Was ist Erschwinglichkeit?
Erschwinglichkeit bezieht sich auf die Leichtigkeit, mit der Einzelpersonen oder Haushalte Waren, Dienstleistungen oder Vermögenswerte zu einem bestimmten Preisniveau im Verhältnis zu ihrem Einkommen bezahlen können. Es ist ein zentrales Konzept in der Volkswirtschaft und der persönlichen Finanzplanung, das die Zugänglichkeit grundlegender Bedürfnisse wie Wohnraum, Gesundheitsversorgung und Bildung sowie diskretionärer Ausgaben bestimmt. Erschwinglichkeit wird durch eine Kombination aus Preisen, Löhnen und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage beeinflusst.
Geschichte und Ursprung
Das Konzept der Erschwinglichkeit ist so alt wie der Handel selbst, aber seine formale Messung und Analyse hat sich mit dem Aufkommen moderner Wirtschaftssysteme und der Entwicklung statistischer Instrumente entwickelt. Die Notwendigkeit, die Erschwinglichkeit zu quantifizieren, wurde besonders im 20. Jahrhundert deutlich, als Volkswirtschaften komplexer wurden und die Lebenshaltungskosten für viele Haushalte zu einer wachsenden Sorge wurden.
In den Vereinigten Staaten beispielsweise begann das Bureau of Labor Statistics (BLS) des U.S. Department of Labor bereits 1917 mit der Erhebung von Daten zu Familienausgaben und veröffentlichte 1921 einen nationalen Verbraucherpreisindex (VPI). Dieser Index, der bis ins Jahr 1913 zurückreicht, bildet die Grundlage für die Messung der Inflation und damit indirekt der Entwicklung der Kaufkraft und Erschwinglichkeit im Laufe der Zeit. Spezifische14re Maße wie der Housing Affordability Index, der die Fähigkeit eines Medianeinkommenshaushalts misst, ein Eigenheim zu finanzieren, wurden später von Organisationen wie dem Federal Reserve Bank of Atlanta entwickelt, um die Erschwinglichkeit in bestimmten Sektoren detaillierter zu verfolgen.
Wichtige E13rkenntnisse
- Erschwinglichkeit bewertet die Fähigkeit von Einzelpersonen oder Haushalten, Güter und Dienstleistungen basierend auf Preisen und Einkommen zu bezahlen.
- Es ist ein dynamisches Konzept, das sich mit wirtschaftlichen Veränderungen wie Inflation und Lohnwachstum verschiebt.
- Die Erschwinglichkeit von Wohnraum und Gesundheitsversorgung sind oft zentrale Indikatoren für die allgemeine wirtschaftliche Gesundheit einer Bevölkerung.
- Verschiedene Indizes und Kennzahlen werden verwendet, um die Erschwinglichkeit in verschiedenen Sektoren zu messen.
- Regierungspolitiken und Zinssätze können die Erschwinglichkeit erheblich beeinflussen.
Formel und Berechnung
Während die Erschwinglichkeit kein universelles, einzelnes mathematisches Modell hat, wird sie oft durch Verhältnisse oder Indizes gemessen, die Kosten mit Einkommen vergleichen. Ein gängiger Ansatz ist die Berechnung des Kosten-Einkommen-Verhältnisses.
Für die Wohnungserschwinglichkeit könnte dies wie folgt aussehen:
Oder der Affordability Index, wie er beispielsweise von der Federal Reserve Bank of Atlanta für Wohnraum verwendet wird:
Wobei das qualifizierende Einkommen das Einkommen ist, das erforderlich ist, damit die jährlichen Wohnkosten nicht mehr als 30 % des Jahreseinkommens betragen. Ein Indexwert von 100 oder mehr bedeutet, dass ein Haushalt mit Medianeinkommen sich ein Eigenheim leisten könnte.
Zu den Variablen gehören:
- 12Gesamte jährliche Wohnkosten: Umfassen Hypothekenzahlungen (Schuldendienst), Grundsteuern und Versicherungen.
- Jährliches Haushaltseinkommen: Das gesamte Bruttoeinkommen des Haushalts.
- Medianeinkommen: Das Einkommen, das die Einkommensverteilung in zwei Hälften teilt.
Interpretation der Erschwinglichk11eit
Die Interpretation der Erschwinglichkeit hängt stark vom Kontext ab. Im Allgemeinen gilt ein geringerer Anteil des Einkommens, der für einen bestimmten Posten aufgewendet werden muss, als höhere Erschwinglichkeit.
Für Wohnraum wird oft die 30%-Regel angewandt, die besagt, dass Haushalte nicht mehr als 30 % ihres Bruttoeinkommens für Wohnkosten aufwenden sollten, um als erschwinglich zu gelten. Wenn die Kosten diesen Schwellenwert überschreiten, spricht man von einer Wohnkostenbelastung. Die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) betrachtet Wohnkosten und langfristige Schulden von mehr als 33 % des Bruttoeinkommens im Allgemeinen als "unbezahlbar".
Indizes wie der Housing Affordability Inde10x sind so konzipiert, dass ein Wert von 100 den Punkt markiert, an dem ein Haushalt mit Medianeinkommen genau genug Einkommen hat, um ein Medien-Eigenheim zu finanzieren. Ein Wert über 100 zeigt eine höhere Erschwinglichkeit an, während ein Wert unter 100 auf mangelnde Erschwinglichkeit hinweist. Die Erschwinglichkeit ist ein wichtiger Faktor9 für die finanzielle Gesundheit von Haushaltsbudgeten und kann weitreichende Auswirkungen auf die Wirtschaft haben.
Hypothetisches Beispiel
Angenommen, eine Familie hat ein jährliches Haushaltseinkommen von 70.000 Euro. Sie möchte ein Auto kaufen, dessen monatliche Gesamtkosten (Kreditrate, Versicherung, Wartung) 600 Euro betragen.
-
Berechnung der jährlichen Autokosten:
600 Euro/Monat * 12 Monate = 7.200 Euro/Jahr -
Berechnung des Kosten-Einkommen-Verhältnisses:
In diesem Fall würde die Familie etwa 10,3 % ihres jährlichen Einkommens für die Autokosten aufwenden. Ob dies als erschwinglich gilt, hängt von den individuellen Finanzzielen der Familie und der allgemeinen finanziellen Belastung durch andere Ausgaben ab. Ein Haushaltsbudget würde hier helfen, die Ausgaben zu überblicken.
Praktische Anwendungen
Erschwinglichkeit spielt in verschiedenen Bereichen eine entscheidende Rolle in der Wirtschaftswachstum, von der persönlichen Finanzplanung bis zur staatlichen Politik.
- Wohnungsmarkt: Die Erschwinglichkeit von Immobilien ist ein entscheidender Faktor für die Wohneigentumsquote und die Stabilität des Wohnungsmarktes. Die Federal Reserve Bank of Atlanta veröffentlicht einen monatlichen Wohnungserschwinglichkeitsmonitor, der die Fähigkeit eines Medianeinkommenshaushalts misst, ein Eigenheim zu finanzieren. Wenn Wohnraum nicht erschwinglich ist, können Haushalte Schwier8igkeiten haben, Ersparnisse aufzubauen oder in die Zukunft zu investieren.
- Gesundheitswesen: Die Erschwinglichkeit von Gesundheitskosten ist ein großes Anliegen vieler Länder. In den Vereinigten Staaten beispielsweise stiegen die Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben von 353 US-Dollar pro Jahr im Jahr 1970 auf 14.570 US-Dollar pro Jahr im Jahr 2023. Dies hat direkte Auswirkungen auf die finanzielle Sicherheit von F7amilien.
- Konsumgüter und Dienstleistungen: Der Verbraucherpreisindex (VPI) misst Preisänderungen für eine Reihe von Gütern und Dienstleistungen, die von städtischen Verbrauchern gekauft werden. Ein Anstieg des VPI, also die Inflation, verringert die Kaufkraft und somit die Erschwinglichkeit alltäglicher Dinge., Die US-Gesundheitsausgaben beliefen sich 2023 auf 4,9 Billionen Dollar 6o5der 14.570 Dollar pro Kopf, ein deutlicher Anstieg gegenüber früheren Jahren.
- Bildung: Die Kosten für Hochschulbildung und die damit verbundenen4 Studentenschulden haben die Erschwinglichkeit von Bildung zu einem wichtigen politischen Thema gemacht.
Einschränkungen und Kritik
Obwohl die Erschwinglichkeit ein nützliches Konzept ist, hat sie auch Einschränkungen und ist Gegenstand von Kritik.
Eine Hauptkritik ist, dass sie oft Durchschnittswerte wie das Medianeinkommen verwendet, die die Vielfalt der Einkommen und die Einkommensverteilung innerhalb einer Bevölkerung nicht vollständig widerspiegeln. Während das Medianeinkommen für die Mitte der Einkommensverteilung repräsentativ ist, können Haushalte am unteren Ende der Skala erhebliche Schwierigkeiten haben, selbst wenn die Metriken eine allgemeine Erschwinglichkeit nahelegen. In den USA stieg die Einkommensungleichheit laut einer Studie des Pew Research Center seit 1980 an und ist größer als in vergleichbaren Ländern. Das Congressional Budget Office berichtete 2021, dass Haushalte im untersten Quintil ei3n durchschnittliches Einkommen von 22.500 US-Dollar hatten, während Haushalte im obersten Quintil 418.100 US-Dollar verdienten.
Darüber hinaus können Erschwinglichkeitskennzahlen die Belastung durch steigende [Zinss2ätze]() oder unerwartete Kosten wie Reparaturen für Hausbesitzer nicht vollständig erfassen. Die reine Fokus auf Einkommen im Verhältnis zu Kosten kann auch andere Faktoren vernachlässigen, die die finanzielle Belastung eines Haushalts beeinflussen, wie z.B. persönliche Schuldendienstverpflichtungen oder das Vorhandensein eines Notgroschens.
Erschwinglichkeit vs. Einkommensungleichheit
Erschwinglichkeit und Einkommensungleichheit sind verwandte, aber unterschiedliche Konzepte in der Finanzwirtschaft. Erschwinglichkeit konzentriert sich auf die Fähigkeit von Einzelpersonen oder Haushalten, bestimmte Waren und Dienstleistungen im Verhältnis zu ihrem eigenen Einkommen zu erwerben. Es ist eine direkte Messung der Zugänglichkeit von Gütern.
Einkommensungleichheit hingegen befasst sich mit der Verteilung des Reichtums innerhalb einer Bevölkerung. Sie misst, wie das Gesamteinkommen auf verschiedene Segmente der Bevölkerung verteilt ist – zum Beispiel, wie viel Einkommen das reichste 1 % im Vergleich zum ärmsten 20 % verdient. In den Vereinigten Staaten haben sich die Einkommensunterschiede in den letzten Jahrzehnten stark ausgeprägt, wobei die reichsten 1 % der Haushalte im Jahr 2021 durchschnittlich das 139-fache Einkommen des untersten 20 % hatten.
Während eine hohe Einkommensungleichheit die Erschwinglichkeit für die unteren Einkommensschichten beeint1rächtigen kann, da ihr Einkommen im Verhältnis zu den Kosten stagnieren oder sinken kann, sind die beiden Konzepte nicht identisch. Ein Land könnte eine relativ geringe Einkommensungleichheit aufweisen, aber die Lebenshaltungskosten könnten für alle so hoch sein, dass die Erschwinglichkeit für die Mehrheit der Bevölkerung gering ist. Umgekehrt könnte in einem Land mit hoher Einkommensungleichheit die Erschwinglichkeit für die obere Einkommensschicht weiterhin hoch sein, auch wenn sie für die unteren Schichten unzureichend ist.
FAQs
Was macht etwas erschwinglich?
Etwas wird als erschwinglich angesehen, wenn der Preis des Gutes oder der Dienstleistung im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen eines Einzelnen oder Haushalts als angemessen und tragbar erachtet wird. Geringere Kosten, höhere Löhne und günstige Zinssätze tragen zur Erschwinglichkeit bei.
Wie wird die Erschwinglichkeit gemessen?
Die Erschwinglichkeit wird typischerweise durch Verhältnisse oder Indizes gemessen, die die Kosten eines Gutes oder einer Dienstleistung mit dem Einkommen einer Person oder eines Haushalts vergleichen. Ein gängiger Indikator ist das Kosten-Einkommen-Verhältnis, das den Anteil des Einkommens berechnet, der für eine bestimmte Ausgabe benötigt wird. Für allgemeine Lebenshaltungskosten wird häufig der Verbraucherpreisindex (VPI) zur Messung der Inflation herangezogen, der die Kaufkraft beeinflusst.
Warum ist Erschwinglichkeit wichtig?
Erschwinglichkeit ist wichtig, da sie direkten Einfluss auf die Lebensqualität, die finanzielle Sicherheit und die soziale Mobilität hat. Wenn grundlegende Bedürfnisse wie Wohnraum oder Gesundheitsversorgung nicht erschwinglich sind, kann dies zu finanzieller Belastung, Armut und eingeschränkten Chancen führen. Es beeinflusst auch das Wirtschaftswachstum, da die Fähigkeit der Verbraucher, Waren und Dienstleistungen zu kaufen, die Nachfrage antreibt.
Kann Erschwinglichkeit über die Zeit konstant bleiben?
Nein, die Erschwinglichkeit ist selten konstant. Sie wird von vielen dynamischen Faktoren beeinflusst, darunter Inflation, Lohnentwicklung, Zinssätze, Regierungspolitiken und die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung. Wenn beispielsweise die Preise schneller steigen als die Löhne, sinkt die Erschwinglichkeit.
Welche Rolle spielen Regierung und Zentralbanken bei der Erschwinglichkeit?
Regierungen können die Erschwinglichkeit durch Politikmaßnahmen wie Mietpreisbindungen, Subventionen, Steuergutschriften oder Mindestlohnregelungen beeinflussen. Zentralbanken, wie die Federal Reserve, beeinflussen die Erschwinglichkeit indirekt durch ihre Geldpolitik, insbesondere durch die Festlegung von Zinssätze, die sich auf die Kreditkosten für Wohnraum, Autos und andere große Anschaffungen auswirken.