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Erforderliche rendite

Was ist die erforderliche Rendite?

Die erforderliche Rendite, auch als Hürdenrendite bekannt, ist die minimale Rendite, die ein Investor oder ein Unternehmen von einer Investition erwarten muss, um das damit verbundene Risiko-Rendite-Profil zu rechtfertigen. Sie ist ein fundamentaler Begriff in der Unternehmensfinanzierung und der Investitionsbewertung, da sie als Benchmark dient, um die Attraktivität potenzieller Investitionsprojekte zu beurteilen. Die erforderliche Rendite berücksichtigt sowohl den Zeitwert des Geldes als auch die Entschädigung für das eingegangene Risiko.

Geschichte und Ursprung

Das Konzept der erforderlichen Rendite ist eng mit der Entwicklung der modernen Finanztheorie verbunden, insbesondere mit der Entstehung der Kapitalkosten und der Bewertung von Vermögenswerten. Historisch gesehen wurde die Risikobereitschaft von Investitionen oft intuitiv eingeschätzt. Mit der formalen Entwicklung der Portfoliotheorie durch Harry Markowitz in den 1950er Jahren und dem daraus abgeleiteten Kapitalkostenmodell (CAPM) in den frühen 1960er Jahren durch William F. Sharpe, John Lintner, Jack Treynor und Jan Mossin, erhielt die Bestimmung der erforderlichen Rendite eine wissenschaftliche Grundlage. Diese Modelle boten einen kohärenten Rahmen, um die erforderliche Rendite einer Investition mit ihrem inhärenten Risiko in Beziehung zu setzen.

Wicht4ige Erkenntnisse

  • Die erforderliche Rendite ist die Mindestrendite, die eine Investition erzielen muss, um als rentabel angesehen zu werden.
  • Sie berücksichtigt den Zeitwert des Geldes und die Entschädigung für das Risiko.
  • Die erforderliche Rendite wird oft mit Modellen wie dem Capital Asset Pricing Model (CAPM) oder den gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten (WACC) berechnet.
  • Sie dient als Diskontierungssatz bei der Bewertung zukünftiger Cashflows.
  • Ein Projekt wird in der Regel nur dann angenommen, wenn seine erwartete Rendite die erforderliche Rendite übersteigt.

Formel und Berechnung

Die erforderliche Rendite für das Eigenkapital wird häufig mithilfe des Capital Asset Pricing Model (CAPM) berechnet:

Re=Rf+β×(RmRf)R_e = R_f + \beta \times (R_m - R_f)

Dabei gilt:

  • (R_e) = Erforderliche Rendite (Eigenkapitalkosten)
  • (R_f) = Risikofreier Zinssatz (z. B. Rendite einer Staatsanleihe)
  • (\beta) = Beta-Koeffizient (Maß für das systematische Risiko des Vermögenswerts im Vergleich zum Gesamtmarkt)
  • (R_m) = Erwartete Marktrendite
  • ((R_m - R_f)) = Marktrisikoprämie

Die erforderliche Rendite kann auch als Bestandteil der gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten (WACC) verwendet werden, die die Eigenkapitalkosten und Fremdkapitalkosten eines Unternehmens berücksichtigt.

Interpretation der erforderlichen Rendite

Die erforderliche Rendite ist ein entscheidendes Kriterium für Investitionsentscheidungen. Sie gibt an, welche Mindestrendite ein Unternehmen oder ein Investor für eine bestimmte Risikostufe akzeptieren muss. Wenn die erwartete Rendite eines Projekts unter der erforderlichen Rendite liegt, sollte die Investition in der Regel nicht getätigt werden, da sie nicht ausreicht, um die Opportunitätskosten des Kapitals und das eingegangene Risiko zu decken. Eine höhere erforderliche Rendite deutet auf ein höheres wahrgenommenes Risiko oder höhere Opportunitätskosten hin. Umgekehrt impliziert eine niedrigere erforderliche Rendite entweder ein geringeres Risiko oder geringere Kapitalkosten.

Hypothetisches Beispiel

Angenommen, ein Unternehmen erwägt ein neues Projekt, das eine Investition von 1.000.000 € erfordert und über die nächsten fünf Jahre jährliche Cashflows von 250.000 € generieren soll. Der risikofreie Zinssatz beträgt 2 %, die erwartete Marktrendite 8 % und das Beta des Projekts wird auf 1,2 geschätzt.

  1. Berechnung der erforderlichen Rendite (Eigenkapitalkosten) mittels CAPM:
    (R_e = 2% + 1,2 \times (8% - 2%) = 2% + 1,2 \times 6% = 2% + 7,2% = 9,2%)

  2. Bewertung des Projekts:
    Das Unternehmen muss beurteilen, ob die zukünftigen Cashflows, diskontiert mit einer Rate von 9,2 %, den ursprünglichen Investitionsbetrag übersteigen (z. B. mittels des Nettobarwertes). Wenn der Nettobarwert positiv ist, würde das Projekt die erforderliche Rendite von 9,2 % übertreffen und wäre potenziell attraktiv. Ist der Nettobarwert negativ, würde das Projekt die Mindestanforderung nicht erfüllen.

Praktische Anwendungen

Die erforderliche Rendite findet in verschiedenen Bereichen der Finanzwelt Anwendung:

  • Kapitalbudgetierung: Unternehmen nutzen die erforderliche Rendite als Hürdenrendite, um zu entscheiden, ob sie in neue Projekte oder Anlagen investieren sollen. Nur Projekte, deren erwartete Rendite die erforderliche Rendite übersteigt, werden in Betracht gezogen.
  • Unternehmensbewertung: Bei der Bewertung von Unternehmen oder Geschäftsfeldern wird die erforderliche Rendite (oft in Form des WACC) verwendet, um zukünftige Gewinne oder Cashflows abzuzinsen und so den inneren Wert zu bestimmen.
  • Portfolioverwaltung: Investoren und Portfoliomanager verwenden die erforderliche Rendite, um die Angemessenheit der erwarteten Rendite von Vermögenswerten im Verhältnis zu ihrem Risiko zu beurteilen und die Allokation innerhalb eines Portfolios anzupassen.
  • Regulierungsentscheidungen: Regulierungsbehörden können die erforderliche Rendite in bestimmten Branchen nutzen, um faire Tarife oder Preise festzulegen, die den Kapitalgebern eine angemessene Vergütung ermöglichen. Die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde (SEC) verlangt beispielsweise umfassende Finanzinformationen von Unternehmen, um die Transparenz für Investoren zu gewährleisten und indirekt die Datengrundlage für solche Berechnungen zu sichern.
  • Zinssätze der Zentralbanken: Änderungen des Leitzinses du3rch Zentralbanken wie die Federal Reserve können den risikofreien Zinssatz beeinflussen, der wiederum ein Schlüsselelement bei der Berechnung der erforderlichen Rendite ist.

Einschränkungen und Kritikpunkte

Obwohl die erforderliche Rendit2e ein weit verbreitetes Konzept ist, gibt es bestimmte Einschränkungen und Kritikpunkte:

  • Annahmen der Modelle: Modelle wie das CAPM basieren auf idealisierten Annahmen (z. B. rationale Investoren, effiziente Märkte, Zugang zu risikofreien Anlagen), die in der Realität nicht vollständig erfüllt sind. Kritiker bemängeln, dass diese Annahmen die Anwendbarkeit in der Praxis einschränken können.
  • Schätzung der Parameter: Die genaue Schätzung von Parametern wie [Beta1](https://diversification.com/term/beta) und der Marktrisikoprämie kann komplex sein und zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Historische Daten sind nicht immer ein perfekter Indikator für zukünftige Risiken und Renditen.
  • Einzelfaktormodell: Das klassische CAPM ist ein Einzelfaktormodell, das nur das systematische Risiko berücksichtigt. Es gibt jedoch andere Risikofaktoren (z. B. Unternehmensgröße, Buchwert-zu-Marktwert-Verhältnis), die laut neueren Forschungsansätzen wie dem Fama-French-Modell ebenfalls Renditen erklären können.
  • Nicht-lineare Beziehungen: Die Annahme einer linearen Beziehung zwischen Risiko und Rendite mag in bestimmten Marktbedingungen nicht zutreffen.

Trotz dieser Einschränkungen bleibt das Konzept der erforderlichen Rendite ein nützliches Werkzeug für die finanzielle Analyse und Entscheidungsfindung, da es einen strukturierten Ansatz zur Berücksichtigung von Risiko und Rendite bietet.

Erforderliche Rendite vs. Erwartete Rendite

Die Begriffe erforderliche Rendite und Erwartete Rendite werden oft verwechselt, beschreiben jedoch unterschiedliche Konzepte. Die erforderliche Rendite ist die Mindestrendite, die ein Anleger für eine Investition mit einem bestimmten Risikoniveau verlangen muss, um sie als würdig zu erachten. Sie ist eine individuelle oder unternehmensspezifische Anforderung, die von den Opportunitätskosten und der Risikobereitschaft abhängt. Im Gegensatz dazu ist die erwartete Rendite die Rendite, die ein Investor oder Analyst prognostiziert oder erwartet, dass eine Investition über einen bestimmten Zeitraum hinweg erzielen wird, basierend auf historischen Daten, Marktanalysen oder Prognosen. Während die erforderliche Rendite eine Entscheidungsgrundlage für die Akzeptanz einer Investition bildet, ist die erwartete Rendite eine Schätzung des voraussichtlichen Ergebnisses.

FAQs

F: Was ist der Hauptzweck der erforderlichen Rendite?
A: Der Hauptzweck der erforderlichen Rendite besteht darin, eine Benchmark für Investitionsentscheidungen zu liefern. Sie hilft Unternehmen und Investoren zu beurteilen, ob die potenzielle Rendite einer Finanzierung oder eines Projekts das damit verbundene Risiko rechtfertigt und die Kapitalkosten deckt.

F: Woher bekomme ich den risikofreien Zinssatz für die Berechnung?
A: Der risikofreie Zinssatz wird typischerweise aus der Rendite von Staatsanleihen mit langer Laufzeit abgeleitet, da diese als relativ risikofrei angesehen werden. In den USA werden beispielsweise häufig die Renditen von US-Staatsanleihen herangezogen.

F: Kann die erforderliche Rendite negativ sein?
A: Theoretisch kann die erforderliche Rendite negativ sein, obwohl dies in der Praxis selten vorkommt und ungewöhnliche Marktbedingungen oder extrem hohe Sicherheit einer Anlage voraussetzen würde, bei der Anleger bereit wären, für die Verwahrung ihres Kapitals zu zahlen (z.B. in Zeiten extremer Deflation). Im Allgemeinen ist die erforderliche Rendite positiv, um Anleger für den Zeitwert des Geldes und das eingegangene Risiko zu entschädigen.

F: Unterscheidet sich die erforderliche Rendite für verschiedene Anlagetypen?
A: Ja, die erforderliche Rendite unterscheidet sich in der Regel für verschiedene Anlagetypen, da sie deren spezifische Risikomerkmale widerspiegelt. Eine risikoreichere Anlage, wie eine Aktie eines Start-ups, hat typischerweise eine höhere erforderliche Rendite als eine als sicherer geltende Anlage, wie eine dividendenstarke Blue-Chip-Aktie oder eine Staatsanleihe. Die erforderliche Rendite wird an das spezifische Risiko jedes Vermögenswerts angepasst.

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