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Implizite volatilitaet

Was Ist Implizite Volatilität?

Implizite Volatilität ist ein zentrales Konzept im Bereich der Optionspreise und der Derivate. Sie repräsentiert die vom Markt erwartete zukünftige Volatilität eines Basiswerts, die aus dem aktuellen Marktpreis einer Option abgeleitet wird. Im Gegensatz zur historischen Volatilität, die auf vergangenen Preisbewegungen basiert, ist die implizite Volatilität zukunftsgerichtet und spiegelt die kollektiven Erwartungen der Marktteilnehmer wider. Sie ist ein entscheidender Faktor, der die Optionsprämie maßgeblich beeinflusst, da höhere erwartete Schwankungen in der Regel zu höheren Optionspreisen führen.

History and Origin

Die Geschichte der impliziten Volatilität ist eng mit der Entwicklung moderner Optionspreismodelle verbunden. Ein Meilenstein war die Veröffentlichung des Black-Scholes-Modells im Jahr 1973 durch Fischer Black und Myron Scholes. Dieses bahnbrechende Modell, für dessen Entwicklung Robert C. Merton und Myron S. Scholes 1997 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielten, bot erstmals eine theoretische Formel zur Bewertung von Optionen. Obwohl das Blac11k-Scholes-Modell die Volatilität als Eingabeparameter verwendet, ermöglichte es umgekehrt, aus dem beobachtbaren Marktpreis einer Option die implizite Volatilität abzuleiten. Diese Abkehr von der alleinigen Betrachtung historischer Daten hin zur Berücksichtigung von Markterwartungen revolutionierte den Optionshandel und das Risikomanagement.

Key Takeaways

  • Zukunftsgerichtet: Implizite Volatilität spiegelt die vom Markt erwartete zukünftige Preisbewegungsspanne eines Basiswerts wider.
  • Marktstimmung: Sie dient als Barometer für die Marktstimmung und das wahrgenommene Risiko.
  • Optionspreise: Eine höhere implizite Volatilität führt zu einer höheren Optionsprämie, da die Wahrscheinlichkeit eines Erreichens des Ausübungspreises steigt.
  • Abgeleiteter Wert: Sie wird nicht direkt beobachtet, sondern aus dem Marktpreis von Optionen mithilfe von Optionspreismodellen abgeleitet.
  • Handelsentscheidungen: Trader und Investoren nutzen implizite Volatilität für die Bewertung von Optionen, das Eingehen von Wetten auf zukünftige Volatilität und zur Absicherung von Portfolios.

Formula and Calculation

Implizite Volatilität hat keine direkte, explizite Formel, die sie aus anderen Variablen berechnet. Stattdessen wird sie iterativ aus einem Optionspreismodell, wie dem Black-Scholes-Modell, abgeleitet. Der Prozess funktioniert wie folgt:

Gegeben sind die folgenden bekannten Variablen:

  • Der aktuelle Marktpreis der Option
  • Der aktuelle Preis des Basiswerts (z.B. Aktie)
  • Der Ausübungspreis der Option
  • Der Verfallstag der Option
  • Der risikofreie Zinssatz

Das Black-Scholes-Modell, das den Preis einer Option berechnet, hat die Volatilität als einen seiner Eingabeparameter. Um die implizite Volatilität zu finden, setzt man den beobachteten Marktpreis der Option in die Black-Scholes-Formel ein und löst die Gleichung rückwärts nach der Volatilität auf. Da die Black-Scholes-Formel nicht direkt nach der Volatilität aufgelöst werden kann, werden numerische Methoden wie der Newton-Raphson-Algorithmus verwendet, um iterativ den Wert der Volatilität zu finden, der den Modellpreis dem tatsächlichen Marktpreis am nächsten bringt.

Interpreting die Implizite Volatilität

Die Interpretation der impliziten Volatilität ist entscheidend für die Einschätzung der Markterwartungen. Ein hoher Wert der impliziten Volatilität deutet darauf hin, dass die Marktteilnehmer in der Zukunft erhebliche Preisbewegungen des Basiswerts erwarten, sowohl nach oben als auch nach unten. Dies kann auf Unsicherheit, bevorstehende wichtige Nachrichtenereignisse (wie Gewinnberichte oder Zentralbankentscheidungen) oder allgemeine Marktängste hindeuten. Umgekehrt signalisiert ein niedriger Wert, dass die Marktteilnehmer relativ stabile Preise und geringere Schwankungen erwarten.

Analysten und Trader vergleichen die implizite Volatilität oft mit ihrer historischen Entsprechung, um festzustellen, ob Optionen teuer oder billig sind. Ein Anstieg der impliziten Volatilität bei fallenden Aktienmärkten ist ein häufig beobachtetes Phänomen und führt dazu, dass Indizes wie der VIX (Volatilitätsindex), der die implizite Volatilität des S&P 500 widerspiegelt, als "Angstbarometer" bezeichnet werden., Die implizite Volatilität ist somit ein Indikator für die 10R9isikowahrnehmung und die Marktstimmung der Anleger.

Hypothetical Example

Stellen Sie sich vor, eine [Call-Op8tion](https://diversification.com/term/call-option) auf die Aktie XYZ mit einem Ausübungspreis von 100 Euro und einem Verfallstag in drei Monaten wird derzeit für 5 Euro gehandelt. Der aktuelle Aktienkurs von XYZ beträgt 100 Euro. Ohne die implizite Volatilität zu kennen, ist es schwierig zu beurteilen, ob dieser Preis "fair" ist.

Mithilfe eines Optionspreisrechners, der das Black-Scholes-Modell zugrunde legt, würden Sie den aktuellen Optionspreis (5 Euro), den Aktienkurs (100 Euro), den Ausübungspreis (100 Euro), die Restlaufzeit (3 Monate) und den risikofreien Zinssatz eingeben. Der Rechner würde dann iterativ verschiedene Volatilitätswerte testen, bis der vom Modell berechnete Optionspreis dem Marktpreis von 5 Euro entspricht. Nehmen wir an, der Rechner ermittelt, dass eine implizite Volatilität von 25% erforderlich ist, um diesen Optionspreis zu erzeugen.

Diese 25% repräsentieren die aktuelle Erwartung des Marktes an die jährliche Schwankungsbreite der XYZ-Aktie über die nächsten drei Monate. Wenn die historische Volatilität der XYZ-Aktie in den letzten drei Monaten nur 15% betrug, deutet die höhere implizite Volatilität von 25% darauf hin, dass der Markt eine erhöhte Unsicherheit oder bevorstehende Ereignisse (z.B. Gewinnmitteilung) für die XYZ-Aktie erwartet, die zu größeren Kursschwankungen führen könnten.

Practical Applications

Die implizite Volatilität findet breite Anwendung in den Finanzmärkten und ist ein unverzichtbares Werkzeug für Investoren und Trader.

  • Optionsbewertung: Sie ist der wichtigste Parameter bei der Preisgestaltung von Optionen. Trader nutzen die implizite Volatilität, um zu beurteilen, ob Optionen im Verhältnis zu ihrer erwarteten zukünftigen Schwankung über- oder unterbewertet sind.
  • Risikomanagement und Absicherung: Portfoliomanager nutzen die implizite Volatilität, um das Risiko in einem Portfolio zu messen und entsprechende Absicherungsstrategien zu entwickeln. Ein Anstieg der impliziten Volatilität signalisiert höhere potenzielle Verluste und veranlasst oft zu einer Erhöhung der Absicherung.
  • Marktstimmung und Prognose: Indizes wie der Cboe Volatility Index (VIX) basieren auf der impliziten Volatilität und gelten als Indikatoren für die allgemeine Marktstimmung und das Risikobewusstsein., Ein höherer VIX-Wert wird oft mit erhöhter Angst oder Unsicherheit im Markt assoziiert., Die Fe7d6eral Reserve Bank of San Francisco hob hervor, dass die implizite Volatilität von Aktienop5t4ionen als Maß für die Unsicherheit und die Risikoprämie am Aktienmarkt dienen kann. https://www.frbsf.org/economic-research/publications/economic-letter/2009/february/implied-volatility-equity-premium/
  • Handelsstrategieen: Viele komplexe Optionsstrategien, wie Volatilitäts-Arbitrage oder Straddles, basieren auf der Erwartung, dass die implizite Volatilität von ihrem aktuellen Niveau abweichen wird. Trader spekulieren auf die Veränderung der Volatilität selbst, nicht nur auf die Richtung des Basiswerts.

Limitations and Criticisms

Trotz ihrer weiten Verbreitung und Nützlichkeit unterliegt die implizite Volatilität bestimmten Einschränkungen und Kritikpunkten:

  • Modellabhängigkeit: Die Berechnung der impliziten Volatilität hängt stark von dem verwendeten Optionspreismodell ab (z.B. Black-Scholes). Jedes Modell basiert auf bestimmten Annahmen, die in der Realität nicht immer zutreffen (z.B. konstante Volatilität, keine Dividenden, europäische Optionen). Abweichungen von diesen Annahmen können zu Verzerrungen führen.
  • Keine Richtungsangabe: Implizite Volatilität misst lediglich die erwartete Amplitude der Preisbewegung, nicht deren Richtung. Eine hohe implizite Volatilität kann auf erwartete große Bewegungen nach oben oder unten hindeuten.
  • Volatilitätslächeln/-schiefen: In der Praxis ist die implizite Volatilität nicht für alle Ausübungspreise und Verfallstage identisch. Das sogenannte "Volatilitätslächeln" oder "Volatilitätsschiefen" beschreibt das Phänomen, dass Optionen mit Ausübungspreisen weit aus dem Geld oder weit im Geld eine höhere implizite Volatilität aufweisen können als Optionen am Geld. Dies widerspricht den Annahmen vieler einfacher Modelle.
  • Prognosegenauigkeit: Während die implizite Volatilität eine zukunftsgerichtete Erwartung darstellt, ist sie keine perfekte Prognose der zukünftigen realisierten Volatilität. Studien haben gezeigt, dass die implizite Volatilität oft eine Risikoprämie für Unsicherheit enthält und die tatsächliche zukünftige Volatilität tendenziell überschätzt. https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=1602330
  • Liquidität: Bei illiquiden Optionen oder Märkten kann die implizite Volatilität aufgrund geringer Handelsvolumina und breiter Bid-Ask-Spreads unzuverlässig sein.

Implizite Volatilität vs. Historische Volatilität

Implizite Volatilität und Historische Volatilität sind beides Maße für die Volatilität eines Finanzinstruments, unterscheiden sich jedoch grundlegend in ihrer Berechnung und Aussagekraft.

MerkmalImplizite VolatilitätHistorische Volatilität
BedeutungVom Markt erwartete zukünftige Schwankungsbreite.Tatsächliche Schwankungsbreite der Vergangenheit.
BerechnungAus Optionspreisen abgeleitet (iterativ).Aus historischen Kursdaten berechnet (z.B. Standardabweichung von Renditen).
ZeitperspektiveZukunftsgerichtet (Forward-looking).Vergangenheitsbasiert (Backward-looking).
AussagekraftSpiegelt die kollektive Marktstimmung und Erwartungen wider.Beschreibt die tatsächlichen Schwankungen der Vergangenheit.
NutzenWichtig für Optionspreise, Arbitrage und das Einschätzen von Marktrisiken.Gut zur Analyse vergangener Kursmuster und als Basis für statistische Modelle.

Während die historische Volatilität eine objektive Messung vergangener Preisbewegungen darstellt, ist die implizite Volatilität eine subjektive, aber marktrelevante Einschätzung der zukünftigen Schwankung. Ein Trader, der eine Handelsstrategie plant, wird oft beide Werte vergleichen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

FAQs

1. Warum ist implizite Volatilität so wichtig für Optionen?

Implizite Volatilität ist der wichtigste Faktor für die Optionsprämie, der nicht direkt beobachtbar ist. Sie fasst alle Markterwartungen über zukünftige Preisbewegungen zusammen. Eine höhere erwartete Volatilität bedeutet, dass das Eintreffen extremerer Szenarien wahrscheinlicher ist, was den Wert einer Call-Option (bei steigenden Preisen) oder einer Put-Option (bei fallenden Preisen) erhöht.

2. Kann man implizite Volatilität direkt handeln?

Nein, die implizite Volatilität selbst kann nicht direkt gehandelt werden. Sie ist ein abgeleiteter Wert. Investoren können jedoch Finanzinstrumente wie Derivate (z.B. VIX-Futures oder -Optionen) nutzen, um auf Veränderungen der impliziten Volatilität zu spekulieren. Dies erfordert jedoch ein tiefes Verständnis der Volatilitätsdynamik und birgt eigene Risiken.

3. Was ist der VIX-Index und wie hängt er mit impliziter Volatilität zusammen?

Der VIX-Index (Cboe Volatility Index) ist ein weit beachteter Indikator für die vom Markt erwartete 30-Tage-Volatilität des S&P 500 Index. Er wird aus den Preisen einer breiten Palette von S&P 500-Optionen abgeleitet und ist im Wesentlichen ein Maß für die implizite Volatilität des breiten US-Aktienmarktes. Er wird oft als "Angstbarometer" bezeichnet, da er tendenziell steigt, wenn die Marktunsicherheit zunimmt.,

4. Bedeutet eine hohe implizite Volatilität immer, dass der Kurs fallen wird?

Ne3in, eine hohe implizite Volatilität bedeutet lediglich, dass der Markt größere Preisschwankungen erwartet, 2o1hne eine Richtung anzugeben. Der Kurs kann sowohl stark steigen als auch stark fallen. Trader nutzen dies, um Handelsstrategieen zu implementieren, die von der Größe der Bewegung profitieren, unabhängig von der Richtung.

5. Warum unterscheidet sich die implizite Volatilität oft von der historischen Volatilität?

Die implizite Volatilität ist zukunftsgerichtet und spiegelt die aktuellen Erwartungen des Marktes wider, während die Historische Volatilität lediglich die Schwankungen der Vergangenheit misst. Die Erwartungen der Anleger (und damit die implizite Volatilität) können sich aufgrund von bevorstehenden Ereignissen, veränderter Marktstimmung oder neuen Informationen ändern, auch wenn sich die tatsächlichen vergangenen Schwankungen nicht geändert haben. Dies erklärt, warum die beiden Werte oft voneinander abweichen.

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