Was sind Optionsscheine?
Optionsscheine sind Derivative Finanzinstrumente, die dem Inhaber das Recht, aber nicht die Verpflichtung, geben, einen bestimmten Basiswert (z.B. eine Aktie) zu einem festgelegten Ausübungspreis innerhalb eines bestimmten Zeitraums oder zu einem bestimmten Datum zu kaufen oder zu verkaufen. Im Gegensatz zu standardisierten Optionen werden Optionsscheine in der Regel von Unternehmen selbst oder von Finanzinstituten als Teil einer Emission ausgegeben. Sie sind oft an andere Wertpapiere wie Anleihen oder Vorzugsaktien gekoppelt, können aber auch separat gehandelt werden. Optionsscheine bieten Anlegern die Möglichkeit, mit geringerem Kapitaleinsatz von Kursbewegungen des Basiswerts zu profitieren, wobei sie eine erhebliche Hebelwirkung aufweisen können.
Geschichte und Ursprung
Die Geschichte der Optionsscheine ist eng mit der Entwicklung des Derivatemarktes verbunden, der seine Wurzeln in frühen Formen des Terminhandels hat. Obwohl standardisierte Optionen, wie wir sie heute kennen, erst in den 1970er Jahren an Börsen gehandelt wurden, existierten frühere Formen von Rechten zum Kauf oder Verkauf von Aktien schon lange zuvor. Optionsscheine im modernen Sinne entstanden oft als "Beigaben" zu Anleiheemissionen, um diese für Anleger attraktiver zu machen. Bereits in den 1940er und 1950er Jahren gab es Studien über die spekulativen Eigenschaften von Optionsscheinen. Akademische Arbeiten im Bereich der Optionsbewertung, wie sie beispielsweise von McKean und Samuelson in den 1960er Jahren durchgeführt wurden, legten das Fundament für ein besseres Verständnis ihrer Preisgestaltung. Diese frühe10n Entwicklungen trugen dazu bei, dass der Handel mit solchen Rechten an den Finanzmärkten zunehmend institutionalisiert wurde.
Key Takea8, 9ways
- Optionsscheine gewähren das Recht, nicht die Pflicht, einen Basiswert zu einem festen Preis zu kaufen oder zu verkaufen.
- Sie werden typischerweise von Unternehmen oder Finanzinstituten emittiert und sind oft an andere Wertpapiere gebunden.
- Ihr Wert wird von der Volatilität des Basiswerts, der verbleibenden Laufzeit und dem Ausübungspreis beeinflusst.
- Optionsscheine bieten eine erhebliche Hebelwirkung, bergen aber auch ein hohes Risiko des Totalverlusts.
- Sie werden zur Spekulation, zur Absicherung oder als Anreiz in Unternehmensfinanzierungen eingesetzt.
Interpretieren des Optionsscheins
Die Interpretation eines Optionsscheins erfordert das Verständnis mehrerer Schlüsselparameter. Zunächst ist der Ausübungspreis entscheidend: Bei einem Kaufoptionsschein (Call Warrant) ist dies der Preis, zu dem der Basiswert erworben werden kann; bei einem Verkaufsoptionsschein (Put Warrant) ist es der Preis, zu dem er verkauft werden kann. Liegt der aktuelle Marktpreis des Basiswerts über dem Ausübungspreis eines Call-Optionsscheins (oder unter dem Ausübungspreis eines Put-Optionsscheins), ist der Optionsschein "im Geld" und hat einen inneren Wert. Andernfalls ist er "aus dem Geld" oder "am Geld" und sein Wert besteht nur noch aus dem Zeitwert.
Die Laufzeit des Optionsscheins gibt an, wie lange das Recht auf Ausübung besteht. Je länger die Restlaufzeit, desto höher ist in der Regel der Zeitwert, da mehr Zeit für eine günstige Kursentwicklung des Basiswerts bleibt. Auch die Volatilität des Basiswerts spielt eine große Rolle: Höhere erwartete Schwankungen erhöhen tendenziell den Wert von Optionsscheinen, da die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der Ausübungspreis erreicht oder überschritten wird. Schließlich beeinflusst der Hebel das Risiko-Rendite-Profil; ein hoher Hebel kann kleine Kursbewegungen des Basiswerts in große prozentuale Gewinne oder Verluste für den Optionsschein umwandeln.
Hypothetisches Beispiel
Angenommen, ein Unternehmen, XYZ Corp., gibt im Rahmen einer Kapitalerhöhung Optionsscheine aus. Jeder Optionsschein berechtigt zum Kauf einer Aktie der XYZ Corp. zu einem Ausübungspreis von 50 Euro. Die Laufzeit des Optionsscheins beträgt zwei Jahre. Zum Zeitpunkt der Emission notiert die Aktie von XYZ Corp. bei 45 Euro, und der Optionsschein wird für 3 Euro gehandelt.
Ein Anleger erwirbt 100 Optionsscheine für insgesamt 300 Euro (100 Stück x 3 Euro/Stück).
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Szenario 1: Kurs steigt. Nach einem Jahr steigt der Aktienkurs der XYZ Corp. auf 60 Euro. Der Optionsschein hat nun einen inneren Wert von 10 Euro (60 Euro - 50 Euro Ausübungspreis). Angenommen, der Optionsschein wird aufgrund des noch verbleibenden Zeitwerts und der gestiegenen Volatilität für 11 Euro gehandelt. Der Anleger könnte seine 100 Optionsscheine für 1.100 Euro verkaufen, was einem Gewinn von 800 Euro (1.100 Euro - 300 Euro Einsatz) entspräche. Dies zeigt die starke Hebelwirkung der Optionsscheine im Vergleich zum direkten Aktienkauf.
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Szenario 2: Kurs stagniert oder fällt. Nach zwei Jahren, am Ende der Laufzeit, liegt der Aktienkurs der XYZ Corp. immer noch bei 48 Euro. Da der Kurs unter dem Ausübungspreis von 50 Euro liegt, ist der Optionsschein "aus dem Geld" und hat keinen inneren Wert mehr. Der Optionsschein verfällt wertlos, und der Anleger verliert seinen gesamten Einsatz von 300 Euro.
Dieses Beispiel verdeutlicht das Potenzial für hohe Gewinne, aber auch das erhebliche Risiko eines Totalverlusts beim Handel mit Optionsscheinen.
Praktische Anwendungen
Optionsscheine finden in verschiedenen Bereichen der Finanzmärkte Anwendung. Für Unternehmen dienen sie oft als "Sweetener" bei der Ausgabe von Anleihen oder Vorzugsaktien, um diese für Investitionen attraktiver zu machen. Durch die Beigabe von Optionsscheinen kann der Emittent möglicherweise niedrigere Zinsen auf seine Anleihen zahlen, da die Anleger die zusätzliche Gewinnchance durch die Optionsscheine erhalten. Sie können auch zur Kapitalbeschaffung direkt ausgegeben werden, etwa im Rahmen von Bezugsrechten für bestehende Aktionäre.
Für Anleger bieten Optionsscheine eine Möglichkeit zur Spekulation auf steigende oder fallende Kurse mit vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz und hoher Hebelwirkung. So können Anleger mit einem Call-Optionsschein von einem Anstieg des Aktienkurses profitieren, ohne die Aktie direkt erwerben zu müssen. Umgekehrt ermöglichen Put-Optionsscheine die Spekulation auf fallende Kurse. Darüber hinaus können Optionsscheine im Risikomanagement eingesetzt werden, beispielsweise zur Absicherung eines bestehenden Aktienportfolios gegen Kursverluste. Im Zuge der globalen Finanzkrise 2008 gaben beispielsweise die U.S. Treasury Warrants an Fluggesellschaften wie Delta Air Lines im Austausch für staatliche Hilfen aus, um der Regierung eine Beteiligung an zukünftigen Gewinnen zu sichern, sobald sich die Unternehmen erholten. Die U.S. Regierung hat diese Optionsscheine, die sie als Teil der finan6, 7ziellen Unterstützung in den Jahren 2020 und 2021 im Rahmen des CARES Act und anderer Gesetze erhalten hatte, im Juni 2024 versteigert.
Limitationen und Kritiken
Trotz ihrer potenziellen Vorteile bergen 5Optionsscheine erhebliche Risikomanagement-Aspekte und sind mit verschiedenen Limitationen und Kritiken verbunden. Eine der größten Gefahren ist der Zeitwertverfall (Zeitablauf): Da Optionsscheine eine begrenzte Laufzeit haben, verlieren sie mit jedem verstrichenen Tag an Wert, selbst wenn der Kurs des Basiswerts stabil bleibt. Am Ende der Laufzeit verfallen Optionsscheine, die "aus dem Geld" sind, wertlos, was zu einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen kann.
Die hohe Hebelwirkung von3, 4 Optionsscheinen, die als Vorteil angesehen wird, ist zugleich ihr größtes Risiko. Geringfügige negative Kursbewegungen des Basiswertes können zu einem überproportionalen Wertverlust des Optionsscheins führen. Anleger, die Optionsscheine kaufen, müssen auch das Risiko der Dilution berücksichtigen. Wenn der Emittent die Optionsscheine ausgibt, um neues Eigenkapital zu beschaffen, und die Optionsscheine später ausgeübt werden, erhöht sich die Anzahl der ausstehenden Aktien, was den Gewinn pro Aktie für bestehende Aktionäre verwässern kann. Dieser Effekt wird bei der Preisgestaltung von Optionsscheinen berücksichtigt, unterscheidet sich jedoch von standardisierten Optionen, die von Dritten begeben werden.
Optionsscheine können auch anfällig für Marktmanipulationen sein, insbesondere wenn es sich um illiquide Werte handelt. Ihre Komplexität macht sie für unerfahrene Anleger schwer verständlich, und die Preisfindung kann stark von der erwarteten Volatilität des Basiswerts beeinflusst werden, die selbst schwer vorherzusagen ist. Daher werden Optionsscheine von Finanzexperten oft als hochspekulative Anlageprodukte eingestuft.
Optionsscheine vs. Optionen
Optionsscheine und [Optionen](https://diversification.com/term/o[1](https://www.investor.gov/introduction-investing/investing-basics/glossary/options-and-warrants), 2ptionen) sind beides derivative Finanzinstrumente, die dem Inhaber das Recht geben, einen Basiswert zu einem festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Es gibt jedoch wesentliche Unterschiede, die oft zu Verwechslungen führen.
Merkmal | Optionsscheine | Optionen (Standardisierte) |
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Emittent | Werden in der Regel vom Unternehmen selbst (auf dessen Aktien sich der Optionsschein bezieht) oder von Banken ausgegeben. | Werden von Clearinghäusern ausgegeben und sind Verträge zwischen zwei Parteien am Markt (Käufer und Verkäufer). |
Zweck | Oft Teil einer Unternehmensfinanzierung (Kapitalerhöhung, Anleihenemission) oder von Banken emittiert. | Dienen hauptsächlich dem reinen Handel und der Spekulation/Absicherung. |
Laufzeit | Haben oft längere Laufzeiten, von mehreren Monaten bis zu mehreren Jahren. | Haben standardisierte, meist kürzere Laufzeiten (Monate, selten bis zu 2-3 Jahre bei LEAPs). |
Standardisierung | Weniger standardisiert; die Bedingungen können von Emittent zu Emittent variieren. | Hoch standardisiert bezüglich Ausübungspreis, Laufzeit und Kontraktgröße. |
Dilution | Ausübung führt bei Unternehmens-Optionsscheinen zu einer Erhöhung der ausstehenden Aktien (Dilutionseffekt). | Die Ausübung einer Option betrifft nicht die Anzahl der vom Unternehmen ausgegebenen Aktien. |
Handel | Werden oft an Börsen gehandelt, können aber auch außerbörslich sein. | Werden an spezialisierten Terminbörsen gehandelt. |
Der Hauptunterschied liegt im Emittenten und dem Zweck der Emission. Während Optionen meist reine Termingeschäfte zwischen Marktteilnehmern sind, haben Optionsscheine oft eine direkte Verbindung zur Kapitalstruktur des emittierenden Unternehmens oder werden als eigenständige Bankprodukte aufgelegt.
FAQs
F1: Sind Optionsscheine eine gute Investition für Anfänger?
A1: Optionsscheine sind aufgrund ihrer Komplexität und des hohen Risikoprofils in der Regel nicht für Anfänger geeignet. Sie erfordern ein tiefes Verständnis des Basiswerts und der Preisbildungsmechanismen.
F2: Wie unterscheiden sich Call- und Put-Optionsscheine?
A2: Ein Call-Optionsschein gibt dem Inhaber das Recht, den Basiswert zu kaufen, und profitiert von steigenden Kursen. Ein Put-Optionsschein gibt das Recht, den Basiswert zu verkaufen, und profitiert von fallenden Kursen.
F3: Kann ein Optionsschein wertlos verfallen?
A3: Ja, wenn der Basiswert am Ende der Laufzeit den Ausübungspreis nicht erreicht oder überschreitet (für Calls) bzw. nicht unterschreitet (für Puts), verfällt der Optionsschein wertlos, und der Anleger verliert seinen gesamten Einsatz.
F4: Was ist der Hebel bei Optionsscheinen?
A4: Der Hebel beschreibt, um wie viel Prozent sich der Wert des Optionsscheins ändert, wenn sich der Wert des Basiswerts um ein Prozent ändert. Optionsscheine können eine sehr hohe Hebelwirkung haben, was sowohl Chancen als auch Risiken überproportional verstärkt.
F5: Wer emittiert Optionsscheine?
A5: Optionsscheine werden entweder von Unternehmen selbst ausgegeben, oft im Zusammenhang mit Anleihen oder Kapitalerhöhungen, oder von Finanzinstituten (Banken) als eigenständige Produkte, die auf verschiedene Basiswerte abzielen.