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Sekundaereinkommen

Was ist Sekundäreinkommen?

Sekundäreinkommen, im Kontext der Finanzplanung und Volkswirtschaftslehre, bezieht sich auf Einkünfte, die nicht direkt aus der primären Erwerbstätigkeit einer Person oder aus Kapitalanlagen stammen. Es handelt sich typischerweise um Transferzahlungen, bei denen keine direkte Gegenleistung in Form von Waren oder Dienstleistungen erbracht wird. Dieses Einkommen trägt wesentlich zum gesamten verfügbaren Einkommen eines Haushalts bei und kann dessen finanzielle Freiheit und Stabilität beeinflussen. Es umfasst eine breite Palette von Quellen, die über das traditionelle Gehalt oder Unternehmenseinkommen hinausgehen.

Geschichte und Ursprung

Das Konzept des Sekundäreinkommens ist eng mit der Entwicklung moderner Sozialsysteme und der makroökonomischen Buchführung verbunden. Im System der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) wird das Einkommen in verschiedene Stufen unterteilt, um die Verteilung und Umverteilung von Wohlstand in einer Wirtschaft abzubilden. Die "Sekundärverteilung des Einkommens" wurde als Kategorie eingeführt, um zu erfassen, wie Primäreinkommen – wie Löhne, Gehälter, Unternehmensgewinne und Kapitalerträge – durch Umverteilungsmechanismen wie Steuern und Sozialleistungen verändert werden.

Internationale Standards wie das "Balance of Payments and International Investment Position Manual" (BPM6) des Internationalen Währungsfonds (IMF) definieren Sekundäreinkommen im Kontext internationaler Transfers, wo es Transaktionen zwischen gebietsansässigen und gebietsfremden Einheiten ohne direkte Gegenleistung erfasst. Die systematische Erfassu6ng dieser Einkommensströme wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts immer wichtiger, da Regierungen begannen, umfassendere Sozialprogramme einzuführen und die Wirtschaft komplexer wurde, was die Notwendigkeit einer detaillierteren Analyse der Einkommensstrome für politische Entscheidungen verstärkte.

Kernpunkte

  • Sekundäreinkommen sind Einkünfte, die aus Transfers stammen und keine direkte Gegenleistung erfordern.
  • Es umfasst staatliche Leistungen, private Transfers und bestimmte Formen des Nebenerwerbs.
  • Dieses Einkommen ist entscheidend für die Berechnung des gesamten verfügbaren Einkommens eines Haushalts.
  • Sekundäreinkommen spielt eine wichtige Rolle in der Volkswirtschaftslehre zur Analyse von Einkommensverteilung und -umverteilung.
  • Es kann die finanzielle Resilienz erhöhen und zum Vermögensaufbau beitragen.

Formel und Berechnung

Da Sekundäreinkommen eine Sammelbezeichnung für verschiedene Einkommensarten ist, gibt es keine einzelne universelle Formel zu seiner Berechnung. Stattdessen wird es als die Summe aller relevanten Transferzahlungen und zusätzlichen Einkünfte erfasst.

Allgemein gilt:

Sekunda¨reinkommen=Summe aller Transferzahlungen+Summe sonstiger zusa¨tzlicher Einku¨nfte\text{Sekundäreinkommen} = \text{Summe aller Transferzahlungen} + \text{Summe sonstiger zusätzlicher Einkünfte}

Im makroökonomischen Kontext der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) wird das verfügbare Bruttoeinkommen (VBE) eines Sektors (z.B. Haushalte) wie folgt abgeleitet:

Verfu¨gbares Bruttoeinkommen (VBE)=Prima¨reinkommen (Saldo)+Sekunda¨re Einkommensu¨bertragungen (Netto)\text{Verfügbares Bruttoeinkommen (VBE)} = \text{Primäreinkommen (Saldo)} + \text{Sekundäre Einkommensübertragungen (Netto)}

Hierbei sind "Sekundäre Einkommensübertragungen (Netto)" die Differenz zwischen empfangenen und gezahlten laufenden Transfers (z.B. Steuerplanung, Sozialabgaben, Sozialleistungen).

Interpretation des Sekundäreinkommens

Sekundäreinkommen ist ein wichtiger Indikator für die finanzielle Gesundheit von Einzelpersonen, Haushalten und der Gesamtwirtschaft. Für Haushalte kann ein signifikanter Anteil des Einkommens aus sekundären Quellen auf eine Abhängigkeit von staatlichen Leistungen oder privaten Transfers hindeuten. Dies kann in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit eine wichtige finanzielle Absicherung bieten, aber auch auf eine geringere Autonomie bei der Generierung von Primäreinkommen hindeuten.

Auf makroökonomischer Ebene analysieren Ökonomen das Sekundäreinkommen, um die Einkommensverteilung und die Wirksamkeit von Umverteilungspolitiken zu bewerten. Ein hoher Anteil an staatlichen Transferleistungen im Sekundäreinkommen der Haushalte deutet auf einen starken Sozialstaat hin, der Ungleichheiten abfedern soll. Die OECD untersucht beispielsweise, wie Steuern und Transfers die Einkommensverteilung beeinflussen. Die Daten von Eurostat zeigen, dass Sozialleistungen einen erheblichen Anteil am verfügbaren Einkommen der Haushalte in der EU ausmachen.

Hypothethisches Beispiel

Betrachten wir den Fall von Herrn4 Müller, einem Rentner, dessen primäres Einkommen aus seiner Altersrente von monatlich 1.500 Euro besteht. Zusätzlich erhält Herr Müller folgende Sekundäreinkünfte:

  • Mieterträge aus einer kleinen Einliegerwohnung: 400 Euro pro Monat.
  • Dividenden aus Aktieninvestitionen: durchschnittlich 100 Euro pro Monat.
  • Zinseinnahmen aus einem Sparkonto: 20 Euro pro Monat.
  • Krankengeldzuschuss (im Rahmen einer privaten Versicherungspolice nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt): 50 Euro für den Monat.

Um Herrn Müllers gesamtes Sekundäreinkommen für den Monat zu berechnen, addieren wir diese Beträge:

400 Euro (Mieterträge) + 100 Euro (Dividenden) + 20 Euro (Zinseinnahmen) + 50 Euro (Krankengeldzuschuss) = 570 Euro.

Herr Müllers gesamtes monatliches Gesamteinkommen beträgt somit 1.500 Euro (Rente) + 570 Euro (Sekundäreinkommen) = 2.070 Euro. Dieses zusätzliche Einkommen trägt wesentlich zur Stabilität seines Ruhestands bei und ermöglicht ihm eine bessere Budgetierung seiner Ausgaben.

Praktische Anwendungen

Sekundäreinkommen findet in verschiedenen Bereichen praktische Anwendung:

  • Persönliche Finanzplanung: Für Einzelpersonen und Haushalte kann das Verständnis und die Maximierung des Sekundäreinkommens die finanzielle Resilienz erheblich verbessern. Es bietet zusätzliche Liquidität, die zur Schuldentilgung, zum Sparen oder für Investitionen genutzt werden kann.
  • Sozialpolitik und Wohlfahrt: Regierungen nutzen die Analyse des Sekundäreinkommens, um die Auswirkungen von Sozialleistungen, Subventionen und Steuern auf die Einkommensverteilung und Armutsbekämpfung zu bewerten. Programme wie Arbeitslosengeld, Kindergeld oder Wohngeld fallen in diese Kategorie und sind darauf ausgelegt, das verfügbare Einkommen zu erhöhen. Eurostat-Daten zeigen, dass Sozialleistungen einen wesentlichen Beitrag zum verfügbaren Einkommen der Haushalte in der Europäischen Union leisten.
  • National Accounts: In den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ist die Kategorie "Sekund3äreinkommen" entscheidend für die Berechnung des Bruttonationaleinkommens und des verfügbaren Bruttoeinkommens von Sektoren, da sie die Umverteilung von Einkommen innerhalb und zwischen Ländern abbildet.
  • Gig Economy und Nebenerwerb: Mit dem Aufkommen der Gig Economy tragen Einkünfte aus Plattformarbeit oder sogenannten "Side Hustles" zunehmend zum Sekundäreinkommen bei. Viele Menschen nutzen diese flexiblen Tätigkeiten, um ihr Haupteinkommen aufzubessern oder finanziellen Engpässen zu begegnen. Solche zusätzlichen Einkommensquellen können die fin2anzielle Diversifikation eines Haushalts stärken.
  • Altersvorsorgeplanung: Neben der regulären Rente können Altersvorsorge-Planer Sekundäreinkommensquellen wie private Rentenversicherungen oder Lizenzgebühren berücksichtigen, um den Lebensstandard im Ruhestand zu sichern.

Grenzen und Kritik

Obwohl Sekundäreinkommen eine wichtige Rolle spielt, gibt es auch Grenzen und Kritikpunkte:

  • Abhängigkeit: Eine zu starke Abhängigkeit von Sekundäreinkommen, insbesondere von staatlichen Transferleistungen, kann die finanzielle Unabhängigkeit einschränken und ist anfällig für Änderungen in der Regierungspolitik oder wirtschaftliche Schwankungen.
  • Stigmatisierung: In manchen Gesellschaften kann der Bezug bestimmter Sozialleistungen mit einer Stigmatisierung verbunden sein, obwohl sie oft notwendig sind, um Grundbedürfnisse zu decken.
  • Volatilität bei einigen Quellen: Einkünfte aus der Gig Economy oder variablen Dividenden können unregelmäßig sein, was die Finanzplanung erschwert und ein höheres Risikomanagement erfordert.
  • Messprobleme: Die genaue Erfassung aller Formen von Sekundäreinkommen, insbesondere informeller Nebenerwerbstätigkeiten, kann eine Herausforderung darstellen, was zu einer Unterschätzung des tatsächlichen verfügbaren Einkommens in offiziellen Statistiken führen kann.
  • Moral Hazard: Bei bestimmten Sozialleistungen kann die Debatte entstehen, ob sie Anreize zur Arbeitsaufgabe oder -verringerung s1chaffen (Moral Hazard), obwohl dies in der Realität oft komplexer ist und von vielen Faktoren abhängt.

Sekundäreinkommen vs. Passives Einkommen

Obwohl oft verwechselt, sind Sekundäreinkommen und Passives Einkommen nicht dasselbe, wobei passives Einkommen eine Form des Sekundäreinkommens sein kann.

  • Sekundäreinkommen ist der breitere Begriff und umfasst alle Einkünfte, die nicht aus der primären Erwerbstätigkeit stammen und bei denen keine direkte Gegenleistung in Form von Waren oder Dienstleistungen erbracht wird. Dies schließt sowohl passives Einkommen (wie Mieteinnahmen oder Zinseinnahmen) als auch Transfers (wie Sozialleistungen, Unterhaltszahlungen oder Geschenke) ein.
  • Passives Einkommen ist eine spezifische Art von Einkommen, die mit geringem oder gar keinem täglichen Aufwand generiert wird. Beispiele hierfür sind Mieteinnahmen, Dividenden aus Aktien, Zinsen aus Anleihen oder Erlöse aus dem Verkauf digitaler Produkte. Passives Einkommen erfordert oft eine anfängliche Investition von Zeit oder Kapital, danach aber nur minimale fortlaufende Anstrengungen.

Kurz gesagt, jedes passive Einkommen ist Sekundäreinkommen, aber nicht jedes Sekundäreinkommen ist passives Einkommen (z.B. staatliche Sozialleistungen sind Sekundäreinkommen, aber kein passives Einkommen im Sinne der Definition).

FAQs

Was sind typische Beispiele für Sekundäreinkommen?

Typische Beispiele sind staatliche Sozialleistungen (z.B. Arbeitslosengeld, Kindergeld, Renten, Wohngeld), private Transferzahlungen (z.B. Unterhaltszahlungen, Schenkungen), Einnahmen aus der Gig Economy, Mieteinnahmen aus Immobilien, Zinsen aus Ersparnissen oder Anleihen, Dividenden aus Aktien und Lizenzgebühren.

Unterscheidet sich Sekundäreinkommen vom Haupteinkommen?

Ja, das Haupteinkommen oder Primäreinkommen stammt in der Regel aus einer festen Anstellung (Lohn, Gehalt) oder aus selbstständiger Arbeit. Sekundäreinkommen hingegen sind zusätzliche Einkünfte, die nicht direkt aus der primären Erwerbstätigkeit resultieren und oft eine Form von Transfer oder passivem Ertrag darstellen.

Wie wichtig ist Sekundäreinkommen für Haushalte?

Sekundäreinkommen ist für Haushalte sehr wichtig, da es das gesamte verfügbare Einkommen erhöhen, die finanzielle Stabilität verbessern und eine wichtige finanzielle Absicherung in Krisenzeiten bieten kann. Es trägt zur Diversifikation der Einkommensquellen bei.

Wer erhält Sekundäreinkommen?

Sekundäreinkommen kann von einer Vielzahl von Personen oder Institutionen empfangen werden, darunter Rentner, Arbeitslose, Familien mit Kindern, Immobilienbesitzer, Investoren oder Personen, die Nebentätigkeiten ausüben. Es ist eine breite Kategorie, die viele verschiedene Einkommensströme umfasst.

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