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Historische kosten

Was sind Historische Kosten?

Historische Kosten sind ein grundlegendes Konzept in der Finanzbuchhaltung und stellen den ursprünglichen Anschaffungswert eines Vermögenswertes zum Zeitpunkt seines Erwerbs dar. Als Teil der Rechnungslegungsstandards und der Bilanzierung ist das Prinzip der historischen Kosten weltweit verbreitet. Es besagt, dass Vermögenswerte, Verbindlichkeiten und Eigenkapitalpositionen in den Büchern eines Unternehmens zu ihrem ursprünglichen Kaufpreis oder Herstellungspreis erfasst werden, einschließlich aller direkt zurechenbaren Kosten, die anfallen, um den Vermögenswert in seinen betriebsbereiten Zustand zu versetzen. Dieses Prinzip bildet die Basis für die Erstellung der Gewinn- und Verlustrechnung und der Bilanz.

Ges13chichte und Ursprung

Das Prinzip der historischen Kosten hat tiefe Wurzeln in der Entwicklung der modernen Buchführung. Seine Betonung der Objektivität und Verifizierbarkeit machte es zu einem Eckpfeiler der Anschaffungskosten in der Bilanzierung über Jahrhunderte hinweg. Ein wesentlicher Grund für seine frühe und anhaltende Akzeptanz ist die inhärente Zuverlässigkeit der Daten: Der ursprüngliche Kaufpreis eines Vermögenswerts kann in der Regel durch Kaufbelege, Rechnungen oder andere Transaktionsdokumente objektiv nachgewiesen werden.

Im Laufe der Ze12it wurde das Prinzip in verschiedenen Rechnungslegungssystemen formalisiert. So etablierte beispielsweise der International Accounting Standards Board (IASB) in seinen International Financial Reporting Standards (IFRS) das historische Kostenprinzip, insbesondere für Anlagevermögen wie in IAS 16, der Vorschriften für die Bilanzierung von Sachanlagen festlegt. Auch im US-amerikan11ischen Rechnungslegungssystem (US GAAP) ist das Prinzip der historischen Kosten eine grundlegende Anforderung, wenngleich es auch Ausnahmen für bestimmte Vermögenswerte gibt. Die Federal Accounting Standards Advisory Board (FASAB) hat sich ebenfalls mit der Schätzung historischer Kosten befasst, um eine kosteneffiziente Einhaltung der Standards zu gewährleisten, insbesondere wenn ursprüngliche Transaktionsdaten nicht mehr praktikabel zu beschaffen sind.

Wichtige Erkenntniss10e

  • Historische Kosten stellen den ursprünglichen Kaufpreis oder die Herstellungskosten eines Vermögenswerts dar.
  • Sie sind durch objektive Belege wie Rechnungen und Verträge leicht verifizierbar.
  • Das Prinzip der historischen Kosten gewährleistet Konsistenz und Vergleichbarkeit in der Finanzberichterstattung über verschiedene Perioden hinweg.
  • Abschreibungen und Wertminderungen sind Anpassungen an den historischen Kosten, um den Wertverlust eines Vermögenswerts über seine Nutzungsdauer widerzuspiegeln.
  • Trotz seiner Vorteile spiegeln historische Kosten nicht den aktuellen Marktwert eines Vermögenswerts wider und können in Zeiten hoher Inflation zu einer Unterbewertung führen.

Formel und Berechnung

Die Berechnung der historischen Kosten eines Vermögenswertes ist im Wesentlichen die Summe aller direkten Kosten, die anfallen, um den Vermögenswert zu erwerben und ihn in einen nutzbaren Zustand zu versetzen. Es handelt sich nicht um eine komplexe Formel, sondern um die direkte Erfassung des Kaufpreises und der damit verbundenen Transaktionskosten.

Historische Kosten = Kaufpreis + Direkt zurechenbare Kosten

Dabei umfassen die direkt zurechenbaren Kosten alle Ausgaben, die notwendig sind, um den Vermögenswert an seinen Bestimmungsort und in den für die beabsichtigte Nutzung erforderlichen Zustand zu bringen. Beispiele hierfür sind:

  • Importzölle und nicht erstattungsfähige Kaufsteuern.
  • Kosten für die Standortvorbereitung.
  • Liefer- und Bearbeitungsgebühren.
  • Installations- und Montagekosten.
  • Kosten für die Prüfung der Funktionsfähigkeit des Vermögenswerts.
  • Honorar für Fachleute (z.B. Architekten, Ingenieure).

Diese Summe bildet den Buchwert des Vermögenswerts, bevor etwaige Wertminderungen oder Abschreibungen berücksichtigt werden.

Interpretation der Historischen Kosten

Die Interpretation der historischen Kosten ist entscheidend, um ihre Bedeutung in den Finanzberichten eines Unternehmens zu verstehen. Da Vermögenswerte zu ihrem Anschaffungswert ausgewiesen werden, bieten die historischen Kosten eine objektive und verifizierbare Basis für die Bewertung. Sie sind besonders nützlich, um die ursprüngliche Investition eines Unternehmens in seine Vermögenswerte nachzuvollziehen.

Ein Unternehmen, das einen Fuhrpark für 500.000 Euro erworben hat, wird diesen Betrag als historische Kosten ausweisen. Dies bleibt unabhängig von Schwankungen im Marktwert oder der Inflation der Ausgangspunkt für die Bewertung. Um jedoch den Wertverlust über die Zeit widerzuspiegeln, werden diese Kosten durch Abschreibungen über die Nutzungsdauer des Vermögenswerts reduziert. Das Resultat ist der Restbuchwert, der eine Annäherung an den verbrauchten Teil des ursprünglichen Werts darstellt.

Die historischen Kosten bieten auch eine konsistente Grundlage für den Vergleich der Finanzergebnisse eines Unternehmens über verschiedene Berichtsperioden hinweg. Sie minimieren subjektive Einschätzungen und potenziell volatile Marktwerte, was die Zuverlässigkeit der Finanzinformationen erhöht.

Hypothetisches Beispiel

Angenommen, ein produzierendes Unternehmen kauft eine neue Maschine für seine Produktionslinie.

  1. Kaufpreis der Maschine: 100.000 Euro
  2. Transportkosten zum Werk: 2.000 Euro
  3. Installations- und Montagekosten: 3.000 Euro
  4. Kosten für die Erstprüfung und Justierung: 1.000 Euro

Um die historischen Kosten dieser Maschine zu ermitteln, addiert das Unternehmen alle diese Ausgaben:

Historische Kosten = 100.000 Euro (Kaufpreis) + 2.000 Euro (Transport) + 3.000 Euro (Installation) + 1.000 Euro (Prüfung) = 106.000 Euro.

Die Maschine wird in der Bilanz des Unternehmens initial mit 106.000 Euro als Anlagevermögen erfasst. Auch wenn der Marktwert der Maschine nach einigen Monaten steigt oder fällt, bleibt ihr ursprünglicher Wert in den Büchern 106.000 Euro, bevor zukünftige Abschreibungen oder Wertminderungen berücksichtigt werden.

Praktische Anwendungen

Die historischen Kosten sind ein integraler Bestandteil der Rechnungslegung in vielen Bereichen und finden breite Anwendung:

  • Finanzberichterstattung: Das Prinzip ist die Grundlage für die Bilanzierung der meisten Sachanlagen und Immaterielle Vermögenswerte in den Bilanzen von Unternehmen, sowohl nach IFRS als auch nach US GAAP. Es bietet eine verlässliche und objektive Grundlage für die Darstellung von Vermögenswerten.
  • Steuerliche Bewertung: Für steuerliche Zwecke werden Vermögenswerte oft auf8 der Basis ihrer historischen Kosten bewertet, da dies eine nachvollziehbare und manipulationssichere Grundlage für die Berechnung von Gewinnen und Verlusten darstellt.
  • Kostenkontrolle und Budgetierung: Unternehmen nutzen historische Kosten, um die tatsächlichen Ausgaben für den Erwerb von Umlaufvermögen und Anlagevermögen zu verfolgen. Dies ist wichtig für die Budgetierung zukünftiger Projekte und die Analyse von Investitionsentscheidungen.
  • Asset Management: Die Erfassung von Vermögenswerten zu historischen Kosten ermöglicht es Unternehmen, den Zeitpunkt des Erwerbs, die ursprüngliche Investition und die über die Zeit aufgelaufenen Abschreibungen genau zu verfolgen.

Das International Financial Reporting Standard (IFRS) IAS 16 beispielsweise schreibt vor, dass Sachanlagen, die die Kriterien für die Aktivierung erfüllen, ursprünglich zu ihren Kosten zu erfassen sind.

Einschränkungen und Kritikpunkte

Trotz ihrer weiten Verbreitung und ihrer Vorteile in Bezug au7f Objektivität und Verifizierbarkeit unterliegen die historischen Kosten auch verschiedenen Einschränkungen und werden kritisiert:

  • Mangelnde Relevanz bei Preisänderungen: Der größte Kritikpunkt ist, dass historische Kosten den aktuellen Marktwert oder den beizulegenden Zeitwert eines Vermögenswerts nicht widerspiegeln. In Zeiten hoher Inflation oder bei Vermögenswerten, deren Wert stark schwankt (wie Immobilien oder bestimmte Finanzinstrumente), kann der in den Büchern ausgewiesene Wert erheblich vom tatsächlichen wirtschaftlichen Wert abweichen. Dies kann zu einer Unterbewertung der Vermögenswerte eines Unternehmens führen und das Bild der finanziellen Lage verzerren.
  • Ignoranz von Inflationseffekten: Das Prinzip berücksichtigt nicht die veränderte Kaufkraft des Geldes ü6ber die Zeit. Das Addieren von Vermögenswerten, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit unterschiedlicher Kaufkraft erworben wurden, kann daher zu inkonsistenten Summen führen.
  • Irrelevanz für zukünftige Entscheidungen: Da historische Kosten vergangene Werte repräsentieren, sind sie fü5r zukunftsorientierte Entscheidungen, wie die Bewertung von Akquisitionen, die Festlegung von Verkaufspreisen oder die Beurteilung der Leistungsfähigkeit eines Unternehmens, oft weniger relevant als aktuelle Werte.
  • Probleme bei immateriellen Vermögenswerten: Insbesondere intern entwickelte immaterielle Vermögenswerte (z.B. Marken, Patente, Software) können aufgrund fehlender Anschaffungskosten oft nicht zu historischen Kosten bilanziert werden, selbst wenn sie von erheblichem Wert sind.

Diese Einschränkungen haben zur Entwicklung alternativer Bewertungsmethoden geführt, wie der Fair Value-Bilanzierung, die versucht, den aktuellen Marktwert von Vermögenswerten widerzuspiegeln.

Historische Kosten vs. Zeitwert

Die Bewertung zum Zeitwert (oft auch als Fair Value oder Marktwert bezeichnet) ist der Hauptkontrast zum Prinzip der historischen Kosten. Während die historischen Kosten den ursprünglichen Anschaffungspreis eines Vermögenswerts zum Zeitpunkt des Erwerbs darstellen, spiegelt der Zeitwert den Preis wider, zu dem ein Vermögenswert in einer geordneten Transaktion zwischen Marktteilnehmern am Bemessungsstichtag verkauft oder eine Verbindlichkeit übertragen werden könnte.

Der wesentliche Unterschied liegt in der Relevanz und Zuverlässigkeit der Informationen. Historische Kosten sind hochgradig zuverlässig, da sie auf objektiv nachweisbaren Transaktionen basieren. Ihre Relevanz kann jedoch mit der Zeit abnehmen, insbesondere bei volatilen Märkten oder hoher Inflation, da sie keine aktuellen Marktbedingungen widerspiegeln. Der Zeitwert hingegen bietet hochrelevante Informationen, da er den aktuellen wirtschaftlichen Wert widerspiegelt. Die Zuverlässigkeit kann jedoch schwieriger zu gewährleisten sein, da die Ermittlung des Zeitwerts oft auf Schätzungen, Annahmen und nicht immer auf direkt beobachtbaren Marktpreisen beruht. In der modernen Rechnungslegung werden beide Ansätze je nach Art des Vermögenswerts und den geltenden Standards angewendet, um einen ausgewogenen Kompromiss zwischen Relevanz und Zuverlässigkeit zu finden.

FAQs

Was bedeutet "historische Kosten" in der Buchhaltung?

Historische Kosten beziehen sich auf den ursprünglichen Kaufpreis oder die Herstellungskosten eines Vermögenswerts zum Zeitpunkt seines Erwerbs. Sie bilden die Grundlage für die Bilanzierung der meisten Sachanlagen und Immateriellen Vermögenswerte.

Warum werden Vermögenswerte zu hist4orischen Kosten statt zum aktuellen Marktwert bilanziert?

Die Bilanzierung zu historischen Kosten wird bevorzugt, weil sie objektiv und verifizierbar ist. Der ursprüngliche Kaufpreis kann durch Belege nachgewiesen werden, was die Zuverlässigkeit der Finanzberichterstattung erhöht und subjektive Einschätzungen minimiert.

Wie beeinflusst die Inflation die historischen Kosten?

Die Inflation kann dazu führen, dass Vermögenswerte, die zu historischen Kosten bilanziert 3werden, in der Bilanz unterbewertet erscheinen. Da die historischen Kosten nicht an die veränderte Kaufkraft des Geldes angepasst werden, kann der ausgewiesene Wert erheblich vom aktuellen Wiederbeschaffungswert oder Marktwert abweichen.

Gelten historische Kosten für alle Vermögenswerte?

Nein, nicht für alle Vermögenswerte. Während sie für die meisten Sachanlagen wie Gebäude und Masch2inen gelten, gibt es Ausnahmen. Zum Beispiel werden bestimmte Finanzinstrumente, wie Wertpapiere, die zum Handel gehalten werden, oft zum Fair Value (Zeitwert) bilanziert, um ihre aktuelle Marktbewertung widerzuspiegeln.

Was ist der Unterschied zwischen historischen Kosten und dem Buchwert?

Der Buchwert eines Vermögenswerts ist dessen historische Kosten abzüglich aller kumulierten Abschreibungen und Wertminderungen. Während die historischen Kosten der ursprüngliche Anschaffungswert sind, stellt der Buchwert den aktuellen Restwert des Vermögenswerts in den Büchern des Unternehmens dar.1

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