Was ist Quantitative Lockerung?
Quantitative Lockerung (QL), auch bekannt als Quantitative Easing (QE), ist ein unkonventionelles Instrument der Geldpolitik, das von einer Zentralbank eingesetzt wird, um die Wirtschaft anzukurbeln, wenn traditionelle geldpolitische Maßnahmen, wie die Senkung des Leitzinses, an ihre Grenzen stoßen. Im Wesentlichen handelt es sich bei der quantitativen Lockerung um den großvolumigen Kauf von Anleihen und anderen finanziellen Vermögenswerten von Geschäfts-Banken und anderen Finanzinstituten durch die Zentralbank. Dies geschieht, um die Geldmenge im System zu erhöhen, die Liquidität zu verbessern und langfristige Zinsen zu senken. Die Absicht hinter der quantitativen Lockerung ist es, die Kreditvergabe und die Investitionstätigkeit zu fördern und so das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
Geschichte und Ursprung
Das Konzept der quantitativen Lockerung entstand in Japan in den frühen 2000er-Jahren als Reaktion auf lang anhaltende Deflation und ein Nullzinsumfeld. Die Bank of Japan (BOJ) führte am 19. März 2001 eine solche Politik ein, indem sie Geschäftsbanken mit überschüssiger Liquidität versorgte, um die private Kreditvergabe anzukurbeln. Dies wurde durch den Kauf von mehr Staatsanleihen erreicht, als zur Festlegung des Zinssatzes auf Null erforderlich gewesen wäre.
Nach der global7en Finanzkrise von 2008, als die Zinsen in vielen entwickelten Volkswirtschaften nahe Null lagen, wurde die quantitative Lockerung zu einem wichtigen Instrument für andere große Zentralbanken, darunter die US-Notenbank Federal Reserve, die Bank of England und die Europäische Zentralbank. Die Federal Reserve begann im November 2008 mit dem Kauf von hypothekenbesicherten Wertpapieren, um die Märkte zu stabilisieren und die Wirtschaft zu stimulieren.
Wichtige Erkennt5, 6nisse
- Quantitative Lockerung ist ein unkonventionelles geldpolitisches Instrument von Zentralbanken zur Stimulierung der Wirtschaft, wenn Zinsen nahe Null sind.
- Zentralbanken kaufen im Rahmen der QL langfristige Anleihen und andere Vermögenswerte, um die Geldmenge und Liquidität zu erhöhen.
- Das Ziel ist, langfristige Zinsen zu senken, die Kreditvergabe zu fördern und das Wirtschaftswachstum zu unterstützen.
- Die Politik kann dazu beitragen, Deflation zu bekämpfen und das Vertrauen in die Wirtschaft wiederherzustellen.
- Kritiker warnen vor potenziellen Risiken wie Inflation, Vermögenspreisblasen und Ungleichheit.
Interpretation der Quantitativen Lockerung
Die quantitative Lockerung wird als Maßnahme interpretiert, die die Wirtschaft durch mehrere Kanäle beeinflusst. Wenn eine Zentralbank Vermögenswerte im Sekundärmarkt kauft, erhöht sie die Reserven der Banken und drückt die Rendite der gekauften Wertpapiere. Die erhöhte Liquidität im Bankensystem soll die Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte erleichtern, da Banken über mehr überschüssige Reserven verfügen, die sie verleihen können. Niedrigere langfristige Zinsen machen es zudem für Unternehmen und Konsumenten günstiger, Kredite aufzunehmen, was Investitionen und Konsum anregen soll.
Darüber hinaus kann die quantitative Lockerung über den "Vermögenseffekt" wirken: Steigende Anleihepreise können Anleger dazu bewegen, in risikoreichere Anlagen wie Aktien zu investieren, was die Vermögenswerte und damit das Vertrauen der Verbraucher erhöhen kann. Ziel ist es, in Zeiten geringer Nachfrage oder Deflation einen Stimulus zu geben und die Wirtschaft in Richtung stabiler Inflation und Vollbeschäftigung zu bewegen.
Hypothetisches Beispiel
Angenommen, in einem Land namens "Finanzien" stagniert die Wirtschaft, und die Inflation ist auf null gefallen. Die Zentralbank von Finanzien hat den Leitzins bereits auf 0,25 % gesenkt, aber die Kreditvergabe bleibt schleppend, und Unternehmen investieren kaum.
Um die Wirtschaft anzukurbeln, beschließt die Zentralbank eine quantitative Lockerung. Sie kündigt an, in den nächsten 12 Monaten Staatsanleihen und andere hochwertige Anleihen im Wert von 500 Milliarden Finanzdollar auf dem Sekundärmarkt zu kaufen. Die Zentralbank erwirbt diese Anleihen von Geschäfts-Banken und schreibt ihnen im Gegenzug entsprechende Beträge auf ihren Reservekonten bei der Zentralbank gut.
Durch diese Käufe steigt die Geldmenge im Finanzsystem erheblich. Die Nachfrage der Zentralbank nach Anleihen treibt deren Preise in die Höhe und senkt gleichzeitig ihre Rendite. Da die Renditen langfristiger Anleihen sinken, werden Hypotheken und Unternehmenskredite günstiger. Die Geschäftsbanken verfügen nun über größere Reserven und sind eher bereit, Kredite zu vergeben, was die Liquidität im gesamten Finanzsystem erhöht. Dies führt dazu, dass mehr Kapital in die Wirtschaft fließt, was Konsum und Investitionen anregen soll und so hoffentlich das Wirtschaftswachstum fördert und die Inflation auf das Ziel der Zentralbank von 2 % anhebt.
Praktische Anwendungen
Die quantitative Lockerung findet in verschiedenen Kontexten der Wirtschafts- und Finanzpolitik Anwendung:
- Bekämpfung von Deflation: In Zeiten, in denen die Preise fallen und die Wirtschaft stagniert, kann QL dazu beitragen, die Inflation wieder auf das Zielniveau der Zentralbank zu bringen, indem sie die Geldmenge erhöht.
- Stimulierung in Rezessionen: Wenn Zinssätze bereits nahe null sind, bietet QL eine alternative Möglichkeit, die Wirtschaft in einer Rezession zu stimulieren, indem sie die langfristigen Zinssätze weiter senkt und die Kreditvergabe fördert. Die US-Notenbank Federal Reserve setzte QL umfassend nach der Finanzkrise von 2008 und erneut während der COVID-19-Pandemie ein.
- Wiederherstellung der Marktliquidität: In Zeiten von Finanzkrisen k4ann die quantitative Lockerung die Liquidität in den Finanzmärkten wiederherstellen, indem die Zentralbank illiquide oder risikoreiche Vermögenswerte kauft, wodurch das Vertrauen wiederhergestellt und die normalen Marktfunktionen wieder aufgenommen werden.
- Unterstützung der Fiskalpolitik: Durch die Senkung der Rendite von Staatsanleihen kann QL die Kosten der Staatsverschuldung reduzieren und es Regierungen erleichtern, sich zu finanzieren, um fiskalische Konjunkturprogramme durchzuführen.
Einschränkungen und Kritikpunkte
Obwohl die quantitative Lockerung in kritischen Wirtschaftslagen eingesetzt wird, gibt es auch erhebliche Kritik und potenzielle Nachteile:
- Inflationsrisiko: Eine der Hauptbefürchtungen ist, dass die erhöhte Geldmenge im System zu einer unkontrollierbaren Inflation führen könnte. Obwohl dies in den ersten Phasen der QL in vielen Ländern nicht der Fall war, wird die Politik nachträglich oft mit dem starken Anstieg der Inflation nach der COVID-19-Pandemie in Verbindung gebracht.
- Vermögenspreisblasen: Die durch QL sinkenden Renditen traditioneller Anleihen können Anleger dazu drängen, in risikoreichere Vermögenswerte wie Aktien oder Immobilien zu investieren, was zur Bildung von Vermögenspreisblasen führen kann.
- Ungleichheit: Kritiker argumentieren, dass die quantitative Lockerung die Ungleichheit2 verschärfen kann, da die Hauptprofiteure höhere Vermögenswerte besitzen, deren Preise durch die Politik steigen. Die Vorteile der QL könnten somit ungleich verteilt sein.
- Moral Hazard: Indem die Zentralbank als "K1äufer der letzten Instanz" agiert, könnte QL Regierungen dazu ermutigen, ihre Schulden weiter zu erhöhen, da die Finanzierungskosten künstlich niedrig gehalten werden.
- Begrenzte Wirksamkeit: Die Wirksamkeit der QL in Bezug auf die Stimulierung der Kreditvergabe und des Wirtschaftswachstums ist umstritten. Einige Studien zeigen, dass die Effekte begrenzt sein können, insbesondere wenn Banken die zusätzliche Liquidität nicht weitergeben oder Unternehmen und Haushalte keine Kredite aufnehmen wollen, selbst wenn sie günstig sind.
Quantitative Lockerung vs. Zinserhöhung
Der grundlegende Unterschied zwischen Quantitativer Lockerung (QL) und einer Zinserhöhung liegt in der Richtung und dem Mechanismus der Geldpolitik sowie den Umständen, unter denen sie eingesetzt werden.
Merkmal | Quantitative Lockerung (QL) | Zinserhöhung |
---|---|---|
Ziel | Stimulierung der Wirtschaft, Bekämpfung von Deflation, Senkung langfristiger Zinsen. | Eindämmung der Inflation, Abkühlung der Wirtschaft, Stabilisierung der Währung. |
Mechanismus | Kauf von Anleihen und anderen Vermögenswerten durch die Zentralbank. | Anhebung des Leitzinses (z.B. des Hauptrefinanzierungssatzes). |
Effekt auf Liquidität | Erhöht die Liquidität im Finanzsystem. | Reduziert potenziell die Liquidität, da das Halten von Reserven attraktiver wird. |
Typische Anwendung | Wenn Zinsen bereits nahe null sind und traditionelle Maßnahmen ausgeschöpft sind. | Wenn die Wirtschaft überhitzt ist und die Inflation steigt. |
Während die quantitative Lockerung die Geldmenge erhöht und versucht, die Kosten für Kredite über das gesamte Spektrum zu senken, ist eine Zinserhöhung eine kontraktionäre Maßnahme, die darauf abzielt, die Geldmenge zu verringern, die Kreditvergabe zu verteuern und so die Nachfrage zu dämpfen, um die Inflation zu kontrollieren. Zentralbanken können nach einer Periode der quantitativen Lockerung zu Zinserhöhungen übergehen, sobald sich die wirtschaftliche Lage verbessert und die Inflation wieder zu einem Problem wird.
FAQs
Was ist der Hauptzweck der Quantitativen Lockerung?
Der Hauptzweck der Quantitativen Lockerung ist es, die Wirtschaft zu stimulieren, wenn der Leitzins bereits nahe null liegt und traditionelle geldpolitische Maßnahmen nicht mehr ausreichen. Sie zielt darauf ab, die Kreditvergabe zu fördern, Investitionen anzuregen und die Inflation auf das Zielniveau der Zentralbank zu bringen.
Wie unterscheidet sich Quantitative Lockerung von der normalen Geldpolitik?
Die normale Geldpolitik steuert die Wirtschaft hauptsächlich über die Anpassung des Leitzinses. Quantitative Lockerung wird angewendet, wenn dieser Zinssatz bereits auf oder nahe null ist. Anstatt den Kurzfristzins zu beeinflussen, konzentriert sich QL auf den Kauf großer Mengen langfristiger Anleihen, um deren Rendite zu senken und die Geldmenge direkt zu erhöhen.
Kann Quantitative Lockerung zu Inflation führen?
Ja, es ist eine Sorge, dass eine massive Erhöhung der Geldmenge durch Quantitative Lockerung langfristig zu Inflation führen kann, wenn die Wirtschaft die erhöhte Liquidität nicht absorbieren kann oder wenn das Wirtschaftswachstum die Erwartungen übertrifft. Die Beziehung ist jedoch komplex und hängt von vielen Faktoren ab.
Welche Vermögenswerte werden bei der Quantitativen Lockerung gekauft?
Zentralbanken kaufen im Rahmen der Quantitativen Lockerung typischerweise Staatsanleihen, können aber auch andere Vermögenswerte wie hypothekenbesicherte Wertpapiere (Mortgage-Backed Securities, MBS) oder Unternehmensanleihen erwerben, um bestimmte Marktsegmente zu stützen und die Liquidität zu erhöhen.
Wer profitiert von der Quantitativen Lockerung?
Theoretisch sollen die Vorteile der Quantitativen Lockerung der gesamten Wirtschaft zugutekommen, indem sie die Kreditvergabe, Investitionen und das Wirtschaftswachstum ankurbelt. In der Praxis profitieren jedoch Inhaber von Vermögenswerten (wie Aktien und Immobilien) oft direkt von steigenden Vermögenspreisen, was Bedenken hinsichtlich der Ungleichheit aufwirft.