Was sind Passiv gemanagte Fonds?
Passiv gemanagte Fonds sind Finanzprodukte, die darauf abzielen, die Wertentwicklung eines bestimmten Marktindex nachzubilden, anstatt ihn zu übertreffen. Im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds, bei denen ein Fondsmanager versucht, durch gezielte Auswahl von Wertpapieren und Timing des Marktes Alpha zu generieren, folgen passiv gemanagte Fonds einer vordefinierten Anlagestrategie. Dies geschieht in der Regel durch den Kauf aller oder einer repräsentativen Stichprobe der Wertpapiere, die in einem Referenzindex enthalten sind, und deren Gewichtung entsprechend. Gängige Beispiele für passiv gemanagte Fonds sind Indexfonds und Exchange Traded Funds (ETFs), die darauf ausgelegt sind, einen Benchmark wie den S&P 500 oder den DAX so genau wie möglich zu replizieren.
Geschichte und Ursprung
Die Idee hinter passiv gemanagten Fonds, insbesondere Indexfonds, hat ihre Wurzeln in der akademischen Forschung zur Markteffizienz. Die Hypothese effizienter Märkte, maßgeblich geprägt durch Eugene Fama, besagt, dass es schwierig ist, den Markt konsistent zu übertreffen, da alle verfügbaren Informationen schnell in die Wertpapierpreise einfließen. Angesichts5 dieser Erkenntnis entwickelte John Bogle in den 1970er Jahren die Idee eines Indexfonds, der es Anlegern ermöglichen sollte, die Marktrendite zu erzielen, ohne die hohen Kosten der aktiven Verwaltung.
Im Jahr 1976 führte Vanguard, unter der Leitung von John Bogle, den "First Index Investment Trust" ein, der heute als Vanguard 500 Index Fund bekannt ist. Dies war der erste Indexfonds, der für individuelle Anleger zugänglich gemacht wurde. Obwohl der Fon4ds anfangs als "Bogles Narrheit" verspottet wurde, revolutionierte er mit seinem Fokus auf niedrige Verwaltungsgebühren und breite Diversifikation die Investmentbranche und legte den Grundstein für die heute weit verbreitete passive Anlagestrategie.
Wichtige Erk3enntnisse
- Passiv gemanagte Fonds streben die Nachbildung eines Marktindexes an, nicht dessen Übertreffen.
- Sie zeichnen sich typischerweise durch deutlich niedrigere Kosten und Transaktionskosten im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds aus.
- Passive Fonds bieten eine breite Diversifikation und können dazu beitragen, das unsystematische Risiko zu reduzieren.
- Ihre Performance ist direkt an die des zugrunde liegenden Index gekoppelt.
- Sie basieren auf der Annahme, dass die Kapitalmärkte langfristig effizient sind und es schwierig ist, sie konsistent zu schlagen.
Interpretation von passiv gemanagten Fonds
Die Kernphilosophie hinter passiv gemanagten Fonds ist, dass Anleger langfristig am besten fahren, wenn sie versuchen, die Rendite des Gesamtmarktes zu erzielen, anstatt zu versuchen, ihn zu schlagen. Dies wird durch die Replikation eines breiten Marktindexes erreicht. Die Performance eines passiv gemanagten Fonds wird primär an seinem "Tracking Error" gemessen, also der Abweichung seiner Rendite von der des Referenzindex. Ein geringer Tracking Error ist hierbei wünschenswert, da er auf eine genaue Nachbildung hinweist.
Passiv gemanagte Fonds sind oft eine bevorzugte Wahl für Anleger, die an die Effizienz der Kapitalmärkte glauben und eine kostengünstige Möglichkeit suchen, an der Marktentwicklung teilzuhaben, ohne sich um die Auswahl einzelner Wertpapiere oder die Bewertung von Fondsmanagern kümmern zu müssen.
Hypothetisches Beispiel
Ein Anleger, Herr Müller, möchte in den deutschen Aktienmarkt investieren, ist aber nicht daran interessiert, einzelne Aktien auszuwählen oder die Performance aktiver Fonds zu überwachen. Er entscheidet sich stattdessen für einen passiv gemanagten Fonds, der den DAX 40 nachbildet.
- Schritt 1: Herr Müller wählt einen ETF aus, dessen Ziel es ist, die Wertentwicklung des DAX 40 abzubilden.
- Schritt 2: Der ETF kauft die 40 größten und liquidesten Unternehmen Deutschlands in den gleichen Proportionen, wie sie im DAX 40 gewichtet sind. Wenn beispielsweise Siemens 10 % des DAX 40 ausmacht, dann hält der ETF 10 % seines Vermögens in Siemens-Aktien.
- Schritt 3: Die Anlagestrategie des Fonds ist festgelegt: Er passt seine Bestände nur an, wenn sich die Zusammensetzung oder Gewichtung des DAX 40 ändert (z. B. durch vierteljährliche Indexanpassungen oder wenn ein Unternehmen in den Index aufgenommen oder aus ihm entfernt wird).
- Schritt 4: Nach einem Jahr stellt Herr Müller fest, dass der DAX 40 um 8 % gestiegen ist. Sein passiv gemanagter Fonds hat eine Rendite von 7,9 % erzielt, nach Abzug minimaler Verwaltungsgebühren. Dies zeigt, wie der Fonds die Marktrendite eng nachbildet, ohne dass ein aktives Portfoliomanagement erforderlich ist.
Praktische Anwendungen
Passiv gemanagte Fonds haben vielfältige Anwendungen im Investmentbereich:
- Langfristiger Vermögensaufbau: Sie eignen sich hervorragend für Anleger, die über lange Zeiträume hinweg vom Marktwachstum profitieren möchten, ohne hohe Kosten in Kauf nehmen zu müssen.
- Kernportfolio: Viele Anleger nutzen passiv gemanagte Fonds als "Kern" ihres Portfolios, um eine breite Marktpartizipation zu gewährleisten, und ergänzen dieses bei Bedarf mit aktiven Anlagen oder anderen spezifischen Strategien.
- Altersvorsorge: Aufgrund ihrer Kosteneffizienz und breiten Diversifikation sind sie beliebte Instrumente für die private Altersvorsorge, z. B. in Rentensparplänen.
- Einfachheit und Transparenz: Sie bieten eine einfache und transparente Möglichkeit, in Märkte zu investieren, da ihre Zusammensetzung direkt aus dem zugrunde liegenden Index abgeleitet wird.
- Globale Diversifikation: Über Exchange Traded Funds (ETFs) können Anleger kostengünstig in nahezu jeden globalen Markt oder jede Anlageklasse investieren.
- Performance-Vergleich: Der "S&P Indices Versus Active" (SPIVA) Report von S&P Dow Jones Indices zeigt regelmäßig, dass die Mehrheit der aktiv gemanagten Fonds ihre passiven Benchmarks über längere Zeiträume hinweg nicht übertreffen kann, insbesondere nach Gebühren.
Grenzen und Kritikpunkte
Obwohl passiv gemanagte Fonds viele 2Vorteile bieten, gibt es auch Kritikpunkte und Grenzen:
- Kein Outperformance-Potenzial: Per Definition können passiv gemanagte Fonds ihren Benchmark nicht übertreffen. Ihr Ziel ist es, die Marktrendite abzubilden, nicht Alpha zu generieren. In Zeiten, in denen aktive Manager die Möglichkeit haben könnten, Fehlbewertungen auszunutzen, partizipieren passive Fonds nicht daran.
- Marktverzerrung und Preisfindung: Einige Kritiker argumentieren, dass der zunehmende Trend zum passiven Investieren die Preisfindung an den Märkten beeinträchtigen könnte. Wenn immer mehr Kapital mechanisch in Indexfonds fließt, die einfach Marktindizes nachbilden, könnte dies dazu führen, dass die Preise von Wertpapieren weniger auf fundamentalen Analysen basieren und stärker durch den reinen Zufluss von passiv gemanagten Geldern beeinflusst werden. Dies könnte potenziell zu Fehlbewertungen oder einer erhöhten Korrelation zwi1schen den im Index enthaltenen Aktien führen, was die Vorteile der Diversifikation mindern könnte.
- Tracking Error: Obwohl passiv gemanagte Fonds versuchen, ihren Index genau nachzubilden, ist ein geringer "Tracking Error" (Abweichung von der Indexrendite) fast unvermeidlich, bedingt durch Transaktionskosten, Gebühren und die Komplexität der Replikation großer Indizes.
- Blindes Investieren: Passive Fonds kaufen alle Wertpapiere eines Index, unabhängig von ihrer individuellen Qualität oder Bewertung. Dies bedeutet, dass auch Unternehmen mit schlechten Fundamentaldaten oder überhöhten Bewertungen gekauft werden, solange sie Teil des Index sind.
Passiv gemanagte Fonds vs. Aktiv gemanagte Fonds
Passiv und Aktiv gemanagte Fonds stellen zwei grundlegend unterschiedliche Anlagestrategien dar. Passiv gemanagte Fonds verfolgen das Ziel, einen bestimmten Marktindex zu replizieren und dessen Performance zu spiegeln. Sie zeichnen sich durch niedrige Kosten, einen geringen Portfolio-Umschlag und eine breite Diversifikation aus, wodurch sie die durchschnittliche Marktrendite vor Kosten liefern. Ihre Existenz beruht auf der Prämisse der Markteffizienz, die besagt, dass Informationen schnell in die Preise einfließen und es schwierig ist, den Markt konsistent zu übertreffen.
Aktiv gemanagte Fonds hingegen versuchen, den Markt zu übertreffen, indem Fondsmanager durch eingehende Analysen und Marktprognosen Wertpapiere auswählen, die ihrer Meinung nach unterbewertet sind oder überdurchschnittliche Renditen erzielen werden. Dies führt in der Regel zu höheren Verwaltungsgebühren und einem höheren Portfolio-Umschlag, was wiederum höhere Transaktionskosten nach sich zieht. Während aktive Fonds das Potenzial haben, höhere Renditen als der Markt zu erzielen, tragen sie auch das Risiko der Underperformance. Die Wahl zwischen den beiden hängt von den individuellen Anlagezielen, der Risikobereitschaft und der Überzeugung des Anlegers über die Effizienz der Kapitalmärkte ab.
FAQs
Was ist der Hauptunterschied zwischen passiven und aktiven Fonds?
Der Hauptunterschied liegt im Anlageziel: Passive Fonds bilden einen Index ab, während aktive Fonds versuchen, diesen Index zu übertreffen. Passive Fonds haben typischerweise niedrigere Kosten, da sie weniger aktive Entscheidungen erfordern.
Sind passiv gemanagte Fonds für jeden Anleger geeignet?
Passiv gemanagte Fonds sind für viele Anleger geeignet, insbesondere für solche, die eine kostengünstige, breit diversifizierte Anlage suchen und an die langfristige Effizienz der Kapitalmärkte glauben. Sie sind eine solide Basis für langfristigen Vermögensaufbau, passen aber nicht für Anleger, die gezielt einzelne Sektoren oder Wertpapiere auswählen möchten.
Können passive Fonds auch Verluste machen?
Ja, passiv gemanagte Fonds können Verluste machen. Da sie einen Benchmark abbilden, partizipieren sie an dessen Auf- und Abwärtsbewegungen. Wenn der zugrunde liegende Index fällt, wird auch der passive Fonds an Wert verlieren. Das Risiko ist dabei breit über den Index verteilt.
Welche Rolle spielt die Diversifikation bei passiven Fonds?
Diversifikation ist ein zentraler Vorteil passiv gemanagter Fonds. Da sie in alle oder eine große Anzahl von Wertpapieren eines Index investieren, verteilen sie das Risiko über viele Vermögenswerte und Branchen, was das unsystematische Risiko erheblich reduziert.
Wie finde ich den richtigen passiv gemanagten Fonds?
Die Auswahl des richtigen passiv gemanagten Fonds hängt von dem Index ab, den Sie abbilden möchten, und von den Gebühren des Fonds. Achten Sie auf Fonds mit niedrigem "Tracking Error" und niedrigen Verwaltungsgebühren, da diese die Rendite des Index am besten nachbilden.