Was ist Zwischenverbrauch?
Der Zwischenverbrauch, auch als "Intermediate Consumption" bekannt, ist ein grundlegendes Konzept der Makroökonomie und der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Er bezeichnet den Wert der Güter und Dienstleistungen, die im Produktionsprozess als Inputs verbraucht oder transformiert werden. Anders ausgedrückt handelt es sich um Produkte, die von einem Unternehmen von anderen Unternehmen gekauft und im Rahmen der eigenen Produktion vollständig aufgebraucht oder umgewandelt werden, um neue Güter oder Dienstleistungen zu erzeugen. Der Zwischenverbrauch ist somit ein entscheidender Bestandteil bei der Berechnung der Wertschöpfung und des Bruttoinlandsprodukts (BIP) eines Landes.
Geschichte und Ursprung
Die systematische Erfassung des Zwischenverbrauchs ist eng mit der Entwicklung der modernen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung verbunden. Der Bedarf an umfassenden und vergleichbaren Wirtschaftsdaten, insbesondere nach der Weltwirtschaftskrise und während der Kriegsplanung, führte in den 1930er-Jahren zur Intensivierung der Forschung in diesem Bereich. Die Schaffung internationaler statistischer Standards für die Erfassung und Aktualisierung vergleichbarer Daten war ein wichtiges Anliegen der Vereinten Nationen. Das erste international anerkannte "System of National Accounts" (SNA) wurde 1953 unter der Ägide der UN Statistical Commission veröffentlicht. Dieses System, das in späteren Revisionen (1968, 1993, 2008) kontinuierlich weiterentwickelt wurde, etablierte den Zwischenverbrauch als eine zentrale Messgröße zur Analyse der Wirtschaftsleistung. Die Ursprünge des SNA lassen sich bis zu einem Bericht des Unterausschusses für Volkseinkommensstatistiken des Sachverständigenausschusses des Völkerbundes aus dem Jahr 1947 zurückverfolgen, der unter der Leitung von Richard Stone entstand.
Kernpunkte
- 6 Der Zwischenverbrauch umfasst den Wert der Güter und Dienstleistungen, die als Inputs im Produktionsprozess verbraucht werden.
- Er ist ein zentraler Bestandteil zur Berechnung der Bruttowertschöpfung und des Bruttoinlandsprodukts (BIP).
- Typische Beispiele sind Rohstoffe, Hilfsstoffe, Energie oder externe Dienstleistungen (z. B. Rechtsberatung) für Unternehmen.
- Die korrekte Abgrenzung zum Endverbrauch ist entscheidend, um Doppelzählungen in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu vermeiden.
- Schwankungen im Zwischenverbrauch können Indikatoren für Veränderungen im Produktionswert und der allgemeinen Wirtschaftswachstum sein.
Formel und Berechnung
Der Zwischenverbrauch wird typischerweise als Teil der Berechnung der Bruttowertschöpfung im Rahmen der Produktionsrechnung ermittelt. Die Formel lautet:
Hierbei gilt:
- Produktionswert: Der Gesamtwert aller Güter und Dienstleistungen, die im Produktionsprozess einer Volkswirtschaft erzeugt werden.
- Bruttowertschöpfung: Die Differenz zwischen dem Produktionswert und dem Zwischenverbrauch. Sie misst den Wert, der durch die Produktionstätigkeit der Wirtschaftseinheiten hinzugefügt wird.
Interpretation des Zwischenverbrauchs
Der Zwischenverbrauch ist ein wichtiger Makroökonomische Indikatoren, der Aufschluss über die Struktur und Effizienz der Produktionsprozess innerhalb einer Volkswirtschaft gibt. Ein hoher Zwischenverbrauch im Verhältnis zum Produktionswert kann auf eine stark verflochtene Wirtschaft hindeuten, in der viele Vorleistungen zwischen Unternehmen ausgetauscht werden. Er kann aber auch auf eine geringere Wertschöpfung pro Produktionseinheit hinweisen, wenn die Kosten für Vorprodukte hoch sind.
Die Entwicklung des Zwischenverbrauchs im Zeitverlauf kann zudem Rückschlüsse auf die technologische Entwicklung, Veränderungen in den Lieferketten oder Preisentwicklungen (z.B. Inflation bei Rohstoffen) zulassen. Eine Zunahme des Zwischenverbrauchs bei stagnierender Bruttowertschöpfung könnte beispielsweise auf steigende Inputpreise oder eine geringere Produktivität hindeuten.
Hypothetisches Beispiel
Betrachten wir ein hypothetisches Szenario eines kleinen Bäckereibetriebs:
- Der Bäckereibetrieb produziert in einem Jahr Brote und Brötchen im Wert von 100.000 Euro. Dies ist sein Produktionswert.
- Für die Produktion kauft die Bäckerei Mehl, Hefe, Salz, Wasser und Energie im Wert von 30.000 Euro. Zudem fallen Kosten für die Wartung der Öfen durch einen externen Dienstleister in Höhe von 5.000 Euro an.
- Diese 30.000 Euro für Rohstoffe und 5.000 Euro für externe Dienstleistungen sind der Zwischenverbrauch der Bäckerei.
- Der gesamte Zwischenverbrauch beläuft sich somit auf 35.000 Euro.
- Die Bruttowertschöpfung der Bäckerei wäre dann 100.000 Euro (Produktionswert) minus 35.000 Euro (Zwischenverbrauch), also 65.000 Euro. Dieser Betrag repräsentiert den Wert, den die Bäckerei durch ihre eigene Tätigkeit (Arbeit und Kapitaleinsatz) dem Produktionsprozess hinzugefügt hat.
Praktische Anwendungen
Der Zwischenverbrauch findet breite Anwendung in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung und ist entscheidend für die Erstellung von Input-Output-Tabellen. Diese Tabellen zeigen die Verflechtungen zwischen den verschiedenen Wirtschaftszweigen auf, indem sie abbilden, welche Branchen welche Vorleistungen von anderen Branchen beziehen.
- BIP-Berechnung: Der Zwischenverbrauch ist eine Schlüsselkomponente bei der Berechnung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) nach der Entstehungsseite. Hier wird das BIP als Summe der Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche berechnet.
- Strukturanalysen: Durch die Analyse des Zwischenverbrauchs können Ökonomen die Abhängigkeiten zwischen Sektoren erkennen und die Struktur einer Wirtschaft bewerten. Beispielsweise kann die Bedeutung bestimmter Rohstoffe oder Dienstleistungen für die Gesamtproduktion abgeleitet werden.
- Konjunkturprognosen: Veränderungen im Zwischenverbrauch können als Frühindikatoren für die Konjunkturentwicklung dienen. Steigender Zwischenverbrauch deutet oft auf eine Belebung der Produktionsprozess hin, während ein Rückgang eine Abschwächung signalisieren kann.
- Internationale Vergleiche: Durch die Anwendung des international standardisierten Systems of National Accounts (SNA), welches den Zwischenverbrauch definiert, können internationale Vergleiche der Wirtschaftsstrukturen und der Wertschöpfung vorgenommen werden. Im Jahr 2022 wurden fast die Hälfte (48,7 %) aller Produkte in der EU für den Zwischenverbrauch verwendet, um andere Produkte herzustellen.
Einschränkungen und Kritikpunkte
Die Messung des Zwischenverbrauchs und de5r damit verbundenen Kennzahlen in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist mit verschiedenen Herausforderungen verbunden.
Eine der Hauptschwierigkeiten besteht in der korrekten Abgrenzung zwischen Zwischenverbrauch und Investitionen oder Konsumausgaben. Güter können je nach ihrer Verwendung entweder als Zwischenverbrauch oder als Endverbrauch klassifiziert werden. Beispielsweise können Computer von einem Unternehmen entweder als langfristige Investition oder als kurzfristiger Verbrauch für bestimmte Projekte verbucht werden.
Weitere Kritikpunkte umfassen:
- Datenverfügbarkeit und -qualität: Die Erfassung umfassender und präziser Daten über alle Transaktionen von Gütern und Dienstleistungen über alle Wirtschaftszweige hinweg ist eine enorme statistische Aufgabe. Oft sind Schätzungen und Imputationen notwendig, die zu Unsicherheiten führen können.
- Informelle Wirtschaft: Aktivitäten in der informellen Wirtschaft, die nicht offiziell erfasst werden, erschweren eine vollständige und genaue Messung des Zwischenverbrauchs und der gesamten Wirtschaftsleistung.
- Nicht-marktliche Aktivitäten: Bestimmte Aktivitäten, wie unbezahlte Hausarbeit oder ehrenamtliche Tätigkeiten, die einen Beitrag zur Wertschöpfung leisten, aber keinen Marktpreis haben, werden im Zwischenverbrauch und in der nationalen Gesamtrechnung im Allgemeinen nicht erfasst.
- Globalisierung und komplexe Lieferketten: Die zunehmende Internationalisierung der [Produkt4ionsprozess](https://diversification.com/term/produktionsprozess) und die Entstehung komplexer globaler Lieferketten stellen neue Herausforderungen für die genaue Zuweisung von Zwischenverbrauch und Wertschöpfung dar. Solche Ungenauigkeiten können die Aussagekraft von Kennzahlen wie dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) beeinträchtigen.
Zwischenverbrauch vs. Finaler Verbrauch
Der Zwischenverbrauch und der Finaler Verbrauch sind zwei zentrale Konzepte der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, die sich durch den Zweck des Konsums unterscheiden:
Merkmal | Zwischenverbrauch | Finaler Verbrauch |
---|---|---|
Zweck | Einsatz als Input zur Erzeugung neuer Güter und Dienstleistungen. | Direkte Befriedigung von Bedürfnissen und Wünschen. |
Beispiele | Rohstoffe für die Produktion, Energie, Transportkosten, Beratungsleistungen. | Konsumausgaben von Haushalten (Lebensmittel, Kleidung, Urlaub), Staatskonsum (öffentliche Dienstleistungen). |
Doppelzählung | Wird bei der Berechnung der Wertschöpfung abgezogen, um Doppelzählungen im BIP zu vermeiden. | Wird direkt in das BIP nach der Verwendungsseite einbezogen. |
Der Hauptunterschied liegt darin, ob ein Gut oder eine Dienstleistung im Produktionsprozess verbraucht wird, um ein anderes Produkt herzustellen (Zwischenverbrauch), oder ob es direkt zur Befriedigung eines Bedürfnisses dient (Finaler Verbrauch). Diese Unterscheidung ist grundlegend, um eine präzise Messung der nationalen Wirtschaftsleistung zu gewährleisten.
FAQs
F: Warum ist der Zwischenverbrauch wichtig für die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung?
A: Der Zwischenverbrauch ist entscheidend, um Doppelzählungen zu vermeiden, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) berechnet wird. Indem er vom Produktionswert abgezogen wird, ergibt sich die Bruttowertschöpfung, die den tatsächlichen Wertzuwachs einer Wirtschaft misst.
F: Gibt es internationale Standards für die Definition des Zwischenverbrauchs?
A: Ja, die Definition des Zwischenverbrauchs ist im "System of National Accounts" (SNA) international standardisiert, einem Regelwerk, das von den Vereinten Nationen, dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltbank, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der Europäischen Kommission gemeinsam herausgegeben wird. Dies gewährleistet die Vergleichbarkeit von Wirtschaftsdaten zwischen Ländern.
F: Welche Rolle spielt der Zwischenverbr1auch in der Unternehmensanalyse?
A: Obwohl der Zwischenverbrauch primär ein Makroökonomische Indikatoren ist, spiegeln die Kosten für Rohstoffe, Materialien und externe Dienstleistungen in der Gewinn- und Verlustrechnung eines Unternehmens dessen Zwischenverbrauch wider. Die Analyse dieser Kosten gibt Aufschluss über die Effizienz der Produktion und die Abhängigkeit von Vorleistungen.
F: Wie beeinflusst der Zwischenverbrauch die Analyse von Angebot und Nachfrage?
A: Der Zwischenverbrauch ist Teil der Nachfrage nach Vorleistungen und damit ein wichtiger Aspekt der gesamten Binnennachfrage. Er beeinflusst das Angebot und Nachfrage an den Märkten für Rohstoffe, Komponenten und Dienstleistungen, die in der Produktion verwendet werden.