Innerbetriebliche Leistungsverrechnung: Definition, Methoden und Anwendung in der Kostenrechnung
Innerbetriebliche Leistungsverrechnung (ILV) ist ein zentrales Verfahren der Kostenrechnung und des internen Rechnungswesens, das die Zurechnung von Kosten für Leistungen innerhalb eines Unternehmens regelt. Sie sorgt dafür, dass die Kosten von Abteilungen, die interne Dienstleistungen oder Produkte erbringen, denjenigen Kostenstellen zugerechnet werden, die diese Leistungen tatsächlich in Anspruch nehmen. Die ILV ist ein wesentlicher Bestandteil der Sekundärkostenrechnung, da sie sich mit der Verteilung bereits im Unternehmen angefallener Kosten befasst. Durch die Innerbetriebliche Leistungsverrechnung wird Transparenz über den internen Wertefluss geschaffen und eine verursachungsgerechte Kostenverteilung ermöglicht.
H25istory and Origin
Die Notwendigkeit der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung entstand mit der zunehmenden Komplexität und Spezialisierung von Unternehmen, insbesondere während und nach der Industrialisierung. Während frühere Rechnungslegungssysteme sich hauptsächlich auf externe Transaktionen konzentrierten, erforderten wachsende Industrien und diversifizierte Geschäftsbereiche eine detailliertere Erfassung und Zuordnung interner Kosten. Die Entwicklung moderner Kostenstellenrechnung in der Betriebswirtschaftslehre im 20. Jahrhundert schuf die theoretische Grundlage für die systematische Verrechnung von internen Leistungen.
Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Methoden zur Innerbetrieblichen Leistungsverrechnung entwickelt, um den unterschiedlichen Anforderungen von Unternehmen gerecht zu werden, von einfacheren Ansätzen bis hin zu komplexen mathematischen Verfahren. Die Professionalisierung des Finanzwesens und die Gründung von Organisationen wie dem Institute of Management Accountants (IMA) im Jahr 1919 (ursprünglich National Association of Cost Accountants) spielten eine Rolle bei der Standardisierung und Weiterentwicklung von Praktiken im Bereich der Kosten- und Managementrechnung, wozu auch die innerbetriebliche Leistungsverrechnung gehört. Auch die Entwick24lung und das Engagement von Institutionen wie dem CFA Institute seit den 1940er Jahren haben zur Verfeinerung finanzanalytischer und kostenrechnerischer Methoden beigetragen, indem sie höhere Standards in der Investmentausbildung und -praxis gesetzt haben.
Key Takeaways23
- Die Innerbetriebliche Leistungsverrechnung (ILV) verteilt die Kosten interner Leistungen von leistenden auf empfangende Kostenstellen.
- Sie ist ein Bestandteil der Sekundärkostenrechnung und dient der verursachungsgerechten Zuordnung von Gemeinkosten.
- Gängige Verfahren der ILV sind das Anbauverfahren, das Stufenleiterverfahren und das Gleichungsverfahren, die sich in ihrer Genauigkeit und Komplexität unterscheiden.
- Die ILV ist entscheidend für die Kalkulation von Produkten und Dienstleistungen, da sie sicherstellt, dass alle angefallenen Kosten berücksichtigt werden.
- Eine präzise Innerbetriebliche Leistungsverrechnung verbessert die Kostenkontrolle und unterstützt fundierte Entscheidungen im Unternehmen.
Formula and Calculation
Die grundlegende Berechnung der verrechneten Kosten im Rahmen der Innerbetrieblichen Leistungsverrechnung ergibt sich aus dem Produkt von Leistungsmenge und Kostensatz,:
\text{Verrechnete K[^22^](https://www.fibunet.de/lexikon/innerbetriebliche-leistungsverrechnung)osten} = \text{Leistungsmenge} \times \text{Kostensatz pro Einheit}Der Kostensatz pro Einheit wird dabei für jede leistende Kostenstelle ermittelt. Dies kann ein Istkostensatz (basierend auf tatsächlich angefallenen Kosten), ein Normalkostensatz oder ein Plankostensatz sein.
Für komplexere Leistungsb21eziehungen, insbesondere wenn Hilfskostenstellen sich gegenseitig Leistungen erbringen, kommen fortgeschrittenere Verfahren zum Einsatz, die ein System linearer Gleichungen lösen:
Gleichungsverfahren
Beim Gleichungsverfahren (auch Simultanverfahren genannt) wird ein Gleichungssystem aufgestellt, das die wechselseitigen Leistungsbeziehungen zwischen den Hilfskostenstellen exakt erfasst. Die allgemeine Gleichungsstruktur für jede Kostenstelle lässt sich wie folgt darstellen,:
Wobei:
- (K_N): Gesamtkosten der Kostenstelle N (Primär- und Sekundärkosten)
- (\text{PK}_N): Primäre Einzelkosten der Kostenstelle N
- (a_{Ni}): Menge der von Kostenstelle i bezogenen Leistung durch Kostenstelle N
- (k_i): Verrechnungssatz pro Einheit der Kostenstelle i
- (m): Anzahl der Hilfskostenstellen
Dieses Gleichungssystem wird gelöst, um die Verrechnungssätze ((k_i)) der Hilfskostenstellen zu bestimmen, welche anschließend zur vollständigen Entlastung der Hilfskostenstellen und zur Belastung der Hauptkostenstellen dienen.
Interpreting the Innerbetrieblich18e Leistungsverrechnung
Die Interpretation der Innerbetrieblichen Leistungsverrechnung (ILV) erfolgt auf mehreren Ebenen. Zunächst ermöglicht sie eine präzise Zuordnung aller Kosten, die im Unternehmen anfallen, zu den tatsächlichen Verursachern. Wenn beispielsweise die IT-Abteilung eines Unternehmens Supportleistungen für die Marketing- und Produktionsabteilung erbringt, stellt die ILV sicher, dass die Kosten für diese IT-Leistungen entsprechend dem tatsächlichen Verbrauch auf die empfangenden Abteilungen verteilt werden. Dies schafft Transparenz über die internen Kostenstrukturen und ermöglicht es den Kostenstellenleitern, die Wirtschaftlichkeit ihres Bereichs besser zu beurteilen.
Ein korrekt angewandtes ILV-Verfahren führt dazu, dass die Hilfskostenstellen nach der Verrechnung vollständig entlastet sind, das heißt, ihre gesamten Kosten wurden auf die Hauptkostenstellen umgelegt. Die Kosten, die letztendlich auf den Hauptkostens17tellen ankommen, fließen von dort in die Kostenträgerrechnung ein, um die Vollkosten der Produkte oder Dienstleistungen zu ermitteln. Abweichungen zwischen verrechneten Kosten und tatsächlich angefallenen Kosten in den Hilfskostenstellen können als Kostenüber- oder -unterdeckungen analysiert werden, was wichtige Informationen für die Kostenkontrolle und zukünftige Planung liefert.
Hypothetical Example
Stellen Sie sich ein mittelstän16disches Produktionsunternehmen vor, das zwei Hauptabteilungen (Produktion A, Produktion B) und eine zentrale Reparatur- und Wartungsabteilung als Hilfskostenstelle hat. Die Reparatur- und Wartungsabteilung erbringt Leistungen für beide Produktionsabteilungen.
- Primärkosten der Reparatur- und Wartungsabteilung (Hilfskostenstelle): 50.000 EUR pro Monat (Gehälter, Material, etc.).
- Erbrachte Reparaturstunden der Hilfskostenstelle:
- An Produktion A: 600 Stunden
- An Produktion B: 400 Stunden
- Gesamt: 1.000 Stunden
Schritt 1: Ermittlung des Verrechnungssatzes
Der Verrechnungssatz pro Stunde für die Reparatur- und Wartungsabteilung berechnet sich wie folgt:
Schritt 2: Verrechnung der Kosten
Nun werden die Kosten der Reparatur- und Wartungsabteilung auf die empfangenden Kostenstellen verteilt:
- Verrechnung an Produktion A:
(600 \text{ Stunden} \times 50 \text{ EUR/Stunde} = 30.000 \text{ EUR}) - Verrechnung an Produktion B:
(400 \text{ Stunden} \times 50 \text{ EUR/Stunde} = 20.000 \text{ EUR})
Ergebnis:
Nach der Innerbetrieblichen Leistungsverrechnung ist die Reparatur- und Wartungsabteilung mit 50.000 EUR entlastet (die ursprünglichen Primärkosten sind abgeflossen). Produktion A werden 30.000 EUR an sekundären Kosten zugerechnet, und Produktion B werden 20.000 EUR zugerechnet. Diese sekundären Kosten fließen dann in die Berechnung der Produktherstellungskosten der jeweiligen Produktionsabteilungen ein.
Practical Applications
Die Innerbetriebliche Leistungsverrechnung (ILV) ist ein unverzichtbares Instrument im modernen Finanzmanagement und findet in verschiedenen Bereichen praktische Anwendung, um Kosten transparent zu machen und die Entscheidungsfindung zu verbessern.
- Produktkalkulation: Die ILV stellt sicher, dass alle Kosten, die zur Herstellung eines Produkts oder einer Dienstleistung anfallen – sowohl direkte als auch indirekte Kosten aus internen Dienstleistungen – den entsprechenden Kostenträgern zugerechnet werden. Dies ermöglicht eine realistische Vollkostenrechnung und fundierte Preisgestaltung.
- Kostenkontrolle und Budgetierung: Durch die detaillierte Zuweisung von Kosten auf die verursachenden Kostenstellen können Unternehmen die Effizienz einzelner Abteilungen besser beurteilen. Dies ist entscheidend für die Erstellung von Budgets und die Überwachung der Kostendisziplin.
- Wirtschaftlichkeitsprüfung: Die ILV unterstützt die Analyse der Wirtschaftlichkeit von internen Bereichen oder Projekten. Wenn eine interne Abteilung ihre Leistungen beispielsweise zu einem höheren Preis erbringt, als sie extern beschafft werden könnten, liefert die ILV die notwendigen Daten für diese Entscheidung.
- Leistungsbeurteilung und Anreizsysteme: Eine transparente ILV kann die Leistungsbeurteilung von Abteilungen und deren Managern erleichtern. Wenn Abteilungen für die Inanspruchnahme oder Erbringung interner Leistungen "verrechnet" werden, kann dies Anreize für einen effizienteren Ressourceneinsatz schaffen.
- Unternehmensführung und Strategie: Die Einblicke aus der Innerbetrieblichen Leistungsverrechnung tragen zur strategischen Planung bei. Unternehmen können identifizieren, welche internen Leistungen kostenintensiv sind und ob es Möglichkeiten zur Prozessoptimierung oder Digitalisierung gibt. Aktuelle Studien von Beratungsfirmen wie Deloitte heben hervor, dass die effektive Gestaltung von Kosten- und Profitabilitätsmanagementmodellen, einschließlich der Kostenallokation, im Zentrum der Geschäftsentscheidungen steht und durch den Einsatz neuer Technologien weiter optimiert werden kann. Die Rolle von Technologie, wie künstliche Intelligenz und Automatisierung, gewinnt dabei z15unehmend an Bedeutung, um die Finanztransparenz und Effizienz zu steigern.
Limitations and Criticisms
Obwohl die Innerbetriebliche Leistungsverrechnung (ILV) ein14 mächtiges Werkzeug zur Kostenkontrolle und -zuordnung ist, birgt sie auch bestimmte Limitationen und potenzielle Kritikpunkte:
- Komplexität und Aufwand: Die Implementierung und Pflege eines detaillierten ILV-Systems kann sehr aufwendig sein, insbesondere in großen Unternehmen mit vielen Kostenarten und komplexen Leistungsbeziehungen. Die Erfassung aller Leistungsströme und die Ermittlung präziser Verrechnungssätze erfordert erhebliche Ressourcen und kann zu hohen Verwaltungskosten führen.
- Willkürliche Schlüsselung: Insbesondere bei Primärkostenm/primärkosten) oder Gemeinkosten, die nicht direkt einer Leistung zugeordnet werden können (z.B. allgemeine Verwaltungskosten), kann die Verteilung auf Kostenstellen und letztlich auf die Kostenträger eine gewisse Willkür enthalten. Die Wahl der Verteilungsschlüssel beeinflusst die Ergebnisse erheblich und kann zu verzerrten Kosteninformationen führen.
- Geringe Flexibilität: Ein einmal etabliertes ILV-System kann unflexibel sein und sich nur schwer an schnell ändernde Unternehmensstrukturen oder Geschäftsprozesse anpassen lassen. Dies kann dazu führen, dass die verrechneten Kosten nicht mehr die tatsächlichen Leistungsbeziehungen widerspiegeln.
- Fehlanreize: Eine unklare oder als unfair empfundene Innerbetriebliche Leistungsverrechnung kann zu Fehlentscheidungen oder internen Konflikten führen. Abteilungen könnten versucht sein, den Bezug interner Leistungen zu minimieren, auch wenn dies für das Gesamtunternehmen nicht optimal ist, um ihre eigenen Kosten zu senken. Herausforderungen im Kostenmanagement, wie die mangelnde Transparenz oder die Schwierigkeit, optimale Allokationsmethoden zu wählen, sind laut Studien von KPMG eine ständige Aufgabe für Führungskräfte,.
- Vernachlässigung des Eigenverbrauchs: Einige einfachere Verfahren der ILV, wie das Anbauverfahren oder das Stufenleiterverfahren, berücksichtigen wechselseitige Leistungsbeziehungen zwischen Hilfskostenstellen nicht oder nur unzureichend,. Das bedeutet, dass eine Hilfskostenstelle, die auch Leistungen von einer anderen Hilfskostenstelle empfängt, diese Kosten 10n9icht oder nur teilweise in ihre eigenen Verrechnungssätze einbezieht, was zu ungenauen Kosten führt.
Innerbetriebliche Leistungsverrechnung vs. Kostenstellenrechnung
Die Innerbetriebliche Leistungsverrechnung (ILV) und die Kostenstellenrechnung sind eng miteinander verbunden, stellen jedoch unterschiedliche Schritte im Rahmen des internen Rechnungswesens dar.
Die Kostenstellenrechnung ist der übergeordnete Prozess, bei dem die Gemeinkosten eines Unternehmens erfasst und den Orten ihrer Entstehung (den Kostenstellen) zugeordnet werden. Ihr Hauptzweck ist es, die Gemeinkosten nach Verantwortungsbereichen aufzuteilen und somit eine Grundlage für die Kostenkontrol8le und Wirtschaftlichkeitsanalyse zu schaffen. In diesem Prozess werden zunächst die primären Gemeinkosten (Kosten, die direkt von außen in das Unternehmen gelangen, wie Miete oder Gehälter) den entsprechenden Kostenstellen zugeordnet.
Die Innerbetriebliche Leistungsverrechnung ist hingegen ein spezifischer Bestandteil der Kostenstellenrechnung, genauer gesagt 7der Sekundärkostenrechnung. Sie setzt ein, nachdem die primären Gemeinkosten auf die Kostenstellen verteilt wurden. Ihre Aufgabe ist es, die Kosten jener Kostens6tellen – insbesondere der Hilfskostenstellen – zu verrechnen, die interne Leistungen für andere Kostenstellen erbringen. Das Ziel ist es, diese Sekundärkosten verursachungsgerecht auf die empfangenden Hauptkostenstellenkostenstelle) umzulegen, damit diese Kosten später korrekt in die Produktkalkulation einfließen können. Ohne die ILV blieben die Kosten der internen Dienstleister (z.B. IT-Support, Wartung) auf diesen Hilfskostenstellen "hängen" und könnten nicht den Endprodukten oder Dienstleistungen zugerechnet werden. Die Kostenstellenrechnung ist also das "Wo" der Kosten, während die Innerbetriebliche Leistungsverrechnung das "Wie" der Umverteilung interner Kosten innerhalb dieses "Wo" beschreibt.
FAQs
1. Was ist der Hauptzweck der Innerbetrieblichen Leistungsverrechnung?
Der Hauptzweck der Innerbetrieblichen Leistungsverrechnung ist es, die Kosten interner Leistungen, die von einer Abteilung für eine andere erbracht werden, verursachungsgerecht zuzuordnen. Dies sorgt für Transparenz über die internen Kosten und ermöglicht eine präzise Kalkulation von Produkten und Dienstleistungen.
2. Welche Verfahren der Innerbetrieblichen Leistungsverrechnung gibt es?
Es gibt verschiedene gängige Verfahren: das Anbauverfahren (simplest), das Stufenleiterverfahren (etwas genauer) und das Gleichungsverfahren (am genauesten, berücksichtigt wechselseitige Leistungsbeziehungen). Die Wahl des Verfahrens hängt von der Komplexität der internen Leistungsbeziehungen und dem gewünschten Genauigkeitsgrad ab.
3. Warum ist die Innerb3etriebliche Leistungsverrechnung wichtig für die Kostenkontrolle?
Die Innerbetriebliche Leistungsverrechnung ist wichtig für die Kostenkontrolle, da sie aufzeigt, welche Abteilungen welche internen Leistungen in welchem Umfang nutzen. Dies hilft Managern, den Verbrauch zu steuern, Ineffizienzen zu erkennen und die Effizienz ihrer Kostenstellen zu verbessern.
4. Welche Arten von Kosten werden durch die Innerbetriebliche Leistungsverrechnung verteilt?
Primär werden durch die Innerbetriebliche Leistungsverrechnu2ng die Sekundärkosten verteilt. Dies sind Kosten, die durch die Erstellung von innerbetrieblichen Leistungen entstehen, wie zum Beispiel die Kosten für eine interne IT-Abteilung, eine Reparaturwerkstatt oder eine Kantine.
5. Was passiert mit den Hilfskostenstellen nach der Leistungsverrechnung?
Nachdem die Innerbetriebliche Leistungsverrechnung durchgeführt wurde, sind die Hilfskostenstellen in der Regel vollständig entlastet. Das bedeutet, ihre gesamten Kosten wurden auf die empfangenden Kostenstellen, insbesondere die Hauptkostenstellen, umgelegt.1