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Börsengang

Börsengang: Definition, Vorteile, Risiken und mehr

Ein Börsengang, auch als Initial Public Offering (IPO) oder Börseneinführung bekannt, ist der Prozess, bei dem ein privates Unternehmen zum ersten Mal Aktien an die breite Öffentlichkeit verkauft und damit an einer Wertpapierbörse notiert wird. Dieser bedeutende Schritt markiert den Übergang von einem privaten zu einem öffentlichen Unternehmen und fällt in den Bereich der Kapitalmarktfinanzierung. Ziel eines Börsengangs ist es in erster Linie, Kapital zu beschaffen, um beispielsweise Wachstum zu finanzieren, Schulden abzubauen oder frühe Investoren und Gründer auszuzahlen. Nach dem IPO können die Aktien des Unternehmens frei auf dem Sekundärmarkt gehandelt werden.

Geschichte und Ursprung

Die Geschichte des Börsengangs reicht weit zurück. Als erster moderner Börsengang wird oft die Emission von Anteilen der Niederländischen Ostindien-Kompanie (Vereenigde Oostindische Compagnie, VOC) im Jahr 1602 an der Amsterdamer Börse genannt. Dieses Ereignis legte den Grundstein für die heutigen öffentlichen Kapitalmärkte und ermöglichte es dem Unternehmen, große Expeditionen zu finanzieren.

Im 18. und 19. Jahrhun19dert, während der Industriellen Revolution, wurden Börsengänge zu einem wichtigen Instrument, um große Infrastrukturprojekte und industrielle Expansionen zu finanzieren. Die Notwendigkeit, Kapital für diese Vorhaben zu beschaffen, trieb die Entwicklung der öffentlichen Emissionen in Europa und den USA voran.

Im 20. Jahrhundert, insbeson18dere nach dem Börsencrash von 1929, wurden in den Vereinigten Staaten strenge Regulierungen eingeführt. Die Gründung der U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) und die Verabschiedung des Securities Act von 1933 sowie des Securities Exchange Act von 1934 sollten Anleger schützen und detaillierte Offenlegungspflichten für IPOs vorschreiben. Die späten 1990er Jahre, geprägt v17om Dot-Com-Boom, sahen eine Flut von Börsengängen von Technologieunternehmen, die oft mit hohen Erwartungen und Bewertungen einhergingen, aber auch Risiken wie dem Platzen der Blase im Jahr 2000 aufzeigten.

Key Takeaways

  • Ein Börsengang 16(IPO) ist die erstmalige Ausgabe von Aktien eines privaten Unternehmens an die Öffentlichkeit.
  • Hauptmotivationen sind die Beschaffung von Kapital für Wachstum, die Steigerung der Liquidität für Altaktionäre und die Erhöhung der öffentlichen Wahrnehmung.
  • Der Prozess ist komplex, zeitaufwendig und kostspielig, da er umfangreiche Prüfungen und regulatorische Anforderungen umfasst.
  • Der Emissionspreis wird von Investmentbanken in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen durch ein Verfahren wie das Bookbuilding festgelegt.
  • Börsengänge bieten Chancen für Investoren, bergen aber auch Risiken aufgrund der anfänglichen Volatilität der Aktienkurse.

Interpretieren des Börsengangs

Der Börsengang ist ein Indikator für die Wachstumsambitionen eines Unternehmens und das Vertrauen des Managements in dessen Zukunftsaussichten. Ein erfolgreicher Börsengang, bei dem die Aktien zu einem hohen Preis am oberen Ende der Preisspanne gezeichnet werden und danach eine positive Kursentwicklung zeigen, kann dem Unternehmen nicht nur signifikantes Kapital zuführen, sondern auch sein öffentliches Ansehen und seine Glaubwürdigkeit stärken.

Für Anleger kann der Börsengang eine Gelegenheit sein, früh15zeitig in ein vielversprechendes Unternehmen zu investieren. Allerdings ist die Kursentwicklung nach einem IPO oft volatil. Die Erwartungen an das zukünftige Geschäft des Unternehmens und die Marktstimmung zum Zeitpunkt des Börsengangs spielen eine entscheidende Rolle bei der anfänglichen Preisbildung und der nachfolgenden Performance.

Hypothetisches Beispiel

Stellen Sie sich vor, "SolarTech Innov14ations GmbH", ein führender Entwickler von Solarmodulen, möchte expandieren und benötigt dafür frisches Kapital. Bisher war SolarTech ein Privatunternehmen, finanziert durch Risikokapital und Bankkredite. Um die notwendigen Mittel in Milliardenhöhe zu beschaffen, entscheidet sich SolarTech für einen Börsengang.

Das Unternehmen beauftragt eine Emissionsbank mit der Leitung des Prozesses. Nach einer umfassenden Due Diligence, bei der die Finanzen, Geschäftsaussichten und rechtlichen Rahmenbedingungen geprüft werden, erstellt SolarTech einen detaillierten Prospekt. Dieser wird bei der zuständigen Aufsichtsbehörde eingereicht.

Anschließend startet eine Roadshow, bei der das Management von SolarTech potenziellen institutionellen Anlegern das Unternehmen präsentiert. Basierend auf dem Interesse der Investoren wird eine Preisspanne für die Aktien festgelegt. Im Rahmen des Bookbuilding-Verfahrens geben die Investoren ihre Kaufgebote ab. Schließlich wird der Emissionspreis festgelegt, und die Aktien von SolarTech werden an der Börse platziert und sind fortan öffentlich handelbar. Die gewonnenen Mittel fließen in den Bau einer neuen Produktionsstätte und in die Forschung und Entwicklung neuer Technologien.

Praktische Anwendungen

Börsengänge sind ein zentrales Instrument der Unternehmensfinanzierung und finden in verschiedenen Bereichen Anwendung:

  • Kapitalbeschaffung für Wachstum: Viele junge, schnell wachsende Unternehmen, insbesondere im Technologiesektor, nutzen einen Börsengang, um große Mengen an Kapital zu erhalten. Dies ermöglicht ihnen Investitionen in Forschung und Entwicklung, die Erweiterung der Geschäftstätigkeit oder die Durchführung von Akquisitionen.
  • Schuldentilgung und Bilanzstärkung: Ein Börsengang kann dazu dienen, bestehende Schulde13n abzubauen und die Eigenkapitalbasis eines Unternehmens zu stärken, was dessen Bonität verbessert.
  • Exit-Möglichkeit für Altaktionäre: Gründer, Mitarbeiter mit Aktienoptionen und frühe Investoren wie Risikokapitalgeber erhalten durch den Börsengang die Möglichkeit, ihre Anteile zu verkaufen und ihre Gewinne zu realisieren. Dies erhöht die Liquidität ihrer Anteile.
  • Steigerung des Bekanntheitsgrades und des Images: Die öffentliche Notierung an einer Börse erhöht die Sichtbarkeit eines Unternehmens erheblich. Dies kann das Image verbessern, neue Kunden anziehen und die Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter erleichtern.
  • Mitarbeiterbeteiligungsprogramme: Nach einem Börsengang können Unternehmen leichter Aktienoptionsprogra12mme oder andere Mitarbeiterbeteiligungsmodelle einführen, um Talente anzuziehen und zu binden.
  • Regulierung und Offenlegung: In den USA regelt die U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) den IPO-Prozess streng, um Anlegerschutz und Transparenz zu gewährleisten. Unternehmen müssen eine Registrierungserklärung (z.B. Form S-1) bei der SEC einreichen, die detaillierte Informationen über das Geschäft, die Finanzen und die Risiken enthält.

Die größten Börsengänge der Geschichte, wie der von Saudi Aramco im Jahr 2019, Alibaba im Jahr 2014 oder Visa im Jahr 211008, demonstrieren das enorme Potenzial, das ein Börsengang für die Kapitalbeschaffung bieten kann.

Limitationen und Kritikpunkte

Trotz der zahlreichen Vorteile birgt ein Börsengang auch erhebliche Limitationen und Kritik10punkte:

  • Hohe Kosten: Die Durchführung eines Börsengangs ist mit erheblichen einmaligen und laufenden Kosten verbunden. Dazu gehören Gebühren für Investmentbanken (das sogenannte Underwriting), Anwälte, Wirtschaftsprüfer und Marketing.
  • Regulatorischer Aufwand und Publizitätspflichten: Als börsennotiertes Unternehmen unterliegen Unternehmen strengen Offenlegung9s- und Berichtspflichten. Sie müssen regelmäßig Finanzberichte veröffentlichen und ad-hoc-Meldungen bei wichtigen Geschäftsvorfällen machen. Dieser Aufwand bindet Ressourcen und macht sensible Unternehmensdaten öffentlich.
  • Verlust der Kontrolle: Durch die Ausgabe von Aktien an eine Vielzahl von Aktionären verlieren die ursprünglichen Eigentümer und das Man8agement einen Teil ihrer alleinigen Kontrolle über das Unternehmen. Die Interessen der Aktionäre, die die Corporate Governance mitbestimmen, müssen berücksichtigt werden.
  • Volatilität des Aktienkurses: Der Aktienkurs eines neu gelisteten Unternehmens kann in der Zeit nach dem Börsengang sehr volatil sein, beeinfl7usst durch Marktstimmung, Wirtschaftsbedingungen oder unvorhergesehene Ereignisse. Ein schlechter Startkurs oder ein Kursverfall kann dem Ruf des Unternehmens schaden und zukünftige Finanzierungen erschweren.
  • Fehlbewertungen und Underpricing/Overpricing: Die Unternehmensbewertung vor einem IPO i6st komplex. Es besteht das Risiko des "Underpricing", bei dem der Emissionspreis zu niedrig angesetzt wird und das Unternehmen weniger Kapital erhält als möglich, oder des "Overpricing", bei dem der Preis zu hoch ist und die Aktie nach dem Listing fällt. Einige Studien weisen darauf hin, dass Unternehmen nach einem IPO oft eine nachlassende Geschäftsleistung zeigen, was als "IPO-Effekt" bekannt ist. Die Ents5cheidung für einen Börsengang in Phasen hoher politischer Unsicherheit kann ebenfalls nachteilige Auswirkungen haben.

Börsengang vs. Sekundäremis4sion

Obwohl sowohl der Börsengang als auch die Sekundäremission den Verka3uf von Aktien an der Börse beinhalten, gibt es einen fundamentalen Unterschied:

MerkmalBörsengang (Initial Public Offering, IPO)Sekundäremission (Secondary Public Offering, SPO oder Follow-on Offering)
ErstmaligkeitDas Unternehmen verkauft zum allerersten Mal Aktien an die breite Öffentlichkeit und wird damit ein börsennotiertes Unternehmen.Ein bereits börsennotiertes Unternehmen bietet zusätzliche Aktien an, nachdem es bereits einen Börsengang vollzogen hat.
ZweckHauptsächlich zur erstmaligen Kapitalbeschaffung und um ein privates Unternehmen in ein öffentliches umzuwandeln.Kapitalbeschaffung für weitere Investitionen, Schuldentilgung oder um die Liquidität für große Aktionäre zu erhöhen.
EmittentDas Unternehmen selbst (bei einer Kapitalerhöhung) oder bestehende Aktionäre.Das Unternehmen selbst (durch Ausgabe neuer Aktien) oder große Altaktionäre, die ihre Anteile verkaufen.
WahrnehmungOft ein Meilenstein mit hoher Medienaufmerksamkeit und Erwartungen.Eine routinemäßigere Kapitalmarkttransaktion, die weniger öffentliche Aufmerksamkeit erhält als ein IPO.

Der Börsengang ist der Eintritt auf den öffentlichen Kapitalmarkt, während eine Sekundäremission eine spätere Transaktion ist, die von einem Unternehmen durchgeführt wird, das bereits an der Börse gehandelt wird.

FAQs

Was ist der Unterschied zwischen einem Börsengang und einer direkten Notierung?

Bei einem traditionellen Börsengang werden die Aktien des Unternehmens über eine oder mehrere [Emiss2ionsbanken]() bei Investoren platziert, oft im Rahmen eines Bookbuilding-Verfahrens mit Underwriting. Bei einer direkten Notierung (Direct Listing) hingegen werden bestehende Aktien direkt an der Börse notiert, ohne die Zwischenschaltung von Investmentbanken zur Preisbildung und Platzierung. Dies spart Kosten, es werden jedoch keine neuen Mittel für das Unternehmen generiert.

Wer sind die Hauptakteure bei einem Börsengang?

Die Hauptakteure sind das emittierende Unternehmen, das an die Börse gehen möchte; die Investmentbanken, die den Prozess als Underwriter begleiten; und die Investoren (institutionelle und private), die die Aktien zeichnen. Auch Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und Regulierungsbehörden spielen eine wichtige Rolle.

Ist ein Börsengang immer erfolgreich?

Nein, ein Börsengang ist nicht immer erfolgreich. Der Erfolg hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Bewertung des Unternehmens, die Marktbedingungen zum Zeitpunkt der Notierung und die langfristige Performance des Unternehmens. Es gibt Beispiele für Börsengänge, deren Aktienkurse nach dem Debüt erheblich gefallen sind.

Wie lange dauert ein Börsengang typischerweise?

Der Prozess eines Börsengangs ist komplex und kann von der ersten Vorbereitung bis zur Notierung an der Börse zwischen 6 Monaten und 2 Jahren dauern, abhängig 1von der Größe und Komplexität des Unternehmens sowie den Marktbedingungen.

Was passiert mit den Einnahmen aus einem Börsengang?

Die Einnahmen aus der Ausgabe neuer Aktien im Rahmen eines Börsengangs fließen direkt an das Unternehmen. Diese Mittel werden für verschiedene Zwecke verwendet, wie die Finanzierung von Wachstumsprojekten, die Reduzierung von Schulden, Investitionen in Forschung und Entwicklung oder die Stärkung der Unternehmensbilanz. Bei einem "Secondary Offering" innerhalb des IPOs gehen die Erlöse an die Altaktionäre, die ihre Anteile verkaufen. Die genaue Verwendung der Mittel wird im Prospekt offengelegt.