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Marktabschwung

Was ist ein Marktabschwung?

Ein Marktabschwung beschreibt eine Phase, in der die Kurse an den Kapitalmärkten oder in bestimmten Marktsegmenten über einen längeren Zeitraum hinweg signifikant fallen. Dieser Rückgang kann verschiedene Vermögenswerte wie Aktien, Anleihen oder Rohstoffe betreffen und ist oft von erhöhter Volatilität begleitet. Marktabschwünge sind ein natürlicher Bestandteil des Konjunkturzyklus und fallen in den Bereich der allgemeinen Marktanalyse und des Risikomanagements. Sie können durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, darunter wirtschaftliche Unsicherheiten, geopolitische Ereignisse, Unternehmensgewinnrückgänge oder eine Änderung der Anlegerstimmung. Das Verständnis eines Marktabschwungs ist für Anleger entscheidend, um fundierte Entscheidungen zu treffen und ihr Portfolio effektiv zu schützen.

Geschichte und Ursprung

Die Geschichte der Finanzmärkte ist geprägt von wiederkehrenden Phasen des Aufschwungs und des Marktabschwungs. Obwohl der Begriff selbst keine spezifische Erfindung hat, sind Phänomene des Kursrückgangs seit den Anfängen organisierter Börsen bekannt. Ein prägnantes historisches Beispiel für einen schweren Marktabschwung ist der „Schwarze Montag“ am 19. Oktober 1987, als der Dow Jones Industrial Average an einem einzigen Tag um 22,6 Prozent fiel – der größte prozentuale Rückgang in der Geschichte des Index an einem Handelstag. Dieses Ereignis zeigte die globale Vernetzung der Finanzmärkte und führte zu der Einführung von Handelsunterbrechungen, sogenannten Circuit Breakers, um die Volatilität bei extremen Kursbewegungen zu kontrollieren. Solche historischen Ereignisse prägen4 das kollektive Gedächtnis der Märkte und beeinflussen das zukünftige Risikomanagement und die regulatorischen Reaktionen auf Marktstress.

Key Takeaways

  • Ein Marktabschwung bezeichnet einen signifikanten und anhaltenden Rückgang der Vermögenspreise an den Finanzmärkten.
  • Er ist ein normaler Bestandteil des Konjunkturzyklus und kann verschiedene Anlageklassen betreffen.
  • Ursachen können makroökonomische Faktoren, Unternehmensereignisse oder psychologische Effekte der Anleger sein.
  • Anleger sollten während eines Marktabschwungs Strategien wie Diversifikation und Risikomanagement anwenden.
  • Marktabschwünge können sich zu Finanzkrisen oder Rezessionen ausweiten.

Interpretieren des Marktabschwungs

Die Interpretation eines Marktabschwungs erfordert ein Verständnis seiner möglichen Ursachen und seines Ausmaßes. Ein leichter Rückgang oder eine kurzfristige Korrektur ist normal und gesund für die Märkte, da sie überhitzte Bedingungen abbauen kann. Ein Marktabschwung wird jedoch ernster, wenn er tiefgreifend und länger anhaltend ist, was auf tiefere strukturelle Probleme in der Wirtschaft oder im Finanzsystem hindeuten kann. Analysten verwenden oft verschiedene Indikatoren der Technischen Analyse und Fundamentalanalyse, um die Schwere und potenzielle Dauer eines Marktabschwungs zu beurteilen. Wichtige Kennzahlen sind das Ausmaß des Kursrückgangs, das Handelsvolumen und die Verhaltensmuster der Anleger, die auf Panik oder rationales Umdenken hindeuten können. Ein Marktabschwung kann auch eine Zeit sein, in der die Liquidität an den Märkten abnimmt, was zu schnelleren Kursverlusten führen kann.

Hypothetisches Beispiel

Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Anleger, der ein Portfolio aus verschiedenen Aktien und Anleihen hält. Im Januar dieses Jahres erreichte Ihr Portfolio einen Höchstwert von 100.000 Euro. Im Verlauf der nächsten drei Monate häufen sich jedoch negative Wirtschaftsnachrichten: Die Inflation steigt unerwartet stark an, die Zentralbank kündigt eine aggressive Zinserhöhung an, und die Gewinnaussichten vieler Unternehmen verschlechtern sich.

Infolgedessen beginnen die Aktienkurse zu fallen. Ihr Aktienanteil im Portfolio, der ursprünglich 70.000 Euro wert war, sinkt auf 55.000 Euro. Auch Ihre Anleihen, die anfänglich 30.000 Euro wert waren, sind aufgrund der steigenden Zinsen leicht gefallen und liegen nun bei 29.000 Euro. Der Gesamtwert Ihres Portfolios ist somit von 100.000 Euro auf 84.000 Euro gefallen. Dieser Rückgang von 16% über drei Monate hinweg, angetrieben durch makroökonomische Faktoren und eine nachlassende Anlegerstimmung, stellt einen deutlichen Marktabschwung für Ihr Portfolio dar.

Praktische Anwendungen

Marktabschwünge haben weitreichende praktische Anwendungen für verschiedene Akteure im Finanzsystem:

  • Anleger: Privatanleger und institutionelle Investoren nutzen das Wissen über Marktabschwünge, um ihre Diversifikation zu optimieren, Verlustbegrenzungsstrategien (wie Stop-Loss-Orders) zu implementieren und ihre langfristige Anlagestrategie anzupassen. Ein Marktabschwung kann auch als Kaufgelegenheit für langfristig orientierte Anleger angesehen werden.
  • Zentralbanken und Regulierungsbehörden: Institutionen wie die Federal Reserve oder der Internationale Währungsfonds (IWF) überwachen Marktabschwünge genau, da sie auf systemische Risiken hindeuten können. Der IWF veröffentlicht beispielsweise regelmäßig den „Global Financial Stability Report“, der die Widerstandsfähigkeit des globalen Finanzsystems bewertet und potenzielle Risiken beleuchtet. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Geldpolitik und die Finanzaufsicht ein, um die Fin3anzstabilität zu gewährleisten und weitreichende Finanzkrisen zu verhindern. Die Federal Reserve verfolgt aktiv die Entwicklung der Finanzstabilität und veröffentlicht entsprechende Berichte, um die Öffentlichkeit über ihre Einschätzungen zu informieren.
  • Unternehmen: Ein Marktabschwung kann die Finanzierungskosten für Unternehmen erhöhen und ihre2 Geschäftsaussichten trüben. Unternehmen müssen in solchen Phasen oft ihre Investitionspläne überdenken, Kosten senken und ihre Bilanzen stärken.
  • Finanzberater: Sie helfen ihren Kunden, die emotionalen Herausforderungen eines Marktabschwungs zu bewältigen und rational zu bleiben. Dazu gehört die Überprüfung der Risikotoleranz der Kunden und die Anpassung der Anlagestrategien an die neuen Marktbedingungen.

Einschränkungen und Kritikpunkte

Die Analyse von Marktabschwüngen unterliegt verschiedenen Einschränkungen. Ein wesentlicher Kritikpunkt ist die Schwierigkeit, den genauen Zeitpunkt und die Schwere eines Marktabschwungs vorherzusagen. Finanzmärkte sind komplexe Systeme, die von einer Vielzahl unberechenbarer Faktoren beeinflusst werden, darunter menschliches Verhalten. Die Verhaltensökonomie, ein Teilgebiet der Finanzwissenschaft, weist darauf hin, dass die Psychologie der Anleger, einschließlich Herdenverhalten, irrationaler Überschwang und Verlustaversion, die Marktvolatilität verstärken und zu übertriebenen Reaktionen führen kann, die nicht immer durch fundamentale Wirtschaftsdaten gerechtfertigt sind. Das Buch „Irrational Exuberance“ von Robert J. Shiller, einem Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, beleuchtet, wie psychologisch bedingte Volatilität ein inhärentes Merkmal aller Asset-Märkte ist und zu Spekulationsblasen und darauf folgenden Abschwüngen führen kann.

Darüber hinaus kann die Datenlage in Echtzeit begrenzt sein, was eine präzise Einschätzung der aktuellen Situation erschwert. Modelle,1 die Marktabschwünge simulieren, basieren auf Vergangenheitsdaten und können unerwartete oder neuartige Schocks nicht immer adäquat abbilden. Es besteht auch die Gefahr einer Überinterpretation von kurzfristigen Kursrückgängen als Beginn eines langfristigen Marktabschwungs, was zu Panikverkäufen führen und die Situation verschärfen kann.

Marktabschwung vs. Bärenmarkt

Der Begriff Marktabschwung wird oft synonym mit dem Begriff Bärenmarkt verwendet, es gibt jedoch einen wichtigen Unterschied. Ein Marktabschwung ist ein allgemeinerer Begriff, der jede signifikante, wenn auch temporäre, Abwärtsbewegung der Preise an den Märkten beschreibt. Dies kann eine Korrektur von beispielsweise 10% oder mehr sein, die sich jedoch nicht zu einem anhaltenden Abwärtstrend entwickelt. Ein Bärenmarkt hingegen ist eine spezifischere Definition eines Marktabschwungs: Er ist gekennzeichnet durch einen Kursrückgang von 20 % oder mehr von einem jüngsten Hoch und eine anhaltende pessimistische Anlegerstimmung. Während jeder Bärenmarkt ein Marktabschwung ist, ist nicht jeder Marktabschwung ein Bärenmarkt. Ein Marktabschwung kann kurzlebig sein, während ein Bärenmarkt typischerweise über Monate oder sogar Jahre andauert und oft mit einer Rezession einhergeht.

FAQs

Wie lange dauert ein typischer Marktabschwung?

Die Dauer eines Marktabschwungs kann stark variieren. Kurze Korrekturen können nur wenige Tage oder Wochen dauern, während schwerwiegendere Abschwünge, die sich zu Bärenmärkten entwickeln, sich über mehrere Monate oder sogar Jahre hinziehen können. Es gibt keine festgelegte Dauer, da jeder Abschwung durch unterschiedliche Faktoren bedingt ist.

Sollte ich während eines Marktabschwungs meine Anlagen verkaufen?

Ob Sie Ihre Anlagen während eines Marktabschwungs verkaufen sollten, hängt stark von Ihrer individuellen finanziellen Situation, Ihrer Risikotoleranz und Ihren langfristigen Anlagezielen ab. Für die meisten langfristig orientierten Anleger raten Finanzexperten davon ab, in Panik zu verkaufen, da dies Verluste realisieren und die Möglichkeit verpassen würde, von einer späteren Erholung zu profitieren. Diversifikation und ein langfristiger Anlagehorizont sind oft bessere Strategien.

Was sind die Hauptursachen für einen Marktabschwung?

Marktabschwünge können durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, darunter steigende Zinsen, hohe Inflation, eine Rezession oder die Erwartung einer solchen, geopolitische Spannungen, Unternehmensgewinnrückgänge, Kreditkrisen oder eine allgemeine Abnahme der Anlegerstimmung und des Vertrauens.

Wie kann ich mein Portfolio vor einem Marktabschwung schützen?

Effektiver Schutz vor einem Marktabschwung beinhaltet Diversifikation über verschiedene Anlageklassen, geografische Regionen und Branchen hinweg. Auch eine angemessene Asset-Allokation, die Ihrer Risikotoleranz entspricht, und ein diszipliniertes Risikomanagement sind entscheidend. Manche Anleger ziehen es auch in Betracht, einen Teil ihres Portfolios in sicherere Anlagen wie Bargeld oder kurzfristige Anleihen umzuschichten.

Unterscheidet sich ein Marktabschwung von einer Rezession?

Ja, ein Marktabschwung und eine Rezession sind nicht dasselbe, können aber oft Hand in Hand gehen. Ein Marktabschwung bezieht sich spezifisch auf den Rückgang der Vermögenspreise an den Finanzmärkten. Eine Rezession hingegen ist eine breitere wirtschaftliche Kontraktion, definiert durch zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem Bruttoinlandsprodukt (BIP). Obwohl ein Marktabschwung oft ein Frühindikator für eine Rezession sein kann oder durch diese ausgelöst wird, ist eine Rezession eine Bedingung der Realwirtschaft, während ein Marktabschwung eine Bedingung der Kapitalmärkte ist.

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