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Ertrag je aktie

Was ist Ertrag je Aktie?

Der Ertrag je Aktie (EjA), international bekannt als Earnings Per Share (EPS), ist eine wichtige Finanzkennzahl, die den Teil des Gewinns eines Unternehmens angibt, der auf jede ausstehende Aktie entfällt. Er wird häufig verwendet, um die Rentabilität eines Unternehmens auf Pro-Aktie-Basis zu beurteilen und ist ein grundlegender Bestandteil der Unternehmensbewertung. Der Ertrag je Aktie ermöglicht Anlegern einen Vergleich der Ertragskraft verschiedener Unternehmen, selbst wenn diese unterschiedliche Anzahlen von Aktien im Umlauf haben. Diese Kennzahl gehört zu den am häufigsten zitierten Daten aus der Finanzberichterstattung eines Unternehmens und findet sich typischerweise in der Gewinn- und Verlustrechnung.

Geschichte und Ursprung

Die Notwendigkeit einer standardisierten Methode zur Messung der Ertragskraft pro Aktie wurde mit dem Wachstum der Aktienmärkte und der zunehmenden Komplexität von Unternehmensfinanzen immer deutlicher. Während Unternehmen schon lange ihren Gewinn auswiesen, fehlte oft eine einheitliche Metrik, um diesen Gewinn auf die einzelnen Aktien zu beziehen, insbesondere bei variierenden Aktienanzahlen durch Aktiensplits, Rückkäufe oder Ausgabe neuer Aktien. Im Laufe der Zeit entwickelten sich Rechnungslegungsstandards, um die Berechnung und Darstellung des Ertrags je Aktie zu vereinheitlichen. Eine wesentliche Entwicklung war die Einführung von Standards wie dem International Accounting Standard (IAS) 33. Dieser Standard, herausgegeben vom International Accounting Standards Board (IASB), legt die Prinzipien für die Bestimmung und Darstellung des Ertrags je Aktie fest, um die Vergleichbarkeit der Unternehmensleistung zu verbessern.

Wichtige3, 4 Erkenntnisse

  • Der Ertrag je Aktie (EjA) misst den Anteil des Unternehmensgewinns, der auf jede ausstehende Stammaktie entfällt.
  • Es ist eine zentrale Kennzahl für Investoren zur Beurteilung der Rentabilität und wird oft zur Anlageentscheidung herangezogen.
  • Es gibt zwei Hauptformen: den unverwässerten (Basic) und den verwässerten (Diluted) Ertrag je Aktie, wobei Letzterer potenzielle neue Aktien berücksichtigt.
  • Die Kennzahl ermöglicht einen direkten Vergleich der Ertragskraft pro Aktie zwischen verschiedenen Unternehmen und über verschiedene Zeiträume hinweg.
  • Der Ertrag je Aktie wird üblicherweise in den Quartals- und Jahresberichten eines Unternehmens ausgewiesen.

Formel und Berechnung

Die Berechnung des unverwässerten (Basic) Ertrags je Aktie ist relativ einfach:

Ertrag je Aktie (EjA)=NettoergebnisBevorzugte DividendenGewichteter Durchschnitt der ausstehenden Stammaktien\text{Ertrag je Aktie (EjA)} = \frac{\text{Nettoergebnis} - \text{Bevorzugte Dividenden}}{\text{Gewichteter Durchschnitt der ausstehenden Stammaktien}}

Dabei gilt:

  • Nettoergebnis: Der Gesamtgewinn des Unternehmens nach Abzug aller Betriebskosten, Zinsen und Steuern. Dieses Ergebnis wird auch als Jahresüberschuss bezeichnet und findet sich in der Gewinn- und Verlustrechnung.
  • Bevorzugte Dividenden: Dividenden, die an Inhaber von Vorzugsaktien gezahlt werden. Diese werden vom Nettoergebnis abgezogen, da der Ertrag je Aktie nur den Gewinn für die Stammaktionäre widerspiegeln soll.
  • Gewichteter Durchschnitt der ausstehenden Stammaktien: Dies ist die durchschnittliche Anzahl der Stammaktien, die während des Berichtszeitraums im Umlauf waren. Diese Gewichtung ist wichtig, da sich die Anzahl der Aktien im Laufe eines Jahres durch Emissionen oder Rückkäufe ändern kann.

Der verwässerte (Diluted) Ertrag je Aktie ist eine komplexere Berechnung, die die Auswirkungen aller potenziellen Stammaktien berücksichtigt, die in Stammaktien umgewandelt werden könnten. Dazu gehören typischerweise Aktienoptionen, Wandelschuldverschreibungen und Wandelanleihen. Ziel ist es, ein konservativeres Bild der Ertragskraft pro Aktie zu vermitteln, indem die maximale potenzielle Verwässerung des Gewinns berücksichtigt wird.

Interpretation des Ertrags je Aktie

Der Ertrag je Aktie ist eine entscheidende Kennzahl für die Finanzanalyse und bietet Einblicke in die Profitabilität eines Unternehmens auf Pro-Aktie-Basis. Ein höherer Ertrag je Aktie deutet im Allgemeinen auf eine höhere Rentabilität des Unternehmens im Verhältnis zur Anzahl seiner ausstehenden Aktien hin. Analysten und Investoren verfolgen die Entwicklung des Ertrags je Aktie über mehrere Perioden, um Wachstumstrends zu erkennen und die Konsistenz der Ertragskraft zu bewerten.

Ein steigender Ertrag je Aktie kann ein Zeichen für ein wachsendes Unternehmen sein, das entweder seinen Nettogewinn steigert oder die Anzahl der ausstehenden Aktien durch Aktienrückkäufe reduziert (was den gleichen Gewinn auf weniger Aktien verteilt). Umgekehrt kann ein sinkender Ertrag je Aktie auf eine abnehmende Rentabilität oder eine Verwässerung durch die Ausgabe neuer Aktien hindeuten, die nicht durch entsprechend höheres Gewinnwachstum ausgeglichen wird. Es ist jedoch wichtig, den Ertrag je Aktie im Kontext der Branche, des Geschäftsmodells und der allgemeinen Wirtschaftslage zu betrachten. Ein hoher Ertrag je Aktie in einer Branche mit geringem Wachstum könnte anders interpretiert werden als ein moderater Ertrag je Aktie in einer schnell wachsenden Branche.

Hypothetisches Beispiel

Betrachten wir ein fiktives Unternehmen, "Alpha Solutions AG", um die Berechnung des Ertrags je Aktie zu veranschaulichen.

Angaben für das Geschäftsjahr:

  • Nettoergebnis (Jahresüberschuss): 10.000.000 €
  • Bevorzugte Dividenden: 500.000 €
  • Gewichteter Durchschnitt der ausstehenden Stammaktien: 4.750.000 Aktien

Schritt 1: Berechnen des für Stammaktionäre verfügbaren Gewinns
Der erste Schritt ist, die bevorzugten Dividenden vom Nettoergebnis abzuziehen, da der Ertrag je Aktie den Gewinnanteil für Stammaktionäre repräsentiert:
Verfügbarer Gewinn für Stammaktionäre = Nettoergebnis - Bevorzugte Dividenden
Verfügbarer Gewinn für Stammaktionäre = 10.000.000 € - 500.000 € = 9.500.000 €

Schritt 2: Anwenden der Ertrag je Aktie-Formel
Nun teilen wir den verfügbaren Gewinn durch den gewichteten Durchschnitt der ausstehenden Stammaktien:

Ertrag je Aktie=9.500.0004.750.000Aktien=2,00/Aktie\text{Ertrag je Aktie} = \frac{9.500.000 \, €}{4.750.000 \, \text{Aktien}} = 2,00 \, €/\text{Aktie}

In diesem hypothetischen Beispiel beträgt der Ertrag je Aktie für die Alpha Solutions AG 2,00 €. Das bedeutet, dass auf jede ausstehende Stammaktie ein Gewinnanteil von 2,00 € entfällt. Dieser Wert kann nun mit dem Börsenkurs der Alpha Solutions AG oder mit den Erträgen je Aktie anderer Unternehmen verglichen werden.

Praktische Anwendungen

Der Ertrag je Aktie ist eine der am häufigsten verwendeten Kennzahlen im Bereich des Investierens und der Finanzanalyse.

  • Vergleichbarkeit: Er ermöglicht es Anlegern, die Ertragskraft von Unternehmen unterschiedlicher Größe zu vergleichen. Ein Unternehmen mit einem höheren Gesamtgewinn, aber auch einer viel größeren Anzahl von Aktien, könnte einen niedrigeren Ertrag je Aktie aufweisen als ein kleineres Unternehmen mit weniger Aktien.
  • Bestimmung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV): Der Ertrag je Aktie ist der Nenner im Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), einer weiteren wichtigen Kennzahl zur Unternehmensbewertung. Ein niedriges KGV in Verbindung mit einem soliden Ertrag je Aktie kann auf eine unterbewertete Aktie hindeuten, während ein hohes KGV bei einem niedrigen Ertrag je Aktie das Gegenteil signalisieren könnte.
  • Dividendenpolitik: Unternehmen mit einem konstanten oder steigenden Ertrag je Aktie haben oft eine stärkere Basis, um Dividenden auszuschütten oder Aktienrückkäufe zu finanzieren, was den Kapitalertrag für Aktionäre steigern kann.
  • Analystenprognosen: Finanzanalysten veröffentlichen regelmäßig Prognosen für den erwarteten Ertrag je Aktie eines Unternehmens. Die tatsächlichen Ergebnisse werden dann mit diesen Erwartungen verglichen, und Abweichungen können erhebliche Auswirkungen auf den Börsenkurs haben, wie es bei Unternehmen der Fall sein kann, die ihre Erwartungen übertreffen oder verfehlen. Die U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) hat Leitlinien für die Veröffentlichung von Quartalsergebnissen, um sicherzustellen, dass Finanzinformationen, einschließlich des Ertrags je Aktie, fair und transparent kommuniziert werden. Darüber hinaus berichten Nachrichtenagenturen wie Reuters regelmäßig2 über die Gewinne und den Ertrag je Aktie von Unternehmen.

Einschränkungen und Kritikpunkte

Trotz seiner weiten Verbreitung hat der Ertrag je Aktie auch einige Einschränkungen und ist Gegenstand von Kritik:

  • Bilanzielle Manipulation: Unternehmen können den Ertrag je Aktie durch bestimmte Bilanzierungsentscheidungen oder aggressive Praktiken künstlich aufblähen, beispielsweise durch signifikante Aktienrückkäufe, ohne dass sich die zugrunde liegende Rentabilität verbessert. Es ist daher wichtig, auch die Bilanz und den Cashflow zu analysieren.
  • Nicht-GAAP-Ergebnisse: Viele Unternehmen veröffentlichen neben dem nach Generally Accepted Accounting Principles (GAAP) oder IFRS ermittelten Ertrag je Aktie auch "bereinigte" oder "Non-GAAP"-Ergebnisse. Diese können bestimmte Ausgaben, die als einmalig oder nicht operativ gelten, ausschließen. Obwohl diese bereinigten Zahlen aus Sicht des Managements eine klarere Sicht auf das "Kerngeschäft" bieten sollen, können sie auch dazu genutzt werden, ein vorteilhafteres Bild der Ertragskraft zu zeichnen, was zu Verwirrung oder potenzieller Irreführung führen kann. Studien, wie ein Papier von Guest, Kothari und Pozen aus dem Jahr 2023, haben Bedenken geäußert, dass große positive Non-GAAP-Anpassungen mit überdurchschnittlich hoher CEO-Vergütung korrelieren könnten, da sie ein günstigeres Bild der Unternehmensleistung zeichnen können.
  • Vernachlässigung des Risikos: Der Ertrag je Aktie allein gibt keinen Aufschluss über das mit dem Gewinnwachstum verbundene Risiko. Ein Unt1ernehmen könnte einen hohen Ertrag je Aktie erzielen, indem es hohe Schulden aufnimmt oder riskante Geschäftsstrategien verfolgt.
  • Qualität der Gewinne: Die Kennzahl sagt nichts über die Qualität der Gewinne aus – stammen sie aus nachhaltigen operativen Aktivitäten oder aus einmaligen Ereignissen wie dem Verkauf von Vermögenswerten? Die Analyse des Eigenkapitals und der Cashflows ist entscheidend, um ein vollständiges Bild zu erhalten.

Ertrag je Aktie vs. Nettoergebnis

Der Ertrag je Aktie und das Nettoergebnis sind eng miteinander verbunden, aber es handelt sich nicht um austauschbare Begriffe. Das Nettoergebnis (oder Jahresüberschuss) ist der absolute Betrag des Gewinns, den ein Unternehmen in einem bestimmten Zeitraum erzielt hat, nachdem alle Ausgaben und Steuern abgezogen wurden. Es ist die "unterste Zeile" der Gewinn- und Verlustrechnung. Der Ertrag je Aktie hingegen ist das Nettoergebnis, geteilt durch die Anzahl der ausstehenden Stammaktien. Es ist eine relative Kennzahl, die den Gewinn auf eine Pro-Aktie-Basis umrechnet.

Der Hauptunterschied liegt in der Perspektive: Das Nettoergebnis zeigt den gesamten Erfolg des Unternehmens, während der Ertrag je Aktie diesen Erfolg auf das reduziert, was ein einzelner Stammaktionär "erhält". Ein Unternehmen kann ein hohes Nettoergebnis haben, aber einen relativ niedrigen Ertrag je Aktie, wenn es eine sehr große Anzahl von Aktien im Umlauf hat. Umgekehrt kann ein Unternehmen mit einem moderaten Nettoergebnis einen hohen Ertrag je Aktie aufweisen, wenn es nur wenige ausstehende Aktien besitzt. Für Anleger, die an der Rendite ihrer einzelnen Aktieninvestition interessiert sind, ist der Ertrag je Aktie oft die relevantere Kennzahl als das absolute Nettoergebnis.

FAQs

F: Was ist ein "guter" Ertrag je Aktie?
A: Es gibt keinen universellen "guten" Ertrag je Aktie-Wert. Er muss immer im Kontext der Branche, der Wettbewerber und der historischen Leistung des Unternehmens betrachtet werden. Ein steigender Ertrag je Aktie über die Zeit ist oft ein positives Zeichen für Anleger.

F: Warum ist der Ertrag je Aktie so wichtig für Investoren?
A: Der Ertrag je Aktie ist für Anleger wichtig, da er die Rentabilität eines Unternehmens auf einer Pro-Aktie-Basis quantifiziert. Dies ist entscheidend für die Bewertung einer Aktie und die Berechnung von Bewertungskennzahlen wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), die bei der Anlageentscheidung helfen.

F: Was ist der Unterschied zwischen unverwässertem und verwässertem Ertrag je Aktie?
A: Der unverwässerte Ertrag je Aktie basiert nur auf den tatsächlich ausstehenden Stammaktien. Der verwässerte Ertrag je Aktie berücksichtigt zusätzlich alle potenziellen Stammaktien (z.B. aus Aktienoptionen oder Wandelschuldverschreibungen), deren Umwandlung den Ertrag je Aktie senken würde. Er bietet ein konservativeres Bild der Ertragskraft und ist oft die von Analysten bevorzugte Kennzahl.

F: Kann der Ertrag je Aktie negativ sein?
A: Ja, wenn ein Unternehmen einen Nettoverlust erzielt, ist der Ertrag je Aktie negativ. Dies wird dann als Verlust je Aktie (LPA) bezeichnet und ist ein Indikator für mangelnde Rentabilität.

F: Wie beeinflusst die Unternehmensführung den Ertrag je Aktie?
A: Die Unternehmensführung hat durch strategische Entscheidungen zur Umsatzsteigerung, Kostenkontrolle und Kapitalstruktur direkten Einfluss auf den Ertrag je Aktie. Entscheidungen wie Aktienrückkäufe oder die Ausgabe neuer Aktien können den Nenner der Ertrag je Aktie-Formel direkt beeinflussen.