Was ist Geldschöpfung?
Geldschöpfung ist der Prozess, durch den neues Geld in einer Volkswirtschaft geschaffen wird, was zu einer Erhöhung der Geldmenge führt. Dieser fundamentale Vorgang ist ein Kernbestandteil der Geldpolitik und der gesamten Makroökonomie eines Landes. Die Geldschöpfung erfolgt primär auf zwei Ebenen: durch die Zentralbank, die Bargeld und die sogenannten Zentralbankguthaben schafft, und maßgeblich durch Geschäftsbanken durch die Vergabe von Krediten. Wenn Geschäftsbanken Kredite vergeben, schreiben sie dem Kreditnehmer einen Betrag auf dessen Konto gut, wodurch neues Giralgeld entsteht, das zuvor nicht existierte. Die Gelds50, 51chöpfung spielt eine entscheidende Rolle für das Wirtschaftswachstum und die Preisstabilität in einer modernen Wirtschaft.
Geschich49te und Ursprung
Die moderne Geldschöpfung, wie wir sie heute kennen, wurzelt im Prinzip des fraktionalen Reservesystems, das sich aus den Praktiken früher Goldschmiede und Bankiers entwickelte. Ursprünglich gaben Goldschmiede Quittungen für eingelagertes Gold aus. Da Kunden selten ihr gesamtes Gold auf einmal abholten, erkannten die Goldschmiede, dass sie mehr Quittungen ausgeben konnten, als sie tatsächlich Gold in ihren Tresoren hatten, und begannen, diese zusätzlichen Quittungen als Kredite zu vergeben. Dies markierte den Beginn der Geldschöpfung durch Kreditvergabe.
Im Laufe der Zeit entwickelten sich daraus formelle Bankensysteme, in denen Banken nur einen Bruchteil der Kundeneinlagen als Mindestreserve halten müssen und den Rest für die Kreditvergabe nutzen können. Mit der Etablierung vo48n Zentralbanken im 19. und frühen 20. Jahrhundert, wie der Federal Reserve in den USA im Jahr 1913, wurde die Kontrolle über die Geldschöpfung und die Geldmenge zentralisiert. Heute wird der Großteil des Geldes in der modernen Wirtschaft von Geschäftsbanken durch die Vergabe von Krediten geschaffen, nicht durch das "Drucken" von Bargeld durch die Zentralbank. Ein wegweisender Artikel de47r Bank of England aus dem Jahr 2014 verdeutlichte diesen Mechanismus und stellte einige populäre Missverständnisse über die Geldschöpfung klar.
Key Takeaways
- Geldschö45, 46pfung ist der Prozess der Schaffung neuen Geldes in einer Volkswirtschaft, der hauptsächlich durch Zentralbanken und Geschäftsbanken erfolgt.
- Geschäftsbanken schaffen Giral44geld (Buchgeld) durch die Vergabe von Krediten, indem sie entsprechende Beträge auf den Konten der Kreditnehmer gutschreiben.
- Zentralbanken beeinflussen die G42, 43eldschöpfung indirekt durch geldpolitische Instrumente wie die Festlegung von Zinssätzen und die Bereitstellung von Zentralbankgeld.
- Das fraktionale Reservesystem ermö40, 41glicht es Banken, ein Vielfaches der bei ihnen hinterlegten Einlagen als Kredite zu vergeben, wodurch die Geldmenge vervielfacht wird.
- Die Geldschöpfung ist entscheidend 39für die Wirtschaftstätigkeit, kann aber bei übermäßiger Ausweitung auch zu Inflation führen.
Formel und Berechnung
Die Geldschöpfung d37, 38urch Geschäftsbanken wird häufig durch den Geldschöpfungsmultiplikator veranschaulicht. Dieser Multiplikator zeigt, wie eine initiale Einlage im Bankensystem zu einer größeren Erhöhung der Geldmenge führen kann, basierend auf dem Mindestreserve-Satz.
Die Formel für den einfachen Geldschöpfungsmultiplikator lautet:
Dabei ist:
- (M) = Geldschöpfungsmultiplikator
- (rr) = Mindestreservesatz (als Dezimalzahl)
Diese Formel vereinfacht die Realität und geht davon aus, dass Banken keine Überschussreserven halten und Bargeldabhebungen minimal sind. In der Praxis ist der Prozess komplexer, da Banken Kredite auch unabhängig von einer direkten Einlage vergeben können und Zentralbanken die Geldschöpfung primär über Zinsraten und nicht direkt über Reserven steuern.
Interpretation der Geldschöpfung
Die Geldschöpfung ist ein d35, 36ynamischer Prozess, der eng mit der wirtschaftlichen Aktivität und der Geldpolitik verknüpft ist. Sie wird nicht einfach durch das Drucken von Banknoten bestimmt, sondern überwiegend durch die Kreditvergabe der Geschäftsbanken. Eine hohe Geldschöpfung durch umfangreiche Kreditvergabe kann ein Zeich34en für eine robuste Wirtschaft und Investitionsbereitschaft sein. Umgekehrt kann eine geringe Geldschöpfung auf eine verhaltene Wirtschaftstätigkeit oder eine restriktive Geldpolitik hindeuten.
Zentralbanken wie die Europäische Zentralbank oder die Federal Reserve steuern die Rahmenbedingungen für die Geldschöpfung, indem sie den Leitzins festlegen, zu dem sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld leihen können. Dies beeinflusst wiederum die Zinsen, die Geschäftsbanken für Kredite an Unterne32, 33hmen und Haushalte verlangen. Eine Senkung des Leitzinses macht Kredite günstiger und fördert die Kreditvergabe und somit die Geldschöpfung, während eine Erhöhung den gegenteiligen Effekt hat. Das Verständnis der Geldschöpfung ist entscheidend, um die Mechanismen der Geldpolitik und ihre Auswirkungen auf Inflation, Deflation und Wirtschaftswachstum zu erfassen.
Hypothetisches Beispiel
Angenommen, Sie zahlen 1.000 Euro Bargeld auf Ihr Konto bei 30, 31der Bank A ein. Dieses Bargeld ist Zentralbankgeld. Bank A hält einen Mindestreserve-Satz von 10 %. Das bedeutet, sie muss 100 Euro der Einlage als Reserve bei der Zentralbank halten. Die verbleibenden 900 Euro stehen Bank A für die Kreditvergabe zur Verfügung.
Ein Unternehmen beantragt bei Bank A einen Kredit von 900 Euro, um neue Maschinen zu kaufen. Bank A gewährt den Kredit und schreibt dem Unternehmen 900 Euro auf dessen Konto gut. An diesem Punkt wurden 900 Euro neues Giralgeld geschaffen. Das Unternehmen überweist die 900 Euro an den Maschinenhersteller, dessen Konto bei Bank B liegt. Nun hat Bank B eine neue Einlage von 900 Euro.
Bank B muss ebenfalls 10 % davon, also 90 Euro, als Mindestreserve halten. Die restlichen 810 Euro kann Bank B erneut verleihen. Wenn Bank B einen Kredit über 810 Euro vergibt, entsteht weiteres Giralgeld. Dieser Prozess der multiplen Geldschöpfung setzt sich fort, bis die ursprüngliche Bargeldeinlage durch die aufeinanderfolgenden Mindestreserven vollständig gebunden ist. Obwohl das ursprüngliche Bargeld (1.000 Euro) im System bleibt, ist die durch Kreditvergabe geschaffene Giralgeldmenge deutlich größer.
Praktische Anwendungen
Die Geldschöpfung ist ein zentraler Mechanismus in der Wirtschaft, der si28, 29ch in verschiedenen Bereichen manifestiert:
- Monetäre Steuerung: Zentralbanken nutzen die Kontrolle über die Geldschöpfung als primäres Instrument der Geldpolitik. Durch Offenmarktgeschäfte, die Beeinflussung des Leitzinses und die Festlegung von Mindestreserven steuern sie die Geldmenge und damit die Kreditkonditionen in der Wirtschaft. Dies beeinflusst wiederum die Investitionen und den Konsum.
- Wirtschaftliche Entwicklung: Die Fähigkeit der [Geschäftsbanken](https://diversification.com/term/g[26](https://www.federalreserve.gov/aboutthefed/fedexplained/monetary-policy.htm), 27eschaeftsbanken) zur Kreditvergabe und damit zur Geldschöpfung ist essenziell für die Finanzierung von Investitionen, Unternehmertum und Innovationen, die das Wirtschaftswachstum vorantreiben. Ohne die Fähigkeit zur Geldschöpfung wäre die Bereitstellung von Krediten stark eingeschränkt.
- Finanzsystemstabilität: Die Aufsicht über die Geldschöpfung und die Bankbilanzen ist entscheidend für die S25tabilität des Finanzsystems. Regulierungsbehörden achten darauf, dass die Banken über ausreichende Liquidität und Kapital verfügen, um das Risiko von Bankenpleiten zu minimieren.
- Staatsfinanzierung: Indirekt kann die Geldschöpfung auch die Finanzierung von Staatsausgaben beeinflussen. Wenn Zent23, 24ralbanken Staatsanleihen erwerben, erhöht dies die Geldmenge im System und kann somit die Zinskosten für Staaten senken. Die Federal Reserve erklärt ausführlich, wie sie durch ihre Maßnahmen die Kreditmärkte und die gesamte Wirtschaft beeinflusst.
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Limitationen und Kritikpunkte
Obwohl die Geldschöpfung ein essenzieller Motor der modernen Wirtschaft ist, birgt sie auch pote21nzielle Risiken und steht im Fokus verschiedener Kritikpunkte:
- Inflationsrisiko: Eine übermäßige oder unkontrollierte Geldschöpfung, insbesondere wenn sie nicht von einem entsprechenden Wachstum der realen Produktion begleitet wird, kann zu Inflation führen, also einem allgemeinen Anstieg des Preisniveaus. Die Aufgabe der Zentralbank ist es, die Geldschöpfung so zu steuern, dass Preisstabilität18, 19, 20 gewährleistet ist.
- Asset-Blasen: Überschüssige Liquidität im Finanzsystem, die durch umfangreiche Geldschöpfung entsteht, kann dazu führen, dass Kapital in Vermögenswerte wie Immobilien oder Aktien fließt, deren Preise sich über ihren fundamentalen Wert hinaus aufblähen (Asset-Blasen), was das Risiko eines plötzlichen Preisverfalls birgt. Die Geldpolitik steht hier vor der Herausforderung, Wirtschaftswachstum zu fördern, ohne Spekulationsblasen zu nähren.
- Ungleichheit: Kritiker argumentieren, dass die Art und Weise, wie Geld im aktuellen System geschaffen wird, Ungleichheiten verstärken kann. Da n16eues Geld oft durch Kreditvergabe an diejenigen entsteht, die bereits Vermögenswerte oder Sicherheiten besitzen, können die Vorteile der Geldschöpfung ungleich verteilt sein.
- Moral Hazard: Die implizite oder explizite Gewissheit, dass Zentralbanken im Krisenfall eingreifen, um das Finanzsystem zu stützen (z.B. durch quantitative Lockerung, eine Form der Geldschöpfung), kann bei Geschäftsbanken zu risikofreudigerem Verhalten führen, da sie wissen, dass sie im Notfall gerettet werden. Der IWF diskutiert diese und andere Risiken im Kontext der Geldpolitik. [IMF Blog]
Geldschöpfung vs. Geldwäsche
Obwohl die Begriffe ähnlich klingen mögen, sind Geldschöpfung und Geldwäsche grundlegend verschiedene Konzepte im Finanzwesen.
Geldschöpfung bezieht sich auf den legalen Prozess der Schaffung neuen Geldes in einer Volkswirtschaft. Dies geschieht, wie erläutert, hauptsächlich durch die Zentralbank (Schaffung von Bargeld und Zentralbankguthaben) und durch Geschäftsbanken (Schaffung von Giralgeld durch Kreditvergabe). Das Ziel der Geldschöpfung ist die Bereitstellung ausreichender Geldmenge für die Wirtschaft, um Transaktionen zu ermöglichen, Investitionen zu fördern und das Wirtschaftswachstum zu unterstützen.
Geldwäsche hingegen ist ein illegaler Vorgang, der darauf abzielt, die Herkunft von illegal erworbenen Geldern zu verschleiern und sie in den legalen Finanz- und Wirtscha14ftskreislauf einzuschleusen. Die Einnahmen stammen typischerweise aus kriminellen Aktivitäten wie Drogenhandel, Korruption oder Betrug. Das Ziel der Geldwäsche ist es, Vermögenswerte, die aus Straftaten st12, 13ammen, legitim erscheinen zu lassen, um sie nutzen zu können, ohne Verdacht zu erregen. Finanzinstitutionen 11und Behörden haben strenge Vorschriften zur Bekämpfung der Geldwäsche (Anti-Money Laundering, AML), die darauf abzielen, solche illegalen Finanzströme zu identi10fizieren und zu unterbinden.
Der entscheidende Unterschied liegt also in der Legalität und dem Zweck: Geldschöpfung ist ein legitimer, wirtschaftsfördernder Prozess, während Geldwäsche eine kriminelle Handlung ist, die die Finanzsysteme missbraucht.
FAQs
Wer schafft Geld?
Geld wird in einer modernen Wirtschaft hauptsächlich von zwei Akteuren geschaffen: den Zentralbanken, die Bargeld und digitale Reserven für Banken schaffen, und den Geschäftsbanken, die den Großteil des Giralgeldes (Buchgeld auf Konten) durch Kreditvergabe erschaffen.
Kann eine einzelne Bank unbegrenzt Geld schaffen?
Nein, eine einzelne Bank kann nicht unbegrenzt Geld schaffen. Ihre Fähigkeit zur Geldschöpfung ist durch verschiedene Faktoren begrenzt, darunter die Notwendigkeit, Mindestreserven bei der Zentralbank zu halten, die Nachfrage nach Krediten, die Bonität der Kreditnehmer und die allgemeine Geldpolitik der Zentralbank.
Führt Geldschöpfung immer zu Inflation?
Nicht zwangsläufig. Geldschöpfung führt zu Inflation, 7, 8wenn die Geldmenge schneller wächst als die verfügbare Menge an Gütern und Dienstleistungen in der Wirtschaft. Wenn die Geldschöpfung jedoch mit dem Wachstum der realen Produktion Schritt hält oder ungenutzte Kapazitäten aktiviert, muss sie nicht inflationär wirken.
Was ist der Unterschied zwischen Giralgeldschöpfung und Bargeldschöpfung?
Die Giralgeldschöpfung bezieht sich auf die Schaffung von Buchgeld (Sichteinlagen auf Bankkonten) durch [Geschäftsbanken](https:/4, 5, 6/diversification.com/term/geschaeftsbanken) durch Kreditvergabe oder den Kauf von Vermögenswerten. Die Bargeldschöpfung hingegen ist die Emission von physischen Banknoten und Münzen, die ausschließlich von der Zentralbank vorgenommen wird.
Welche Rolle spiele3n die Zinssätze bei der Geldschöpfung?
Zinssätze spielen eine entscheidende Rolle. Die Zentralbank 1, 2legt einen Leitzins fest, der die Kosten für die Geschäftsbanken beeinflusst, sich Zentralbankgeld zu leihen. Dies beeinflusst wiederum die Zinssätze, die Geschäftsbanken ihren Kunden für Kredite anbieten. Niedrigere Zinssätze fördern die Kreditvergabe und somit die Geldschöpfung, während höhere Zinssätze diese bremsen.