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Geldmultiplicator

Der Geldmultiplikator ist ein zentrales Konzept der Monetären Ökonomie, das beschreibt, wie eine anfängliche Einlage im Bankensystem zu einer überproportionalen Erhöhung der gesamten Geldmenge in einer Volkswirtschaft führen kann. Dieser Mechanismus basiert auf dem Teilreserve-Bankensystem, bei dem Banken nur einen Bruchteil der Kundeneinlagen als Mindestreserve halten und den Rest verleihen. Der Geldmultiplikator quantifiziert das Ausmaß dieser Geldschöpfung durch die Kreditvergabe der Banken.

Was ist der Geldmultiplikator?

Der Geldmultiplikator ist ein Konzept in der Monetären Ökonomie, das die maximale Ausweitung der Geldmenge in einer Volkswirtschaft aus einer anfänglichen Änderung der Monetären Basis durch das Bankensystem beschreibt. Er veranschaulicht, wie eine ursprüngliche Einlage in einer Bank durch wiederholte Kreditvergabe und Wiedereinlagen eine viel größere Erhöhung der gesamten Geldmenge bewirken kann. Dies geschieht, weil17, 18 Banken nur einen Teil der Einlagen als Reserve behalten und den Rest als Kredit vergeben, was den Multiplikatoreffekt in Gang setzt.

Geschichte und Ursprung

Das Konzept des Geldmultiplikators entwickelte sich im Rahmen der Analyse des Bankensystems und der Geldschöpfung, insbesondere mit dem Aufkommen des Teilreserve-Bankensystems. In einem solchen System halten Banken nur einen Bruchteil der Einlagen als Reserven, während der Großteil verliehen wird. Diese Praxis ermöglicht es den Banken, Geld über die ursprünglich hinterlegten Beträge hinaus zu "schaffen". Die theoretische Fundierung des Geldmultiplikators wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch Ökonomen entwickelt, die versuchten, den Zusammenhang zwischen der Monetären Basis, die von der Zentralbank kontrolliert wird, und der gesamten Geldmenge zu erklären. Lehrbücher der Wirtschaftswissen16schaften, wie die von Gregory Mankiw, stellen den Geldmultiplikator oft als eine einfache Erklärung dafür dar, wie die Zentralbank die Geldmenge beeinflussen kann.

Kernpunkte

  • Der Geldmultipl15ikator beschreibt, wie eine anfängliche Einlage im Bankensystem eine größere Erhöhung der gesamten Geldmenge bewirken kann.
  • Er basiert auf dem Teilreserve-Bankensystem, bei dem Banken nur einen Bruchteil der Einlagen als Mindestreserve halten und den Rest verleihen.
  • Die Höhe des Multiplikators wird hauptsächlich durch den Mindestreservesatz bestimmt, aber auch durch das Verhalten von Banken (Überschussreserven) und der Öffentlichkeit (Bargeldhaltung).
  • Obwohl er ein nützliches Modell zur Erklärung der Geldschöpfung ist, wird die direkte Kontrollierbarkeit der Geldmenge durch die Zentralbank über den Multiplikator in der modernen Ökonomie diskutiert.
  • Der Geldmultiplikator ist ein grundlegendes Konzept zum Verständnis der Monetären Politik und ihrer Auswirkungen auf die Wirtschaft.

Formel und Berechnung

Die einfachste Formel für den Geldmultiplikator ((m)) basiert auf dem Mindestreservesatz ((rr)), der von der Zentralbank festgelegt wird.

m=1rrm = \frac{1}{rr}

Dabei gilt:

  • (m) = Geldmultiplikator
  • (rr) = Mindestreservesatz (als Dezimalzahl ausgedrückt)

Wenn die Zentralbank beispielsweise einen Mindestreservesatz von 10 % (0,10) vorschreibt, beträgt der Geldmultiplikator:

m=10.10=10m = \frac{1}{0.10} = 10

Dies bedeutet, dass jeder Euro der anfänglichen Monetären Basis im Bankensystem potenziell zu einer Erhöhung der Geldmenge um das Zehnfache führen kann. Realistischere Modelle berücksichtigen zusätzlich die [Barg14eld](https://diversification.com/term/bargeld)haltung der Öffentlichkeit und die Überschussreserven der Banken, was den tatsächlichen Multiplikatorwert in der Regel niedriger macht als den durch die einfache Formel indizierten Wert.

Interpretation des Geldmultiplikators

Der Geldmultiplikator ist ein Indikator für das potenzielle Ausmaß der Geldschöpfung im Bankensystem. Ein hoher Multiplikator deutet darauf hin, dass eine gegebene Änderung der Monetären Basis zu einer viel größeren Änderung der gesamten Geldmenge führen kann. Umgekehrt bedeutet ein niedriger Multiplikator, dass die Ausweitung der Geldmenge begrenzt ist.

Die Interpretation des Geldmultiplikators ist eng mit der Rolle der Zentralbank bei der Steuerung der Monetären Politik verbunden. In der traditionellen Sichtweise wird angenommen, dass die Zentralbank durch die Anpassung des Mindestreservesatzes oder durch Operationen, die die Monetäre Basis direkt beeinflussen, die Geldmenge steuern kann. Ein höherer Geldmultiplikator könnte die Zentralbank potenziell vor größere Herausforderungen stellen, wenn sie versucht, die Inflation zu kontrollieren, da bereits kleine Änderungen der Basisgeldmenge weitreichende Auswirkungen haben könnten.

Hypothetisches Beispiel

Angenommen, Sie zahlen 1.000 € Bargeld auf Ihr Girokonto bei der Bank A ein. Die Zentralbank schreibt einen Mindestreservesatz von 10 % vor.

  1. Erste Einlage: Bank A erhält 1.000 €. Sie muss 10 % (100 €) als Reserve halten und kann die restlichen 900 € verleihen.
  2. Erste Kreditvergabe: Bank A vergibt 900 € als Kredit an Unternehmen X. Unternehmen X verwendet das Geld zur Bezahlung von Lieferungen, die bei Unternehmen Y gekauft wurden.
  3. Zweite Einlage: Unternehmen Y zahlt die 900 € bei Bank B ein. Bank B muss 10 % (90 €) als Reserve halten und kann die restlichen 810 € verleihen.
  4. Zweite Kreditvergabe: Bank B vergibt 810 € als Kredit an Privatperson Z. Privatperson Z verwendet das Geld zum Kauf eines Autos von Händler W.
  5. Dritte Einlage: Händler W zahlt die 810 € bei Bank C ein. Bank C muss 10 % (81 €) als Reserve halten und kann die restlichen 729 € verleihen.

Dieser Prozess setzt sich fort, wobei ein immer kleinerer Betrag in jeder Runde verliehen wird. Die ursprünglichen 1.000 € Bargeld führen zu neuen Sichteinlagen und einer Kreditvergabe, die die gesamte Geldmenge erweitern. Im Idealfall, bei einem Multiplikator von 10 (1 / 0,10), könnten die ursprünglichen 1.000 € schließlich zu einer Erhöhung der Geldmenge um 10.000 € führen.

Praktische Anwendungen

Der Geldmultiplikator ist ein theoretisches Modell, das in der Monetären Politik und der Wirtschaftsmodellierung Anwendung findet.

  • Monetäre Politik: Zentralbanken nutzen das Verständnis des Geldmultiplikators (neben anderen Instrumenten), um die Geldmenge und damit die Liquidität im Finanzsystem zu beeinflussen. Obwohl die Kontrolle nicht absolut ist, können Änderungen des Mindestreservesatzes (historisch gesehen) oder Offenmarktoperationen Auswirkungen auf die Monetäre Basis und somit auf die potenzielle Geldmenge haben. Eine Erhöhung der Geldmenge kann die ökonomische Aktivität anregen, während e13ine Reduzierung der Geldmenge dazu dienen kann, die Inflation zu bekämpfen.
  • Wirtschaftsanalyse: Ökonomen verwenden den Geldmultiplikator, um die Auswirkungen von Änderungen der Monetären Basis auf die breitere Geldmenge zu prognostizieren und die potenzielle Reaktion der Wirtschaft auf geldpolitische Maßnahmen zu analysieren.
  • Finanzstabilität: Das Verständnis des Geldmultiplikators hilft, die Risiken einer übermäßigen Kreditvergabe und potenzieller Finanzblasen zu bewerten, die durch einen zu hohen Multiplikatoreffekt entstehen könnten.

Einschränkungen und Kritikpunkte

Trotz seiner Verbreitung in Lehrbüchern hat der Geldmultiplikator in der modernen Monetären Ökonomie erhebliche Kritik erfahren. Eine zentrale Kritik ist, dass das Modell eine Kausalität impliziert, die in der Realität oft nicht zutrifft: Es wird angenommen, dass die Zentralbank die Monetäre Basis festlegt und Banken dann basierend auf ihren Reserven Kredite vergeben. Kritiker, insbesondere Post-Keynesianische Ökonomen, argumentieren, dass dies die Funktionsweise der Geldschöpfung in modernen Volkswirtschaften auf den Kopf stellt.

Sie betonen, dass Banken in der Regel zuerst Kredite vergeben und erst danach die notwendigen [Reserven](https://diversi[10](https://larspsyll.wordpress.com/2016/04/28/the-money-multiplier-neat-plausible-and-utterly-wrong/), 11fication.com/term/reserven) bei der Zentralbank beschaffen, falls erforderlich. Die Geldmenge wird somit als endogen betrachtet, d.h., sie wird primär durch die Nachfrage nach Krediten und die Bereitschaft der Banken zur Kreditvergabe bestimmt und nicht allein durch die Bereitstellung von Reserven durch die Zentralbank.

Weitere Limitationen des Geldmultiplikators sind:

Trotz dieser Kritik bleibt der Geldmultiplikator ein nütz6, 7liches didaktisches Werkzeug, um die Mechanismen der Geldschöpfung im Teilreserve-Bankensystem zu erklären.

Geldmultiplikator vs. Geldmenge

Der Geldmultiplikator ist ein theoretisches Verhältnis, das das Potenzial zur Geldschöpfung im Bankensystem aufzeigt, ausgehend von der Monetären Basis. Er gibt an, um wie viel sich die Geldmenge potenziell erhöht, wenn die Monetäre Basis um einen bestimmten Betrag steigt. Die Geldmenge hingegen ist der tatsächliche Gesamtbetrag an Geld, der in einer Volkswirtschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt im Umlauf ist. Sie umfasst typischerweise Bargeld und Sichteinlagen bei Banken.

Die Verwirrung zwischen den beiden Begriffen entsteht oft, weil der Geldmultiplikator versucht, die Geldmenge als ein Vielfaches der Monetären Basis darzustellen. Während der Geldmultiplikator einen Mechanismus zur Erklärung der Geldschöpfung liefert, ist die Geldmenge das Ergebnis dieses und anderer Prozesse im Finanzsystem. Die tatsächliche Geldmenge kann von dem durch den Multiplikator implizierten Wert abweichen, da Faktoren wie die Präferenzen der Haushalte bezüglich Bargeldhaltung und die Bereitschaft der Banken, Kredite zu vergeben, ebenfalls eine Rolle spielen.

FAQs

1. Kann die Zentralbank die Geldmenge mithilfe des Geldmultiplikators direkt steuern?

Die Zentralbank kann die Monetäre Basis direkt beeinflussen und historisch wurden Mindestreservesätze angepasst, um die Geldmenge über den Geldmultiplikator zu steuern. In der modernen Wirtschaftspraxis ist die direkte Kontrolle jedoch begrenzt, da das Verhalten von Banken (z.B. das Halten von Überschussreserven) und die 3Kreditnachfrage der Öffentlichkeit den tatsächlichen Multiplikatoreffekt beeinflussen können. Viele Zentralbanken steuern heute eher über Zinssätze.

2. Was passiert mit dem Geldmultiplikator bei einer Finanz2krise?

In einer Finanzkrise neigen Banken dazu, mehr Überschussreserven zu halten, und die Nachfrage nach Krediten kann sinken. Beides führt dazu, dass der Geldmultiplikator sinkt oder instabiler wird, selbst wenn die Monetäre Basis durch die Zentralbank ausgeweitet wird. Dies kann die Übertragung der Geldpolitik erschweren und die ökonomische Aktivität dämpfen.

3. Was ist der Unterschied zwischen Geldmultiplikator und Einlagenmultiplikator?

Der Einlagenmultiplikator ist eine vereinfachte Version des Geldmultiplikators, die annimmt, dass die Öffentlichkeit kein Bargeld hält und Banken keine Überschussreserven haben. Er ist schlicht der Kehrwert des Mindestreservesatzes. Der Geldmultiplikator ist ein umfassenderes Konzept, das diese realen Verhaltensweisen berücksichtigt und daher einen realistischeren (und meist niedrigeren) Multiplikatorwert ergibt.

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