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Quantitative lockerung

Was ist Quantitative Lockerung?

Quantitative Lockerung (QL), im Deutschen auch als Quantitative Lockerung bezeichnet, ist ein unkonventionelles geldpolitisches Instrument, das von einer Zentralbank eingesetzt wird, um die Wirtschaft anzukurbeln, wenn traditionelle Instrumente der Geldpolitik, wie die Senkung der Zinssätze, an ihre Grenzen stoßen oder keine ausreichende Wirkung mehr erzielen. Dabei kauft die Zentralbank in großem Umfang langfristige Anleihen und andere Finanzwerte von Geschäftsbanken und anderen Finanzinstituten, um die Liquidität im Finanzsystem zu erhöhen und die Kreditvergabe und Investitionen zu fördern.

Geschichte und Ursprung

Die Quantitative Lockerung wurde erstmals von der Bank of Japan (BOJ) als geldpolitisches Instrument eingesetzt. Im März 2001, nach einer Periode der Nullzinspolitik, führte die BOJ die Quantitative Lockerung ein, um die stagnierende Wirtschaft des Landes zu stimulieren. Sie erhöhte dabei ihre Zielvorgabe für die Girokontensalden der Geschäftsbanken bei der BOJ deutlich über die erforderlichen Mindestreserven hinaus, hauptsächlich durch den Kauf japanischer Staatsanleihen.

Nach der glo7balen Finanzkrise von 2008 wurde die Quantitative Lockerung zu einem wichtigen Bestandteil der Geldpolitik vieler westlicher Zentralbanken, darunter die US-Notenbank Federal Reserve (Fed), die Bank of England und die Europäische Zentralbank (EZB). Die Fed begann Ende 2008 mit dem Kauf von Hypothekenbesicherten Wertpapieren und Staatsanleihen, um die langfristigen Zinssätze zu senken und die Wirtschaft während und nach der "Großen Rezession" zu stimulieren. Die EZB startete 6im Januar 2015 ein erweitertes Ankaufprogramm, das im März 2015 begann, um die Wirtschaft im Euroraum zu stützen und die Inflation auf ihr 2%-Ziel zu bringen.

Wichtigste Erke5nntnisse

  • Quantitative Lockerung ist eine unkonventionelle geldpolitische Maßnahme, bei der eine Zentralbank in großem Umfang Vermögenswerte kauft.
  • Sie wird typischerweise eingesetzt, wenn die Leitzinsen bereits nahe Null liegen und weiterer monetärer Stimulus erforderlich ist.
  • Das Ziel der Quantitativen Lockerung ist es, die langfristigen Zinssätze zu senken, die Geldmenge zu erhöhen und die Kreditvergabe und Investitionen zu fördern.
  • Die Politik soll das Wirtschaftswachstum ankurbeln und eine Deflation verhindern.
  • Die Auswirkungen der Quantitativen Lockerung auf die Wirtschaft sind Gegenstand anhaltender Debatten und Kritiken.

Interpretation der Quantitativen Lockerung

Die Quantitative Lockerung (QL) wird in der realen Welt als ein Werkzeug zur Bewältigung von Perioden mit schwachem Wirtschaftswachstum oder drohender Deflation eingesetzt. Wenn die Leitzinsen einer Zentralbank, wie der Federal Funds Rate in den USA, bereits nahe Null liegen und die traditionelle Geldpolitik somit ihre Wirkung verliert, greifen Zentralbanken zur QL. Durch den Ankauf von Vermögenswerten, wie Staatsanleihen und Hypothekenbesicherte Wertpapiere, zielt die Zentralbank darauf ab, die langfristigen Zinssätze zu senken. Dies macht Kredite für Unternehmen und Verbraucher billiger, was Investitionen und Konsum anregen soll. Die erhöhte Nachfrage nach Anleihen treibt deren Preise in die Höhe und senkt gleichzeitig ihre Renditen, wodurch die Finanzierungskosten für die Wirtschaft sinken.

Hypothetisches Beispiel

Stellen Sie sich vor, eine Volkswirtschaft steckt in einer tiefen Rezession, und die Zentralbank hat ihren Leitzins bereits auf nahe 0 % gesenkt. Dennoch ist die Kreditvergabe der Banken gering, und Unternehmen investieren kaum. Um die Wirtschaft anzukurbeln, beschließt die Zentralbank eine Quantitative Lockerung.

  1. Zielsetzung: Die Zentralbank kündigt an, für eine bestimmte Zeit Staatsanleihen im Wert von 1 Billion Euro zu kaufen.
  2. Durchführung: Die Zentralbank kauft diese Anleihen von Geschäftsbanken. Um diese Käufe zu finanzieren, schreibt sie den Bankreserven der Geschäftsbanken bei der Zentralbank Guthaben gut. Es wird kein physisches Geld gedruckt; stattdessen werden digitale Reserven geschaffen.
  3. Auswirkungen auf Banken: Die Geschäftsbanken verfügen nun über überschüssige Reserven. Da diese Reserven bei der Zentralbank typischerweise nur geringe oder gar keine Zinsen abwerfen, haben die Banken einen Anreiz, diese Gelder anderweitig zu nutzen.
  4. Effekt auf Anleihemärkte: Die große Nachfrage der Zentralbank nach Anleihen treibt deren Preise in die Höhe und senkt ihre Renditen (Zinsen). Dies senkt die langfristigen Zinssätze im gesamten Finanzsystem.
  5. Anreiz zur Kreditvergabe: Mit billigeren Finanzierungskosten und einem Überfluss an Reserven sind Banken eher geneigt, Kredite an Unternehmen und Verbraucher zu vergeben.
  6. Wirtschaftliche Reaktion: Unternehmen können zu niedrigeren Zinsen Kredite aufnehmen, um in neue Projekte zu investieren, Arbeitsplätze zu schaffen und ihre Produktion zu steigern. Verbraucher profitieren von günstigeren Hypotheken und Konsumkrediten, was den Konsum ankurbelt. Das soll letztlich das Wirtschaftswachstum beleben.

Dieses Beispiel zeigt, wie die Quantitative Lockerung durch eine Erhöhung der Bankreserven und eine Senkung der langfristigen Zinssätze die Kreditvergabe und Investitionen in der Realwirtschaft stimulieren soll.

Praktische Anwendungen

Quantitative Lockerung findet typischerweise in Perioden wirtschaftlicher Not Anwendung, insbesondere wenn eine Volkswirtschaft mit einer Rezession oder einem Deflationsrisiko konfrontiert ist und die konventionellen geldpolitischen Instrumente, wie die Senkung des Leitzinses, ausgeschöpft sind.

  • Bekämpfung von Rezessionen: Nach der globalen [Finanzkrise](https://diversification. atrocious) von 2008 setzten die Federal Reserve, die Bank of England und die Europäische Zentralbank umfangreiche Programme zur Quantitativen Lockerung ein, um die Wirtschaft zu stabilisieren und die Kreditmärkte wiederzubeleben. Die Fed kaufte in großem Umfang Staatsanleihen und Hypothekenbesicherte Wertpapiere (MBS), um die langfristigen Zinssätze zu senken und die Wirtschaftstätigkeit anzukurbeln.
  • Abwehr von Deflation: In Zeiten sehr niedriger Inflati4on oder drohender Deflation, wie in Japan über längere Perioden, wird die Quantitative Lockerung eingesetzt, um die Geldmenge zu erhöhen und die Preise wieder anzuheben, um eine Abwärtsspirale aus sinkenden Preisen und Löhnen zu verhindern. Die Europäische Zentralbank führte ihre Ankäufe zur Quantitativen Lockerung unter anderem mit dem Ziel durch, die Inflation auf das 2%-Ziel anzuheben und Deflationsrisiken entgegenzuwirken.
  • Stabilisierung der Finanzmärkte: Die massiven Anleihekäufe während der Quantitativen Lockerung können die Liquidität in den Finanzmärkten erhöhen, das Vertrauen stärken und zur Stabilisierung der Vermögenspreise beitragen.

Einschränkungen und Kritikpunkte

Trotz ihrer Rolle als wichtiges geldpolitisches Instrument in Krisenzeiten ist die Quantitative Lockerung (QL) Gegenstand verschiedener Einschränkungen und Kritikpunkte.

Ein häufig genannter Kritikpunkt ist das Potenzial für Inflation. Durch die Erhöhung der Geldmenge und die Stimulierung der Nachfrage besteht das Risiko, dass die Preise zu schnell steigen, was die Kaufkraft des Geldes mindert. Einige Ökonomen befürchten auch, dass die QL zu Vermögensblasen führen kann, insbesondere an den Aktien- und Immobilienmärkten, da die Anreize für Anleger, in risikoreichere Vermögenswerte zu investieren, steigen.

Ein weiterer signifikanter Kritikpunkt betrifft die Auswirkungen auf die [Vermögensungleic2hheit](). Kritiker argumentieren, dass die QL die Preise von Finanzanlagen wie Aktien und Immobilien in die Höhe treibt, wovon in erster Linie Vermögende profitieren, die solche Anlagen besitzen. Dies könnte die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößern. Die Bank of England hat sich mit dieser Debatte auseinandergesetzt und argumentiert, dass die QL zwar die Vermögensungleichheit kurzfristig verschärfen könnte, aber die positiven Auswirkungen auf Beschäftigung und Löhne, die ohne QL schlechter ausgefallen wären, dies aufwiegen.

Zudem wird argumentiert, dass die Wirksamkeit der Quantitativen Lockerung bei der Stimulation der Realw1irtschaft begrenzt sein kann. Obwohl die QL die langfristigen Zinssätze senkt und die Bankreserven erhöht, ist nicht garantiert, dass Geschäftsbanken die zusätzlichen Reserven in Form von Krediten an Unternehmen und Haushalte weitergeben. Wenn die Nachfrage nach Krediten schwach ist oder die Banken ihre Bilanz lieber stärken möchten, bleibt die beabsichtigte Kreditvergabe aus.

Quantitative Lockerung vs. Quantitative Straffung

Quantitative Lockerung (QL) und Quantitative Straffung sind zwei gegensätzliche geldpolitische Strategien, die von Zentralbanken zur Steuerung der Wirtschaft eingesetzt werden. Während die Quantitative Lockerung darauf abzielt, die Geldmenge zu erhöhen und die Wirtschaftstätigkeit anzukurbeln, ist die Quantitative Straffung das genaue Gegenteil: Sie zielt darauf ab, die Geldmenge zu reduzieren und die Wirtschaft abzukühlen. Bei der Quantitativen Lockerung kauft die Zentralbank Anleihen und andere Vermögenswerte, um Liquidität in den Markt zu pumpen und die langfristigen Zinssätze zu senken. Im Gegensatz dazu verkauft die Zentralbank bei der Quantitativen Straffung ihre Bestände an Anleihen oder lässt sie auslaufen, ohne sie zu ersetzen. Dies entzieht dem Finanzsystem Liquidität, erhöht tendenziell die langfristigen Zinssätze und soll die Inflation kontrollieren oder die Wirtschaft vor Überhitzung schützen.

FAQs

1. Warum wird Quantitative Lockerung eingesetzt?

Quantitative Lockerung wird von Zentralbanken eingesetzt, wenn die Wirtschaft eine zusätzliche Stimulierung benötigt, aber die traditionellen geldpolitischen Instrumente, wie die Senkung der Zinssätze, bereits an ihrer Grenze sind (nahe null). Das Ziel ist, die Liquidität im Finanzsystem zu erhöhen, die langfristigen Zinsen zu senken und so Investitionen und Konsum anzukurbeln, um das Wirtschaftswachstum zu fördern und einer Deflation entgegenzuwirken.

2. Wie funktioniert Quantitative Lockerung?

Eine Zentralbank führt Quantitative Lockerung durch den Kauf großer Mengen von Finanzanlagen, wie Staatsanleihen oder Hypothekenbesicherte Wertpapiere, von Geschäftsbanken durch. Diese Käufe werden durch die Schaffung neuer Bankreserven finanziert. Die zusätzlichen Reserven erhöhen die Liquidität der Banken und sollen sie ermutigen, mehr Kredite zu vergeben, während die gestiegene Nachfrage nach Anleihen deren Preise erhöht und die Renditen (Zinssätze) senkt.

3. Was sind die Risiken der Quantitativen Lockerung?

Zu den Hauptkritikpunkten an der Quantitativen Lockerung gehören das Risiko einer hohen Inflation, da eine erhöhte Geldmenge die Preise in die Höhe treiben kann, und die Möglichkeit von Vermögensblasen in Märkten wie Aktien oder Immobilien. Außerdem kann sie die Vermögensungleichheit verschärfen, da die Wertsteigerung von Finanzanlagen hauptsächlich den Besitzern dieser Anlagen zugutekommt.

4. Haben alle Zentralbanken Quantitative Lockerung angewendet?

Viele große Zentralbanken weltweit haben in den letzten Jahrzehnten Quantitative Lockerung eingesetzt, insbesondere nach der globalen Finanzkrise von 2008 und während der COVID-19-Pandemie. Dazu gehören die Bank of Japan, die US-Notenbank Federal Reserve, die Europäische Zentralbank und die Bank of England.

5. Wann wird Quantitative Lockerung beendet?

Die Beendigung der Quantitativen Lockerung, oft als Quantitative Straffung bezeichnet, erfolgt, wenn die Zentralbanken der Ansicht sind, dass die Wirtschaft stark genug ist, um eine Reduzierung des monetären Stimulus zu verkraften, oder wenn Inflationsrisiken dominieren. Dies kann durch das Auslaufen von Anleihen ohne Neuanlage oder den aktiven Verkauf von Vermögenswerten aus der Bilanz der Zentralbank geschehen.