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Hypothekenbesicherte wertpapiere

Was sind Hypothekenbesicherte Wertpapiere?

Hypothekenbesicherte Wertpapiere (MBS), oft auch als Mortgage-Backed Securities bezeichnet, sind eine Art von Fixed Income-Wertpapieren, die durch einen Pool von Hypothekendarlehen besichert sind. Sie gehören zur Kategorie der Securitization-Produkte innerhalb der Finanzinstrumente. Im Wesentlichen bündelt eine ausgebende Stelle – dies kann eine staatlich geförderte Einrichtung oder eine private Finanzinstitution sein – Hunderte oder Tausende von Hypothekendarlehen und verkauft dann Anteile an diesem Bündel als Wertpapiere an Investoren. Investoren, die Hypothekenbesicherte Wertpapiere kaufen, erhalten regelmäßige Zahlungen aus den Zins- und Tilgungsleistungen der zugrunde liegenden Hypothekendarlehen, ähnlich den Kuponzahlungen einer Anleihe.

Geschichte und Ursprung

Die modernen Hypothekenbesicherten Wertpapiere haben ihre Wurzeln in den späten 1960er Jahren in den Vereinigten Staaten. Das Housing and Urban Development Act von 1968 war ein entscheidender Moment, da es die Government National Mortgage Association, besser bekannt als Ginnie Mae, ins Leben rief. Ginnie Mae begann damit, die ersten Hypotheken-Pass-Through-Wertpapiere für Hypotheken mit staatlicher Versicherung zu garantieren, was es Banken ermöglichte, ihre Hypotheken an Dritte zu verkaufen und so mehr Kapital für neue Kredite freizusetzen. Dieser Prozess ebnete den Weg für institutionelle Anleger, Hypotheken in großem Maßstab zu bündeln und als Hypothekenbesicherte Wertpapiere zu verkaufen.

In den frühen 1970er Jahren folgten die Schaffung der Federal Home Loan Mortgage Corporation (Freddie Mac) und die Neuausrichtung der Federal National Mortgage Association (Fannie Mae), die den Markt für konventionelle Hypothekenbesicherte Wertpapiere weiter ausbauten.

Wichtige Erkenntnisse

  • Hypothekenbesicherte Wertpapiere sind Finanzinstrumente, die Zahlungsströme aus einem Pool von Hypothekendarlehen an Investoren weiterleiten.
  • Sie ermöglichen Banken, Kapital freizusetzen, indem sie Hypothekendarlehen vom Primärmarkt an den Sekundärmarkt verkaufen.
  • Die Zahlungen an MBS-Investoren können aufgrund von Vorfälligkeiten der zugrunde liegenden Hypotheken (z. B. durch Refinanzierung oder Hausverkauf) variieren.
  • Staatlich geförderte Unternehmen wie Fannie Mae, Freddie Mac und Ginnie Mae spielen eine zentrale Rolle bei der Ausgabe und Garantie eines großen Teils des MBS-Marktes in den USA.
  • Hypothekenbesicherte Wertpapiere können Investoren eine attraktive Rendite bieten, bergen aber auch spezifische Risiken wie das Zinsrisiko und das Kreditrisiko.

Interpretation von Hypothekenbesicherten Wertpapieren

Die Interpretation von Hypothekenbesicherten Wertpapieren erfordert ein Verständnis ihrer einzigartigen Merkmale, die sie von traditionellen Anleihen unterscheiden. Der größte Unterschied liegt in der Ungewissheit der Cashflows. Im Gegensatz zu einer festverzinslichen Anleihe, deren Tilgungsplan bekannt ist, können die Schuldner der zugrunde liegenden Hypotheken ihre Darlehen jederzeit vorfällig tilgen, sei es durch Refinanzierung bei niedrigeren Zinsen oder durch den Verkauf der Immobilie.

Dies führt zum sogenannten Vorfälligkeitsrisiko:

  • Kontraktionsrisiko: Wenn die Zinsen fallen, refinanzieren Hausbesitzer ihre Hypotheken häufig, was zu schnelleren Tilgungszahlungen an die MBS-Inhaber führt. Die Investoren erhalten ihr Kapital früher zurück und müssen es zu niedrigeren Zinsen neu anlegen, was ihre erwartete Rendite schmälert.
  • Extensionsrisiko: Wenn die Zinsen steigen, refinanzieren Hausbesitzer weniger, und die Tilgungszahlungen erfolgen langsamer als erwartet. Dies verlängert die effektive Laufzeit des Wertpapiers und setzt den Investor länger dem niedrigeren ursprünglichen Zinssatz aus.

Zusätzlich zum Vorfälligkeitsrisiko müssen Investoren auch das Kreditrisiko bewerten, insbesondere bei nicht-staatlich garantierten Hypothekenbesicherten Wertpapieren. Die Bonität der Hypothekenschuldner und die Qualität der zugrunde liegenden Darlehenspools sind entscheidend für die Stabilität der Cashflows.

Hypothetisches Beispiel

Stellen Sie sich vor, eine Bank hat 1.000 Hypothekendarlehen mit einem Gesamtwert von 200 Millionen Euro vergeben. Anstatt diese Darlehen in ihrer Bilanz zu halten, entscheidet sich die Bank, sie zu bündeln und daraus Hypothekenbesicherte Wertpapiere zu schaffen. Sie verkauft diese Wertpapiere an Investoren.

Ein Investor kauft beispielsweise ein Pass-Through-Zertifikat im Wert von 1 Million Euro an diesem Pool. Jeden Monat leisten die 1.000 Hausbesitzer ihre Hypothekenzahlungen, die sowohl Zinsen als auch einen Teil der Tilgung umfassen. Ein Dienstleister sammelt diese Zahlungen, zieht eine Gebühr ab und leitet den verbleibenden Betrag an die Inhaber der Hypothekenbesicherten Wertpapiere weiter, einschließlich unseres Investors.

Wenn beispielsweise 50 Hausbesitzer in einem Monat ihre Hypotheken vollständig zurückzahlen (vielleicht weil sie ihr Haus verkauft haben), erhält der Investor zusätzlich zu den regulären Zins- und Tilgungszahlungen einen größeren Anteil an Kapitalrückzahlung. Dies erhöht die monatliche Auszahlung in diesem Monat, aber der Anteil des Investors am Pool nimmt ab, was seine zukünftigen Einnahmen aus Zinsen beeinflusst. Die Herausforderung für den Investor besteht darin, die Rendite unter Berücksichtigung dieser schwankenden Kapitalrückzahlungen zu prognostizieren.

Praktische Anwendungen

Hypothekenbesicherte Wertpapiere sind ein Eckpfeiler des globalen Fixed Income-Marktes und finden breite Anwendung bei verschiedenen Anlegertypen und in der Geldpolitik:

  • Institutionelle Anleger: Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften und Investmentfonds sind große Käufer von Hypothekenbesicherten Wertpapieren. Sie schätzen die regelmäßigen Einkommensströme und die Möglichkeit zur Diversifikation ihrer Portfolios.
  • Banken: Durch die Securitization von Hypotheken können Banken Hypothekendarlehen von ihren Bilanzen entfernen, was ihnen ermöglicht, neues Kapital für die Vergabe weiterer Kredite freizusetzen und die Liquidität im Hypothekenmarkt aufrechtzuerhalten.
  • Staatlich geförderte Unternehmen (GSEs): In den USA sind Fannie Mae und Freddie Mac die größten Emittenten von Hypothekenbesicherten Wertpapieren. Sie kaufen Hypotheken von Kreditgebern, bündeln sie und garantieren die pünktliche Zahlung von Kapital und Zinsen an Investoren. Dies sorgt für Stabilität und Liquidität im Hypothekenmarkt.
  • Zentralbanken: Zentralbanken, wie die Federal Reserve in den Vereinigten Staate4n, haben Hypothekenbesicherte Wertpapiere im Rahmen ihrer geldpolitischen Maßnahmen, insbesondere der quantitativen Lockerung, in großem Umfang gekauft. Diese Käufe zielen darauf ab, die langfristigen Zinssätze zu senken und die Kreditmärkte zu stützen.

Grenzen und Kritikpunkte

Trotz ihrer Bedeutung und Vorteile sind Hypothekenbesicherte We3rtpapiere nicht ohne Risiken und Kritikpunkte:

  • Vorfälligkeitsrisiko: Wie bereits erwähnt, ist dies ein zentrales Risiko. Unvorhersehbare Vorfälligkeiten können die erwarteten Renditen von MBS-Inhabern erheblich beeinflussen.
  • Komplexität und mangelnde Transparenz: Insbesondere bei komplexeren Strukturen oder nicht-staatlich garantierten MBS kann es für Anleger schwierig sein, die Qualität der zugrunde liegenden Hypothekenpools und die damit verbundenen Risiken vollständig zu bewerten.
  • Rolle in der Finanzkrise 2008: Hypothekenbesicherte Wertpapiere standen im Mittelpunkt der globalen Finanzkrise von 2008. Der Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes führte zu massenhaften Ausfällen bei minderwertigen Hypothekendarlehen (Subprime-Hypotheken), die in Hypothekenbesicherten Wertpapieren gebündelt waren. Dies untergrub das Vertrauen in diese Wertpapiere und löste eine weitreichende Kreditklemme aus., Die mangelnde Bonität vieler dieser Hypotheken und die unzu2r1eichende Risikobewertung durch Ratingagenturen waren wesentliche Faktoren, die zur Schwere der Krise beitrugen.

Hypothekenbesicherte Wertpapiere vs. Collateralized Mortgage Obligation

Obwohl beide durch Hypotheken besichert sind, unterscheiden sich Hypothekenbesicherte Wertpapiere (MBS) und Collateralized Mortgage Obligation (CMO) in ihrer Struktur und im Umgang mit Zahlungsströmen.

Hypothekenbesicherte Wertpapiere, insbesondere die grundlegendsten Typen wie Pass-Through-Zertifikate, leiten die Kapital- und Zinszahlungen der zugrunde liegenden Hypotheken proportional an alle Investoren weiter. Jeder Investor erhält einen proportionalen Anteil an den monatlichen Zahlungen und Vorfälligkeiten.

Eine Collateralized Mortgage Obligation hingegen ist eine komplexere Struktur, die einen Pool von Hypothekendarlehen (oder bereits bestehenden MBS) in mehrere "Tranchen" oder Klassen unterteilt. Jede Tranche hat eine andere Priorität für den Erhalt von Kapital- und Zinszahlungen. Beispielsweise könnte eine Tranche alle anfänglichen Tilgungszahlungen erhalten, bis sie vollständig getilgt ist, während eine andere Tranche erst danach Zahlungen erhält. Dies ermöglicht es, unterschiedliche Zinsrisiko- und Vorfälligkeitsprofile zu schaffen, die verschiedene Anlegerbedürfnisse ansprechen. CMOs sind im Wesentlichen Derivate von MBS, die dazu dienen, die unregelmäßigen Cashflows von MBS neu zu verpacken und zu verteilen.

FAQs

Was ist der Hauptzweck von Hypothekenbesicherten Wertpapieren?

Der Hauptzweck besteht darin, den Hypothekenmarkt mit Liquidität zu versorgen, indem Banken Hypothekendarlehen von ihren Bilanzen verkaufen und somit Kapital für die Vergabe neuer Kredite freisetzen können. Für Investoren bieten sie eine Möglichkeit, in den Immobilienmarkt zu investieren und regelmäßige Einkommensströme zu erzielen.

Wer emittiert typischerweise Hypothekenbesicherte Wertpapiere?

In den USA werden die meisten Hypothekenbesicherten Wertpapiere von staatlich geförderten Unternehmen (GSEs) wie Fannie Mae, Freddie Mac und Ginnie Mae emittiert. Es gibt aber auch private Finanzinstitute, die Hypothekenbesicherte Wertpapiere emittieren, die dann als "Non-Agency MBS" bezeichnet werden.

Welche Risiken sind mit Hypothekenbesicherten Wertpapieren verbunden?

Die Hauptrisiken sind das Vorfälligkeitsrisiko (dass Hypotheken schneller oder langsamer als erwartet getilgt werden, was die Rendite beeinflusst) und das Kreditrisiko (das Risiko, dass Kreditnehmer ihre Hypotheken nicht zurückzahlen, was zu Ausfällen führt). Das Vorfälligkeitsrisiko kann sich in Form von Kontraktionsrisiko bei fallenden Zinsen oder Extensionsrisiko bei steigenden Zinsen manifestieren.

Sind Hypothekenbesicherte Wertpapiere eine sichere Anlage?

Die Sicherheit von Hypothekenbesicherten Wertpapieren hängt stark von der Art des Wertpapiers und seiner Garantie ab. Von staatlich geförderten Unternehmen (Ginnie Mae, Fannie Mae, Freddie Mac) emittierte MBS gelten als sehr sicher, da sie implizit oder explizit staatlich garantiert sind. Nicht-staatlich garantierte Hypothekenbesicherte Wertpapiere von privaten Emittenten bergen ein höheres Kreditrisiko.