne) zu schützen, können sie unbeabsichtigt dauerhafte Angebotsüberschüsse schaffen. Dies führt zu einer ineffizienten Ressourcenallokation, da Ressourcen zur Produktion von Gütern eingesetzt werden, die nicht abgesetzt werden können. Die Erläuterungen zu Preisuntergrenzen betonen, dass solche Interventionen2, 3 zwar die Preise stabilisieren können, aber auch zu Wohlfahrtsverlusten, dem sogenannten "Deadweight Loss", führen, da der Markt nicht mehr optimal funktioniert.
Zudem kann ein Angebotsüberschuss in der Praxis schwierig zu messen sein, insbesondere bei nicht-homogenen Gütern oder Dienstleistungen. Lagerbestände könn1en zwar einen Hinweis geben, spiegeln aber nicht immer den gesamten Überschuss wider, da Unternehmen möglicherweise ihre Produktion drosseln, bevor es zu riesigen Überhängen kommt. Auch die Knappheit von Informationen oder die Schwierigkeit, die genaue Angebotskurve und Nachfragekurve zu bestimmen, kann die Analyse erschweren.
Angebotsüberschuss vs. Nachfrageüberschuss
Ein Angebotsüberschuss und ein Nachfrageüberschuss sind zwei entgegengesetzte Marktungleichgewichte, die in der Ökonomie untersucht werden. Sie treten auf, wenn der Marktpreis vom Gleichgewichtspreis abweicht.
Merkmal | Angebotsüberschuss (Überschussangebot) | Nachfrageüberschuss (Überschussnachfrage) |
---|---|---|
Definition | Angebotene Menge > Nachgefragte Menge bei gegebenem Preis | Nachgefragte Menge > Angebotene Menge bei gegebenem Preis |
Preisniveau | Preis liegt über dem Gleichgewichtspreis | Preis liegt unter dem Gleichgewichtspreis |
Auswirkungen | Unverkaufte Bestände, Druck auf Preise nach unten | Lieferengpässe, Warteschlangen, Druck auf Preise nach oben |
Marktanpassung | Produzenten senken Preise, um Bestände zu verkaufen | Konsumenten sind bereit, höhere Preise zu zahlen, oder es entstehen Schwarzmärkte |
Beispiel | Landwirtschaftliche Überschussproduktion, Ölkrise mit Überangebot | Wohnungsnot bei Mietpreisbindung, beliebte Konzerttickets am Schwarzmarkt |
Während ein Angebotsüberschuss zu sinkenden Preisen und unverkauften Gütern führt, verursacht ein Nachfrageüberschuss das Gegenteil: steigende Preise und Engpässe. Beide Situationen repräsentieren eine Abweichung vom effizienten Marktgleichgewicht, bei dem die Bedürfnisse von Anbietern und Nachfragern optimal aufeinander abgestimmt sind, und es weder einen Konsumentenrente noch Produzentenrente Verlust gibt.
FAQs
Was ist der Hauptgrund für einen Angebotsüberschuss?
Der Hauptgrund für einen Angebotsüberschuss ist in der Regel ein Preis, der über dem Gleichgewichtspreis liegt. Dies kann durch Fehleinschätzungen der Produzenten bezüglich der Nachfrage oder durch externe Faktoren wie staatliche Preiskontrollen (z. B. Mindestpreise) verursacht werden.
Wie reagiert der Markt auf einen Angebotsüberschuss?
In einem freien Markt führt ein Angebotsüberschuss zu einem Abwärtsdruck auf die Preise. Produzenten senken die Preise, um ihre überschüssigen Bestände zu verkaufen. Diese Preisanpassung stimuliert die Nachfrage und reduziert gleichzeitig das Angebot, bis ein neues Marktgleichgewicht erreicht ist.
Kann ein Angebotsüberschuss positive Effekte haben?
Ein Angebotsüberschuss wird allgemein als ineffizient angesehen, da er zu verschwendeten Ressourcen und unverkauften Beständen führt. Für Konsumenten kann er kurzfristig zu niedrigeren Preisen führen. Langfristig können anhaltende Überschüsse jedoch Produzenten schaden und zu Marktaustritten oder geringeren Investitionen führen.
Was ist der Unterschied zwischen Angebotsüberschuss und Überkapazität?
Ein Angebotsüberschuss bezieht sich auf die aktuelle Situation, in der die zum gegenwärtigen Preis angebotene Menge die nachgefragte Menge übersteigt. Überkapazität hingegen beschreibt die Fähigkeit eines Unternehmens oder einer Branche, mehr zu produzieren, als derzeit nachgefragt wird oder effizient produziert werden kann, ohne dass dies unbedingt sofort zu einem Angebotsüberschuss auf dem Markt führt. Eine Überkapazität kann aber langfristig zu einem Angebotsüberschuss beitragen, wenn sie nicht gemanagt wird.