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Reserveanforderungen

Was sind Reserveanforderungen?

Reserveanforderungen sind ein geldpolitisches Instrument, das von einer Zentralbank eingesetzt wird, um den Betrag an Barmitteln festzulegen, den Geschäftsbanken als Mindestreserve halten müssen. Diese Reserven können entweder als Guthaben bei der Zentralbank oder als Bargeld im Tresor der Bank gehalten werden. Sie stellen einen Prozentsatz der gesamten Einlagen und anderer Verbindlichkeiten der Bank dar. Das Hauptziel von Reserveanforderungen innerhalb der Geldpolitik ist es, die Liquidität im Finanzsystem zu steuern und die Kreditvergabe von Banken zu beeinflussen.

Geschichte und Ursprung

Die Praxis, Reserven zu halten, begann mit den ersten Geschäftsbanken im frühen 19. Jahrhundert. Ursprünglich sollten diese Anforderungen sicherstellen, dass Banken über ausreichende Mittel verfügten, um ihren Verpflichtungen nachzukommen und plötzliche Abhebungen zu decken. In den Vereinigten Staaten wurden die ersten Reserveanforderungen nach der Panik von 1837 auf staatlicher Ebene eingeführt. Später, mit dem National Bank Act von 1863, wurden auch für Banken mit nationaler Charta Reserveanforderungen festgelegt. Nach der Grü11, 12ndung des Federal Reserve Systems im Jahr 1913 entwickelten sich die Reserveanforderungen von einem primären Instrument zur Sicherung der Liquidität einzelner Banken zu einem Werkzeug zur Steuerung der gesamten Kreditbedingungen und der Liquidität am Finanzmarkt.

Wichtige Erk10enntnisse

  • Reserveanforderungen legen den Mindestbetrag an Reserven fest, den Banken gegen ihre Einlagen halten müssen.
  • Sie dienen als geldpolitisches Instrument, um das Geldangebot in einer Volkswirtschaft zu beeinflussen und die Kreditschöpfung zu steuern.
  • Eine Erhöhung der Reserveanforderungen kann die Kreditvergabe der Banken einschränken, während eine Senkung sie fördern kann.
  • Zentralbanken nutzen Reserveanforderungen, um die Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten und die Preisstabilität zu unterstützen.

Formel und Berechnung

Die Berechnung der erforderlichen Reserven für eine Bank ist relativ einfach und basiert auf einem von der Zentralbank festgelegten Prozentsatz der berechnungsrelevanten Einlagen.

Die Formel lautet:

Erforderliche Reserven=Berechnungsrelevante Einlagen×Reservesatz\text{Erforderliche Reserven} = \text{Berechnungsrelevante Einlagen} \times \text{Reservesatz}

Hierbei gilt:

  • Erforderliche Reserven sind der Betrag, den eine Bank als Reserve halten muss.
  • Berechnungsrelevante Einlagen beziehen sich auf die Art und Menge der Einlagen, auf die die Reserveanforderung angewendet wird (z.B. Sicht-, Termin- oder Spareinlagen).
  • Reservesatz ist der von der Zentralbank festgelegte Prozentsatz.

Dieser Reservesatz kann je nach Art der Verbindlichkeiten oder der Größe der Bank variieren.

Interpretation der Reserveanforderungen

Die Höhe der Reserveanforderungen hat direkte Auswirkungen auf die Fähigkeit der Banken, Kredite zu vergeben, und somit auf die Geldmenge in der Wirtschaft. Wenn eine Zentralbank die Reserveanforderungen erhöht, müssen Banken einen größeren Teil ihrer Einlagen als Reserven halten. Dies reduziert die Menge an Geld, die sie für die Kreditvergabe zur Verfügung haben, was tendenziell zu höheren Zinssätzen und einer Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit führen kann. Umgekehrt, wenn die Reserveanforderungen gesenkt werden, haben Banken mehr überschüssige Reserven, die sie ausleihen können, was die Kreditvergabe fördert und das Wirtschaftswachstum ankurbeln kann. Die Interpretation der Reserveanforderungen ist daher eng mit der beabsichtigten Auswirkung auf die Wirtschaftsaktivität und die Inflation verbunden.

Hypothetisches Beispiel

Angenommen, eine Geschäftsbank, die "Beispielbank AG", hat 100 Millionen Euro an berechnungsrelevanten Einlagen. Die Zentralbank hat einen Reservesatz von 10 % festgelegt.

  1. Berechnung der erforderlichen Reserven:
    Erforderliche Reserven = 100.000.000 € × 0,10 = 10.000.000 €

Die Beispielbank AG muss somit 10 Millionen Euro als Reserven halten. Diese Mittel können nicht verliehen werden.

  1. Auswirkung einer Senkung:
    Würde die Zentralbank den Reservesatz auf 5 % senken, sähe die Berechnung wie folgt aus:
    Erforderliche Reserven = 100.000.000 € × 0,05 = 5.000.000 €

In diesem Szenario hätte die Beispielbank AG nun 5 Millionen Euro mehr an überschüssigen Reserven, die sie für die Kreditvergabe nutzen könnte. Dies erhöht das Potenzial für die Geldschöpfung im System.

Praktische Anwendungen

Reserveanforderungen sind ein zentrales Instrument der Bankenaufsicht und der Geldpolitik von Zentralbanken weltweit. Sie werden angewendet, um die finanzielle Stabilität zu gewährleisten und die Geldmenge im Umlauf zu steuern.

  • Geldmengensteuerung: Durch Anpassung des Reservesatzes kann eine Zentralbank die Menge der für die Kreditvergabe verfügbaren Mittel beeinflussen und damit die Gesamtwirtschaftsleistung steuern. Eine Erhöhung der Reserveanforderungen entzieht dem System Liquidität, während eine Senkung Liquidität freisetzt. Die Europäische Zentralbank (EZB) nutzt Mindestreserveanforderungen als ein Element ihres geldpolitischen Instrumentariums.
  • Finanzielle Stabilität: Reserveanforderungen können als makroprudenzi9elles Instrument eingesetzt werden, um systemische Risiken zu mindern. Sie helfen, Liquiditätspuffer gegen Schocks zu bilden und die Abhängigkeit von kurzfristigen Finanzierungen zu reduzieren.
  • Kapitalflüsse: In Schwellenländern können Reserveanforderungen dazu dienen, volatile Devisenkapitalflüsse zu steuern und die Kreditvergabe in Fremdwährungen zu beeinflussen. Die türkische Zentralbank erhöhte beispielsweise im Mai 2024 die Mindestreservequoten 8für kurzfristige auf Lira lautende Kredite aus dem Ausland, um die makrofinanzielle Stabilität zu stärken und den geldpolitischen Transmissionsmechanismus zu verbessern.

Einschränkungen und Kritikpunkte

Obwohl Reserveanforderungen ein etabliertes geldpolit5, 6, 7isches Instrument sind, unterliegen sie verschiedenen Einschränkungen und Kritikpunkten:

  • "Steuer" auf Banken: Ein häufiger Kritikpunkt ist, dass nicht verzinste oder unterhalb des Marktzinses verzinste Reserveanforderungen eine implizite "Steuer" auf Banken darstellen können. Dies kann die Rentabilität von Banken mindern und zu Wettbewerbsnachteilen führen, insbesondere im Vergleich zu Finanzinstitutionen, die diesen Anforderungen nicht unterliegen.
  • Finanzielle Disintermediation: Zu hohe Reserveanforderungen können Anreize für Banken sch4affen, Wege zu finden, Einlagen an der Reservepflicht vorbeizuleiten oder Aktivitäten in den Schattenbankensektor zu verlagern, was die Effektivität des Instruments untergraben kann.
  • Ungenaue Steuerung: Im Gegensatz zu anderen geldpolitischen Instrumenten wie [Offenmarktgesch3äften](https://diversification.com/term/offenmarktgeschaefte) können Änderungen der Reserveanforderungen große und abrupte Auswirkungen auf die Liquidität der Banken haben, was zu kurzfristigen Störungen auf den Finanzmärkten führen kann. Viele Zentralbanken ändern die Reserveanforderungen daher nicht häufig.
  • Reduzierte Relevanz: In einigen entwickelten Volkswirtschaften, wie den Vereinigten Staaten, wurden die Reserveanforderungen auf null gesenkt (zuletzt im März 2020), da Zentralbanken zunehmend andere Instrumente zur Liquiditätssteuerung und Zinskontrolle einsetzen. Dies deutet auf eine abnehmende Relevanz der Reserveanforderungen als primäres Instrument der Geldpolitik hin, insbesondere in einem Umfeld reichlicher Reserven.

Reserveanforderungen vs. Offenmarktgeschäfte

Reserveanforderungen und [Offenmarktgeschäfte](https://diversifi[1](https://www.elibrary.imf.org/display/book/9781557755988/ch002.xml), 2cation.com/term/offenmarktgeschaefte) sind beides wichtige Instrumente der Geldpolitik, die von Zentralbanken zur Steuerung der Liquidität und des Geldangebots eingesetzt werden, unterscheiden sich jedoch in ihrer Funktionsweise und direkten Auswirkungen.

Reserveanforderungen wirken als direkte regulatorische Vorschrift, die festlegt, wie viel Bargeld oder Guthaben Banken als unproduktive Reserven halten müssen. Eine Änderung des Reservesatzes zwingt Banken, ihre Reservehaltung anzupassen, was einen direkten und oft sprunghaften Einfluss auf ihre Kreditvergabefähigkeit hat.

Im Gegensatz dazu beinhalten Offenmarktgeschäfte den Kauf oder Verkauf von Staatsanleihen oder anderen Wertpapieren durch die Zentralbank auf dem freien Markt. Wenn die Zentralbank Wertpapiere kauft, erhöht sie die Reserven der Banken und pumpt Liquidität in das System. Verkauft sie Wertpapiere, entzieht sie dem System Liquidität. Offenmarktgeschäfte sind flexibler, nuancierter und werden häufiger zur Feinsteuerung der kurzfristigen Zinssätze und der Liquidität im Bankensystem eingesetzt, ohne dass Banken gezwungen sind, ihre Bilanzstrukturen abrupt anzupassen. Die meisten modernen Zentralbanken bevorzugen Offenmarktgeschäfte aufgrund ihrer Präzision und Flexibilität.

FAQs

1. Warum gibt es Reserveanforderungen?

Reserveanforderungen wurden ursprünglich eingeführt, um sicherzustellen, dass Banken über ausreichende Liquidität verfügen, um Abhebungen von Einlagen zu erfüllen. Heute dienen sie hauptsächlich dazu, die Geldmenge und die Kreditvergabe im Wirtschaftssystem zu steuern und die finanzielle Stabilität zu unterstützen.

2. Können Reserveanforderungen geändert werden?

Ja, Zentralbanken können die Reserveanforderungen jederzeit ändern, um ihre geldpolitischen Ziele zu erreichen. Änderungen sind jedoch selten, da sie erhebliche Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit der Banken und die Märkte haben können.

3. Was passiert, wenn eine Bank die Reserveanforderungen nicht erfüllt?

Wenn eine Bank die festgelegten Reserveanforderungen nicht erfüllt, kann sie mit Strafen belegt werden. Dazu gehören Bußgelder oder die Verpflichtung, sich fehlende Reserven am Interbankenmarkt oder direkt bei der Zentralbank zu leihen, oft zu einem höheren Zinssatz.

4. Sind Reserveanforderungen in allen Ländern gleich?

Nein, die Höhe und Anwendung von Reserveanforderungen variieren stark zwischen den Ländern und ihren jeweiligen geldpolitischen Rahmenwerken. Einige Länder, wie die USA, haben die Reserveanforderungen auf null gesenkt, während andere Länder sie weiterhin aktiv als geldpolitisches Instrument nutzen.

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