Was sind Festverzinsliche Wertpapiere?
Festverzinsliche Wertpapiere sind Finanzinstrumente, die dem Inhaber das Recht auf regelmäßige Zinszahlungen und die Rückzahlung des investierten Kapitals zu einem vorher festgelegten Datum garantieren. Sie gehören zur breiteren Kategorie der Finanzinstrumente im Kapitalmarkt und stellen im Wesentlichen ein Darlehen des Investors an einen Emittenten dar. Dieser Emittent kann eine Regierung, eine Kommune oder ein Unternehmen sein. Im Gegensatz zu Aktien, die Eigentumsanteile repräsentieren, stellen festverzinsliche Wertpapiere eine Schuldverschreibung dar. Der Begriff „festverzinslich“ leitet sich von den in der Regel fixen Zinsen ab, die als Kuponzahlungen an den Anleger gezahlt werden.
Geschichte und Ursprung
Die Geschichte der Schuldverschreibungen reicht weit zurück. Die frühesten Formen von Anleihen zur Finanzierung öffentlicher Ausgaben lassen sich in Venedig im 12. Jahrhundert finden, wo die Stadt Anleihen zur Finanzierung von Kriegen ausgab. Der niederländischen Republik wird zugeschrieben, im Jahr 1617 als erster Staat seine Schulden durch die Übernahme von Anleihen der Stadt Amsterdam zu finanzieren.
Der erste of6fizielle, von einer nationalen Regierung ausgegebene Vorläufer festverzinslicher Wertpapiere stammt jedoch aus England. Im Jahr 1694 gab die neu gegründete Bank of England im Auftrag von König Wilhelm III. eine Anleihe aus, um einen Krieg gegen Frankreich zu finanzieren. Diese Emission m4, 5arkierte den Beginn einer dauerhaften Staatsverschuldung und führte zur Entwicklung des modernen Anleihenmarktes. Die Wertpapiere wurden später als „Gilts“ bekannt, angeblich aufgrund der vergoldeten Ränder der Originalzertifikate.
Wichtigste Erkenntn3isse
- Festverzinsliche Wertpapiere bieten feste Zinszahlungen und die Rückzahlung des Nennwerts bei Fälligkeit.
- Sie gelten typischerweise als weniger volatil als Aktien und können zur Diversifikation eines Portfolios beitragen.
- Das Zinsrisiko und das Bonitätsrisiko sind wesentliche Überlegungen beim Kauf festverzinslicher Wertpapiere.
- Die Preise von festverzinslichen Wertpapieren bewegen sich tendenziell umgekehrt zu den Marktzinsen.
- Regierungen, Unternehmen und Kommunen emittieren festverzinsliche Wertpapiere, um Kapital zu beschaffen.
Formel und Berechnung
Die Rendite eines festverzinslichen Wertpapiers lässt sich auf verschiedene Weisen berechnen, die gängigste ist die aktuelle Rendite (Current Yield), die die jährlichen Kuponzahlungen ins Verhältnis zum aktuellen Marktpreis setzt:
Dabei ist:
- Jährliche Kuponzahlung: Der Gesamtbetrag der Zinsen, der pro Jahr gezahlt wird, basierend auf dem Kuponsatz und dem Nennwert des Wertpapiers.
- Aktueller Marktpreis des Wertpapiers: Der Preis, zu dem das Wertpapier derzeit auf dem Sekundärmarkt gehandelt wird.
Für die genaue Rendite bis zur Fälligkeit (Yield to Maturity, YTM) ist eine komplexere Berechnung erforderlich, die den Kuponsatz, den Nennwert, den Marktpreis, die Zeit bis zur Fälligkeit und die Häufigkeit der Kuponzahlungen berücksichtigt. Die YTM ist die Gesamtrendite, die ein Anleger erzielt, wenn er ein Wertpapier bis zur Fälligkeit hält und alle Zinszahlungen zum gleichen Satz wieder anlegt.
Interpretation der Festverzinslichen Wertpapiere
Festverzinsliche Wertpapiere werden hauptsächlich als Instrumente zur Kapitalerhaltung und zur Erzielung eines stetigen Einkommens interpretiert. Ihr Wert und ihre Attraktivität hängen stark von den vorherrschenden Marktzinsen, der Bonität des Emittenten und der verbleibenden Laufzeit ab.
Ein hohes Bonitätsrisiko des Emittenten führt in der Regel zu einer höheren Renditeforderung der Anleger, da das Risiko eines Zahlungsausfalls größer ist. Umgekehrt bieten Emittenten mit hoher Bonität, wie beispielsweise stabile Regierungen, in der Regel geringere Renditen. Die Renditen festverzinslicher Wertpapiere, insbesondere von Staatsanleihen, dienen oft als Referenzzinssätze für andere Finanzprodukte und Indikatoren für die allgemeine wirtschaftliche Stimmung. Wenn Anleger in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit "sichere Häfen" suchen, können festverzinsliche Wertpapiere mit hoher Bonität an Wert gewinnen, auch wenn ihre Renditen sinken.
Hypothetisches Beispiel
Angenommen, ein Anleger kauft ein festverzinsliches Wertpapier mit einem Nennwert von 1.000 Euro, einem Kuponsatz von 3 % pro Jahr und einer Laufzeit von 5 Jahren. Der Kupon wird jährlich gezahlt.
-
Schritt 1: Jährliche Kuponzahlung berechnen.
Jährliche Kuponzahlung = Nennwert × Kuponsatz = 1.000 € × 0,03 = 30 € -
Schritt 2: Gesamtzinszahlungen über die Laufzeit.
Gesamtzinszahlungen = Jährliche Kuponzahlung × Laufzeit = 30 €/Jahr × 5 Jahre = 150 € -
Schritt 3: Rückzahlung bei Fälligkeit.
Bei Fälligkeit erhält der Anleger den ursprünglichen Nennwert von 1.000 Euro zurück.
In diesem Szenario erhält der Anleger über die fünfjährige Laufzeit insgesamt 150 Euro an Zinsen und am Ende die ursprünglichen 1.000 Euro zurück. Dies veranschaulicht die feste Einkommenskomponente und die Kapitalrückzahlung festverzinslicher Wertpapiere.
Praktische Anwendungen
Festverzinsliche Wertpapiere spielen eine zentrale Rolle in der globalen Finanzwelt:
- Regierungsfinanzierung: Regierungen emittieren Staatsanleihen, um öffentliche Ausgaben zu finanzieren, von Infrastrukturprojekten bis hin zu Sozialleistungen. Die britische Schuldenverwaltung (Debt Management Office, DMO) ist beispielsweise für die Ausgabe von Gilts zur Finanzierung der britischen Regierung verantwortlich.
- Unternehmensfinanzierung: Unternehmen begeben [Unternehmensanleihen](https://diversific[1](https://www.dmo.gov.uk/responsibilities/gilt-market/about-gilts), 2ation.com/term/unternehmensanleihen), um Kapital für Expansion, Forschung und Entwicklung oder die Rückzahlung bestehender Schulden zu beschaffen.
- Monetäre Steuerung: Zentralbanken nutzen den Kauf und Verkauf von festverzinslichen Wertpapieren, insbesondere Staatsanleihen, um die Geldmenge und die Zinsen im Rahmen ihrer Geldpolitik zu beeinflussen. Die Federal Reserve in den USA führt beispielsweise Offenmarktgeschäfte durch, um die Zinsen zu steuern und die Wirtschaft zu stabilisieren. [https://www.federalreserve.gov/monetarypolicy/openmarketops.htm]
- Portfolio-Diversifikation: Anleger nutzen festverzinsliche Wertpapiere zur Diversifikation ihrer Portfolios, da diese oft eine geringe Korrelation zu Aktien aufweisen und in volatilen Marktphasen Stabilität bieten können.
- Transparenz am Markt: Einrichtungen wie die Financial Industry Regulatory Authority (FINRA) bieten durch ihr TRACE-System (Trade Reporting and Compliance Engine) Transparenz bei den Transaktionen von Unternehmensanleihen, um Anlegern bessere Einblicke in Preise und Liquidität zu ermöglichen. [https://www.finra.org/filing-reporting/trace]
Einschränkungen und Kritikpunkte
Obwohl festverzinsliche Wertpapiere als relativ sichere Anlage gelten, sind sie nicht ohne Risiken und Einschränkungen:
- Zinsrisiko: Der Wert bestehender festverzinslicher Wertpapiere sinkt, wenn die Marktzinsen steigen. Dies liegt daran, dass neu ausgegebene Wertpapiere höhere Zinsen bieten und die älteren, niedriger verzinsten Wertpapiere unattraktiver machen.
- Inflationsrisiko: Wenn die Inflation über dem Kuponsatz eines festverzinslichen Wertpapiers liegt, verliert der Anleger real an Kaufkraft. Die festen Zinszahlungen und die Rückzahlung des Nennwerts werden durch die Geldentwertung geschmälert. Dies ist ein erhebliches Risiko für langfristige Anlagen, wie es beispielsweise vom Internationalen Währungsfonds (IWF) in Analysen zur Finanzstabilität hervorgehoben wird, insbesondere in Zeiten hoher Teuerungsraten. [https://www.imf.org/en/Publications/FM/Issues/2023/10/09/fiscal-monitor-october-2023-coping-with-high-debt-and-tight-funding]
- Bonitätsrisiko: Obwohl es bei Staatsanleihen von stabilen Ländern als gering gilt, besteht immer das Risiko, dass der Emittent seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen kann. Dies ist besonders bei Unternehmensanleihen oder Anleihen von Ländern mit geringerer Kreditwürdigkeit relevant.
- Geringere Renditechancen: Im Vergleich zu Aktien bieten festverzinsliche Wertpapiere in der Regel geringere Renditechancen, insbesondere in Zeiten niedriger Zinsen.
Festverzinsliche Wertpapiere vs. Anleihe
Der Unterschied zwischen "festverzinslichen Wertpapieren" und "Anleihe" ist primär einer der Begrifflichkeiten und des Umfangs.
Merkmal | Festverzinsliche Wertpapiere | Anleihe |
---|---|---|
Umfang | Eine breitere Kategorie von Finanzinstrumenten, die regelmäßige Zinszahlungen und Kapitalrückzahlung bieten. Dazu gehören z.B. Anleihen, Hypothekenpapiere, Termingelder. | Eine spezifische Art von festverzinslichem Wertpapier, das eine Schuldverschreibung des Emittenten darstellt und in der Regel einen festen Kuponsatz und ein Fälligkeitsdatum hat. |
Gemeinsamkeit | Beide repräsentieren ein Darlehen des Investors an einen Emittenten. | Beide bieten feste Zinszahlungen und die Rückzahlung des Kapitals. |
Beziehung | Alle Anleihen sind festverzinsliche Wertpapiere, aber nicht alle festverzinslichen Wertpapiere sind Anleihen (obwohl "Anleihe" oft als Synonym verwendet wird). | Die Anleihe ist die bekannteste und häufigste Form eines festverzinslichen Wertpapiers. |
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass "festverzinsliche Wertpapiere" der Oberbegriff für alle Schuldinstrumente mit festen oder vorhersehbaren Erträgen sind, während "Anleihe" die spezifische und gebräuchlichste Form innerhalb dieser Kategorie darstellt. Die Begriffe werden im täglichen Sprachgebrauch oft synonym verwendet.
FAQs
F: Sind festverzinsliche Wertpapiere immer sicher?
A: Festverzinsliche Wertpapiere gelten im Allgemeinen als weniger riskant als Aktien, sind aber nicht völlig risikofrei. Das Hauptrisiko ist das Bonitätsrisiko (Ausfallrisiko des Emittenten) und das Zinsrisiko (Wertschwankungen aufgrund von Zinsänderungen).
F: Was ist der Unterschied zwischen Kuponsatz und Rendite?
A: Der Kuponsatz ist der feste Prozentsatz des Nennwerts, der jährlich als Zins gezahlt wird. Die Rendite hingegen ist die tatsächliche Ertragsrate, die ein Anleger auf sein investiertes Kapital erzielt, unter Berücksichtigung des aktuellen Marktpreises des Wertpapiers, des Kupons und der Zeit bis zur Fälligkeit.
F: Kann ich festverzinsliche Wertpapiere vor der Fälligkeit verkaufen?
A: Ja, die meisten festverzinslichen Wertpapiere können vor ihrem Fälligkeitsdatum auf dem Sekundärmarkt gehandelt werden. Der Verkaufspreis hängt dann von den aktuellen Marktzinsen und der Bonität des Emittenten ab, nicht unbedingt vom ursprünglichen Nennwert.