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Nachlaufende indikatoren

Was sind Nachlaufende Indikatoren?

Nachlaufende Indikatoren sind ökonomische Kennzahlen, die sich erst nach einer allgemeinen Änderung in der Wirtschaft ändern. Sie gehören zur breiteren Kategorie der Wirtschaftsindikatoren, die zur Analyse und Bestätigung von Trends im Wirtschaftszyklus dienen. Im Gegensatz zu anderen Indikatoren liefern nachlaufende Indikatoren keine Frühwarnsignale für zukünftige wirtschaftliche Bewegungen, sondern bestätigen vielmehr, dass ein bestimmter Trend oder eine Phase – wie eine Expansion oder eine Rezession – bereits eingesetzt hat. Sie sind essenziell, um die Auswirkungen vergangener Ereignisse oder politischer Maßnahmen zu bewerten und ein umfassendes Verständnis der aktuellen wirtschaftlichen Lage zu erhalten.

Geschichte und Ursprung

Die systematische Erfassung und Analyse wirtschaftlicher Indikatoren begann im frühen 20. Jahrhundert, um die Ursachen und Auswirkungen von Konjunkturzyklen besser zu verstehen. Institutionen wie das National Bureau of Economic Research (NBER) in den Vereinigten Staaten spielten eine zentrale Rolle bei der Entwicklung dieser Konzepte. Das NBER, eine private, gemeinnützige Forschungsorganisation, ist bekannt für die offizielle Datierung von US-amerikanischen Rezessionen und Expansionen. Ihre Methode zur Bestimmung von Hoch- und Tiefpunkten des Konjunkturzyklus basiert auf der retrospektiven Analyse verschiedener wirtschaftlicher Datenpunkte, wobei nachlaufende Indikatoren eine wichtige Rolle bei der Bestätigung der eingetretenen Zyklen spielen. National Bureau of Economic Research

Kernpunkte

  • Nachlaufende Indikatoren bestätigen wirtschaftliche Trends und Muster, nachdem diese bereits begonnen haben.
  • Sie sind nicht zur Vorhersage, sondern zur Bewertung und Bestätigung vergangener oder aktueller wirtschaftlicher Bedingungen nützlich.
  • Wichtige Beispiele sind die Arbeitslosenquote, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und die Inflation.
  • Sie ermöglichen es politischen Entscheidungsträgern und Unternehmen, die Wirksamkeit früherer Maßnahmen zu beurteilen.

Interpretation der Nachlaufenden Indikatoren

Die Interpretation nachlaufender Indikatoren erfordert ein Verständnis ihrer zeitverzögerten Natur. Wenn zum Beispiel die Arbeitslosenquote nach einer wirtschaftlichen Rezession zu sinken beginnt, signalisiert dies, dass sich die Wirtschaft bereits in einem Aufschwung befindet. Die Rate der Arbeitslosigkeit reagiert typischerweise erst dann positiv, wenn Unternehmen ihre Produktion und Investitionen wieder erhöhen und mehr Personal einstellen, was oft einige Monate nach Beginn der Erholung eintritt. Ähnlich verhält es sich mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP), das das Ergebnis der gesamten Wirtschaftsleistung abbildet und erst nach einem Quartal oder Jahr offizielle Zahlen liefert. Die Zinsrate kann ebenfalls als nachlaufender Indikator dienen, da Zentralbanken oft auf Inflations- oder Wachstumsentwicklungen reagieren, die sich bereits manifestiert haben.

Hypothetisches Beispiel

Stellen Sie sich vor, ein Land erlebt eine wirtschaftliche Kontraktion. Ein nachlaufender Indikator wie die Arbeitslosenquote steigt über mehrere Monate hinweg an, auch nachdem die wirtschaftliche Aktivität (gemessen durch andere, eventuell gleichzeitig laufende Indikatoren) ihren Tiefpunkt erreicht haben könnte. Erst wenn sich die Unternehmen wieder sicher genug fühlen, um Personal einzustellen und ihre Investitionsausgaben zu erhöhen, beginnt die Arbeitslosenquote zu sinken. Dieses Sinken der Arbeitslosenquote bestätigt dann retrospektiv, dass der wirtschaftliche Abschwung tatsächlich überwunden und eine Erholungsphase eingeleitet wurde. Wenn die Eurozone beispielsweise eine Arbeitslosenquote von 6,2 % im Juni 2025 meldet, während sie im Vormonat noch bei 6,4 % lag, kann dies als Bestätigung einer positiven Entwicklung im Arbeitsmarkt gesehen werden, die bereits begonnen hat. Eurostat

Praktische Anwendungen

Nachlaufende Indikatoren sind von entscheidender Bedeutung für politische Entscheidungsträger, Wirtschaftsanalysten und Investoren. Regierungen und Zentralbanken nutzen sie, um die Auswirkungen ihrer Monetäre Politik und Fiskalpolitik zu bewerten. Beispielsweise wird eine Senkung der Inflation erst nach einer Reihe von geldpolitischen Straffungen sichtbar, was die Wirksamkeit dieser Maßnahmen bestätigt. Für Investoren können nachlaufende Indikatoren Aufschluss über die Beständigkeit von Markttrends geben, obwohl sie nicht für kurzfristige Handelsentscheidungen geeignet sind. Die Analyse des Bruttoinlandsprodukt der deutschen Wirtschaft, das beispielsweise im 2. Quartal 2025 leicht um 0,1 % gegenüber dem Vorquartal gesunken ist, liefert eine rückblickende Bestätigung der Wirtschaftsentwicklung. Statistisches Bundesamt (Destatis)

Im Bereich der Technischen Analyse werden nachlaufende Indikatoren wie der Gleitender Durchschnitt verwendet, um Trendbestätigungen zu liefern. Ein gleitender Durchschnitt signalisiert einen Aufwärtstrend erst, nachdem der Preis bereits für eine gewisse Zeit gestiegen ist.

Einschränkungen und Kritikpunkte

Die primäre Einschränkung nachlaufender Indikatoren liegt in ihrer Natur als rückblickende Messgrößen. Sie sind von begrenztem Nutzen für die Vorhersage zukünftiger wirtschaftlicher Ereignisse, da sie Veränderungen erst nach deren Eintreten anzeigen. Dies kann für schnelle Entscheidungen in der Wirtschaftspolitik oder im Investmentbereich problematisch sein. Wenn beispielsweise das Verbrauchervertrauen sinkt, während andere Indikatoren noch positiv sind, bestätigen nachlaufende Indikatoren diesen Rückgang erst viel später. Darüber hinaus können nachlaufende Indikatoren, wie alle Wirtschaftsdaten, Revisionen unterliegen, was die Interpretation ihrer Signale erschwert. Es kann auch schwierig sein, die zugrunde liegenden Ursachen für Änderungen in den Indikatoren zu identifizieren, da sie von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden können. Number Analytics Dies bedeutet, dass eine reine Fokussierung auf nachlaufende Indikatoren ein reaktives Management statt eines proaktiven ermöglicht.

Nachlaufende Indikatoren vs. Frühindikatoren

Nachlaufende Indikatoren sind, wie ihr Name andeutet, rückwärtsgerichtet und bestätigen wirtschaftliche Trends, nachdem diese sich etabliert haben. Beispiele sind die Arbeitslosenquote und das Bruttoinlandsprodukt. Im Gegensatz dazu sind Frühindikatoren zukunftsgerichtet und versuchen, die zukünftige Richtung der Wirtschaft vorherzusagen. Dazu gehören oft Kennzahlen wie Baugenehmigungen oder Aufträge für langlebige Güter. Während nachlaufende Indikatoren "Was ist passiert?" beantworten, versuchen Frühindikatoren "Was wird passieren?" zu beantworten. Die Verwechslung entsteht, weil beide Kategorien von Wirtschaftsindikatoren Teil der umfassenden Wirtschaftsanalyse sind, aber unterschiedliche Zeitrahmen und Zwecke haben. Ein umfassendes Verständnis der Wirtschaft erfordert die Betrachtung beider Arten von Indikatoren, um sowohl die aktuelle Lage zu bestätigen als auch mögliche zukünftige Entwicklungen abzuschätzen.

FAQs

Was ist der Hauptzweck nachlaufender Indikatoren?

Der Hauptzweck nachlaufender Indikatoren besteht darin, bereits begonnene wirtschaftliche Trends und Entwicklungen zu bestätigen. Sie sind eine Art nachträglicher Beweis für die Richtigkeit von Analysen oder die Wirksamkeit von Maßnahmen.

Können nachlaufende Indikatoren zur Vorhersage verwendet werden?

Nein, nachlaufende Indikatoren sind nicht direkt zur Vorhersage gedacht, da sie per Definition verzögert auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren. Für Prognosen werden primär Frühindikatoren verwendet.

Nennen Sie Beispiele für nachlaufende Indikatoren.

Typische Beispiele für nachlaufende Indikatoren in der Wirtschaft sind die Arbeitslosenquote, das Bruttoinlandsprodukt, die Inflation und Unternehmensergebnisse oder Gewinne des Aktienmarkt.

Wie unterscheiden sich nachlaufende Indikatoren von gleichzeitig laufenden Indikatoren?

Nachlaufende Indikatoren reagieren zeitverzögert auf die Wirtschaftsentwicklung. Gleichzeitig laufende Indikatoren hingegen bewegen sich synchron mit der Wirtschaft und spiegeln die aktuelle wirtschaftliche Situation wider, wie z.B. Industrieproduktion oder Einzelhandelsumsätze.

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