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Marktpreisprinzip

What Is Marktpreisprinzip?

Das Marktpreisprinzip, auch bekannt als Marktwertprinzip, ist ein fundamentaler Bewertungsgrundsatz in der Rechnungslegung und Unternehmensbewertung. Es besagt, dass Vermögenswerte und Schulden zum Preis bewertet werden sollen, der sich auf einem aktiven und effizienten Markt durch Angebot und Nachfrage ergibt. Dieser Preis, der sogenannte Marktwert, ist der Betrag, zu dem ein Vermögenswert in einer ordnungsgemäßen Transaktion zwischen Marktteilnehmern am Bemessungsstichtag verkauft oder eine Schuld übertragen würde.

Das Marktpreisprinzip zielt darauf ab, die Transparenz und Vergleichbarkeit von Finanzinformationen zu erhöhen, indem es eine objektive Bewertungsgrundlage liefert, die auf tatsächlichen Marktbeobachtungen beruht. Es findet insbesondere Anwendung bei der Bewertung von leicht handelbaren Vermögenswerten wie börsennotierten Wertpapieren. Bei der Bilanzierung wird das Marktpreisprinzip herangezogen, um den "Fair Value" von Vermögenswerten zu ermitteln, der die aktuelle Marktperspektive widerspiegelt.

History and Origin

Die Entwicklung des Marktpreisprinzips ist eng mit dem Wandel von der reinen Anschaffungskostenbewertung hin zu einer marktbasierten Bewertung in der Finanzberichterstattung verbunden. Insbesondere nach globalen Finanzkrisen wurde die Notwendigkeit einer realistischeren Abbildung von Vermögenswerten in den Bilanzen deutlich. Die International Accounting Standards Board (IASB) hat mit der Einführung des IFRS 13 „Fair Value Measurement“ im Mai 2011 einen entscheidenden Schritt zur Vereinheitlichung und Definition des Fair Value auf internationaler Ebene getan. Dieser Standard, der für Geschäftsjahre ab dem 1. Januar 2013 wirksam wurde, definiert den Fair Value als den Preis, der in einer ordnungsgemäßen Transaktion zwischen Marktteilnehmern am Bemessungsstichtag zum Verkauf eines Vermögenswerts erhalten oder zur Übertragung einer Schuld gezahlt würde. Damit wurde das Marktpreisprinzip als dominierendes Prinzip für die Bestimmung des Fair Value fest etabliert.

Key Takeaways

  • Das Marktpreisprinzip bewertet Vermögenswerte und Schulden basierend auf Preisen, die in aktiven, effizienten Märkten ermittelt werden.
  • Es fördert die Transparenz und Vergleichbarkeit in der Finanzberichterstattung, indem es eine objektive, marktorientierte Sichtweise ermöglicht.
  • Das Prinzip findet primär Anwendung bei liquiden Vermögenswerten mit beobachtbaren Marktpreisen, wie beispielsweise börsennotierten Wertpapierhandel.
  • Die Anwendung des Marktpreisprinzips kann in illiquiden oder volatilen Märkten Herausforderungen mit sich bringen, da verlässliche Marktpreise fehlen könnten.
  • Es ist ein zentraler Bestandteil moderner Rechnungslegungsstandards, insbesondere bei der Ermittlung des Fair Value.

Interpreting the Marktpreisprinzip

Die Interpretation des Marktpreisprinzips konzentriert sich darauf, wie der ermittelte Marktwert die finanzielle Lage eines Unternehmens widerspiegelt. Bei der Anwendung dieses Prinzips wird davon ausgegangen, dass der Marktpreis die beste verfügbare Schätzung des tatsächlichen Werts eines Vermögenswerts ist, da er die kollektiven Erwartungen und Informationen aller Marktteilnehmer integriert. Für Anlagevermögen wie Immobilien oder Maschinen, die nicht ständig gehandelt werden, erfordert die Anwendung des Marktpreisprinzips oft die Heranziehung von Preisen vergleichbarer Transaktionen. Bei Umlaufvermögen wie Aktienbeständen ist die Anwendung direkter, täglich notierter Marktpreise einfacher. Das Prinzip impliziert, dass bei Vorhandensein eines aktiven Marktes für ein Objekt dessen tatsächlicher Wert durch diesen Marktpreis repräsentiert wird, unabhängig von der individuellen Haltungsabsicht des bilanzierenden Unternehmens. Dies ist ein Kernaspekt moderner Rechnungslegung und Asset-Management.

Hypothetical Example

Stellen Sie sich vor, ein Unternehmen besitzt 1.000 Aktien der "TechCo AG", die an einer großen Börse gehandelt werden. Am Bilanzstichtag notiert die Aktie der TechCo AG bei 150 Euro pro Stück.

Um den Wert dieser Aktien nach dem Marktpreisprinzip zu ermitteln, multipliziert das Unternehmen einfach die Anzahl der gehaltenen Aktien mit dem aktuellen Börsenkurs:

  1. Anzahl der Aktien: 1.000 Stück
  2. Marktpreis pro Aktie: 150 Euro
  3. Berechnung nach Marktpreisprinzip: 1.000 Aktien * 150 Euro/Aktie = 150.000 Euro

Der Wert der Aktienbestände im Kapitalmärkte des Unternehmens würde demnach 150.000 Euro betragen, da dies der Betrag ist, den das Unternehmen erhalten würde, wenn es die Aktien unter normalen Marktbedingungen verkaufen würde. Dies spiegelt die Liquidität und den direkten Marktwert des Vermögenswerts wider.

Practical Applications

Das Marktpreisprinzip ist in verschiedenen Bereichen der Finanzwelt von großer Bedeutung:

  • Finanzberichterstattung: In der externen Finanzberichterstattung wird das Marktpreisprinzip verwendet, um den Fair Value von Finanzinstrumenten, Beteiligungen und manchmal auch Sachanlagen zu bestimmen. Dies ist besonders relevant für Unternehmen, die nach IFRS (International Financial Reporting Standards) oder US-GAAP (Generally Accepted Accounting Principles) bilanzieren. Die U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) hat Leitlinien zur Bewertung von Portfoliowerten herausgegeben, die auf marktbasierte Faktoren abzielen, um den Fair Value zu bestimmen, insbesondere wenn Marktnotierungen nicht ohne weiteres verfügbar sind.
  • Unternehmensbewertung: Bei der Bewertung ganzer Unternehmen oder spezifischer Vermögenswerte im Rahmen von Fusionen und Übernahmen (M&A) wird oft auf marktbasierte Methoden zurückgegriffen, die vergleichbare Transaktionen oder börsennotierte Unternehmen als Referenz heranziehen. Dies fällt unter den Oberbegriff der Unternehmensbewertung.
  • Portfolio-Management: Investmentmanager nutzen das Marktpreisprinzip täglich, um den Nettoinventarwert (NAV) von Fonds zu berechnen und die Performance von Portfolios zu bewerten. Hierbei spielen geringe Transaktionskosten und die Effizienz des Marktes eine Rolle.
  • Regulierung und Aufsicht: Finanzaufsichtsbehörden verwenden das Marktpreisprinzip, um die Angemessenheit der Bewertung von Vermögenswerten bei Banken und anderen Finanzinstituten zu überwachen und so die finanzielle Stabilität zu gewährleisten.

Limitations and Criticisms

Obwohl das Marktpreisprinzip viele Vorteile bietet, insbesondere im Hinblick auf Objektivität und Aktualität, ist es auch mit Limitationen und Kritikpunkten verbunden:

  • Illiquide Märkte: In Märkten, in denen wenige Transaktionen stattfinden (illiquide Märkte) oder in denen es keine aktiven Käufer und Verkäufer gibt, können verlässliche Marktpreise fehlen. Die Anwendung des Marktpreisprinzips wird in solchen Fällen schwierig, da die festgestellten Preise möglicherweise nicht den wahren Wert widerspiegeln, sondern durch Notverkäufe oder mangelndes Interesse verzerrt sind.
  • Volatilität: Das Marktpreisprinzip kann zu einer erhöhten Volatilität in den Bilanzen von Unternehmen führen, insbesondere bei Finanzinstrumenten, die stark schwankenden Marktpreisen unterliegen. Dies war ein häufiger Kritikpunkt während der globalen Finanzkrise von 2008, als Marktwertabschreibungen zu erheblichen Verlusten führten und die Stabilität von Finanzinstituten zu beeinträchtigen schienen. Kritiker argumentierten, dass die "Mark-to-Market"-Regeln die Krise verschärften, indem sie Banken dazu zwangen, illiquide Vermögenswerte zu stark gesunkenen Preisen abzuschreiben, selbst wenn sie die Absicht hatten, diese langfristig zu halten.
  • Subjektivität bei fehlenden Marktpreisen: Wenn keine direkten, beobachtbaren Marktpreise vorliegen, müssen Schätzverfahren und Annahmen (z.B. bei Level 2 oder Level 3 der Fair Value Hierarchie) herangezogen werden. Dies eröffnet einen gewissen Spielraum für Subjektivität und kann die Vergleichbarkeit und Objektivität beeinträchtigen, trotz des Ziels des Prinzips.
  • Ineffiziente Märkte: Das Marktpreisprinzip geht implizit von einem Effizienzmarkt aus, in dem alle relevanten Informationen sofort in die Preise einfließen. In der Realität können Märkte jedoch ineffizient sein, was bedeutet, dass Preise nicht immer den wahren inneren Wert eines Vermögenswerts widerspiegeln. Dies kann zu Fehlbewertungen führen und die Verlässlichkeit des Marktpreises als alleinige Bewertungsbasis in Frage stellen.

Marktpreisprinzip vs. Verkehrswertprinzip

Obwohl das Marktpreisprinzip und das Verkehrswertprinzip oft synonym verwendet werden und beide auf marktbasierte Werte abzielen, gibt es feine Unterschiede, insbesondere im Kontext ihrer rechtlichen und anwendungstechnischen Definitionen. Das Marktpreisprinzip ist ein grundlegendes Konzept der Rechnungslegung, das die direkte Verwendung von beobachtbaren Marktpreisen für die Bewertung von Vermögenswerten und Schulden vorschreibt, wenn diese verfügbar sind. Es ist ein integraler Bestandteil der Fair-Value-Bewertung in internationalen Rechnungslegungsstandards. Das Verkehrswertprinzip hingegen wird oft spezifischer im deutschen Bewertungsrecht oder im Kontext von Sachgutbewertungen (wie Immobilien) verwendet. Der Verkehrswert ist hier definiert als der Preis, der im gewöhnlichen Geschäftsverkehr nach der Beschaffenheit des jeweiligen Wirtschaftsguts bei einer Veräußerung zu erzielen wäre. Während beide Prinzipien auf den Gedanken der Veräußerbarkeit und des Marktgeschehens abstellen, legt das Marktpreisprinzip einen stärkeren Fokus auf die tatsächliche Beobachtung von Preisen in aktiven Märkten als Primärquelle, wohingegen das Verkehrswertprinzip auch Bewertungen durch Sachverständige einschließt, wenn ein direkter Marktpreis nicht vorliegt, aber dennoch ein hypothetischer Markt unterstellt wird.

FAQs

Was ist der Hauptvorteil des Marktpreisprinzips?

Der Hauptvorteil des Marktpreisprinzips ist seine Objektivität. Es basiert auf tatsächlichen Transaktionen und Preisen, die sich auf einem Markt gebildet haben, was die Rechnungslegung transparenter und vergleichbarer macht.

Ist das Marktpreisprinzip immer anwendbar?

Nein, das Marktpreisprinzip ist nicht immer anwendbar. Es setzt das Vorhandensein eines aktiven und liquiden Marktes für den zu bewertenden Vermögenswert oder die Schuld voraus. Bei illiquiden Vermögenswerten oder in gestörten Märkten müssen alternative Bewertungsmethoden herangezogen werden.

Wie beeinflusst das Marktpreisprinzip die Volatilität in Finanzberichten?

Das Marktpreisprinzip kann die Volatilität von Finanzberichten erhöhen, da Vermögenswerte und Schulden zum aktuellen Marktpreis bewertet werden. Schwankungen an den Kapitalmärkte führen direkt zu Wertänderungen in der Bilanz, was die Gewinne und Verluste eines Unternehmens stärker beeinflussen kann.

Welchen Wert bildet das Marktpreisprinzip ab?

Das Marktpreisprinzip bildet einen "Exit Price" ab, also den Preis, der erhalten würde, wenn ein Vermögenswert verkauft oder eine Schuld übertragen würde. Es ist eine marktorientierte Bewertung und spiegelt nicht unbedingt den "Entry Price" (Anschaffungskosten) oder den spezifischen Wert für das bilanzierende Unternehmen wider.

Welche Arten von Vermögenswerten werden typischerweise nach dem Marktpreisprinzip bewertet?

Typischerweise werden Finanzinstrumente wie Aktien, Anleihen, Derivate und Investmentfonds, für die aktive Börsennotierungen existieren, nach dem Marktpreisprinzip bewertet. Weniger liquide Anlagevermögen wie Immobilien oder Spezialmaschinen erfordern oft komplexere Bewertungen, die indirekt auf Marktinformationen basieren.


References:
IFRS Foundation. "IFRS 13 Fair Value Measurement." https://www.ifrs.org/issued-standards/list-of-standards/ifrs-13-fair-value-measurement/
U.S. Securities and Exchange Commission. "Valuation Guidance Frequently Asked Questions." https://www.sec.gov/divisions/investment/guidance/valfaq.htm
Pozen, Robert C. "Is it Fair to Blame Fair Value Accounting for the Financial Crisis?" Harvard Business School Working Knowledge, 2011. https://hbswk.hbs.edu/item/is-it-fair-to-blame-fair-value-accounting-for-the-financial-crisis
Investopedia. "Market Efficiency Explained: Differing Opinions and Examples." https://www.investopedia.com/terms/m/marketefficiency.asp

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